Tesla hat angekündigt, in diesem Jahr die Serienversion seines ersten Elektro-Lastwagen vorzustellen und den Batterie-Transporter an Kunden auszuliefern. Der Start des „Semi“ wird nun aber auf 2020 verlegt. „Nächstes Jahr starten wir mit der Produktion. Wir sind sehr zufrieden, wir haben die Trucks bereits ausgiebig genutzt“, so Projektleiter Jerome Guillen bei der Präsentation von Teslas jüngstem Quartalsbericht.
Der Semi wurde Ende 2017 vorgestellt, seitdem tauchte der Sattelschlepper immer wieder auf Straßen in den USA auf. Zuletzt wurde die Technik im Rahmen der Auslieferung des Mittelklassewagen Model 3 erprobt. Konkrete Angaben zum Stand der Entwicklung gab es schon länger nicht mehr, für die Serienreife sind offensichtlich noch einige weitere Monate Arbeit erforderlich.
Wo Tesla den Semi produzieren wird, ist Guillen zufolge noch unklar. Er erklärte diese Woche lediglich, dass die Batterien und der Antriebsstrang aus der Gigafactory 1 im US-Bundesstaat Nevada stammen werden. Früheren Aussagen nach setzt Tesla beim Semi in vielen Bereichen auf für das Model 3 entwickelte Technik.
Aktuell konzentriert sich Tesla beim Semi laut Guillen auf Tests bei maximaler Beladung und entwickelt das Design weiter. Den Käufern des ab umgerechnet knapp 135.000 Euro vor Steuern angebotenen E-Lasters verspricht der US-Hersteller unter anderem bis zu 800 Kilometer Reichweite, schnelle Ladezeiten und deutlich niedrigere Betriebskosten als bei Diesel-Fahrzeugen.
Etablierte Nutzfahrzeughersteller sehen die von Tesla angekündigten Leistungswerte für den Semi skeptisch. Neben der nötigen Reichweite für den anspruchsvollen Einsatz in der Logistik gilt vor allem der Aufbau der erforderlichen Ladeinfrastruktur als große Herausforderung. Viele Unternehmen haben den Semi trotzdem vorbestellt, darunter auch Firmen aus Europa.
hu.ms meint
Wenn die truks im eigenen fuhrpark schon fahren und M3 ausliefern, wieso sollten sie dann nicht serienreif sein.
Ich vermute einen anderen grund für die verzögerung:
Wirtschaftliche schwierigkeiten:
Zu wenig M3-bestellungen die zu weiteren Q-verlusten führen, die durch das restlliche vorhandene kapital gedeckt werden müssen um die durststrecke bis zur auslieferung neuer modelle zu überbrücken.
So kann es gehen, wenn man ein auto für den amerikanischen markt baut, dass in europa und asien eine wesentlich geringere nachfrage hat.
Jörg2 meint
Ich vermute, es sind bisher nur zwei SEMI gebaut und das Auslieferungsvideo war ein Fake.
Aber wie immer, wir wissen es nicht und jeder orakelt nur rum.
(Vielleicht basteln sie auch nochmal grundlegend den Unterbau um, um die aktuellen europäischen Bau- und Längennormen gleich mitzuerfüllen…)
nilsbär meint
Ärgerlich, diese Verzögerung. Der Semi ist imho das bedeutendste Projekt von Tesla. Wenn es scheitert oder sich stark verzögert, setzt vielleicht die H2-Lobby Fakten und besetzt die LKW-Langstrecke, begleitet vom massiven Aufbau einer H2-Wirtschaft und ev. folgendem Abwürgen der privaten E-Autos. Elon Musk sollte endlich einsehen, dass Tesla die vielen – tollen – Projekte nicht alleine in vertretbarer Zeit finanzieren kann. Ein starker Partner wäre gut, egal ob VW, Toyota, Google, Apple, Amazon, Tencent, Alibaba, Blackrock …
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ich finde, alle Projekte von Elon / Tesla sind bedeutend ;-).
