Der süddeutsche Energieversorger EnBW und der Hagebau Einzelhandel haben Ende 2018 angekündigt, bundesweit an verschiedenen Standorten bis zu 100 Elektroauto-Schnellladestationen zu installieren. Am Hagebau-Markt in Dorsten (Münsterland) wurde nun die erste Stromer-Tankstelle eingeweiht.
„Für ein gelungenes Einkaufserlebnis sind heute viele Faktoren wichtig. Die Möglichkeit, ein Elektroauto auch während eines kurzen Einkaufs aufzuladen, gehört aus Sicht der Hagebau dazu“, heißt es in einer Mitteilung. Die gebotenen Schnellladesäulen verfügen über jeweils einen CCS- und CHAdeMO-Anschluss für Ladeleistungen bis 50 Kilowatt (kW) und einen Typ 2-Anschluss mit bis 43 kW.
„Unser Markt unterliegt einer intensiven Wettbewerbssituation und das Geschäft wird in den kommenden Jahren nicht einfacher werden – daher suchen wir konkret nach Alleinstellungsmerkmalen, mit denen wir bei den Kunden werben und punkten können“, erklärt Benjamin Sender, Gesellschafter der Hagebau und Geschäftsführer des Hagebau-Marktes im nordrhein-westfälischen Dorsten.
Etwa 40 weitere Schnellladestationen sollen im Laufe dieses Jahres an weiteren Hagebau-Märkten beziehungsweise Standorten der kleinflächigen Fachmärkte Werkers Welt in ganz Deutschland in Betrieb gehen. „Perspektivisch“ wollen die EnBW und Hagebau ihre Lade-Kooperation auf Österreich ausweiten.
Neben Handelsunternehmen wie Hagebau und Euronics arbeitet die EnBW beim Aufbau von Ladeinfrastruktur auch mit Tankstellenbetreibern wie Shell und OMV Deutschland, dem Autobahnraststätten-Betreiber Tank&Rast oder auch Burger King zusammen. „Um für den schnell wachsenden Markt gewappnet zu sein, braucht es ausreichend öffentlich verfügbare Ladeinfrastruktur“, so der Energieversorger. „Nicht irgendwo, sondern dort, wo E-Autos ohnehin abgestellt werden. So laden E-Auto-Fahrer ganz einfach nebenher, während sie zu Hause, bei der Arbeit oder in ihrer Freizeit unterwegs sind – und natürlich während sie einkaufen.“
all-fx meint
Warum denn immer nur „eine Schnellladesäule“?!
Ich meine, ich will mich ja überhaupt nicht beschweren das mal wieder eine Säule mehr dazu gekommen ist, aber immer wenn ich mir solche Fotos von drei stolzen Projektvätern/Lokalpolitikern so anschaue, frage ich mich schon warum es denn wieder nur eine einzige, dafür sehr teure 50KW DC Combo-Säule auf dem wahrscheinlich mehrere hundert Autos fassenden Parkplatz sein durfte. Für diesselbe Summe hätte man garantiert 20-30 normale Lader mit nur 11-22KW eröffnen können.
Aus der Praxis weiß ich nämlich zu berichten, das man insbesondere als BEV-Fahrer nicht so gerne vor dem einzigen Ladepunkt im Riesenparkhaus steht, auf dem gerade wieder zwei Hybrid-Fahrer (vollkommen zurecht) ihre Mini-Batterien super schnell aufladen. Ein verfügbarer Ladepunkt tut’s eher, selbst wenn er etwas langsamer ist.
Just my two cents …
Jensen meint
Hallo all-fx:
Ganz meine Meinung. Lieber viele „kleine“ Lader, die der Händler dann nach erfolgten Einkauf auf „vergünstigte“ oder gar „kostenlose“ Ladung schalten kann. Ein einzelner Lader (natürlich trotzdem DANKE dafür) wird für viel Frust und vielleicht auch Verärgerung sorgen, wenn erst einmal mehr E-Autos unterwegs sind und man sich bewußt für – in diesem Falle – Hagebaumarkt entschieden hat, um dort einzukaufen und man eine einzelne und obendrein besetzte Säule vorfindet.
Christian meint
Warum nur ein Schnelllader? Die Netzanschlußkosten gehen durch die Decke.
Auch bei nur einem Schnelllader kann eine Netzverstärkung incl. Trafo nötig sein, dann kann so ein Ding schnell 80 T€ kosten. Für 10 Stück 11 kW plus 10 Stück 22 kW Ladestationen ist in jedem Fall ein Trafo nötig, da 330 kW Anschlußleistung zusammmen kommen. Und damit teurer als der Schnelllader. Sowas braucht eine intelligente Steuerung weil nie die max. Anschlußleistung aller Lader gleichzeitig abgerufen wird und so die Anschlußleistung bestimmt auf die Hälfte runtergesetzt werden kann.
