Elektrischer Porsche 718 könnte „ganz rundes Package“ werden

Nach dem offiziellen Marktstart der Sportlimousine Taycan stehen bei Porsche weitere Elektroautos auf dem Programm, darunter voraussichtlich auch auf Basis der Verbrenner-Modelle der 718-Serie. Frank-Steffen Walliser, seit April 2019 für Cayman und Boxster sowie den 911er verantwortlich, hat in einem Interview mit Auto Motor und Sport über mögliche Elektroauto-Versionen gesprochen.

Porsche hat bereits seit einigen Jahren Plug-in-Hybrid-Ausführungen einiger Baureihen im Angebot, der Taycan ist das erste reine Elektroauto im Programm. Einen echten Sportwagen mit E-Antrieb haben die Zuffenhausener nach dem Auslaufen des limitierten 918 Spyder im Jahr 2015 nicht mehr gebaut. Dass nun Pläne für neue teil-, möglicherweise sogar vollelektrische Sportler konkreter werden, liegt am aktuellen Stand der Batterien.

Seit dem 918 Spyder habe es große Verbesserungen bei der Akku-Technologie gegeben, so Walliser. Dies liege insbesondere an den „immensen“ Fortschritten bei der Industrialisierung dieser Komponente und dem erweiterten Angebot. Ausgereift – und damit sicher – seien Batteriezellen bereits vor zehn Jahren gewesen, die Kosten pro Kilowattstunde heute jedoch etwa um die Hälfte geringer. Die Batteriekosten würden sich allerdings nicht nur aus den Zellen ergeben, sondern auch deren Überwachung, Sicherung und Kühlung.

Den 911 als Elektroauto zu bringen, ist für Porsche offiziell bis auf weiteres kein Thema. Auch für eine in der aktuellen Architektur bereits berücksichtige Hybrid-Variante gibt es noch keinen Zeitplan. Laut Walliser liegt das auch daran, dass der Elfer über einen sehr kurzen Radstand und eine sehr tiefe Sitzposition verfügt. „Wenn ich da jetzt Batterien unter dem Fahrer verbaue, verliere ich die tiefe Sitzposition. Und vorne und hinten ist schlicht kein Platz“, erklärte der Baureihenleiter.

Bei einem Mittelmotor-Auto mit 2,74 Meter Radstand wie dem 918 Spyder sehe es anders aus, hier liege „ein ganz anderes Package“ vor. Zudem handle es sich um einen reinen Zweisitzer – Elfer-Kunden schätzten aber das Zwei-plus-Zwei-Konzept, das man bei einer Elektrifizierung verlieren würde. Wesentlich länger oder breiter werden dürfe das Modell nicht mehr. Das durch den Elektroantrieb – speziell durch die Batterien – entstehende hohe Gewicht sieht Walliser weniger kritisch. Man könne dies schon kompensieren, das sei vor allem eine Frage des Geldes. Am Ende zähle ohnehin „die Performance“.

Eher Elektro- als Hybrid-718

Beim 718 würden neben dem Platz vor allem auch die Kosten gegen eine Plug-in-Hybrid-Version sprechen. „Ein vollelektrischer Sportwagen ließe sich eher realisieren. Zumal das ein sehr emotionales Produkt sein könnte“, sagte Walliser. Der wichtigste Markt für den 718 Spyder sei beispielsweise China, wo die Fahrzeuge fast nur in den acht größten Städten abgesetzt würden. Hier könnte eine rein elektrische Variante Sinn ergeben. Es bleibe zwar das Problem des höheren Gewichts – „aber ich kann mir schon vorstellen, dass das gut fährt“, so der Porsche-Manager.

Mit Blick auf die Reichweite eines nur mit Batterie betriebenen 718 sprach Walliser von „einer Positiv-Spirale“, da ein solcher Sportwagen kleiner und etwas leichter ausfalle. Hinzu kämen eine geringere Stirnfläche und kleinere Räder. Eine Elektroauto-Version könne deshalb durchaus auf bis zu 430 Kilometer Reichweite gemäß der neuen, realitätsnäheren WLTP-Norm kommen.

Zur technischen Umsetzung sagte Walliser, dass die Batterie bei einem Elektro-718 an der Stelle des Verbrennungsmotors sitzen könnte. Ohne die Kosten und damit den Preis zu hoch zu treiben, sei ein realistisches Gewicht von etwa 1700 Kilogramm denkbar. Das wäre zwar im Vergleich zu einem Verbrenner-718 mit Vierzylindermotor noch viel, im Vergleich zu einem Vierliter-718 aber schon nicht mehr so sehr. „Hinzu kommt das tolle Ansprechverhalten eines E-Motors. Das kann dann ein ganz rundes Package werden“, meinte Walliser. „Und ganz spannend ist es dann, elektrisch offen zu fahren. Das ist nochmal eine ganz andere Dimension.“