Von den deutschen Pkw-Herstellern trifft e.GO Mobile die Coronavirus-Krise wohl am ungünstigsten. Das letzte war für das Startup ein „furchtbares Jahr“, hat Firmengründer und -chef Günther Schuh kürzlich eingeräumt. 2020 wollte er mit dem Elektroautobauer eigentlich neu angreifen und expandieren – nun muss aber erst einmal die Fertigung pausiert werden.
Wie e.GO Mobile mitteilte, wird am 23. März die Produktion des im Mai 2019 eingeführten Kleinstwagens Life im Werk in Aachen Rothe Erde vorübergehend eingestellt. Die Unterbrechung sei zunächst für einen Zeitraum von vier Wochen geplant. Das Unternehmen reagiere damit auf die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie. „Die Gesundheit unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihrer Familien steht für uns an erster Stelle. Auch wenn uns das in dieser Phase sehr hart trifft, haben wir beschlossen, die Produktion ab Montag vorübergehend zu unterbrechen und für diese Bereiche Kurzarbeit anzumelden“, sagte Schuh.
Mit der Maßnahme komme man auch Produktionsengpässen zuvor, die durch die Fertigungsstopps der großen Autohersteller in den nächsten Wochen in der Zulieferkette zu erwarten seien, erklärte e.GO Mobile. Darüber hinaus habe das Unternehmen zum Schutz der Belegschaft weitere Maßnahmen umgesetzt: Alle Mitarbeiter könnten nach Möglichkeit von zuhause arbeiten. Zur Vermeidung physischer Kontakte fänden Konferenzen und Meetings virtuell statt, Dienstreisen seien vorerst abgesagt. Wer sich am Arbeitsplatz befindet, solle strenge Hygieneregeln befolgen.
Ob die Produktion nach der geplanten Zeit von vier Wochen wieder aufgenommen werden kann, hänge von den weiteren Entwicklungen ab. Das Management bewerte die Situation auf Basis der aktuellen Informationslage täglich neu, heißt es.
„Wir haben viele Probleme eines kapitalintensiven Start-Ups mittlerweile gelöst. Wir befinden uns aber noch mitten im Hochlauf. Die Maßnahmen treffen uns in einer empfindlichen Phase. Wahrscheinlich brauchen wir Hilfe von Bund oder Land, um die Corona-Krise auch noch zu überstehen“, so Schuh zum Ausblick.
Trotz dem enttäuschenden vergangenen Jahr war Schuh für 2020 optimistisch: Erst Mitte März verriet er in einem Interview, gegenüber der Deutschen Post Interesse am Kauf eines Werks von deren Tochter StreetScooter bekundet zu haben. Auch die Komplettübernahme des E-Transporter-Herstellers sei denkbar. StreetScooter wurde 2010 von Schuh mitgegründet, vier Jahre später dann an die Post verkauft. Der Logistikkonzern wandelt das Unternehmen derzeit aus wirtschaftlichen Gründen zum reinen Betreiber der Bestandsflotte um.
slefas meint
Man, sind einige hier gehässig.
Corona vorzuschieben ist hier wohl genauso wenig gegeben, wie bei zahlreichen anderen Firmen, die direkt odr indirekt mit der Autoindustrie zu tun haben.
Wenn praktisch jeder OEM hier die Buden für mindestens mehrer Wochen die Buden dicht macht, dann sollen kleine Startups und Zulieferer fröhlich ihre Produkte weiter verkaufen können, oder was?
Hier haben wohl einige selbst eine gehörige Portion Hybris abbekommen, um nicht zu erkennen, dass die Coronakrise hier wirklich wirtschaftlich bei allen Unternehmen voll reinhaut, nur dass die Großen das besser und länger abfedern können.
Fabian meint
Genau richtig erkannt!
Franz Mueller meint
Nein, das stimmt überhaupt nicht. Angeblich hat eGo tausende von Vorbestellungen, die noch abzuarbeiten sind. Diese sind ja bestellt, warum soll Corona so plötzlich etwas ändern?
eGo hat lediglich einige Hundert dieser Vorbestellungen bisher ausgeliefert.
Die einzige Erklärung ist, dass die Nachfrage schon seit Anfang des Jahres massiv eingebrochen ist.
Für die kurzfristige Schließung der Fabrik bekommt eGo ja bereits Staatshilfe, nämlich der Staat übernimmt alle Lohnzahlungen.
