Volkswagen will trotz seiner massiven Elektroauto-Offensive vorerst keine eigenen Batteriezellen fertigen. Stattdessen ruft der Wolfsburger Autokonzern seine Partner dazu auf, große Akkufabriken zu bauen.
Vorstandschef Herbert Diess will, dass Joint-Venture-Partner wie SK Innovation große Akkuwerke mit einer jährlichen Produktionskapazität von mindestens einer Gigawattstunde (GWh) hochziehen. „Alles darunter ergibt wenig Sinn“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters im Rahmen der Branchenmesse Auto Shanghai.
Volkswagen hat im letzten Jahr verkündet, für 40 Milliarden Euro Batteriezellen in Auftrag gegeben zu haben. Zu den Lieferanten gehören neben SK Innovationen die ebenfalls aus Asien stammenden Akkuzulieferer LG Chem, Samsung SDI sowie CATL.
Europas größter Automobilhersteller will 16 seiner Fabriken für die Fertigung von Elektroautos umrüsten. Die Marken des Konzerns – etwa VW, Audi, Skoda und Seat – sollen in den nächsten Jahren Dutzende Modelle mit Batterieantrieb verkaufen. Die Zahl der für die nächste Dekade projektierten Stromer wurde zuletzt von 15 Millionen auf nun 22 Millionen Stück angehoben.
Um die Versorgung mit Energiespeichern zu sichern, könnte sich Volkswagen an einzelnen Lieferanten beteiligen. „Wir ziehen Investitionen in Akkufertiger in Betracht, um unsere Elektrifizierungs-Offensive zu untermauern und das erforderliche Know-how aufzubauen“, heißt es.
hu.ms meint
Es besteht auch die möglichkeit, VW handelte nach erfahrungswerten:
Abhängig von zulieferern waren sie bei der bisherigen fahrzeugproduktion auch.
Sie gingen davon aus, das die zellen genauso ein zulieferteil sind wie sitze oder abgaskrümmer.
Weshalb sich mit dem nachbau von teilen abgeben, die andere zu akzeptablen konditionen liefern können – war der denkansatz.
Die strategie, sich in bezug auf die eigenproduktion von batteriezellen auf die zukunftstechnologien zu setzen ist vermutlich erst später entstanden, als klar wurde, dass der akku die wichtigste hardware ist – so wie bisher der motor.
alupo meint
Es war seit der Zeit, als in Stuttgart die elektrisch angetriebenen Brauerei-LKWs den Diesel-LKWs weichen mussten klar, dass der Akku der Engpaßfaktor bei der eMobilität war und noch ist.
Wie lange ist das her? Ich schätze so um die 100 Jahre?
Aber schön wenn das jetzt auch in Wolfsburg bekannt wurde. Schon faszinierend, wie schnell sich sowas herumspricht ;-).
Priusherby meint
Zitat:“Vorstandschef Herbert Diess will, dass Joint-Venture-Partner wie SK Innovation große Akkuwerke mit einer jährlichen Produktionskapazität von mindestens einer Gigawattstunde (GWh) hochziehen.“
Wenn dann jeder elektrische VW eine 64kWh-Batterie erhält, dann kann VW gerade einmal 15.625 Autos damit bauen. Ob Diess weiß, was er sagt?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Diess sagt mal so und mal so. Ich traue ihm nicht über den Weg. Alle sollen das Risiko Zellenproduktion eingehen, nur VW nicht. Man kann es ja mal versuchen.
Und die rd. 16.000 Autos, die er dann bestückt mit 64 kWh-Batterie bauen könnte sind ein Witz (ich sehe auch die 64 kWh-Batterie als Standard für Mittelklasse-Fahrzeuge an).
Deswegen weiß ich nicht, wie VW seine Zukunft auf Basis von E-Fahrzeugen gestalten will. Wenn man schon das große Geld sparen möchte mit dem Limitieren von Farbkopien, sollte man jedoch ein paar Euros in den Kauf von Taschenrechner stecken; das könnte helfen, die Fakten transparent zu gestalten.
Remo meint
Zitat: „Wenn man schon das große Geld sparen möchte mit dem Limitieren von Farbkopien, sollte man jedoch ein paar Euros in den Kauf von Taschenrechner stecken;“
???????????? Der Satz war wirklich nicht schlecht…
Pamela meint
Ach Mensch, VW !
Wollt Ihr jetzt irgendwie ein bisschen was machen, oder wollt Ihr’s richtig machen ?
Ist doch klar, was passieren muss. „Neu“ ist die große Chance und „selber“ ist das Geheimrezept. Traut Euch doch mal was.
Auf die asiatischen Zellfertiger habt Ihr nur marginal Einfluss.