Allein kann Tesla den Semi finanziell im Moment sicherlich nicht stemmen; Tesla-PKW muss erst mal sich selbst stabilisieren.
Mit der Aufnahme weiterer Partner könnte die geistige Eigenständigkeit, die bisher auch ein / der starke (r) Erfolgsfaktor von Tesla ist, leiden. Alles anders zu machen als alle anderen denken – das darf nicht von einer klebrigen Finanzmasse zugekleistert werden.
Ja, die H2-Wirtschaft versucht derzeit überall ein Rad in die Tür zu bekommen. Und man muss verhindern, dass das H2 trotz höherer Kosten und Umweltbelastungen durch die Politik über entspr. Förderung gut gerechnet wird.
Im März 2019 wurden 8 Tonnen H2 an Tankstellen verkauft (siehe www:/h2.Live), das entspr. einem Umsatz von 8.000 * 9,50 Euro = 76.000 Euro.
alupo meint
Das ist viel, denn mit 8.000 kg fährt ein Mirai ca. 800.000 km weit.
Das entspricht ja der Monatsproduktion von ca. 2 erdgasbasierenden Synthesegasanlagen?
Irgendwo muss da jetzt ein Fehler sein. Es ist spät, vielleicht zu spät zum Kopfrechnen…..
alupo meint
Wenn wir von einer Jahreskapazität von der Einfach heit halber von 480 Millionen Nm3 ausgehen, dann läge die Monatskapazität folglich bei 40 Mio. Nm3.
40 Mio.Nm3 entsprechen ungefähr 4 Mio. kg., also 4.000 t H2 pro Monat und Anlage, im Vergleich zu 8 t H2.
O.k., Faktor 1000 verrechnet, das passt dann besser auch im Hinblick, dass so eine Anlage locker eine viertel Milliarde Euro an Invest kostet.
Swissli meint
Schade, m.M. das momentan interessanteste Projekt bei Tesla.
Aber typisch Tesla, Präsentation + mind. 3 Jahre = reale Aufbauzeit.
Und eben: zuviele Baustellen bei Tesla, die von den Ressourcen nicht aufgehen (Finanzen, Personal, Produktionsstandorte usw.). Ich vermute auch, dass Musk nicht delegieren kann, und er so der Flaschenhals bei den Projekten ist.
Michael S. meint
Nun ja, da wir alle nicht ins Unternehmen rein schauen können, bleibt das nichts als ne Meinung und Vermutung…
Swissli meint
Musks Tweets (selbstverursachte Höllen, SEC Auflagenverstoss), die veröffentlichten Quartalsberichte und Kommunikation nach aussen (Preischaos, Modell-/Ausstattungsänderungen im Wochentakt) sagen schon auch einiges darüber aus wie Musk und mit ihm Tesla tickt, und sind nicht nur reine Vermutungen.
Vermutlich gibts in ein paar Jahren eine Autobiographie von Musk :) Werd ich sicher kaufen!
1000 Ionen immer weiter... meint
Lese die gerade: er ist ein Kontrollfreak und Perfektionist.
alupo meint
Die gibt es doch schon.
Er ist eben Ingenieur. Ich habe mir mal eine Pyramiede der Genauigkeiten pro Berufsgruppe überlegt, um eine Ingenieurin zu einer Aussage zu verleiten.
Sufe 1, der Künstler. Für ihn ist eine Zahl z.B bunt, rund, eckig, verschnörkelt, die Schrift spielt eine bedeutendere Rolle als die Anzahl der Ziffern zwischen der linkesten Ziffer und derjenigen ganz rechts vor dem Komma.
Stufe 2, der Controller. Für ihn ist die Größenordnung wichtig, 2 oder bestenfalls 3 Stellen reichen völlig aus, der Rest wird durch Nullen ergänzt. Kommas exisieren nur bei wirklich kleinen Zahlen.
Stufe 3, der Buchhalter. Er ist von gesetzwegen verpflichtet, alle Ziffern links vom Komma zu beachten und darüber hinaus sogar noch 2 Kommastellen zu verwenden.
