Die baden-württembergische Landesagentur e-mobil BW hat eine neue Studie für den Rohstoffbedarf von Batterie- und Brennstoffzellen-Elektrofahrzeugen veröffentlicht. Die Auswertung habe ergeben, dass die Elemente Lithium, Kobalt, Platin, Nickel, Seltenerdmetalle und Kupfer aufgrund ihrer zu erwartenden Bedeutung für die E-Mobilität sowie ihrer begrenzten Verfügbarkeit als kritisch einzustufen sind.
Im Fokus der Untersuchung stehen neben den Versorgungsstrukturen in den Herkunftsländern Fragen zum Ausbau von Förderkapazitäten, sich ergebende Versorgungsabhängigkeiten, verursachte Treibhausgasemissionen und Preisentwicklungen sowie die Betrachtung ökologischer, sozialer und ethischer Aspekte der Rohstoffgewinnung.
„Es ist uns ein Anliegen, mit dieser Studie wichtige Informationen und Fakten zur Verfügung zu stellen, um die Rohstoffproblematik umfassend zu beleuchten und vor allem Lösungsstrategien aufzuzeigen, damit wir das Thema zügig angehen können“, so Franz Loogen, Geschäftsführer der e-mobil BW. „Die Sicherung von Rohstoffverfügbarkeiten, die Steigerung der Ressourceneffizienz und nachhaltige Materialvorketten sind entscheidende Faktoren, damit der Markthochlauf der Elektromobilität gelingt.“
Die Auswertung wurde im Auftrag der Landesagentur von dem Beratungsunternehmen Thinkstep erstellt. Die Autoren betonen, dass die vergleichende Analyse nicht darauf abziele, die beiden E-Antriebs-Technologien als konkurrierend darzustellen. „Denn aufgrund unterschiedlicher technologischer Charakteristik und unterschiedlicher Zielsektoren werden BEV und FCEV nebeneinander existieren“, heißt es. BEV steht für batterieelektrische Fahrzeuge (Battery Electric Vehicle), FCEV für mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Elektrofahrzeuge (Fuel Cell Electric Vehicle).
Für die Akzeptanz der Elektromobilität sei es wichtig, dass bezahlbarer Klimaschutz nicht zu Lasten der Menschen und der Umwelt in den Rohstoffherkunftsländern erreicht wird, unterstreicht die e-mobil BW. „Jetzt werden die strategischen Weichen gestellt, wie Elektromobilität erfolgreich industrialisiert werden kann und dabei dem Anspruch der Nachhaltigkeit in seinen drei Dimensionen – ökologisch, ökonomisch und sozial – gerecht wird“, sagt Franz Loogen. Er appelliert an Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, die Ergebnisse der Studie aufzugreifen, umzusetzen und weiterzuentwickeln.
Empfehlungen für mehr Nachhaltigkeit
Die e-mobil BW hat auf Basis der Studien-Ergebnisse sieben Handlungsempfehlungen für mehr Nachhaltigkeit erstellt:
- Erstens gelte es, die Abhängigkeiten durch eine verringerte Verwendung kritischer Rohstoffe zu reduzieren sowie vermehrt Alternativen für Technologien und Materialien im Fahrzeug zu finden.
- Zweitens müssten Kooperationen zwischen der verarbeitenden Industrie und den Rohstoffanbietern geschaffen werden, um die Planungssicherheit hinsichtlich zukünftiger Marktbedingungen auf beiden Seiten zu erhöhen.
- Die dritte Empfehlung zielt auf eine verstärkte Kooperation zwischen Industrie und Recyclingunternehmen ab sowie darauf, die Wiedergewinnung der Materialien effizienter und wirtschaftlicher zu gestalten. Ein Ansatzpunkt hierfür sei unter anderem die Steigerung des Automatisierungsgrads. Um die Potenziale des Recyclings voll auszuschöpfen, würden sich darüber hinaus Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette empfehlen.
- Als Viertes werden politische Maßnahmen angeführt, die dazu beitragen sollen, die Stoffkreisläufe zu schließen. Dazu gehöre insbesondere die Überarbeitung der europäischen Batterierichtlinie und die Einführung von individuellen Mindestrecyclingquoten für bestimmte Materialien – statt der bisherigen Regelung eines gewissen Anteils an der Gesamtmasse.
- Als Fünftes wird die positive Gestaltung der Lieferkette von Primärrohstoffen genannt, was angesichts der beschriebenen Bedingungen „eine Aufgabe von höchster Wichtigkeit“ darstelle. Unternehmen wie die Politik müssten gemeinsam die Transparenz in der Lieferkette erhöhen und auf Verbesserungen hinwirken.