Hier könnt Ihr eine neue Industrie aufbauen, da sammelt man Erfahrungen, wird schlau und ist gewappnet auch für die nächsten Generationen von Speichern.
Hier kann man gleich mit 100% selbsterzeugtem Ökostrom bauen – da bleiben die komische-barth-tragenden Unsinn-Erzähler glatt stumm, was die CO2-Bilanz von VW-BEV’s anginge.
Schmeißt doch mal ein paar BWLer aus den 2., 3. und 4. Managerebenen raus und holt Euch Leute, die was können in Sachen Zelltechnologie und -fertigung.
Und wenn Partnerschaft – dann nur mit einem !
Diese Rumklügelei in großer Runde, wo sich einer hinter dem anderen versteckt und es allen nur um Subventionen geht – bringt doch nix.
Schnappt Euch den Altmayer und dann noch BASF oder Varta oder wen auch immer aus der Nähe und dann haut rein.
Neneneee ! Wenn man nicht alles selber macht ! ;-)
alupo meint
Ich glaube nicht dass sich VV das zutraut. Und BASF will das nicht und traut es sich m.M.n. auch nicht zu, wie ich weiter unten geschrieben bzw. vermutet habe.
nilsbär meint
„Wir ziehen Investitionen in Akkufertiger in Betracht…“
Das erscheint mir als vernünftige Strategie. Nur bei wem? Die koreanische Regierung und die verschachtelte Struktur der koreanischen Firmenkonglomerate wird es wohl unmöglich machen, einen relevanten Anteil an LG Chem, Samsung SDI oder SK Innovation zu erwerben. Bei der chinesischen CATL und BYD ist es gesetzlich unmöglich. Wer bleibt? Panasonic? Kleinere Fertiger?
Remo meint
Das kann man jetzt auf viele Weisen lesen. Entweder die Festkörperzelle ist tatsächlich so klar in der Pipe, dass VW die in vlt 5 Jahren dann wirklich bauen will. Immerhin gibt’s in China die erste Kleinserien Produktion und die es werden immer mehr Gelder in die Forschung gepumpt.
Oder, vw traut sich den Aufbau und die damit verbundenen Weiterentwicklung der Zellen auf Li Basis wirklich nicht zu. Was auch nachvollziehbar ist für einen Autobauer. Vw ist halt kein Chemiekonzern. Ich sehe da tatsächlich auch eher BASF oder andere deutsche Zellspezialisten in der Pflicht. Natürlich sollten die Autobauer auch Abnahmemengen garantieren.
alupo meint
BASF ist ein Chemieunternehmen. Sie verkaufen weltweit electronic Grade Chemikalien, von der hochreinen Salzsäure, Schwefeldäure auf eG Level oder auch z.B eben bis zum Kathodenmaterial für die weltweiten Zellhersteller.
Immerhin betreiben sie schon ganz in der Nähe ein Werk für Zellrohstoffe wo gerade Tesla seine GF3 baut. Da suchte wohl Tesla die Nähe, Zufall….?
BASF hat sich immer mehr von der Weiterverarbeitung von Chemikalien zurückgezogen. Früher hatten sie sogar selbst Schallplatten produziert (BASF Label, hab auch noch eine) um ihr PVC zu verkaufen und ihre dazugehörigen Vorstufen (Chlor-Alkali-Elektrolyse, Steamcracker sowie Lufttrennanlage für die Oxichlorierung) auszulasten. Alles schon lange nur noch Geschichte.
Ich denke, sie wurden politisch unter Druck gesetzt mitzumachen. Gibt dann Image-Pluspunkte beim Wirtschaftsminister ;-). Mit Herzblut dabei? Ganz sicher nicht, m.M..
Rolf meint
Die Forschung und Entwicklung der Zellen und Herstellen der Akkus ist das Wichtigste und die größte Herausforderung für E Autos, bis heute auch noch der größte Kostenfaktor.Der E-Antrieb ist Standard und gab es schon in vielen Industrien die hochpräzise, langlebig sind, z.B in der Druckindustrie.
Es ist nicht mehr wichtig wie effizient der Motor ist wie bei den Verbrennern, wie gesagt, wer die Energiedichte verzehnfacht und dabei die Zellenkosten halbiert, ist der King der zukünftigen Autoindustrie.
hu.ms meint
VOLLE ZUSTIMMUNG !
hu.ms meint
Nachtrag:
Nur king der hardware.
Die software ist aus meiner sicht noch wichtiger.
alupo meint
Zellen sind sicherlich sehr wichtig.
Aber man sieht, was man durch konsequente Weiterentwicklung der Motoren (PMRSM), Leistungshalbleiter auf Basis von SiC und einigen mechanischen Verbesserungen erreichen kann. Das Model S soll damit gemäß neuem WLTP Test über 600 km an Reichweite haben, und das mit dem alten Akkupack auf Basis der 18650-er Zellen.
