Ford setzt bei Antrieben wie die meisten großen Hersteller vorerst auf einen Dreiklang aus optimierten reinen Verbrennern und Hybriden sowie Elektroautos. Für Letztere hat sich der Traditionskonzern in diesem Jahr die Unterstützung von Volkswagen und dem US-Startup Rivian gesichert. Ein britisches Automagazin erhielt bei einem Besuch in den USA neue Einblicke in die E-Mobilitäts-Pläne von Ford.
Seine Elektroauto-Bemühungen bündelt Ford im Projekt Edison. An der Spitze der 70-köpfigen bereichsübergreifenden Denkfabrik steht Darren Palmer, der davor für die Sportwagenikone Mustang, das große SUV Explorer sowie die besonders sportlichen Modelle von Fords Luxusmarke Lincoln zuständig war. Seine zentrale Aufgabe: Die Entwicklung einer Reihe Hochleistungs-Stromer.
Als ihm der neue Job angeboten wurde, sei er zunächst skeptisch gewesen, sagte Palmer im Gespräch mit Autocar. Für ihn seien Elektroautos bis dahin vor allem vernünftige, nicht mit den leistungsstarken Pkw von Ford vergleichbare Fahrzeuge gewesen. Seine Meinung habe sich jedoch schnell geändert, als er sich mit dem Stand der Technik auseinandersetzte. „Ich konnte nicht glauben, wie gut diese neuen Autos waren. Sie konnten Dinge, die man mit einem Auto mit Verbrennungsmotor niemals tun würde. Sie waren einfach besser.“
Was Ford bei E-Mobilität künftig vorhat, hat das Unternehmen bereits umrissen: In Elektrofahrzeuge werden bis 2022 umgerechnet knapp zehn Milliarden Euro investiert. Im Fokus steht die Elektrifizierung von Volumenfahrzeugen. Bei rein batteriebetriebenen Autos für den Massenmarkt greift Ford auf Technik von Volkswagen zurück. Für elektrische SUV und Pickup-Trucks hat sich der Konzern in diesem Jahr mit 500 Millionen Dollar an dem US-Elektroauto-Startup Rivian beteiligt.
Das erste E-Auto der neuesten Generation wird ein vom Mustang inspirierter SUV-Crossover, bei dieser Baureihe setzt Ford auf selbstentwickelte Technik. Auch eine erstmals angebotene Batterie-Ausführung des Pickups Ford F-150 wird von den eigenen Ingenieuren entwickelt. Hinzu kommen diverse teilelektrische Plug-in-Hybride mit begrenzter Elektro-Reichweite, darunter auf Basis des Explorer und des Kuga. Nach der Elektrifizierung der populärsten Ford-Modelle stehen Palmer zufolge E-Versionen weiterer beliebter Baureihen der Marke an – welche dies sein werden, wollte er noch nicht verraten.
Die Stromer-Strategie von Ford fasste der Edison-Leiter so zusammen: „Wir haben sehr sorgsam entschieden, wo wir im Elektrofahrzeug-Markt aktiv sein werden, und dass wir stets die Besonderheiten des jeweiligen Modells hervorheben werden.“ Die kommenden E-Fahrzeuge sollen „äußerst begehrenswert“ sein und zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden. Es werde zwar keine Schnäppchen geben, so Palmer, aber für die bestehende Kundschaft stemmbare Preise.
„Wir werden beim Start kein Geld verlieren“
Um die Kosten niedrig zu halten, habe Ford sein zukünftiges E-Auto-Portfolio in einem Arbeitsgang geplant. Dabei wurden eine Einheits-Batteriezelle für alle Elektroautos festgelegt und langfristige, groß angelegte Partnerschaften mit Zulieferern vereinbart. „Denn 75 Prozent der Batteriekosten sind die Rohstoffe“, erklärte Palmer. Für Ford sei wesentlich, auch mit Elektroautos Geld zu verdienen. Andernfalls könne man nicht alle Kaufinteressenten bedienen. „Warum gibt es wohl bei so vielen der aktuellen Elektroautos einjährige Wartelisten?“, fragte Palmer. Er sei überzeugt: „Wir werden beim Start kein Geld verlieren. Das wird unsere Autos zum Mainstream machen.“
Ford will es den Kunden möglichst einfach machen, sich für ein Elektroauto zu entscheiden. Das umfasst laut Palmer neben attraktiven Preisen viele andere Aspekte, etwa den Webauftritt und den Kauf sowie die anschließende Nutzung, beispielsweise das Laden. Die Reichweite sei weiter für viele Autokäufer ein zentrales Argument gegen den Erwerb eines Elektroautos. Ford peile daher 480 oder mehr E-Kilometer mit einer Ladung der Batterie an.
