Autovermieter haben bislang nur wenige Elektroautos in ihrer Flotte. Auch Carsharing-Anbieter zieren sich in den meisten Fällen noch, im großen Stil auf Stromer zu setzen. Das zeigt eine Untersuchung des „Autoprofessors“ Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg/Essen, die dem Handelsblatt vorliegt.
Der Anteil der für die Vermietung zugelassenen Neufahrzeuge stieg laut der Auswertung stetig von 10,7 Prozent (2016) auf 11,7 Prozent (2018), der Anteil von Batterie-Fahrzeugen hingegen sank von 0,5 (2018) auf zuletzt 0,3 Prozent im ersten Halbjahr 2019.
„Vermieterautos sind auch Testwagen für Kunden“, betonte Dudenhöffer. Sie könnten damit wesentlich dazu betragen, dass sich mehr Käufer für ein Elektroauto entscheiden und Deutschland so seine Klimaziele erreicht. Um die Emissionen hierzulande auf die in der EU anvisierten Werte zu senken, müssen Experten zufolge bis Ende des nächsten Jahrzehnts Millionen neue Elektroautos auf die Straßen kommen.
Um den Umstieg zu beschleunigen, forderte Dudenhöffer im Gespräch mit dem Handelsblatt eine E-Auto-Vorgabe für Autovermieter. Die pro Jahr etwa 370.000 Neufahrzeuge der Branche gingen meist nach einem halben Jahr in den Gebrauchtwagenmarkt. „Eine Elektroauto-Quote bei Vermietern wäre schnell umsetzbar, würde keine Steuermittel verbrauchen, und sie würde einen spürbaren Beitrag für den Klimaschutz bringen“, so der Professor.
Das Verkehrsministerium habe „das wichtigste Segment für die Verbreitung von Elektroautos ignoriert“, kritisierte Dudenhöffer. „Statt über neue Förderungen für Dienstwagen nachzudenken, würde es deutlich mehr Sinn ergeben, sich auf die Autovermittler zu konzentrieren.“
Hohe Kosten, zu wenig Ladestationen
Als Grund für die Zurückhaltung bei Elektroautos geben die meisten Autovermieter die fehlende Nachfrage seitens der Kunden, hohe Kosten sowie die mangelnde Infrastruktur an. Auf Letztere verweisen auch Carsharing-Anbieter wie Car2Go oder DriveNow, die bereits elektrische Autos nutzen, aber weiter vor allem auf Verbrenner-Modelle setzen.
Die Daimler- bzw. BMW-Töchter Car2Go und DriveNow treiben seit diesem Jahr den Zusammenschluss zu dem neuen Anbieter ShareNow voran. Geschäftsführer Oliver Reppert versicherte: „Wir sind einer der größten Anbieter im elektrischen Carsharing und sehen uns als Vorreiter der Elektromobilität.“ Die alternative Antriebsart sei für ShareNow „eines der größten Zukunftsthemen und von entscheidender strategischer Bedeutung“. Bis zum Jahresende solle ein Viertel der Flotte elektrisch fahren. „Wir sind der Überzeugung: Die Zukunft des Carsharings ist elektrisch“, betonte Reppert.
Auch Europas größter Autovermieter Sixt will stärker auf E-Mobilität setzen. „Wir werden die Elektrifizierung unserer Flotte voraussichtlich ab 2020/21 stark ausweiten“, sagte eine Sprecherin dem Handelsblatt. Stefan Vorndran, Geschäftsführer der Europcar Mobility Group Germany, erklärte, dass aufgrund der Klimaziele der Bundesregierung „zukünftig E-Autos die Innenstädte dominieren“ würden. Konkrete Pläne seines Unternehmens diesbezüglich verriet er nicht.
Jürgen Baumann meint
Ich habe mehrfach nach Elektroautos in meinen Ferien gefragt, aber trotz sehr gut ausgebauter Ladeinfrastruktur in Schottland und Irland gab es nur Verbrenner. Den Vogel schossen die Iren ab. Bei denen ist ein Automatik Wagen jeweils doppelt so teuer wie ein handgeschalteter Wagen.
Ernesto 2 meint
Ich habe bei allen Vermietern versucht ein e-Auto für die Fahrt von Frankfurt Flughafen zu mir nach Schwäbisch Hall zu bekommen. No way! Ich gebe Dudenhöffer weg, die 250 km wären mit jedem Zoe zu schaffen gewesen. Kann es für Vermieter die mal 250 Zoe auf einmal bestellen würden und gigantische Sonderkonditionen bekommen wirklich völlig ausgeschlossen sein so was zu realisieren? Glaub ich nicht. Reine Verweigerung, weil wirklich jeder der einen Führerschein hat auch so was fahren kann. Ladestationen an jeder Abgabestelle und fertig. Ich glaube die warten auf die „staatliche Unterstützung“ um noch mal richtig abzocken zu können. Und sonst nix.
