Die Netze BW, der größte Verteilnetzbetreiber im EnBW-Konzern, hat ein weiteres Forschungsprojekt zur Integration von Elektroautos in die Stromnetze aufgesetzt. Im Mittelpunkt stehen die Einflüsse privater Ladevorgänge auf das Verteilnetz in einem ländlichen Gebiet. An dem bis März 2021 geplanten Feldtest beteiligten sich acht Haushalte in Kusterdingen im Kreis Tübingen.
Die Nutzung von Elektroautos konzentriert sich bisher insbesondere auf die Ballungszentren und Speckgürtel um die Großstädte. Die Netze BW rechnet aber auch mit einem zunehmenden Ausbau in den ländlichen Regionen. „Außerhalb der Neubaugebiete sind gerade in den Dörfern die Verteilnetze oft natürlicher gewachsen und noch nicht so stark ausgelegt“, erklärt Projektleiter Patrick Vasile. Zudem dürfte sich das Nutzerverhalten deutlich unterscheiden.
In einer aufs freie Feld führenden Straße im Kusterdinger Ortsteil Wankheim haben die Netze BW 2019 einen Stromkreis ausfindig gemacht, der aus technischer Sicht für die Tests passt. Von den rund 60 Haushalten bekundeten laut Vasile „erfreulich viele“ ihre Bereitschaft zur Teilnahme. Sieben von ihnen wurden nach Berechnungen und Messungen des Spannungsniveaus sowie der Leitungsauslastung ausgewählt. Seit Ende Januar steht ihnen je ein Renault ZOE oder ein Nissan LEAF zur Verfügung. Zum Laden der Elektroautos erhielten sie Wallboxen, die nach Abschluss des Projekts übernommen oder rückgebaut werden.
Aufwändiger gestaltete sich die Technik in dem Strang des Ortsnetzes: Drei redundante Messsysteme an sensiblen Punkten wie der Umspannstation oder den Verteilerkästen überwachen zunächst Stromstärken und Spannung. Das Lademanagementsystem der EnBW-Tochter Energybase dient dazu, mögliche Engpässe im Netz zu vermeiden. Unterstützt wird es von einem zentralen Batteriespeicher mit 66 kWh Kapazität. Ein kleineres Gerät mit 19 kWh sorgt dezentral bei einem der Teilnehmer für weitgehende Autarkie.
Weitere Feldversuche der Netze BW
Für das neue „NETZlabor“ am Rand der Schwäbischen Alb griffen die Netze-BW-Techniker auf mit der „E-Mobility-Allee“ in Ostfildern-Ruit nahe Stuttgart gesammelte Erfahrungen zurück. Dort waren in einem Straßenzug mit bereits breitem Stromnetz zehn von 21 Haushalten über ein Jahr lang mit E-Autos ausgestattet worden. Die in Ostfildern-Ruit gewonnenen Erkenntnisse und Lösungen kommen auch im demnächst startenden „E-Mobility-Carré“, einem neuen Quartier in Tamm im Kreis Ludwigsburg, zum Einsatz.
Die Netze BW planen darüber hinaus mit mobilen NETZlaboren mit kürzerer Laufzeit in mehreren Kommunen in Baden-Württemberg, das erste ging vor kurzem in Ettenheim an den Start. „Unser Ziel ist, mithilfe intelligenter Technik auch eine stark wachsende Ladeinfrastruktur problemlos in die Verteilnetze zu integrieren“, so Vasile. „Den erforderlichen Ausbau wollen wir dabei möglichst effizient gestalten.“
BB meint
Meinen Kia Soul lade ich ausschließlich mit Schuko => Morgens ist er immer voll bzw versuche ich wenn möglich wenn die Sonne scheint mit meiner PV Anlage zu laden.
(bei einem Zweitwagen gut möglich)
Mein M3 lade ich absichtlich langsamer als möglich, da auch da die Nacht lang genug ist (auch wenn ich erst lade wenn ich unter 20-30% falle)
ODER V2: ich habe das Privileg beim Arbeitsplatz in einem Parkhaus laden zu können das vor Ort von einer großen PV Anlage gespeist wird.
Bedeutet: Die Betreiber können ihren Strom vor Ort und daher ohne Netzgebühren günstig und trotzdem mit Gewinn verkaufen.
Überschuss geht vor Ort in das Business Center.
An Tagen mit Schlechtwetter wird natürlich zugekauft, unterm Strich können sie aber dennoch einen Spitzenpreis anbieten:
14Cent/kWh im Frühling-Herbst; 18Cent/kWh im Winter
Betreiber/Netz/Kunde == Win/Win/Win
Christian meint
Wenn die großen Batterien der Wenigfahrer im Winter erstmal schön runtergekühlt sind sinkt auch die Ladeleistung der Zoe auf ein netzverträgliches Maß. Der Leaf genehmigt sich max. 7,4 kW an der Wallbox. Ich sehe da kein Problem, außer im Sommer will eine ganze Siedlung während gekocht wird auch noch alle Zoe gleichzeitig laden, dann wird es spannend, haha. 22 kW für zu Hause sind vollkommen unnötig.
BB meint
Das Netz kann relativ einfach stabil gehalten werden – über den Preis:
Die oben beschriebenen Messungen müssen dauerhaft installiert und ausgewertet werden.
Die Wallboxen kriegen dann ihre Leistung von den Netzbetreibern zugeteilt.
Bei Überschuss und vorhandener Netzkapazität wird mehr Leistung freigegeben, bei Engpässen weniger.
Bei kontinuierlicher Nachfrage (weil viele Laden) werden zusätzliche Kapazitäten hochgefahren und sobald verfügbar die Leistung entsprechend freigegeben
=> einfaches Lastmanagement in Groß; wird von vielen (auch günstigen) Wallboxen unterstützt.
Wer da mitspielt (weil das Auto am nächsten Tag eh sowieso voll ist) kriegt einen besseren Preis. Damit ist beiden geholfen (günstiges Tanken und stabiles Netz + optimierter Verbrauch von Überschuss)
Wer es dennoch eilig hat bestellt einmalig ein Upgrade für bevorzugte Leistungszuteilung.
Nachdem das in der Regel nicht notwendig ist stört das auch nicht.
Und wenn ich es einmal eilig habe spielt es auch keine Rolle wenn es etwas mehr kostet.
Auswärts schnell zu laden kostet noch mehr.
Von Bidirektionalem Laden rede ich da gar nicht erst.
(ist für manche ein rotes Tuch und auch nur eine weitere Optimierung dieses Konzeptes)
BB meint
Ergänzung: wer da nicht mitmacht und seine eigene „Turbo-Station“ einbaut wird dadurch eine volatile Leistungsabfrage haben. Sprich: der Verbrauch schwankt stark.
Und das wird zukünftig sowieso mehr kosten.
Der Strom ist nicht teuer, sondern das Abfangen und Liefern von starken Schwankungen.
Wer also den Verbrauch flach hält wird bevorzugt.
(Das kann übrigens auch über einen Heimspeicher optimiert werden)
MichaelEV meint
+1 Das ist der richtige Weg. Einfach und unglaublich wirkungsvoll. Es fehlt nur am politischen Willen!
Peter W meint
Ich meine dass es sehr sinnvoll ist die Praxis zu testen. Die Erkenntnisse helfen das Netz stabil zu halten, wenn die E-Mobilität doch noch schneller wachsen sollte als erwartet.