Palmer sieht in der Transformation zu Elektroautos die „größte Chance und Veränderung der Automobilindustrie der letzten 30 Jahre“. Bei leistungsstarken Batterie-Pkw gehe es nicht nur um den Motor, sondern auch die Software, „Überraschungen“, Aktualisierungen über das Netz und „Pfiffigkeit“ sowie darum, dass die Hersteller lernen und antizipieren, was die Kunden wollen und ihnen das Leben einfacher machen. „Es ist ein komplett neues Produkt. Die, die es einmal ausprobieren, werden nicht mehr wechseln“, meinte Palmer.
Egon meier meint
Dafür, dass man die BEV-Entwicklung voll verpennt hat, sich hunderttausende von BEV-Plattformen von VW kauft und nur ein bisschen Blech draufdengelt .. dann darauf hofft, dass im Pick-Up-Sektor auch ein bisschen Strom gemacht werden kann ..
ja .. ganz schön dicke Lippe der Ford-Obermanager
Wenn BEV wirklich läuft .. dann ist Ford zu spät gestartet, Tesla hat kein Geld mehr und der Wettberwerb ist vor my da , GM pennt voll, Toyota konzipiert h2-Mondautos, die Chinesen haben gerade ein Existenzproblem da die Irrsinnsförderung wegfällt, Nissan hat in der Zeitung das Wort Rapidgate entdeckt und überlegt, was das heißen könnte, Renault träumt vom Zoe …
ja .. BMW weiß nicht, was es machen soll ..
Ach ja .. ford Mustang ..
wenn selbst super-technik-affine Läden wie Porsche kein wirklich neues Licht am BEV-Firmament entzünden können .. wie will das eine Gurkentruppe um die Mustang-Bastler, die außer Blechbiegerei in den letzten 30 Jahren nichts erfunden haben .
Michael S. meint
Ford-Manager: Elektroauto „größte Chance“ der Autoindustrie der letzten 30 Jahre
Ford-Manager: „Magische Miesmuschel, was soll ich jetzt tun?“
Magische Miesmuschel: „Gar nichts!“
Ford Manager: „Geheiligt sei die magische Miesmuschel!“
Ford Manager: ._.
nilsbär meint
+1 LOL
BeatthePete meint
Ohh, Herr Palmer hat es verstanden :
Bei leistungsstarken Batterie-Pkw gehe es nicht nur um den Motor, sondern auch die Software, „Überraschungen“, Aktualisierungen über das Netz und „Pfiffigkeit“ sowie darum, dass die Hersteller lernen und antizipieren, was die Kunden wollen und ihnen das Leben einfacher machen.
Mal schauen wann es die Manager in DE verstehen werden. Momentan sind die noch in der Verbrennerdenke drinnen , es wird ein Produkt herausgebracht und Ende. Danach wird am Nachfolgeprodukt gearbeitet.
Skodafahrer meint
Bei einem Elektroauto bleibt ein wesentlich größerer Teil der Gesamtkosten als Einnahme beim Hersteller. Bei einem Verbrenner gibt es hohe Wartungskosten und Kosten für Ersatzteile und Öl, die nur zum kleinen Teil beim Hersteller landen.
Weiterhin ist der Strom in den meisten Ländern günstiger als Benzin.
EdgarW meint
„ein vom Mustang inspirierter SUV-Crossover“
Wir nehmen eine Design-Ikone, einen echten Klassiker, machen irgendwas vollkommen anderes daraus, pappen ein paar Design-Ähnlichkeiten dran, nur um den dümmsten aller Käufer (vermutlich sehr sehr viele) das Gefühl zu geben, sie hätten da irgendwie was klassisches und cooles.
Pseudo-Retro-Müll at it’s worst.
Alex meint
Letzte 30 Jahre?
Wenn man ehrlich ist, hätten vor über 100 Jahren nicht Rockefeller und co den Verkauf von Treibstoff extrem forciert und das Elektroauto niedergemacht, hätte die Menschheit das Kapitel Verbrennungsfahrzeuge vielleicht garnicht ernst durchleben müssen.
Wären Elektroautos seit ihrem ersten Auftauchen vor über 100jahren stetig weiter entwickelt worden, würde unsere Welt schon lange sauberer und leiser vor sich her surren!
Andilectric meint
Seh ich genauso. Mal sehen ob diesmal bei der Weiterentwicklung noch was „dazwischenkommt“… Wäre schon toll wenn man sich mal auf was gutes konzentrieren würde.
Andreas_Nün meint
Da kommt nichts mehr dazuwischen.
Die Öl- & Gasindustrie mag viel Geld haben. Aber viel Geld gibt es auch in der Batterieindustrie. Dort wittert man einen Boom-Markt von mindestens 30 Jahren.
Sowohl im Consumer- als auch im Business Bereich. Und der Markt ist noch nicht mal zu 0,1% erschlossen.