Welche Kombination aus Ladern richtig ist ergibt sich auch aus der Verweildauer vor Ort. Und die ist im Baumarkt eher kurz.
all-fx meint
Okay, danke für die technische Erläuterung. Ich wollte damit auch nur sagen das auf einem Bau/Supermarkt- oder Mall-Parkplatz „mehr immer besser ist, als einfach nur schnell“. 1.000 weitere Ladepunkte an Laternen wie jetzt erst in Berlin und London umgesetzt sind ein überzeugenderes Argument gegen das „Oh-Gott-oh-Gott-wo-bekomme-ich-denn-überhaupt-Strom-her-und-hoffentlich-bleibe-ich-nicht-auf-dem-Nachhauseweg-mit-leerem-Akku-liegen“, als wenn stattdessen nur ein einziges Auto auf einem Parkplatz von mehreren hundert glücklich und vollgetankt nach einem 30-minütigen Einkauf nach Hause stromern darf.
Ich meine, mal ganz ehrlich, ein BEV fährt man doch sowieso nicht wie früher den Verbrenner bis auf Reserve und tankt dann wieder bis zum Anschlag voll. Stattdessen lädt man immer so viel oder so lange nach, wie man gerade parkt und an Strom kommt. Zumindest mein Herz lacht bei der Weiterfahrt auch über +10% mehr im Akku. Allerdings war ich auch schon in Situationen, wo ich nur mit 3% Rest im Parkhaus stand und wie ein Kesselflicker geflucht habe, weil gar keine Säule mehr frei war (es gab nur ein bis zwei).
Lennart meint
Niemand redet davon 10 oder 20 Ladepunkte mit 11/22 kW gleichzeitig mit voller Leistung zu betreiben. Das Zauberwort heißt Lastmanagement. Technisch ganz einfach umzusetzen und in den Niederlanden schon lange Standard. In Deutschland leider noch nicht ganz angekommen. Wir sind bei uns auf dem Firmengelände demnächst bei 11 Ladepunkten mit 11/22 kW und kommen dennoch mit knapp 90 kW Anschlussleistung für den gesamten Betrieb aus.
Uwe meint
Es gibt keine real existierenden Lade-Infrastruktur-Probleme mehr, die als Argumente für die aktuelle Fahrzeug-Zulassungs-Situation und Kaufmotivation faktisch belegt werden können.
Einzelne Situationen sind in der Regel durch bessere Information und Planung vermeidbar.
Es gibt im Verhältnis zum Fahrzeugbestand für E-Fahrzeuge ein vielfaches an Lademöglichkeiten gegenüber den Tankgelegenheiten für Verbrenner.
Es gibt 14.460 öffentliche Ladestellen mit über 45.000 Ladeanschlüssen für gerade mal 260.000 Fahrzeuge gegenüber 14.700 öffentlichen Tankstellen mit knapp 105.000 Zapfhähnen bei über 40 Millionen Fahrzeugen mit Verbrennern.
Die Wartezeiten an Tankstellen mit niedrigem Kraftstoffpreis (Happy Hour) ist längst länger als die Wartezeit an einer Schnellladesäule.
Kein Mensch fährt täglich mit seinem privaten PKW rund 280 km hin und zurück zum Arbeitsplatz. Und es gibt keine Strecke und kein Ort mehr, der bei einer ähnlichen Entfernung keine verfügbare Ladesäule aufweist. Die Regel sind unter 30 km einfache Entfernung. Da reichen 1-2 Ladungen pro Woche. Da lässt sich selbst in Meck-Pomm oder dem Saarland noch eine Ladesäule finden.
Das einzige noch existierende Problem, das im Falle (eines höchst theoretischen) unerwartet dynamischen Hochlaufes des E-Fahrzeug-Bestandes in Deutschland gelöst werden muss, ist:
Die Harmonisierung der Normierung für Ladesäulen und Ladesysteme (Anschlüsse, Akku-Typen).
Es gibt für Diesel, Benzin und CNG- und LPG-Gas je eine Norm, an die Technik für Tankstellen und Fahrzeuge angepasst sind. Bezahlen kann man mit jeder Giro oder Kreditkarte.
Bei E-Fahrzeugen existieren immer noch viel zu viele. Dazu kommen noch die Abrechnungssysteme.
Der Normierungsausschuss wartet seit Jahren, dass sich die deutschen Hersteller einigen und einen Hochlauf starten. Damit eine entsprechende DIN-Norm gesetzlich verankert werden kann. Der richtet sich nach der Markt-Führerschaft!
Wenn es mit dem Tempo weiter geht, haben wir bald die Tesla-Systeme oder ein chinesisches System als Vorschrift.
Jetzt wartet man auf VW (die haben deshalb Ford mit ins Boot geholt). Der Wettlauf der Kooperationen hat auch (oder sogar hauptsächlich) Normierungshintergrund.
Jetzt hofft man auf VW.
