Das Düsseldorfer Energieunternehmen Uniper vertreibt künftig für den schnellen, flexiblen und kosteneffizienten Aufbau von Ladeinfrastruktur mobile Schnellladesäulen. In einem Interview haben die Projektverantwortlichen Jose Abel Cabezas Jimenez und Christian Folke über die Pläne für das neue Produkt gesprochen.
Man biete weltweit erstmals mobiles Schnellladen als „Infrastructure-as-a-Service“, sagte Jimenez im Gespräch mit den Fachportal Energate Messenger. Dafür stelle man mobile Strom-Tankstellen mit 150 kW Leistung zur Verfügung, an denen moderne Elektroautos in um die zehn Minuten Energie für 100 Kilometer Fahrt beziehen können. Das Angebot sei europaweit in weniger als 24 Stunden umsetzbar.
Die beworbenen Anlagen fielen vergleichbar groß wie eine Telefonzelle aus. Das Besondere sei, dass sie ohne Netzanschluss funktionieren. „Damit bieten wir beispielsweise für Innenstädte eine sehr gute Option, ohne Risiko in die Elektromobilität einzusteigen“, meinte Jimenez. Auch andere Anwendungsfälle seien denkbar, da das System „adaptierbar, skalierbar und flexibel“ sei.
Uniper betont, mit den mobilen Schnellladern ausschließlich Ökostrom zur Verfügung zu stellen. Die Anlagen würden dazu vor der Auslieferung an zentralen Netzknotenpunkten geladen, erklärte Folke – beispielsweise an Umspannwerken oder Kraftwerken. Dort könnten sie als stationäre Energiespeicher Regelenergie liefern, indem sie vorübergehend als Reserve bei Schwankungen im Stromnetz dienen.
Als Zielgruppe für das Produkt hat Uniper vor allem Unternehmen mit mehreren Standorten und Plätzen im öffentlichen Raum ausgemacht – etwa Tankstellen, Supermarkt- oder Restaurantketten. Aber auch Stadtwerke habe man als Partner im Blick. Veranstaltungen wie Konzerne oder Festivals seien ebenfalls mögliche Anwendungsfälle, dort kämen derzeit Dieselgeneratoren zum Einsatz.
Uniper hat laut Jimenez das Konzept entwickelt, stellt die mobilen Schnellladesäulen aber nicht selbst her. Geld wolle man mit dem Energieverkauf und den damit zusammenhängenden Einrichtungs- und Mietgebühren verdienen. Der Einstiegspreis für die Miete liege bei um die 50 Euro pro Tag für eine Ladestation. Weitere Einnahmequellen seien die Säulen als Werbeflächen und die Vermarktung am Regelenergiemarkt.
Als Nächstes plane Uniper ab Ende des Jahres Pilotprojekte in Zusammenarbeit mit großen deutschen Ketten, die über mehrere Standorte verfügen. Mittelfristig sehe das Unternehmen in Deutschland „mehr als 1.300 mobile Schnellladesäulen bis Ende 2024“ vor, sagte Jimenez. Diese sollen vor allem in Metropolregionen wie Berlin, München oder dem Ruhrgebiet stehen.
Peter meint
Datteln 4 im Telefonzellenformat?
Jörg2 meint
Liest sich für mich irgendwie wie:
Wir, als Energieunternehmen, werden zukünftig mehr Augenmerk auf Zwischenspeicherung für die Leistungsglättung richten müssen/wollen. An unseren Standorten wären Speicherparks eine Möglichkeit.
Aber:
Wir wissen noch nicht, welche Speichervolumina wir an welchem Standort wann brauchen.
Wir sind unsicher, ob der eine Rückkanal ins Netz (sprich: Akku kann nur vor Ort ins Netz zurückspeichern) ausreichend ist.
Wir würden das Invest gern irgendwie gegenfinanzieren.
Wenn das die Ausgangslage ist, dann ist ein flexibelhalten der Akkumengen nicht so verkehrt und eine Zweitvermarktung (Autos zu >30Cent/kWh laden, Vermietung Werbefläche, Monatsmiete) aus BWL-Sicht nachvollziehbar.
Für den Teil „Auto laden“ müsste halt sichergestellt sein, dass der Standort und die verfügbare Ladeleistung/-menge irgendwie im Navi des Autos auftauchen kann.
E-Flieger meint
Wenn, dann sollte es so oder ähnlich sein:
https://ecomento.de/2020/02/12/volkswagen-eon-flexible-elektroauto-schnellladestation-drive-booster/
Von Volkswagen war das doch im Gespräch.