Freddy K meint
Jedes Unternehmen sollte so wirtschaften das die Liquidität zwei bis drei oder mehr Monate reicht.
Warum plötzlich alle ab dem ersten Tag Liquiditätsprobleme haben erschließt sich mir nicht.
Oder ist es deswegen da die Regierung plötzlich mit Geld wedelt?
Normal sollte Geld nach frühestens 2 Monaten fließen.
Ich habe selbst eine Firma und Mitarbeiter.
Nils P. meint
Kopf in den Sand stecken ist keine Option.
Ich hoffe es geht für den e.Go Life weiter. Es ist Schade um jeden interessanten Arbeitsplatz in Deutschland. Das Produkt sieht für mich knuffig aus obwohl ich es nicht kaufen würde, weil es nicht mit DC schnell laden kann. Ich fahre einen Hyundai Ioniq Electric und der hat mich richtig rundum verwöhnt. Der Ansatz dem Kunden ein paar peppige Alternativen in Form einer Sport- und einer Cross Variante anzubieten ist schon richtig aber auch hier und gerade bei diesen Produkten sollte DC Laden pflicht sein oder wenigstens 11kW AC. Man hat auch bei Streetscooter gesehen das ein 11 kW Ladegerät in der nächsten Generation nötig ist um auch nur annähernd konkurrenzfähig zu sein.
Ich hoffe man kehrt von dem religiösen Mantra des Stadtautos ab denn das ist Unlogisch. Eine öffentliche Ladesäule in der Stadt die ganze Nacht für ein einziges Fahrzeug zu beanspruchen ist kein besonders sinnvoller Ansatz. Ich hoffe man nutzt die Zeit im Homeoffice um noch ein paar richtig gute Ideen umzusetzen.
Übrigens könnte man das e.Go Kart mit einem Radnabenmotor und Rekuperation auch zu einem Biohybrid weiterentwickeln der im praktischen Alltag mehr Chancen hätte.
Nils P. meint
Da fällt mir noch ein:
Wie wäre es mit dem Produktionskonzept Industrie 4.x Arbeitsplätze zu erfinden, die auch Corona Virus sicher sind. Ich denke diese Krise wird bleibende Veränderungen in unserer Gesellschaft nötig machen und auch unser aller Arbeitplätze dauerhaft verändern.
Paul meint
Für mich ein längst gescheitertes Konzept/Projekt, welches mit staatlichen Hilfen auch nicht besser würde. Abhaken und den Laden zusperren ist die einzig logische Lösung.
150kW meint
Ein paar Millionen kann man e.Go ruhig geben, besser als Arbeitslosengeld für die Mitarbeiter.
Heureka meint
Es stellt sich allerdings die Frage, ob Arbeitslosengeld für die Mitarbeiter unterm Strich nicht deutlich günstiger ist, als Steuergelder in das m.M. prefinale Unternehmen zu pumpen.
Franz Mueller meint
Kommt ja sehr gelegen. Genauso wie der Streetscooter wird bei eGo Corona vorgeschoben. Während die Post die Firma liquidiert, will eGo Staatshilfen.
Das Grundproblem ist jedoch das selbe: Ein Fahrzeug ohne jegliche Nachfrage. Reine Stadtautos braucht kein Mensch, für alles andere ist die Reichweite zu gering.
Es wurde einfach das falsche Auto entwickelt.
Jörg2 meint
Um solch Projekte zu starten, bedarf es schon einer gesunden Portion an Hybris und Narzissmus.
Diese guten Starteigenschaften helfen sicherlich auch durch Krisen, machen es aber umso schwerer, den Abschwung zu schaffen (auch, weil man(n) in D, dann irgendwie gebrandtmarkt ist; im Gegensatz zu z.B. USA).
Swissli meint
Viel zu pausieren gibts da nicht.
In ein paar Tagen (Ende März) ist die Rückzahlung eines Darlehens fällig – Cornoa hin oder her.
Gunarr meint
Erklär mir mal bitte einer, wie der e.Go Live am Markt gegen die VW-Drillinge bestehen soll.
Corona wäre doch die ideale Gelegenheit, dieses Projekt mit Würde zu beenden.
Jeru meint
Das würde dann aber den Ruf nach Staatshilfen ausschließen.