Stufe 4, der Ingenieur. Er rechnet am genauesten. Und das ist gut so, denn ich will nicht über eine gerade einstürzende Brücke fahren.
Und Elon Musk ist eben ein Ingenieur. Er kann nicht anders. Aber das hat viele gute Seiten. Tesla wäre ohne ihn nicht da wo es heute steht. Und die weltweite eMobilität wäre ohne ihn & Tesla nicht da wo sie heute ist, am Anfang immerhin.
O.K., auch VV hat durch den Diesel-Massenvergiftungsbetrug auch einiges hin zur eMoblität bewegt, aber sie kamen ja aus einer gänzlich anderen Richtung dahin ;-).
Der Elon weiß schon was er macht. Und noch wichtiger: er weiß viel mehr über eAutos als wir, einfach weil er an der Quelle sitzt. Und er ist persönlich überzeugt von seiner Vision, sie ist für ihn nicht nur ein vorgeschobenes, für Investoren und Kunden erstelltes Papier. Das macht ihn für mich, im Gegensatz zu sehr vielen anderen Unternehmen, zu einem aufrichtigeren Menschen als z.B. einen H. Stadler von Audi es war.
Hinzu kommt, dass er m.M.n. über absolut kein Charisma verfügt, sondern er ist einfach der Ingenieur, der wissen will wie was funktioniert und der, wenn es funktioniert, sich darüber total begeistern kann. Eben kein typisch deutscher Bedenkenträger.
Ich wünsche ihm, Tesla und jedem Unternehmen das diesen Weg mitgehen will, jeglichen Erfolg.
Michael S. meint
Naja, wer sich mit Tesla auskennt, rechnet bei allen Terminangaben ein Jahr. Also alles wie immer.
Ein Punkt, der meiner Meinung nach bisher noch gar nicht berücksichtigt wurde: Ja, es gibt derzeit keine Schnellladeinfrastruktur für Trucks. Tesla will diese mit den Partnern vor Ort aufbauen. Sobald diese aber punktuell verfügbar ist, ist man einem flächigen Netz ein großes Stück näher und hat wieder einen erheblichen Vorsprung vor der Konkurrenz. Die müssen mit ihren E-Trucks bei 0 beginnen, während Tesla dann schon einen Rumpf der flächendeckenden Infrastruktur vorweisen kann.
Swissli meint
In Europa könnte Tesla auf ein Semi Ladenetz vorerst verzichten.
Der typische Semi Kunde in Europa hat fixe Tagesrouten (Detailhandel wie Aldi, Lidl usw.) ab eigenen Logistikzentren wo die Reichweite ohne Nachladen ausreichen würde. Geladen wird dann über Nacht in den Logistikzentren.
Die seltenen Langstreckenfahrer quer durch Europa fahren besser noch mit Diesel.
Michael S. meint
Ja, das stimmt wohl, aber man kann auch parallel zu den Verkäufen ein Ladenetzwerk aufbauen und damit noch mehr Anwendungsbereiche erschließen. Gerade durch die Schnellladefähigkeit ist der Truck auch für längere Strecken geeignet.
Swissli meint
Würde in einer 1. Phase die Finanzen von Tesla schonen, ohne dass weniger Semis verkauft würden.
Sobald der Semi cash flow generiert, könnte in einer 2. Phase ein Ladenetz für Langstrecke finanziert werden.
Tesla ist mit seinem Semi leider zu sehr auf den US Heimmarkt fixiert, wo Langstrecke für Trucks ein Muss ist. In Europa wäre die Semi Kundschaft vorhanden, die ohne Ladenetz auskommen würde.
Jörg2 meint
Wenn Güterverteilzentren und Betriebshöfe Ladestationen haben und TESLA eine IT-Lösung draufsetzt, dann:
Die Festtourenfahrer und Auslieferer und Einholer sind versorgt.
Die Vagabunden können per IT-Lösung diese Ladesäulen nutzen. Den Umsatz aus dem Stromverkauf teilen sich Stromanbieter und Betriebshofbetreiber.