- Als sechste Maßnahme werden „ganzheitliche Betrachtungen als Entscheidungsgrundlage zur Festlegung der regulatorischen Vorschriften im Verkehrssektor gefordert“, um eine faire Vergleichsbasis für die Technologien sicherzustellen und um Verschiebungseffekten vorzubeugen.
- Zuletzt wird die Sicherstellung einer belastbaren und aktuellen Informationsbasis für den Rohstoffbezug „als äußerst wichtige Grundlage“ aufgeführt, um relevante Betrachtungen durchführen zu können und die breite Öffentlichkeit für die damit zusammenhängenden Herausforderungen zu sensibilisieren.
Jürgen Baumann meint
Wie ist denn das mit den Verbrennern? Gibt es für die auch so eine Studie? Oder lohnt das nicht mehr?
Eine seltene Erde im wahrsten Wortsinn sind auch die Urwälder z.B. in Indonesien. Dort und anderswo werden in grossem Stil Tropenwälder für Palmöl gerodet. Palmöl, das dann auch als Additiv in fossilen Treibstoffen eingesetzt wird. (Biodiesel, E10…). Der Biospritanteil in Treibstoffen ist in den letzten 10 Jahren schrittweise immer weiter erhöht worden. Es gibt Planungen, den Biospritanteil in Treibstoffen weiter zu erhöhen. Die Kritik daran wird aber immer lauter. Zudem dürfen die Hinweise nicht übersehen werden, dass der wachsende Anteil an Biosprit in den Treibstoffen die Lebensdauer der Motoren deutlich verkürzen kann (Ressourcen).
alupo meint
Erkenne ich die Substanz dahinter nicht oder sind die „Handlungsempfehlungen“ nur Phrasendreschereien nach dem Strickmuster:
Es ist erstrebenswert, ein Millionär zu sein. e-mobil NB GmbH (NB steht für Nordbaden) empfiehlt dafür ein Jahresgehalt von mindestens 100.000 €.
Soll ich noch weitermachen….
Kein Problem….
Bringt halt niemand weiter….
Ich lass es sein, mir reicht ein fundamentaler Punkt, ich brauche keine 7.
Sorry, aber geredet wird m.M.n. in Deutschland schon zuviel. Was fehlt sind Entscheidungen und dann konsequentes und zielorientiertes Handeln. Das ist der Unterschied zu Asien, und zu Tesla.
Peter W meint
Leider genügt es für Deutschland über das Gute zu reden das man tun könnte.
Andreas meint
Das Geschäft mit Studien scheint ja zu blühen, man muß nur genug Nebelkerzen zünden. Seltene Erden sind bei Verbrennern auch immer ein Thema gewesen. Yttrium verwendet man z.B. in Zündkerzen.
Platin wird in Katalysatoren eingesetzt.
„..bezahlbarer Klimaschutz nicht zu Lasten der Menschen und der Umwelt in den Rohstoffherkunftsländern erreicht wird, unterstreicht die e-mobil BW.“
Wow. Seit wann gibt es dann im Verkehrssektor diese neuen Kenngrößen?
In den letzten 100 Jahren Verbrennerfahren war es Firmen, Endkunden und Ländern schnurzegal, woher das Rohöl kam. Hauptsache billig und verfügbar.
Bisher war es den Leuten auch egal, woher das Stahl für die Autos oder das Cobalt und Lithium für das Mobiltelefon.
Und dank E-Mobilität entdecken Bild, ADAC, Auto-Motorsport und die CSU ihr Umweltgewissen und ihre sozialen Verpflichtungen für die Herkunftsländer.
Heuchelei.
Heureka meint
Bisher war es den meisten Leuten – und allen voran den OEMs – auch egal, was da hinten aus dem Auspuff kommt. Hauptsache Power und Brumm-Brumm.
Allerdings ist es weniger der E-Mobilität geschuldet, dass auch Bild, ADAC, AMS und CSU ihr Umweltgewissen und ihre sozialen Verpflichtungen für die Herkunftsländer entdecken, sondern viel mehr der zunehmenden Sensibilisierung der Leser / Wähler für diese Themen. Es geht ja schließlich um nicht weniger als Umwelt und Lebensräume nachfolgender Generationen.
Peter W meint
Sorry, aber nachfolgende Generationen interessieren kein Schwein. Es geht derzeit nur darum das E-Auto auszubremsen und der jetzige Generation von Aktienbesitzern und Vorständen ein sorgenloses Leben im Überfluss zu sichern.