Auch hier blühen die Unkräuter der deutschen Verhinderungspolitik.
Uwe meint
Bedürfnisse und Ängste der Laternenparker:
Wenn ich meine Zapfsäule an der Laterne abbauen soll, wo ich jede Nacht meinen Tank volllaufen lasse,
will ich dort auch eine Ladesäule!!!
Sonst kaufe ich mir garantiert kein E-Auto.
Wann hört dieser Schwachsinn mit den Laternenparkern endlich auf???
Oder lässt irgendeiner den Zapfhahn aus dem dritten Stock herunter und betankt aus seinem Benzintank in der Abstellkammer?
nilsbär meint
Soll der Laternenparker, der mit seinem E-Auto von der Arbeit kommt (wo er nicht laden konnte, weil die zwei Ladepunkte belegt waren), jetzt noch zum Hagebau (Aldi, Metro, Rewe…) fahren, hoffen, dass dort die Ladesäulen funktionieren und frei sind, dann die Zeit im Geschäft totschlagen und noch was Unbenötigtes kaufen?
Destination Charger sind nette Gimmicks für die Eigenheimbesitzer, die darauf nicht angewiesen sind, aber sich freuen, während des Wochenendeinkaufs gratis beim Ikea oder sonstwo zu laden, falls eine Ladesäule zufällig frei ist.
Wenn wir die Bedürfnisse und Ängste der Laternenparker nicht ernster nehmen, wird die Verkehrswende scheitern.
A124 meint
+1
Gerade die Laternenparker in den Städten müssen umsteigen können/wollen. Dort gilt es, Emissionen zu senken und Verbrenner durch Elektrofahrzeuge zu ersetzen. Und in den Ballungszentren hat meist kaum einer die Möglichkeit, zu Hause zu laden. Was mich immer wieder zu dem Unverständnis der Diskussionen führt, auf dem Land hätte die E-Mobilität keinen Reiz oder es gäbe keine Infrastruktur. Gerade dort leben die meisten Eigenheimbesitzer und haben die Versorgungssicherheit selbst in der Hand.
CR meint
Ich bin auch Laternenparker, da ich in der Tiefgarage keine Lademöglichkeit installieren darf. Das wird sich auch so schnell nicht ändern und betrifft extrem viele Menschen, besonders in den Großstädten. Und da nützt es einem auch nichts, wenn man eine teure Eigentumswohnung hat. Selbst Hausbesitzer haben nicht immer die Möglichkeiten. Beispiel sind die vielen Reihenhaussiedlungen, bei denen es zentrale Garagenhöfe gibt. Da gibt es selten Steckdosen. Glücklicherweise habe ich in meiner unmittelbaren Nähe sehr viele Ladesäulen und daher aktuell noch kein Problem. Aber es würde mich auch ärgern, wenn die Eigenheimbesitzer mit eigenem Anschluss die Ladesäulen bei Ikea und Co. nutzen, weil es halt kostenlos ist. Dieses Verhalten würde mich extrem nerven. Daher fände ich es sogar gut, wenn es keine kostenlosen Säulen mehr gibt. Ich bin gern bereit für den Strom zu zahlen. Ebenso die Hybrid Fahrer, die ihre Mini Akkus an den großen Säulen laden. Ich hoffe doch, dass jemand, der einen Hybrid kauft, das nur tut, weil er zu Hause laden kann und nicht regelmäßig öffentlich die Säulen nutzen muss. Das wäre mir eindeutig zu umkomfortabel. Was wir brauchen sind Parkhäuser mit richtig vielen AC Ladern (gern auch nur 11 KW oder auch weniger mit Lastmanagement). Zudem wäre ich ein großer Fan von Ladeparks, die wie große Tankstellen auch die Möglichkeit bieten, verschiedene Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Paketstationen, Friseure, Bäcker, kleine Supermärkte, Apotheken etc. Dann würde ich gern mal zum Laden an eine solche Station fahren. Manche Einkaufszentren gehen ja in die Richtung, haben aber viel zu wenige Ladeanschlüsse.
Counter-Strike Cat meint
Eine Säule wird dauerbesetzt sein, sobald es mal ein paar Autos mehr gibt. Das erzeugt mehr Frust als Nutzen.
Steffi Zienz meint
Ende 2018 angekündigt und jetzt die erste eröffnet? Neun Monate also… wenn ihr in dem Tempo weitermacht, habt ihr in 75 Jahren die 100. :-)
Senfte meint
Beitrag nicht gelesen? 40 weitere Ladestationen bis Ende 2019, also nix 75 Jahre.
2020 ist laut Homepage das Projekt mit Hagebau dann abgeschlossen.
Steffi Zienz meint
Kommentar nicht gelesen? WENN sie so weitermachen. Wollte nur mal eine lustige Berechnung anstellen.
Jensen meint
Mich hat die Berechnung jedenfalls belustigt – zumal sie auch noch stimmt…
Danke dafür !