(Nebenbei kann Frachtvermittlung über eine TESLA-IT-Lösung erfolgen. Umsatz ohne Ende ….)
Anonym meint
Ja genau – wo die aktuelle finanzielle Situation von Tesla wieder so gut aussieht und ein Minus von 700 Millionen Dollar im ersten Quartal eingefahren wurde… und der letzte Stellenabbau noch keine 4 Monate her ist.
Sicherlich der perfekte Zeitpunkt um ein flächendeckendes zweites Schnellladesystem zu planen, zu beantragen, genehmigen zu lassen und aufzubauen. Zeitgleich in Amerika, Europa und natürlich Fernost.
Bindet sicherlich kaum finanzielle und personelle Mittel… wo der Fokus doch gerade auf der Erwirtschaftung von nachhaltigen Gewinnen liegt.
*Ironie Off
Glaubt ihr eigentlich wirklich an das was ihr da schreibt und fordert?
Jörg2 meint
@Anonym
Ich kenne die Vorlaufzeiten für z.B. einen neuen Ladepark nicht. Wenn ich mir IONITY und deren Aussagen zu den Schwierigkeiten so ansehe: ich würde sagen 3 Jahre (?).
Das Personal sollte TESLA eigentlich an Bord haben (SuC: Planung, Aufbau, Wartung).
Eventuell sind ja die ersten nicht-betriebshofgebundenen Lader für den SEMI simple Erweiterungen gut zugänglicher PKW-SuC (?). Nachts, wenn der PKW-Fahrer im heimischen Bette ruht, kann da der eine oder andere SEMI parken, laden und ruhen.
Aber, wie schon oft geschrieben: die ersten SEMI sollen an Abnehmer mit eigenem Betriebshof gehen. Die kennen das Thema der unabhängigen Kraftstoffversorgung (eigene Tankstelle, Großmengeneinkauf). Die stemmen (mit TESLA gemeinsam?) den Aufbau einer betriebseigenen Ladeinfrastruktur. Dann nutzen die Frachtführer diese Punkte gegenseitig (wie schon jetzt beim Diesel, mit gegenseitiger Verrechnung) und schon wächst langsam ein Ladenetz für einen Teil der rumfahrenden LKW….
Michael S. meint
@anonym
Wer behauptet denn, dass der Fokus auf nachhaltigem Gewinn liegt? Ich behaupte eher, dass er auf exponentiellem Wachstum liegt…
Swissli meint
@Anonym:
Ich verstehe nicht, wieso man den Semi (ohne neues Ladenetz) nicht forciert. Bzgl. Cashflow und überschaubaren Investitionen wäre das für Tesla interessant. Zudem wäre Tesla dort für einige Jahre fast so konkurrenzlos wie früher mit dem Model S.
Stattdessen Ressourcen binden für FSD Fantastereien 2020, die real wohl erst in >5 Jahren kommen. Naja, der sportliche FSD Plan dient wohl nur dazu, Geld zu attraktiveren Konditionen zu sammeln…. bzgl. Aktienkurs hat die FSD Promo 1 Tag vor Publikation der schlechten Q1 Zahlen nicht überdecken können.
Rolf meint
Richtig, außerdem muss der Fahrer nach 10 Stunden eine Größere Pause machen, da ist genug Zeit zum aufladen.
Michael S. meint
Liebe Redaktion,
hier ist euch ein „den“ zu viel rausgerutscht:
„Früheren Aussagen nach setzt Tesla beim Semi in vielen Bereichen auf für den das Model 3 entwickelte Technik.“
Beste Grüße und danke für die gute Berichterstattung!
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – korrigiert!
VG | ecomento.de
Daniel S meint
Ja die liebe Ladeinfrastruktur. Wenn man sich als LKW-Verkäufer versteht, dann mögen andere diese Infrastruktur bauen. Aber Tesla versteht sich genau nicht als ausschlieslicher Fahrzeugherseller. Deshalb bauen sie ein Gesamtsystem. Da ist die Ladeinfrastruktur auch ein Teil davon.