Wobei Tesla-Aktien-Besitzer in der Minderheit sind. Das bisschen Kolatteralschaden kann man verkraften.
ALLES ANDERE IST LEERES GEWÄSCH!!!
Ernesto 2 meint
Es geht NICHT um Lebensräume oder Umweltschutz, es geht um Wählerstimmen, nach der Wahl kann man die Pläne und Ziele leider leider wegen den Arbeitsplätzen und den Aktionären von BMW leider leider nicht umsetzen, die Widerstände aus dem Volk und der Industrie, nicht zu vergessen der Milliardäre der Quandt Familie von deren Spenden die CSU leben muss, waren leider leider viel zu groß …. ALLES HEUCHELEI FÜR DIE NÄCHSTE WIEDERWAHL….
Gunarr meint
Batterien sollten genormt werden. So kann man nicht nur die Herstellung besser automatisieren, sondern auch das Recycling. Die Zweitnutzung an anderer Stelle wird auch vereinfacht. Als positiven Nebeneffekt bekäme man mehr Wettbewerb bei der Ersatzteilversorgung.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Aus Sicht eines Automobilherstellers will man gerade keinen Wettbewerb bei der Ersatzteilversorgung, in diesem Bereich wird ja hervorragend verdient.
Schlimm genug, dass man in Zukunft keine Tauschgetriebe, Ölfilter, Auspuffanlagen und Lambdasonden mehr verkaufen kann; da schätzt man sich glücklich, wenigstens bei den Batterien den Kunden abzocken zu können (siehe Beitrag von gestern).
https://ecomento.de/2019/07/29/elektro-smart-batterie-defekt-wirtschaftlicher-totalschaden-moeglich/
Sukram meint
Möchte mal wissen, wieso wir uns mehr und mehr solche ineffizienten Parallelarbeiten/struktruren leisten müssen :-(
Wir haben schon das BGR mit seiner DERA
https://www.deutsche-rohstoffagentur.de/DERA/DE/Home/dra_node.html
oder übergreifend für die OECD die IEA in Paris, die längst laufend über die (Energie-)Rohstoffsituation und -Ausblick berichten; da sitzen Fachleute, die brauchen keine McKinseys und Konsorten wie z.B. die geweste Frau BundesverteidigungsministerIn, um das Klo zu finden.
Hauptsache wiedermal Steuergeld verbraten, um längst bekanntes wiederzukäuen :-(
Andreas_Nün meint
„oder übergreifend für die OECD die IEA in Paris“
wtf, die IEA. die jährlich absolute fake-prognosen für erneuerbare energien publiziert?
Jörg2 meint
Ich habe den ersten Textteil mal mit „Verbrenner“ und „Rohöl“ gelesen.
In dem Bereich könnten die ideen dieser Studie auch sehr hilfreich sein.
Blackmen meint
Haltet den Elektroanteil klein, dann langen die Rohstoffe… als Quintessenz
nilsbär meint
Unqualifizierte Nestbeschmutzung:
„…Elemente Lithium, Kobalt, Platin, Nickel, Seltenerdmetalle und Kupfer aufgrund ihrer zu erwartenden Bedeutung für die E-Mobilität sowie ihrer begrenzten Verfügbarkeit als kritisch einzustufen sind.“
Zu Kupfer ein Auszug aus recyclingportal.eu:
„Im Zeitraum 2007 bis 2017 wurden 192 Millionen Tonnen Kupfer abgebaut. Im gleichen Zeitraum sind die Reserven jedoch um 300 Millionen Tonnen gewachsen. Dies spiegelt die zusätzlichen Explorationen wider sowie die technischen Fortschritte und die sich entwickelnde Wirtschaft des Bergbaus. Laut aktueller Zahlen reichen die Reserven für rund 43 Jahre und die Ressourcen für fast 190 Jahre – Werte, die seit Jahrzehnten auf immer gleichem Niveau bleiben. 80 Prozent des jemals erzeugten Kupfers sind heute noch in der Nutzung.“
nilsbär meint
Sorry, falsche Stelle meines Kommentars.
Jürgen W. meint
„Denn aufgrund unterschiedlicher technologischer Charakteristik und unterschiedlicher Zielsektoren werden BEV und FCEV nebeneinander existieren“.
Immer diese Hellseher. Was die alles wissen. Und dann kommt’s doch anders, als sie denken.
Albert Deutschmann meint
Nachhaltigkeit in seinen drei Dimensionen – ökologisch, ökonomisch und sozial – gerecht wird“
Gut beleuchtet!