Hersteller und Umrüster stellen immer wieder Entwürfe elektrisch betriebener Einsatzfahrzeuge für Polizei, Notärzte und auch die Feuerwehr vor. In der Praxis lässt sich die alternative Antriebsart derzeit offenbar aber nur schwer nutzen. Der Grund: das mangelnde Angebot.
In Berlin wollen Polizei und Feuerwehr Medienberichten zufolge Elektroautos einsetzen, um umweltfreundlicher zu werden. Bei der Polizei endete eine Ausschreibung im vergangenen Jahr jedoch ohne Ergebnis: Kein Händler konnte passende Fahrzeuge mit Elektroantrieb liefern. Das gehe aus einer Auswertung der Senatsinnenverwaltung hervor, schreibt die Berliner Morgenpost.
Die Polizei hatte demnach versucht, sechs rein elektrische Einsatzfahrzeuge zu beschaffen. „Die Umsetzung gestaltet sich schwierig“, heiße es in dem Bericht der Senatsinnenverwaltung. Die Fahrzeuge sollen nun bis Ende 2020 bezogen werden. Für 60 Prozent der polizeilichen Flotte gibt es nach Angaben der Innenverwaltung keine für die jeweiligen Anforderungen geeigneten E-Fahrzeuge.
Auch die Berliner Feuerwehr hat Schwierigkeiten dabei, alternativ angetriebene Fahrzeuge einzuflotten: Trotz der für alle Technologien offenen Ausschreibungen gebe es „keine bis sehr wenige Angebote“ für Modelle mit vollelektrischem Antrieb, Plug-in-Hybrid- oder Erd-/Autogasantrieb. Ursache sei die fehlende Wirtschaftlichkeit der Fahrzeuge und das mangelnde Angebot. Für 95 Prozent der von der Feuerwehr eingesetzten Fahrzeuge gebe es keine zu den Anforderungen passenden Produkte mit alternativem Antrieb. Bei Großfahrzeugen liege die Quote bei 100 Prozent.
Polizei und Feuerwehr haben laut der Morgenpost zusammen die größten Fahrzeugflotten der Stadt. Der Großteil werde mit Dieselmotoren betrieben. Den Einsatz von Elektrotechnik erschwere neben den hohen Kosten und dem mangelnden Angebot vor allem die derzeit noch eingeschränkte Alltagstauglichkeit. Geringe Reichweiten, lange Ladezeiten und das begrenzte Platzangebot würden als Ausschlusskriterien genannt.
Während der Bericht zumindest Hybrid- und gasbetriebenen Fahrzeugen eine grundsätzliche Eignung für den Einsatz bei der Polizei bescheinigt, sind viele Aufgaben der Feuerwehr auch damit nur schwer oder nicht zu erfüllen. Bei den zur Feuerbekämpfung eingesetzten großen Fahrzeugen komme erschwerend hinzu, dass auch schwere, kraftstoffbetriebene Geräte und Aggregate auf den Fahrzeugen mit alternativen Antrieben versorgt werden müssen. Abhilfe könnte ein mit Beteiligung der Berliner Feuerwehr entwickeltes Hybrid-Löschfahrzeug schaffen. Bis zur Praxisreife dürften allerdings noch einige Jahre vergehen.
Duesendaniel meint
BEVs heutiger Generation bieten Reichweiten von 250-350 Km, die ich mit 11KW über Nacht problemlos wieder nachladen kann. Ich frage mich, wo denn die Polizei oder Feuerwehr täglich so hin muß, wenn das nicht ausreichend sein soll? Kann es sein, dass die Anforderungsprofile da etwas überzogen sind?
Swissli meint
Kanton St. Gallen
Swissli meint
@Bernhard
Leotronik meint
Anscheinend wurde ein fremdstoffbetriebener Löschgasgenerator gefordert. Zur Not kann man mit Auspuffgasen Feuer ersticken. Dieses Feature wird Tesla zum Glück niemals bieten.
150kW meint
Auch von Passat GTE, Golf GTE, e-Golf, i3,… gibt es Polizei Varianten. Daran kann es also kaum liegen.
150kW meint
Antwort auf Alex
AlBundy meint
aha. stimmt ja, diese Fahrzeuge als „Normal-Modelle“ gibt es ja tatsächlich.
Polizei Passat GTE habe ich sogar schon mal gesehen.
und der i3 wird in den US tatsächlich für die Police eingesetzt.
Wie ist denn – Stand heute – die Lieferfähigkeit
der GTE Modelle Passat GTE und Golf GTE?
Remo meint
Den i3 gibt’s in München auch als Polizeiauto..
