Mit dem bevorstehenden Boom von Elektroautos rücken die gesellschaftlichen und Umweltauswirkungen der eingesetzten Batterien in den Fokus. Auch Unternehmen anderer Branchen verarbeiten immer mehr und leistungsstärkere Akkus in ihren Produkten. Die internationale Industrie plant nun ein eigenes Siegel für fair hergestellte Batterien. Im Rahmen der Global Battery Alliance werden dafür derzeit Kriterien erarbeitet, berichtet die Deutsche Presse-Agentur (dpa).
In der 2017 ins Leben gerufenen Initiative haben sich private und öffentlich-rechtliche Organisation zusammengeschlossen. Das erklärte Ziel ist die Etablierung einer nachhaltigen Batterie-Wertschöpfungskette. „Die Nachfrage nach Energiespeicherung wird in den nächsten zehn Jahren um den Faktor 20 wachsen“, sagte der Chef des luxemburgischen Rohstoffkonzerns Eurasian Resources Group Benedikt Sobotka der dpa. Sobotka leitet die Global Battery Alliance gemeinsam mit BASF-Vorstandschef Martin Brudermüller.
Es müsse sichergestellt werden, dass das erwartete explosive Wachstum von Energiespeichern „nachhaltig, sozial verantwortlich und klimaschonend geschieht“, so Sobotka. „Und wir müssen sofort die grassierende Kinderarbeit beenden.“ Dies sei das vorrangige Ziel der Global Battery Alliance.
Bei den in aktuellen Elektroautos üblichen Lithium-Ionen-Batterien steht insbesondere der umstrittene Rohstoff Kobalt im Mittelpunkt. Das Metall kommt vor allem im politisch instabilen Kongo vor. Das geplante Zertifikat soll unter anderem darauf hinweisen, dass der Abbau von Kobalt ohne Kinderarbeit sowie unter Einhaltung von Sicherheits- und Gesundheitsstandards stattgefunden hat. Die Richtlinien seien ein „Meilenstein“ der Global Battery Alliance für eine nachhaltige und verantwortungsvolle Wertschöpfungskette, erklärte Brudermüller.
An der Global Battery Alliance unter dem Dach des Weltwirtschaftsforums sind aus Deutschland neben BASF unter anderem BMW und Volkswagen, SAP und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) beteiligt. Zu den unterstützenden europäischen Autobauern gehören Renault und Volvo. Mit Microsoft und Google sind auch große US-Tech-Konzerne mit an Bord.
NL meint
Guter, viel viel viel zu später, Aufschlag.
Das Siegel sollte z.B. mit der DUH zusammen entworfen werden, damit da eine glaubwürdige Instanz mitarbeitet.
Und natürlich sollte das Siegel, die komplette Kette einer Batterie berücksichtigen, also Kobalt in Afrika, Lithium in Chile, Emissionen bei Transport und Verarbeitung sowie ein Recycling mit einer Quote von über 90 %.
Sommer meint
Die DUH ist keine glaubwürdige Instanz.
Leotronik meint
Die meiste Kinderarbeit gibt es beim Kakaoanbau und Ernte. Also bitte 5 Minuten schämen bei jeder Tafel Schokolade und gut ist.
Peter W meint
Und wieder einmal soll die Gesellschaft mit irgendwelchen scheinheiligen Argumenten und Siegeln, die die Farbe nicht wert ist mit denen sie gedruckt werden, von den ehrenhaften Zielen der Industrie überzeugt werden.
Niemals wird ein Gewinn orientiertes Unternehmen mehr tun als nötig ist um die Betrügereien zu vertuschen mit denen sie die Welt ausbeuten. Niemals!
Jörg2 meint
Ich bin sehr für Label, die z.B. glaubhaft anzeigen, dass der kleine Kaffeebauer vor Ort einen höheren Verkaufspreis realisieren kann.
Oder, dass ein Lebensmittel frei von Schadstoffen etc. ist.
Ein Label, was sich darauf reduziert, nicht aus „Kinderarbeiter-Minen“ zu kaufen, finde ich irgendwie daneben. Die Situation vor Ort (Symptom) ist sicherlich nicht selbst ausgesucht, sondern folgt den Rahmenbedingungen (Ursache). Die Ursache sollte Handlungsziel sein, nicht die Symptomunterdrückung.
Ich habe aber auch den Verdacht, es geht um Marktsteuerung.
Wir werden sehen, was draus wird.
alupo meint
Erst die Zukunft wird zeigen ob es etwas nützt oder es sich vielleicht nur um ein weiteres Greenwashing-Projekt handelt.
