Der deutsche Zulieferer Continental hat seine Antriebssparte im letzten Jahr in das Unternehmen Vitesco Technologies ausgegliedert. Der Vorstandschef der Neugründung Andreas Wolf will in den kommenden Jahren stark von der E-Mobilität profitieren. Die Produktion von Zellen für Elektroauto-Batterien ist allerdings weiter nicht geplant.
Die Selbständigkeit mache Vitesco Technologies „agiler und schneller“. Mit neuen Strukturen, kürzeren Entscheidungswegen und mehr Sichtbarkeit als eigene Marke könne man besser auf die Marktentwicklungen reagieren, so Wolf im Gespräch mit der Automobilwoche. Er und sein Team fokussierten sich „klar auf Elektrifizierung und E-Mobilität“. Die Ausgaben in diesem Bereich würden weiter erhöht, um deutlich und schneller zu wachsen.
Vorerst legt Vitesco Technologies bei der E-Mobilität den Schwerpunkt auf Technik für teilelektrische Fahrzeuge. Es sollen neue, bezahlbare Lösungen für reguläre Hybride und Plug-in-Hybride mit mehreren Kilometern Elektro-Reichweite auf den Markt gebracht werden. Der Elektrifizierungsmarkt werde für Zulieferer in den nächsten fünf Jahren nach gängigen Studien ein Volumen von mehr als 30 Milliarden Euro erreichen, sagte Wolf. „Alle Produktfamilien, die wir für uns identifiziert haben, werden um die 30 Prozent wachsen. Wir sind also sehr gut aufgestellt, um von dieser Entwicklung nachhaltig profitieren zu können.“
Vitesco Technologies arbeitet auch an Technik für mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Stromer. „Wir glauben, dass die Brennstoffzelle eine Technologie der Zukunft sein kann“, erklärte Wolf. „Wenn man das technisch in den Griff bekommt, und derzeit sieht es ganz danach aus, dann ist das eine tolle Technologie.“
Die Brennstoffzelle habe insbesondere Vorteile bei hohem Gewicht und längeren Strecken. Vitesco Technologies gehe daher davon aus, dass diese Antriebsform zuerst bei Lkw und Bussen Verwendung findet. „In der zweiten Hälfte des Jahrzehnts“ werde es dann auch im Pkw-Markt stärkere Volumina geben, zunächst in den oberen Fahrzeugsegementen. „Auf das Thema Brennstoffzelle werden wir uns in den nächsten Monaten noch stärker konzentrieren“, so Wolf. Forschungsaktivitäten gebe es bereits.
Mit Blick auf Batterien erläuterte Wolf, dass Vitesco Technologies Batteriemanagementsysteme und 48-Volt-Batteriepacks verkaufe. Die von vielen Politikern und auch Arbeitnehmervertretern der Automobilbranche geforderte Produktion von Elektroauto-Batteriezellen ist für das Unternehmen wie zuvor für Continental kein Thema. „Das haben wir uns sehr genau angesehen und vor drei Monaten entschieden, dass Vitesco Technologies nicht in die Fertigung solcher Zellen einsteigen wird“, sagte Wolf.
Continental hatte zwischenzeitlich angedeutet, in die nächste Generation von Batterien mit festem statt wie in aktuellen Lithium-Ionen-Akkus üblichem flüssigen Elektrolyt einsteigen zu können. Mittlerweile habe sich aber gezeigt, „dass die Lithium-Ionen-Batterie wohl noch in den nächsten zehn Jahren die Hauptenergiequelle sein wird“, so Wolf. „Und auf diesem Gebiet gibt es Unternehmen, die sich damit seit vielen Jahrzehnten beschäftigen und die wir nicht rechts auf dem Standstreifen überholen können.“
Tom i3 meint
Das ziemlich neutrale Agora Institut hat in seiner zweiten 2019er Studie zur Verkehrswende BEV, FCEV und PtL/PtG verglichen.
Gegenüber dem Batterieauto fallen alle anderen Antriebsarten hinsichtlich Energiebedarf, Effizienz und dem damit verbunden CO2 Faktor völlig ab.
Ich halte das Conti-Statement deshalb auch für reine Augenwischerei. Die Brennstoffzelle mag für Fernlaster und Schiffe und PtL für Flugzeuge die Zukunft sein. Aber bereits kurven ja schon regionale Spediteure mit Batterie-LKWs umher. Für Wasserstoff ist zumindest da der Zug auch schon abgefahren.
Das weitgehend wartungsfreie BEV ist halt vielen Branchenakteuren noch immer ein Dorn im Auge, weil zu wenig wartungsintensiv. Darum hat es ja auch BMW geschafft, seinen Vorsprung so peinlich zu verspielen.
