e.GO Mobile will 2020 neu angreifen, der offizielle Markstart im letzten Jahr mit dem Kleinstwagen Life verlief für das Elektroauto-Startup enttäuschend. Neben Qualitäts- und Lieferproblemen bremsen die Aachener Herausforderungen bei der Finanzierung. In einem Interview mit dem Spiegel äußerte sich Gründer und Chef Günther Schuh zum aktuellen Stand. Er konkretisierte dabei das Interesse am Rückkauf seines ersten Stromer-Startups StreetScooter.
Vom im vergangenen Mai eingeführten e.GO Life konnten 2019 nur 540 Einheiten verkauft werden. In diesem Jahr stieg der Preis um 2000 Euro, unter anderem aufgrund der Erhöhung der zur Hälfte von den Herstellern getragenen deutschen Umweltbonus-Förderung. Der mit vergleichsweise geringer Reichweite aufwartende Life ist dadurch im Wettbewerb mit der Konkurrenz weniger günstig als ursprünglich beworben.
In diesem Jahr will e.GO Mobile 5100 Life absetzen. Ob dieses Ziel erreicht wird, ist laut dem Spiegel fraglich: Schuh habe mitgeteilt, dass es im Januar wegen eines „Batteriestaus“ einen etwa dreiwöchigen Produktionsstopp gegeben hat. In dieser Zeit seien bereits produzierte Fahrzeuge, bei denen die Batterie fehlte, fertiggestellt worden. „Im schlechtesten Fall“ würden 2021 nun wohl 3700 bis 4000 Autos verkauft.
Die Nachfrage nach dem Life ist Schuh zufolge weiter da, sogar „hervorragend“, heißt es in dem Bericht. Deshalb werde derzeit über eine zusätzliche Produktionsstätte verhandelt. e.GO Mobile habe im März in Gesprächen mit der Deutschen Post „konkret unser Interesse an der Übernahme eines StreetScooter-Werks ab Mitte 2021 bekundet“, verriet Schuh. Er bereite zudem ein Angebot für eine Komplettübernahme vor. Die Post hatte den von ihm mitgegründeten E-Transporter-Hersteller 2014 übernommen, kürzlich dann aber das Aus der Fertigung mitgeteilt.
Finanzierung für 2020 fast abgeschlossen
Für die weiteren Pläne von e.GO Mobile befinde sich eine neue Finanzierungsrunde vor dem Abschluss. Es fehlten „noch wenige Millionen in der Finanzierung des laufenden Jahres“, erklärte Schuh. „Wir verhandeln mit zwei Investoren und haben die Aussicht, dass eine öffentliche Investitionsbank deren Investition verdoppelt.“
Wer die neuen Geldgeber sind, sagte der e.GO-Mobile-Chef nicht. Zuletzt hatte er frische Mittel und die Expansion nach Asien durch ein Joint Venture mit einem chinesischen Unternehmen in Aussicht gestellt. Die Coronavirus-Krise verzögert diesen Abschluss aber nun. Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich Schuh trotzdem selbstbewusst: Es gebe in den nächsten Jahren einen Markt von 400.000 Elektro-Kleinwagen. „Wer wie wir serienreife Modelle anbieten kann, hat mittelfristig nichts zu befürchten“, sagte er dem Spiegel.
Die Finanzplanung von e.GO Mobile umfasst neben Investorengeldern und dem Umsatz mit dem Life sowie weiteren Baureihen Einnahmen durch CO2-Zertifikatehandel. Für seine Null-Emissions-Autos erhält das Startup Zertifikate, die es an andere Hersteller verkaufen kann. Diese vermeiden damit Strafzahlungen durch das Überschreiten von Emissionsvorgaben mit Verbrennern. Der e.GO Life soll ab März 2021 erstmals Gewinne erwirtschaften. Von der Marge von 200 bis 300 Euro pro Wagen werde man allerdings „nicht satt“, so Schuh. „In diesem Jahr könnten pro Zertifikat fünfstellige Summen zusammenkommen, dadurch können wir schneller substanziell profitabel werden.“
Joa Falken meint
Es handelt sich nicht um CO2-Zertifikatehandel in klassischen Wortsinn, sondern um Vergütungen auf Basis des Flottenemeissionsgrenzwertes. Meines Erachtens aber nicht getrennte Zertifikate je verkauftem Auto, sondern man kann nur insgesamt die Werte von zwei oder mehreren Herstellern zu einem Pool zusammenwerfen. Das verschlechert also die Verhandlungsposition für einen Kleinanbieter.
Volta meint
Die Zeit ist um, da kann der Handel mit Zertifikaten höchstens noch erwas Zeit bringen aber das Konzept dieses E – Flitzer wird gerade auf breiter Front von großen Herstellern eingeholt. Schon komisch das eine eigentlich gute Idee nicht richtig gestartet ist und versinkt. Wer zu spät ist, den bestraft das Leben!
Arno Seitzinger meint
Wenn es das Auto auch in schön gäbe….
T. Pietsch meint
Das Auto ist definitiv zu teuer. Es hat einen sehr eingeschränkten Nutzwert.
Die Ausstattung ist nicht der Rede wert und die Ladeleistungen sind geradezu lächerlich.
Bleibt noch die Frage eines Händlernetzes. Wo reparieren? Ein in Deutschland konstruiertes Elektroauto das sich nicht auf Drehstrom versteht kann ich nicht ernst nehmen. Ich sehe das Auto eher zwischen 10 und 12000 Euro.
Mit dem Preis wird das nichts.
150kW meint
Repariert wird bei Bosch, 11kW AC Lader kommt demnächst.
Christoph meint
Mann, Mann, Mann – was ist der Mann optimistisch!
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Die Binnennachfrage implodiert gerade, weltweite Logistikketten zerbröseln, das Auto hat ein schlechtes Preis-Leistungsverhältnis …. Ob es der Zertifikatenhandel richten kann, wenn unter diesen schwierigen Bedingungen kaum Autos verkauft werden, kann ich mir kaum vorstellen.