Julian meint
E-Autos passen zur Zeit noch nicht zum Geschäftsmodell von Sixt und Co.
Die Economics funktionieren nicht. Sixt bekommt auf Neuwagen extrem hohe Rabatte. 50% sind nicht unrealistisch. Ein halbes Jahr später wird der Wagen mit max. 250000 Km ausgeflottet und quasi zum Einkaufspreis weiterverkauft, bzw. der Hersteller gewährt sogar eine Rücknahmegarantie.
Sixt hat also kaum einen Wertverlust und die Mietpreise sind oft, vor allem am Wochenende sehr günstig.
E-Autos bekommt auch Sixt mit weniger Rabatten oder im Fall von Tesla gar keine. Daher gibt es Tesla bei Sixt nicht mehr und bei Avis in Norwegen wohl auch nicht mehr.
Bei E-Autos müssten die Mietpreise also deutlich höher sein. Doch wie kommuniziert man das dem Kunden? Das kann sich dann nur durch Verbrauchseinsparungen bei Mieten mit hoher Laufleistung lohnen.
Topifun meint
Das Sixt nicht mehr e-Fahrzeuge anbietet lag vor allem an Herrn Sixt Senior.
Er hält nach wie vor nicht viel von e-Fahrzeuge. Aber seine Söhne die im Unternehmen immer mehr mit zu entscheiden haben, sehen in e-Fahrzeuge ein starkes Wachstum und daher rührt der Sinneswandel.
Swissli meint
Die Auswirkungen auf den Gebrauchtwagenmarkt wären sicher positiv und würde den E-Auto Einstieg erschwinglicher machen: Förderung + Abschreiber 6 Mt.
Obs zwingend eine Quote braucht, ist eine andere Frage.
EdgarW meint
Ja der „Experte“ Dudenhöffer.
Türlich hat er recht. Eigentlich. Das Problem ist, dass sich PKW-Vermieter die Hölle in die Supportleitungen holen, wenn sie Unbedarfte einfach so in ein E-Auto setzen, man liest ja nur zu oft, wie sich viele Auto-Journalisten so anstellen. Und für eingehende Einführung sehen die Geschäftsmodelle der großen Vermieter keine Zeit vor, geschweige denn für die Ausbildung der Mitarbeiter. Drum bleibt das Thema wohl vorerst den spezialisierten E-Auto-Vermietern wie NextMove und EV4Rent vorbehalten, leider. Und gut für die EV-Vermietungs-Spezialisten natürlich.
teslatom meint
?
Einführung in ein Elektroauto??
Tankkarten mitgeben, fertig.
Das Fahren? Vorwärtsgang – vorwärts, Rückwärtsgang- rückwärts .
lenken.
Kein Ölwechsel/-stand, kein Warmfahren des Motors.
Verstehe nicht, worum es geht. Führerschein sollte man haben.
Kurz: Es gibt nichts einfacheres Auto als vollelektrisch. Ganz einfach.
Petzi meint
Das E-Auto zu fahren wird wohl jeder hinkriegen, der auch ein Automatik-Auto steuern kann. Beim Aufladen wird es schon schwieriger. Verbrenner-Fahrer sind Tankstellen gewohnt, die ausgeschildert, von weitem erkennbar und immer funktionstüchtig sind. Sie haben sicher noch nie eine längere Strecke nach den Standorten der Schnelllader auf GE vorher geplant. Und wenn die Ladekarte des Vermieters dann gerade an der gewählten Ladestation nicht akzeptiert wird und der nächste Schnelllader außerhalb der Reichweite ist…
Einfach mit Bargeld oder Karte zahlen ist halt leider nicht.
Für Kurzzeit-Mieter innerhalb der Batterie-Reichweite ist das natürlich kein Problem.
Peter W meint
Ich sehe da auch ein Problem für die Vermieter. Erstens sind die E-Fzge deutlich teurer, und zweitens haben es die wenigsten Menschen mit dem Denken. Da wird dann getestet wie oft man voller Rohr beschleunigen kann und wie lange man mit dem Auto Vollgas fahren kann. Wenn der Akku dann „plötzlich“ leer ist ruft man die Hotline.