Je länger ich das Model 3 sehe, um so sympathischer wird es mir. Da scheint alles zu stimmen, auch der Preis. Irgendwann gebe ich meine Vorurteile gegenüber US-Autos wohl auf. Spätestens wenn sie aus den Händen Deutscher Arbeiter aus Brandenburg kommen. Gruss aus der Schweiz.
Stocki meint
Die Köpfe der Menschen sind so voll von Vorurteilen gegenüber BEV, das ist schon nicht mehr feierlich. Alles was der Zulieferindustrie dazu einfällt, ist die Klischees weiter zu bedienen, und den Menschen weiter das Wolkenkuckucksheim an die Backe nageln.
Es wird bitter enden, sehr bitter.
Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um die deutsche Autobranche.
Selnim meint
Für Brennstoffzellen die direkt flüssige Treibstoffe verwerten können und dabei weniger als ein Ottomotor kosten, gibt es sicher einen Markt. Als Range Extender für Elektrofahrzeuge. Würde sogar in den MEB von Volkswagen passen. Grösstes Akkugehäuse plus kleinste Akkuvariante würde Platz für die BZ schaffen. AC 22 Kw Laden würde dann vollkommen ausreichen. Überhöhte Ladetarife könnten dann einfach übergangen werden. Ideal für den Anwender. Das Auto kann dann auch das Netz stützen oder als Notstromaggregat dienen.
Selnim meint
Ich denke Volkswagen sollte wirklich eine kleine Range Extender Einheit entwickeln, die in das Akkugehäuse passt. So könnten sie sich absichern und zusätzliche Kunden für den MEB gewinnen. Falls die Zellhersteller wieder mal nicht nachkommen, könnte Volkswagen einfach nur noch die kleinste Akkuvariante mit Range Extender anbieten. Nachträglich könnte dann immer noch auf eine grössere Akkuvariante umgerüstet werden.
Da viele Fahrzeuge nur selten Langstrecke bewegt werden (Ferien mit Wohnanhänger und übers Jahr hauptsächlich Arbeitsweg und jedes Wochenende Mittelstrecke), macht ein Range Extender in vielerlei Hinsicht Sinn.
Stocki meint
Das Problem einer Brennstoffzelle ist aber der Platzbedarf des Wasserstofftanks. In das Batteriegehäuse passt sicherlich eine klein dimensionierte BZ rein, aber der Tank nimmt dem BEV sehr viel Platz weg. Wenn man die BZ sehr selten braucht sollte man es gut überlegen, ob der schlechte Wirkungsgrad, teures H2, zusätzlicher Wartungsaufwand und Platzbedarf das rechtfertigt.
Selnim meint
Nicht H2 Brennstoffzelle, Methanol, Ethanol etc. Brennstoffzelle.
Leotronik meint
Als Range Extender wäre ein Anhänger mit Batterie viel sinnvoller. Solche Anhänger könnte man gut vermieten. Mietstellen entlang der Autobahn wären am besten. Dann bräuchte man nicht in den Städten mit Hänger kurven. Allerdings müsste das die Autoindustrie wollen. Doch das wollen die auf jeden Fall verhindern. Das wäre der sofortige Tod der Verbrenner. Deswegen haben BEV fast nie eine Anhängerkupplung.
Selnim meint
An sich eine gute Idee. Doch dann kann wiederum kein Wohnanhänger gezogen werden. Zudem wie gesagt, ein Range Extender könnte den Kundenkreis massiv erweitern und E-Mobilität für alle praktikabel machen.
alupo meint
Ist ja lustig, Brennstoffzellenautos sollen weniger wiegen als Batterie-Elektroautos?
Einfach mal bei Wikipedia den Toyota Mirai mit Teslas Model 3 vergleichen. Jeder der auch nur ein wenig lesen kann kann dort und überall im Netz nachlesen, dass das M3 deutlich weniger wiegt als der Mirai, dabei aber mehr Reichweite bietet, und und und…
Kein Wunder geht es langsam mit Deutschland bergab, bei Managern die solch einen Schwachsinn öffentlich verzapfen.
Sorry für die harte Ausdrucksweise, aber die Aussagen dieses Managers sind zu 100% auf Trump-Niveau. Gute Nacht.
Jensen meint
„Und auf diesem Gebiet gibt es Unternehmen, die sich damit seit vielen Jahrzehnten beschäftigen und die wir nicht rechts auf dem Standstreifen überholen können.“
Der erwähnte Standstreifen könnte das ungewollte Ergebnis dieser hochspekulativen Firmenpolitik werden. Bis zum ebenso ungewollten Abschleppvorgang …
Futureman meint
Und wieder wird lieber Geld und Zeit in die Wasserstoffentwicklung gesteckt. Die Frage ist ja, wie soll sich Wasserstoff nach! Akkuautos durchsetzen? Als Anregung mal auf den Handymarkt kopiert:
Nach Skepsis hat sich bei Handy der Touchscreen durchgesetzt. Vorteil ist die freie Programmierung der Tastatur, sowie zahlreiche Softwarevorteile. Nachteil: Das Nokia 3210 brauchte nur einmal in der Woche ans Ladegerät das Smartphone (mindestens) jeden Tag.
