Mit staatlicher Unterstützung sollen an der Universität Münster neue Produktionsverfahren für bessere Lithium-Ionen-Akkus erprobt und möglichst schnell praxisreif gemacht werden. Der leitende Wissenschaftler des MEET (Münster Electrochemical Energy Technology) Martin Winter erklärte in einem Interview, was er und sein Team vorhaben.
Für die Batterieforschungsfabrik in Münster wendet der Staat bis zu 500 Millionen Euro auf, der Bau sei für Deutschland „ein wichtiger Schritt, den Wertschöpfungskreislauf in einem weiteren angewandten Forschungsfeld, dem Batteriesektor, zu schließen, also die akademischen Forschungsergebnisse in Industrieprodukte zu überführen“, sagte Winter im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeine Zeitung.
Konkret sollen in Münster neben Materialien und neuen Konzepten für Batteriezellen auch Produktionsprozesse und die zugehörigen Fertigungsmaschinen entwickelt, getestet und optimiert werden. Das Zentrum solle den Weg für eine Serienproduktion großer Batteriezellen in Deutschland ebnen – „und das möglichst umweltschonend und nachhaltig“, so Winter.
Das Ziel der beteiligten Wissenschaftler sei nicht nur, umweltverträglichere Materialien zu entwickeln, sondern auch die Batteriefertigung „grüner“ zu gestalten. Dazu werde etwa die zur Produktion eingesetzte Energie aus erneuerbaren Quellen stammen und anschließend zurückgewonnen. Auch die Reduzierung oder der Ersatz kritischer Materialen, der Verzicht auf organische Lösungsmittel sowie „ein funktionierendes Recyclingkonzept“ stünden im Fokus.
Lithium-Ionen-Batterien noch nicht ausgereizt
Die aktuell in Elektroautos eingesetzten Lithium-Ionen-Batterien gelten vielen als weitgehend ausgereift, andere sehen in ihnen noch reichlich Potential. Winter glaubt, dass auch in den kommenden Jahren Forschungs- und Entwicklungsfortschritte möglich sind. „Die Lithium-Ionen-Batterie ist nicht eine einzige Zellchemie, sondern schließt eine große Vielfalt von Zellchemien ein. Man kann bei diesem Batterietyp unzählige Materialien und Materialkombinationen verwenden“, erklärte der Akku-Experte.
Mit ihren Gesamteigenschaften seien Lithium-Ionen-Batterien für Anwendungen wie die E-Mobilität „derzeit unübertroffen“, sagte Winter. „Kein anderer Batterietyp kann da mithalten.“ Es gebe noch „genügend Stellschrauben“, etwa die Steigerung der Energiedichte und Kapazität. Bei „Lebensdauer, Sicherheit und Ladezeiten“ seien viele Fortschritte erzielt worden, auch hier bestünden aber noch Optimierungsmöglichkeiten.
Winter hofft, eine neue Zellchemie zu finden, die nachhaltiger und günstiger als die bisherigen Technologien ist und weitere Anwendungsfelder erschließt. Er betonte, die Lithium-Ionen-Technologie nicht ersetzen zu wollen. Es gebe unterschiedliche Anwendungen mit eigenen Anforderungen an eine Batteriezelle. Angesichts der wachsenden Vielfalt von Anwendungsbereichen für Speichertechnologien sei es sinnvoll, „den verschiedenen Anforderungen mit alternativen Technologien begegnen zu können“.
Darauf angesprochen, ob Deutschland bei Batteriezellen noch zu den Marktführern aus Asien und den USA aufschließen könne, meinte Winter: „Wir sollten uns hierzulande nicht länger fragen, ob wir überhaupt noch international mithalten können.“ In Deutschland gebe es viele Arbeitsplätze in Sektoren, die grundlegend durch die Energiewende mitbestimmt werden, man müsse sich daher im Bereich der Energiespeicherung auch auf der Industrieseite gut aufstellen. „Wir müssen jede Chance nutzen, und die Chancen sind gar nicht so schlecht“, so Winter.
Dr. Klaus - D. Beccu meint
Die Herkunft des Lithiums wird in all den Diskussionen einfach ausgeblendet. Bisher wurden die Probleme in Argentinien, Chile u. Bolivien bei der Li-Erzeugung eher als einzigartige Möglichkeit der technologischen Entwicklung dieser Länder „hoch-gejubelt“. Wenn jedoch weltweit gefordert wird, CO2 bei allen Anwendungen zu begrenzen, mutet es wie ein Hohn an, erfahren zu müssen, dass 1 kWh Li-Ion Batterie bei der Li-Gewinnung 200 kg CO2 freisetzt. Das bedeutet, dass ein einziger Tesla S3 mit einer 100 kWh Batterie ca. 20 T CO2 bei der erforderlichen Li-Gewinnung erzeugt. Bei den angekündigten Zahlen von E–Autos (VW, Daimler, BMW etc) geht es ja um Millionen T CO2, die alle anderen CO2-Spar Massnahmen zunichte machen. So dürfte die Zeit nicht weit sein, dass E-Autos als Protest gegen diese Doppelzüngigkeit der Politik (aus Unkenntnis ?) nicht mehr gekauft werden. Mit derzeit 1.7% am Gesamtverkauf von Autos sind sie sowieso weiter am unteren Ende der Skala. Gewinner sind weiterhin Hybrid- Autos mit ca. 6% Anteil. – Aufwachen deutsche Politik, insbesondere der Deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier übertrifft mit angeblichen zukünftigen Bedarfs-Zahlen von Li-Zellen alle Zukunftserwartungen für E-Autos. Er wird sich wundern!
Max meint
Soso, haben Sie diese falschen Zahlen bei Dr. Sinn eingekauft? Sie sollten sich mal besser informieren, bevor Sie hier ihre „alternativen Fakten“ präsentieren…
Michael meint
Lithium Ionen Batterien Entwicklung noch nicht ausgereift ist gut.
Seit Jahrzehnten wird der Verbrennungsmotor weiterentwickelt, bis auch der letzte 100stel % optimiert ist.
Wenn auch nur 10% der Verbrenner-Motoren Entwicklungskosten der letzten 10 Jahre für Lithium Ionen Batterien ausgegeben werden würden, dann würde sich in 2 Jahren niemand mehr die Frage stellen, welchen Antrieb er kaufen will.
EV1 meint
… hatte ich doch im ersten Augenblick am Gebäude „mee too…“ gelesen …
Alf meint
hammer verleser . made my day :-)
think U oder so ähnlich :-)