Der Volkswagen-Konzern und Ford wollen zukünftig eng zusammenarbeiten, das haben die Führungskräfte der beiden Traditionsunternehmen Anfang des Jahres offiziell verkündet. Zunächst sei eine Kooperation bei Transportern und mittelgroßen Pick-ups für den weltweiten Markt geplant, später könnte auch Technik für Elektroautos geteilt werden. Letzteres wird laut einem Medienbericht nun konkret.
Volkswagen und Ford haben einen Rahmenvertrag geschlossen, nach dem der US-Konzern Zugang zu Elektroauto- und Selbstfahr-Technologien von Europas größtem Autohersteller erhält. Dies habe die Nachrichtenagentur Reuters von mit der Abmachung vertrauten Person erfahren. Die Vereinbarung sehe vor, dass Volkswagen seinen neuen Elektroauto-Baukasten MEB mit Ford teilen wird. Der Aufsichtsrat werde das Vorhaben in Kürze besprechen.
Auf Anfrage von Reuters wollten sich die Wolfsburger nicht zu einer möglichen vertieften Zusammenarbeit mit Ford äußern. Ein Sprecher erklärte lediglich, dass die Kooperationsgespräche gute Fortschritte machten. Ford kommentierte den Bericht ähnlich.
Die MEB-Architektur steht im Zentrum der von Volkswagen-Chef Herbert Diess verfolgten Elektroauto-Offensive. Auf der modularen, von Grund auf für den Batterie-Antrieb ausgelegten Plattform können diverse Fahrzeugtypen mit unterschiedlicher Leistung und Reichweite gebaut werden. Diess will MEB zum „Standard der E-Mobilität“ machen und durch Massenproduktion die Kosten von Elektroautos deutlich senken.
Laut Volkswagen eignet sich MEB auch für Kleinserien und ist damit sowohl für große wie kleine E-Auto-Hersteller interessant. Das erste nicht zur Volkswagen-Gruppe gehörende Unternehmen, das die Technik neben VW, Audi, Seat, Skoda und Co nutzen darf, ist e.GO Mobile. Ein gemeinsames Fahrzeug ist nach Angeben des Aachener Startups bereits in Planung, Details dazu gibt es noch nicht.
Ford hatte Ende Juni erklärt, sich in Europa neu aufzustellen. Der US-Konzern will hierzulande wie in den USA stärker auf E-Fahrzeuge und SUV setzen. Jede Pkw-Modellreihe von Ford soll zukünftig mindestens eine elektrifizierte Antriebsoption erhalten. In Europa werde dazu „eine zukünftige Familie von batterie-elektrischen Fahrzeugen“ produziert.
Ford könnte mit MEB seine Elektrifizierung wesentlich beschleunigen. Für Ende 2020 wurde ein Vorzeige-Elektroauto mit moderner Technik und hoher Leistung angekündigt. Mit Blick auf vollelektrische Pkw für den Massenmarkt fehlt es bei Ford derzeit noch an Dynamik und dem nötigen Know-how, der Zugriff auf Volkswagens fertigentwickelten Stromer-Baukasten MEB könnte das schnell ändern.
hu.ms meint
Die Entwicklung einer separaten reinen BEV-plattform dauert mindestens 3 jahre, die Ford nicht mehr hat. Also sehen sie sich um, wie sie durch zukauf diese zeit einsparen können. Das wird nicht billig werden. Aber geld dürfte bei Ford genügend vorhanden sein.
Aber wenn sie auf ihrem heimatmarkt USA möglichst schnell einen BEV-pick-up bringen wollen – und von dieser bauform werden dort grossen stückzahlen verkauft – , wird ihnen nichts anderes übrig bleiben.
Wird auch interessant in bezug auf andere us-hersteller, die sich mit e-antrieb bei dieser bauform beschäftigen.
agdejager meint
Wo sollen dann die Menge an Batterien herkommen?
Peter W meint
Traurig, dass Ford Hilfe braucht. Der Focus war als E-Auto ähnlich wie der Golf recht früh am Markt, aber man hat die Entwicklung nicht weiter verfolgt. Wie auch BMW gerät man so ins Hintertreffen und muss der Entwicklung Anderer hinterherlaufen.
cafedelsol meint
Ford hat auch früher schon eng mit VW zusammengearbeitet um Kosten zu sparen und hat damit große Erfolge gefeiert. Das ist nicht traurig, sondern intelligent und konsequent.
Simon meint
Ja aber jetzt geht es nicht um 1 oder 2 Autos, jetzt geht es darum das man die Zukunft verspielt. Wenn sie diese Plattform übernehmen sind sie von VW und von den Zellherstellern abhängig.