Nachdem sich alle daran gewöhnt haben,kein Problem da man ja überall und zu Hause laden kann (wie schnell auch immer,aber es geht (fast) überall)
Jetzt meint ein findiger Erfinder aus dem Nokiazeitalter: Ich hab was neues! Ihr habt jetzt wieder eine Woche Akkuleistung. Dafür müsst ihr euch nur einen 700bar Hochdrucktank mit dem flüchtigsten Element der Erde dranschnallen. Damit er nicht explodiert, mindestens alle 2 Jahre zum TÜV. Weil laden so gefährlich ist, geht es natürlich nicht zu Hause. Ihr müsst nur 50km zur nächsten Lademöglichkeit fahren. Aufladen geht nach einer Stunde Fahrt aber in 2 Minuten. Da die Tankstellen schweineteuer sind, müssen die Kosten natürlich auf die Ladung aufgeschlagen werden. Und weil die Herstellung so energieintensiv ist, brauchen wir 3 mal soviel Strom. (Abstandsregelung von Windkraftanlagen wird in dem Zuge auf 1000cm von Wohnhäusern geändert)
Bei so vielen Vorteilen, wer will da auf Wasserstoff verzichten?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Ich verstehe es auch nicht.
Das beste Argument, was ich pro H2 gehört habe: „Das mit dem Wasserstoff ist ganz einfach, denn Wasser gibt es überall.“ (zitat Audi-Manager).
Andreas_Nün meint
„Die Selbständigkeit mache Vitesco Technologies „agiler und schneller“. Mit neuen Strukturen, kürzeren Entscheidungswegen und mehr Sichtbarkeit als eigene Marke könne man besser auf die Marktentwicklungen reagieren, so Wolf im Gespräch mit der Automobilwoche. “
Respekt, das Bullshit Bingo funktioniert.
Leotronik meint
Dann eben nicht. Die Ablehnung des Batterieautos wird die Wirtschaft mal sehr wehtun.
Der Wartende meint
Er lehnt doch nichts ab, kann nur nicht mithalten und das ist bitter genug. Ein weiterer Player hat erkannt das er mit einem schlechteren Produkt zu höheren Preisen nichts gewinnen kann. Mal sehen wo VW mit Partnern in 4-5 Jahren rauskommt, Platz 1? Der Rückstand ist beängstigend und das Resultat sieht man bei der Produktion von EQC, etron etc… der Continental Tochter kann man jetzt auch nichts mehr vorwerfen, der Zug ist abgefahren und das wurde erkannt. Wer verbrennt schon gerne Geld…
Leotronik meint
Conti legt den Schwerpunkt in Teilelektrizität und Wasserstoff. Kein Wort über reine Batterieautos. Das Nichterwähnen spricht Bände. Entweder werden sie Teile für BEV gegen ihre Überzeugung herstellen oder gar nicht. Die Ablehnung wird sie teuer zu stehen kommen. Conti war schon immer BEV feindlich.
Harald meint
Die Firma setzt intelligenter Weise direkt auf den Zukunftsmarkt. E-Autos können halt viele, da nicht sonderlich aufwendig aber eben auch nicht leistungsstark. VW wird ihren Müll auch nur hoch subventioniert durch zweckentfremdete Steuergelder los und auch das wird nicht lange gutgehen, da Zuviel Konkurrenz in diesem Markt. Wie Continental bereits gut erkannt hat, wird das einfache Elektroauto ab Mitte 20 von der Bz und der Intelligenteren Wasserstoffära abgelöst.
JayP meint
Bitte rechnen Sie mir doch mal den Strombedarf und die Betriebskosten eines FCEV vor. Zeigen Sie mir identisch bepreiste FCEV die die Fahrleistungen eines BEVs erreichen.
Ich warte solange :)
Andreas_Nün meint
Ab Mitte der 2020er wird die Brennstoffzelle für den PKW Bereich noch toter sein. Der Antriebssparte von Conti wirds nicht viel anders gehen, darum hat man diese auch ausgelagert.
1kg H2 wird man dem Endkunden nie unter 9€ / kg verkaufen können und das ist eben heftig teuer.
Voznik meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Voznik meint
Bei euch kann man nichts schreiben. Was ist verwerflich beim Dreck