Aber eines ist so sicher wie bei der geheimen Koscher-Zertifizierung mittels einem eingeflogenen Rabbi einer Monopropylenanlage in der Chemieindustrie: es kostet zusätzliches Geld und einige findige Unternehmer werden mit diesem neuen Geschäftsmodell hervorragend ihre Hobbys finanzieren können.
Wieviel Kobalt kommt von Familienunternehmen aus dem Kongo bei dem auch noch Kinder beschäftigt werden? Ich vermute vielleicht 1 Promille, denn selbst im Kongo kommt das allermeiste Kobalt von Großunternehmen. Besser ist es, dieses Metall aus z. B. Australien zu holen oder vom sonstigen Minenabfall. Oder wie beim chinesischen Model 3 gleich koblatfreie Akkus zu produzieren.
Ich bin da sehr skeptisch und denke, dass da nur wieder eine neue Sau durch das Dorf getrieben werden soll.
Jörg2 meint
Liebe Global Battery Alliance,
wäre es nicht ein gangbarer Weg, wenn ihr dafür sorgt, dass den Kleinstminen mit Kinderarbeit, für deren Ausstoß, soviel Geld vom Markt bezahlt wird, dass dort die zu den Kindern gehörenden Erwachsenen auskömmlich Arbeit haben und sie ihre Kinder in die von euch unterstützten Schulen schicken können.
Also aus: „Und wir müssen sofort die grassierende Kinderarbeit beenden.“ wird ein „Und wir müssen sofort dies Kinder aus der Arbeit raus in Bildung und Gesundheit bringen“.
Euer Schlachtruf greift mir da zu kurz.
Nur so als Idee…
Frank meint
Meine Idee: Viele Materialien die wir benötigen sind im Meerwasser. Könnte man denn nicht das Meer als die Quelle nehmen (statt das Land umzugraben)?
Die Salzseen aus denen das Lithium geholt wird sind doch auch nur konzentriertes Meerwasser.
Wenn man nun unter zugegebenermaßen großen Energieaufwand z.B. mittels Umkehrosmose das Salz von dem Trinkwasser trennt kann man dann sicher noch einiges mehr an Rohstoffen gewinnen als Lithium.
Wenn man das in der Sahara machen würde, dann hätte man einige Vorteile, die den höheren Aufwand ausgleichen könnten:
1. Das „abfallende“ Trinkwasser könnte Basis für eine neu entstehende Landwirtschaft sein.
a. Bindung des CO2 in Pflanzen
b. Lebensperspektive durch entstehende Landwirtschaft und Industrie macht die Flucht nach Europa unnötig —> so könnten wir der AfD-Faschismusfalle entgehen und in Europa stabile Demokratien erhalten
c. Wenn das Soja in der Sahara angepflanzt wird brauchen wir im Amazonas den Regenwald nicht weiter zu roden
d. wenn man es in noch größerem Stil machen würde könnte man dort Sunfuels erzeugen, die man als (chemich) gespeicherte Energie im Winter in Europa zur Heizung und zur Stromerzeugung ( BHKW ggf Brennstoffzelle)Damit man im Winter (bei dann ja minimaler Sonnenenergie) demokratieverträglich klimaneutral sein kann – damit wir nicht wegen sonst nötiger Windkraft ganz viele Wutbürger produzieren, die dann AfD wählen. Die Sunfuels könnten auch noch in Kreuzfahrtschiffen und in dem Flugverkehr eingesetzt werden. da hier die 3x effizientere Variante mit Akku (noch lange) nicht realistisch ist.
e. nirgends lässt sich die für die Umkehrosmose nötige elektrische Energie so billig produzieren wie in der Sahara durch 2000 Sonnenstunden/a (hier haben wir nur halb so viel)
randomhuman meint
Leider nicht wirtschaftlich. Deswegen wird es nicht gemacht. Solange genug Rohstoffe wirtschaftlicher an Land abgebaut werden können, solange werden sie nicht im Meer abgebaut.
Frank meint
Ja ich weiß du willst mir sagen: wenn es sich rechnet retten wir die Welt – wenn nicht – dann halt nicht.
Für unsere Gesellschaft insgesamt müssen wir uns anschauen: wie sieht es jeweils vom Gesamtpaket aus mit all den externen Effekten. Eine nicht unerhebliche politische unterstützung wäre da sicher sinnvoll.