150kW meint
Passat müsste die nächsten Monate wieder verfügbar sein. Golf erst wieder mit dem 8er Modell. e-Golf sollte bestellbar sein, i3 sowieso.
Wo bei man die Polizei-Versionen ja eh nicht normal über den Händler bestellen kann, nehme ich an.
MartinAusBerlin meint
„Für 95 Prozent der von der Feuerwehr eingesetzten Fahrzeuge gebe es keine zu den Anforderungen passenden Produkte“.
Ja dann fangt halt mit den 5% an! Es verlangt ja keiner, dass sofort 100% umgestellt werden sollen.
Und es wurde versucht sechs (6!) Fahrzeuge zu beschaffen?
Dann war die Ausschreibung wohl falsch gestalltet, wenn selbst dies nicht gelang.
Europolitan meint
Darf man keine nicht deutsche Produkte einsetzen? (Über den Tellerrand hinaus schauen…)
Ralph-aus-Berlin meint
Berlin ist „Arm aber sexy.“ Naja… hinzu müssten ja noch entsprechende Schnellladesäulen kommen und eine solche Ausschreibung würde wohl etwa lauten: ‚Im Preis eines Notladekabel’s mit einer Ladegeschwindigkeit von mindestens 350kW‘. Ähnlich würde es bei eAutos aussehen.
Alex meint
Wenn ich mich recht entsinne, gibt es vom Model S Und Model X Polizeifahrzeuge. Diese sind nachträglich umgerüstet. Ich meine in der Schweiz sind welche unterwegs.
Durften die Behörden evntl nicht bei Tesla kaufen, sollen sie bei deutschen Herstellern bleiben?
Gunnar meint
Die Teslas sind viel zu teuer auf den Nutzungszeitraum gesehen als ein Passat Kombi. Polizei/Feuerwehr usw. müssen da schon mit dem spitzen Bleistift rechnen, da bekanntlich kein Goldesel vorhanden ist.
In der Schweiz gab es da auch viel Kritik, dass da mit Steuergeldern die teuren Model X angeschafft wurden. Kann ich verstehen.
Swissli meint
Stimmt nicht ganz. Basel Stadt hat das durchaus mit den jährlich anfallenden Kilometerleistungen (bei Polizei meist sehr hoch) berechnet. Anschaffung des Model X höher, TCO günstiger. Steuergelder gespart!
Dann kam nachträglich noch der Datenschützer mit Auflagen, was die Inbetriebnahme etwas verzögerte.
Ein beliebtes Polizeiauto in der Schweiz ist übrigens der BMW X5. BMW ist ein „Hoflieferant“ für die Polizei. BMW war dann wohl etwas eingeschnappt wegen Tesla Kauf – hatte aber gleichzeitig keine geeignete BEV im Lieferprogramm, bis heute.
Elektron meint
Korrekt. Die Basler Kantonspolizei hat solche beschafft (Model X), resp. sind in der Beschaffung. Die Anschaffung war allerdings nicht unumstritten.
Link: https://www.nau.ch/news/videos/tesla-die-polizei-basel-prasentiert-ihre-neuen-elektro-autos-65517179
Bernhard meint
Die Schweiz ist mit ihren Kantonen ähnlich organisiert wie wir mit den Bundesländern. Auch bei der Polizei. Ich habe schon in einem Kanton Kona electric als Einsatzfahrzeuge der Kantonspolizei gesehen. Weiss nur nicht mehr wo das war.
log meint
Kanton St. Gallen ist es.
Remo meint
Ich glaube damit hat das nichts zu tun, Alex. Der Bundesrechnungshof prüft aber sehr genau, ob ein Einsatz von Steuergeldern legitim ist. Und einen 100.000€ Tesla für die Polizei, ist da sicher nicht vertretbar.
Landmark meint
Was sagt der Bundesrechnungshof zum BER, stell Dir mal vor wie viele 100000€ Autos man da für die Polizei und Feuerwehr kaufen kann.
etron, EQC, Model X u. S oder doppelt so viele Kona, Kia und Model 3
alupo meint
Das ist doch aber was völlig anderes. ;-) ;-) ;-).
Geld verschleudern war doch schon immer erlaubt. Siehe die schwarzgelbe AKW Wende nach dem rotgrünen Atomkonsens. Die später deshalb eingefügte Brennelementesteuer wurde später gerichtlich wieder gekippt und der Steuerzahler musste wegen SchwarzGelb einige Milliarden Euro zurückzahlen, danke auch noch an alle Beteiligten.
Darüber und wie unprofessionell das Angegangen wurde bin ich immer noch sauer!
Den Gegenwert sollte man in Model X umrechnen, insbesondere nach dessen massiver Preissenkung Anfang 2019.