Der etron erreicht nur knapp über die Hälfte der neuen Model S Reichweite. Und auch alle so „langstreckentauglichen“ Energieverschwender, also die Brennstoffzellenautos, erreichen nicht annähernd diese Reichweite.
hu.ms meint
16 Fabriken sollen längerfristig umgerüstet werden um die 22 mio. fahrzeuge in den nächsten dekade zu produzieren.
„Derzeit“ erfolgt ein umrüstung auf MEB aber nur in Zwickau und 2 x in China sowie bei Porsche. Die produktion bei Audi in Brüssel läuft schon.
Bei einer Kapazität von 120 mio. fahrzeugen in 10 jahren (dekade) sind 22 mio. BEV kein besonderer wert.
Die erhöhung von 15 auf 22 mio. war die notwendige reaktion auf den neuen -37,5 % EU-grenzwert und wird noch weiter gesteigert werden müssen.
hu.ms meint
Nachtrag:
VW hat sich festgelegt, die akutelle batteriezellen-generation nicht selbst zu fertigen. Das hat irgendeinen grund, der bisher nicht bekannt ist.
Andererseits haben sie sich mit -zig mio. an firmen beteiligt, die an der nächsten generation forschen. Vermutlich wollen sie erst bei dieser generation in die eigenproduktion einsteigen.
Die neue generation mit 30 % oder 50 % mehr energiedichte sehe ich strategisch enorm wichtig. Soviel VW derzeit laufen bekanntgibt, zu der neuen zellengeneration hört man nichts.
Vielleicht haben sie auch nichts. Vielleicht ist aber da im geheimen schon was am entstehen, dass eine eigene zellenproduktion auf derzeitigen stand uninteressant macht.
Rolf meint
Der Grund könnte die Drohung der Chinesischen Regierung sein, indem sie gesagt hat, wer unsere Strategie durchkreuzt dem verwähren wir nicht den Chin. Markt. Das war die Antwort, als deutsche Politiker für eigen Zellenproduktion in Europa geworben haben.
Für VW ist der Chin. Markt sehr wichtig.
Wer China sich in den Weg stellt wird subtil vernichtet. Es ist zu spät, der Westen hat viel zulange zugeschaut. Der Drachen ist zu stark geworden für korruptfreie Demokratien. Wir Verbraucher können fast keine Produkte kaufen, indem keine Wertschöpfung durch China steckt.
Karla01 meint
„Wer China sich in den Weg stellt wird subtil vernichtet. Es ist zu spät, der Westen hat viel zulange zugeschaut. Der Drachen ist zu stark geworden für korruptfreie Demokratien“
Wie hätte man das verhindern können?
Pamela meint
Welche korruptfreien Demokratien ?
Ernesto 2 meint
Dicke Hose voll warmer Luft? Was will denn Diess als „Unternehmer“ erreichen wenn er alle wichtigen Investitionen an subalterne Lieferanten übergibt? Die Strategie kann ganz schön ins leere laufen, und was macht er dann? Weitere Jahre verlieren und warten bis TESLA auch die gewünschten SUVs und Kombis fürs gleiche Geld wie VW liefern kann? Wenn VW eines Tages zu Grunde geht sind es genau diese Manager die das zu verantworten haben, aber mit einer Millionenabfindung davon kommen. Als Arbeitnehmer würde ich dieses Vorgehen sehr bedenklich finden und mich nach etwas anderem umschauen.
Leotronik meint
In der Welt ist soviel vagabundierendes Risikokapital und wartet auf eine fette Chance. Los, ran an die Buletten.
Jörg2 meint
Mir fällt es immer wieder schwer, aus den Pressemitteilung sauber herauszulesen: meinen die nun Zellen oder Batterien? (Vielleicht wissen das die Pressestellen ja auch selber nicht?)
Andreas meint
Die alte Einkäufer-Denke. VW sieht das Problem auf sich zurollen, aber es fehlen die runden Dinger in der Hose. Zu verbeamtet, zu verwöhnt und zuviel Geld ohne Risiko. Behäbigkeitsmanagement. Daneben hat VW wohl weitgehend die Innovation an die Zulieferer ausgelagert.
Da ist mir Musk bei allen Kapriolen deutlich lieber. Er akzeptiert das Risiko und gibt Gummi. Manchmal ist der Erfolg mit dem Tüchtigen.
Michael meint
also wir machen nix aber ihr bitte ganz viel. klingt nach einem durchdachten Plan und Mut zum Risiko.
Ob hier VW den Wagen vor die Wand setzt? Audi klagt doch schon über zu wenig Akkus …