Aber auch für VW (ich hab diese Ideen auch Herr Diess zukommen lassen)
könnte der Vorteil mit abstand das ökologischte Auto zu bauen auch einen Wert darstellen, der einen großen Wert haben kann wenn viele dann lieber einen Sea Mining ID. 4 kaufen als ein Model 3.
randomhuman meint
Ich halte die Idee eines Siegels für grundsätzlich sinnvoll.
FairTrade Siegel gibt es ja auch schon in anderen Branchen bei Kleidung und Nahrungsmitteln bspw. Grundsätzlich scheint das zu funktionieren. Kleine Probleme lassen sich ja nie ausschließen.
Bleibt zu hoffen, dass das Siegel für Batterien ähnlich gut wird und nicht zu Greenwashing führt. Schließlich versuchen sich Konzerne mit eigenem Siegeln immer wieder zu schmücken aber eben nur für das Image und nicht für die Umwelt und die Menschen.
Prinzipiell müsste der ganze Welthandel fair sein aber das ist mit unserem ausbeuterischen Wirtschaftssystem wohl schwer zu regeln.
Volker Adamietz meint
Klingt sehr gut und vernünftig. Hoffentlich ist diesen Zertifikaten dann auch zu 100% zu trauen.
Bin gespannt, ob es dann auch für Diesel- und Benzinmotoren Ökosiegel geben wir, dass diese fair und ohne Verwendung von Kobalt (z.B. zur Härtung von Pleuelstangen, etc.) und sonstigen kritischen Stoffen hergestellt werden.
… wetten nicht?
UweP meint
Ein Siegel für Öl wird es vermutlich nicht mehr geben…
Unter der Ölgewinnung müssen mehr Menschen leiden als jemals unter dem Kobalt. Und wenn ich mir, als ein Beispiel Kanada ansehe, wie dort die Umwelt für die Ölgewinnung aus den Ölsanden zerstört wird, wäre hier ein Siegel notwendiger. – Aber das Öl brauchen wir in 10 Jahren ja nicht mehr.
Hans Meier meint
Das Siegel dient nur als Kontrollinstrument in der Industrie. Vorallem wenn die Meldung von der Deutsche Propa… Agentur, kurz dpa kommt ist höchste Vorsicht geboten, da spricht die deutsche Autoindustrie.
„Es müsse sichergestellt werden, dass das erwartete explosive Wachstum von Energiespeichern „nachhaltig, sozial verantwortlich und klimaschonend geschieht“, so Sobotka…
Kurz übersetzt: Es muss sichergestellt werden das die Batterien gelabelt und die Rohstoffe in der Batterie per staatlichem (Recycling) Gesetz wieder an Basf, äh, der heimischen Industrie zugeführt werden und diese die Kontrolle darüber behält, es also keinen freien Markt für Batterien geben darf, weil die Industrie ohne die Batterie vor die Hunde geht :) Kurzum, dir das Auto und die Batterie nur so lange gehört wie es fährt, dann gehören per Gesetzt die gelabelte Batterie, der Rohstoffe wieder Basf, äh, der Industrie.
Und um die globale und asiatische Billigkonkurrenz dank dem „Bio“ Siegel gesetzlich vom Heimmarkt fernzuhalten, auch wenn die billiger und technologisch überlegen sind. Die deutschen Lobbyisten erzählen dann wieder in den Medien und Werbung ihre Märchen über die tollen deutschen „Bio“-gelabelten Benz, BMW, VW… Batterien, produced by (von deutsche Autoindustrie kontrolliertem Billigheimer).
Bis heute hat es in der Industrie niemanden interessiert, weder Smarthone, noch Laptop, noch elek. Zahnbürstenhersteller, wie die Batterien hergestellt werden… Das genau unsere „Verbrenner auf Kosten der Umwelt“ Kollegen von VW (bereits Ironie an sich) und co jetzt den „überkorrekten“ Weg gehen wollen, hat garantiert nichts mit Umweltschutzgründen, sondern vielmehr mit knallharter strategischer industriepolischer “ geschütze Ressourcen und Märkte aufbauen Strategie“ im „Namen des Umweltschutzes“ zu tun. Immerhin müssen diese jetzt zuerst mal die techologische Umstellung überleben :)
Ebi meint
+1 In der Tat muss man kritisch hinterfragen, wer mit welchen Absichten so ein Label einführen und kontrollieren bzw. zertifizieren will. Solange da Bosse von Großkonzernen an den Schaltstellen sitzen, sehe ich das Ganze kritisch.