Der Vorstandsvorsitzende des deutschen Batteriekonzerns Varta Herbert Schein hat in einem ausführlichen Interview mit der Augsburger Allgemeine auch über die E-Mobilität und seine Pläne für Elektroauto-Akkus gesprochen.
Die Batterie sei heute in Geräten „die zentrale Komponente“, das gelte für Kopfhörer, Bohrmaschinen oder auch die E-Mobilität. Aus diesem Grund müsse durch eine Fertigung von Akkus in Deutschland und Europa die Abhängigkeit von Lieferanten aus Asien minimiert werden. Dass mit Fördergeldern des Bundesforschungsministeriums in Münster eine große Batterieforschungsfabrik entsteht, sehe Schein daher „sehr positiv“. Dies zeige, dass die Politik die Batterieindustrie als strategisch wichtige Zukunftsindustrie für Deutschland einstuft.
Auch Varta könnte zukünftig an der staatlich geförderten Entwicklung und Produktion von Batterien speziell für Elektroautos beteiligt sein: Das Unternehmen hat sich im Rahmen eines europäischen Konsortiums für den vom Bundeswirtschaftsministerium mit bis zu einer Milliarde Euro unterstützten Aufbau von Batteriefabriken hierzulande beworben. Die Freigabe des Projekts wird derzeit von der EU geprüft und soll noch in diesem Jahr erfolgen. Was genau das Wirtschaftsministerium im ersten Schritt vorhat, ist noch unklar.
Die deutschen Autobauer und ihre Zulieferer verzichten bisher auf die Großserien-Herstellung der in Elektroauto-Batteriepaketen eingesetzten Zellen. Als zentrale Gründe nennen Sie die hohen Kosten und das Risiko eines Einstiegs in den Markt, der bereits von Akkufertigern aus China, Japan und Korea dominiert wird. Die Autohersteller sehen die Batteriezelle zudem als Standardkomponente, die man von wechselnden Lieferanten beziehen kann. Der Varta-Chef ist anderer Meinung.
„Bei der Batterietechnologie stehen wir inmitten einer großen technologischen Entwicklung“, erklärte Schein. So habe Varta die Energiedichte seiner hier gefertigten Lithium-Ionen-Batterien vor zwei Jahren um 20 Prozent erhöhen können, dieses Jahr werde dies erneut gelingen. „Und ich bin überzeugt, dass wir die Energiedichte ausgehend vom Stand heute nochmals um 50 Prozent erhöhen können“, so Schein. Dies sei durch Technologie und Innovation möglich.
Fokus vorerst auf „Lifestyle Entertainment“
Darauf angesprochen, ob Varta selbst Batterien für Elektroautos bauen könnte, sagte der Konzernchef, dass die Priorität derzeit klar auf der Fertigungskapazität für Lithium-Ionen-Batterien „im Lifestyle Entertainment Bereich“ liege, beispielsweise für Headsets. Darüber hinaus entwickle man auch größere Zellformate für den Einsatz in unter anderem Robotern oder fahrerlosen Transportsystemen. Eine Anwendung dieser Akkus in Autos schließe Varta nicht aus.
Mit Blick auf die Diskussion, ob Batterie-Elektroautos oder aber auch wasserstoffbetriebene Brennstoffzellen-Stromer die beste Antriebsform der Zukunft sind, sagte Schein: „Ich glaube an die Batterie auch im Auto“, allerdings gehe er für die nächsten Jahrzehnte von vielfältigen Antriebsarten aus. Batterien hätten dabei ein großes Potenzial für Leistungsverbesserungen. „Es wird sich noch viel mehr bewegen“, sagte der Varta-Chef voraus.
Die Lithium-Ionen-Batterie wird Schein zufolge in den nächsten 15 und mehr Jahren weiterentwickelt werden. Bei der von vielen als nächste Speicher-Generation geltenden Festkörper-Technologie müssen laut dem Experten noch viele Grundlagen geklärt werden. Eine Batterie mit genügend Kraft sei demnach noch nicht möglich. „Als Batteriehersteller dürfen wir nicht auf den Durchbruch einer Feststoffkörperbatterie warten“, meinte Schein.
Dass wie von einigen vorhergesagt bei Millionen von Elektroautos auf den Straßen die Rohstoffe knapp werden, befürchtet Schein nicht. So werde der Anteil von zum Beispiel Kobalt reduziert, und Lithium-Vorkommen seien noch reichlich vorhanden. In die langfristige Entwicklung bei Rohstoffen spiele außerdem mit rein, dass die Recyclingquoten bei Batterie noch niedrig sind.
Peter W meint
Also ich glaube nicht an die Batterie im Auto. Ich glaube dass es mehr Akkus sein werden.
Sorry, ich verstehe nicht, dass selbst Experten ständig von Batterien reden. Dass der unwissende Bürger Primär- und Sekundärzellen nicht auseinanderhalten kann verstehe ich durchaus, aber die aufladbaren Dinger könnte man doch wenigstens als Akkus bezeichnen um einen Unterschied im allgemeinen Sprachgebrauch klar zu machen.
Wännä meint
Vermutlich ist das der Verinnerlichung von Anglizismen geschuldet.
Hey, how big is the battery in this car?
RaleG meint
Als Experte spricht man von „Battery“, nicht von Akku.
Wie auch in „BEV“ = Battery Electric Vehicle.
Ich fürchte, hier musst/solltest Du Dich umstellen ;)
Rudi meint
Dann wird eine Legehennenbatterie auch nicht wiederaufladbar sein?
Wännä meint
Richtig! Zumindest in Deutschland gibt es diese angeblich schon länger nicht mehr.
Michael meint
Wie hat er denn erklärt dass Varta trotz excellenter Batterien auf die Politik wartet um in die Produktion für Autos einzusteigen? Da ist die Kompetenz dann doch nicht da, oder?
Gerhard Ratermann meint
Einfach um Fördergelder zu bekommen.
Kein großes Unternehmen macht mehr was, wenn nicht hundert prozentig fest steht das es Gewinn bringt.
Mercedes hat auch Geld für Batteriefertigung / Entwicklung bekommen.
Nach der Einweihung wurde sie wieder geschlossen.
Jeru meint
„Nach der Einweihung wurde sie wieder geschlossen.“
Haben Sie eine Quelle dazu?
GeHa meint
Ja – am 16.10.2019 um 17:04 hat das jemand in diesem Forum gepostet! Es muss also wahr sein!!