Broesel meint
Als Ingenieur frage ich mich manchmal, ob viele Leutchen nicht mehr alle Latten am Zaun haben. Wir diskutieren tagtäglich über die Umweltschädlichkeit von Akkus und über das Gewicht, etc. Und als Lösung für das Ladeproblem schlägt nun Uniper vor: Lasst uns nicht nur den Autoakku produzieren, sondern noch einen zusätzlichen Akku, der dann den gleichfalls umweltschädlichen Akku des Autos auflädt. Und diesen Akku transportieren wir dann, zusätzlich zum E-Autoverkehr, auch noch munter jeden Tag in der Gegend herum. Natürlich mit einem schweren LKW, denn wiegt er nichts, ist auch nichts drin! Gleichzeitig schwadroniert man nun auch noch über die Nutzung als Regelenergie. Ja soll denn diese Station hauptsächlich zum Laden ohne Anschluss dienen oder hauptsächlich am Umspannwerk herumstehen. Denn nur am Umspannwerk ist regelenergietechnisch etwas möglich, wenn das Ding sonst keinen Anschluss hat. Und was genau sollen 50 € Miete bedeuten, wenn es zum Laden jedesmal herumgekarrt wird? Wird es nur alle Woche mal gefüllt?
Christian meint
Das ist Uniper. Ein Konglomerat aus alten Geschäftsteilen traditioneller Energiewirtschaft plus Startup mit irgendetwas wie Auto-Untergangsfunktion also jederzeit bereit für einen wirtschaftlichen Selbstmord habe ich das Gefühl. Vlt liege ich auch total falsch.
Bei 50 Euro Mietkosten können die Energiekosten nicht enthalten sein. Gehen wir von wahnsinnigen 10 Cent/kWh DB aus muss die Batterie 500 kWh groß sein, plus Pufferkapazität damit bis SOC 0% überhaupt Schnelladen möglich ist. Dann fängt der Mieter erst am zu verdienen. 500 kWh!
Noch Fragen zu so einem unrealistischen Geschäftsmodell?
Thrawn meint
Interessant wäre die Frage, ob die Dinger vernetzt sind und ob man deren SOC z.B. in einer App abfragen kann. Wäre ärgerlich, wenn man die Säule anfährt und die wäre leer.
Gunarr meint
Die Dinger werden hoffentlich eine Möglichkeit bieten, sie vor Ort wieder aufzuladen. Die leere Säule jedes Mal in die Zentrale zu bringen, wäre ja komplett bescheuert.
Broesel meint
@Gunarr
„Die Anlagen würden dazu vor der Auslieferung an zentralen Netzknotenpunkten geladen, erklärte Folke“ steht oben im Artikel. Ist also komplett bescheuert.
OpaTesla meint
Warum keinen regulären 11/22 kW Anschluss wie an jeder Ecke vorhanden nutzen?
Und die 22 Stunden, die das Gerät darauf wartet ein Auto zu füllen nutzen, um Strom nachzutanken?
Aber wahrscheinlich denken wir zu einfach…
Ist wohl besser die Dinger mit einem Diesel Laster hin- und herzufahren…
Broesel meint
@Opa Tesla
Vielleicht ist der Artikel nur so eine Art Brainstorming nur ohne Brain?
der Wartende meint
Werden die nach der Benutzung wieder abgeholt oder kommt eine Batterie auf Rädern vorbei und lädt den Kasten wieder voll? Wenn das mobil und ohne Netzanschluss funktioniert muss es ja irgendeine Lösung geben… ach ja, wie viel Energie passt da rein? Theoretisch klingt das ja sinnvoll gerade bei kurzfristigem Bedarf.
Facepalm meint
Artikel überhaupt gelesen?
„Die Anlagen würden dazu vor der Auslieferung an zentralen Netzknotenpunkten geladen, erklärte Folke – beispielsweise an Umspannwerken oder Kraftwerken. Dort könnten sie als stationäre Energiespeicher Regelenergie liefern, indem sie vorübergehend als Reserve bei Schwankungen im Stromnetz dienen.“
…
der Wartende meint
Ok, die ist dann für immer voll? Was ist nach der Entladung, das war meine Frage. Wird die am Zigarettenanzünder wieder aufgeladen oder nach 5 bis 10 Ladevorgängen wieder abgeholt wie ein Dixiklo?
Broesel meint
Die Mobile Batterie wäre ja dann die Batterie Nummer drei, die man mit Strom belädt, den eine Autobatterie wegfährt. Jedesmal einschließlich schöner weiterer Ladeverluste.