Die VW-Tochter MOIA hat ihren Elektro-Mobilitätsdienst wegen dem Coronavirus vorübergehend eingestellt. Die Startups BerlKönig und CleverShuttle reagieren anders auf die Krise, beide wollen dabei mit ihrem Service das Gesundheitswesen unterstützen.
Mit dem BerlKönig bieten Mercedes-Benz Vans, das US-Unternehmen Via und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) seit 2018 einen On-Demand ÖPNV-Dienst an. In diesem Jahr soll in der Hauptstadt komplett auf E-Antrieb umgestellt werden. Die Betreiber teilten nun mit, das gemeinschaftliche Ridepooling-Angebot vom 25. März bis zum 19. April 2020 in den Dienst des Berliner Gesundheitswesens zu stellen.
Der reguläre Betrieb des BerlKönigs werde vorübergehend ausgesetzt. Stattdessen würden die Kapazitäten genutzt, um kostenlos ärztliches Personal, Pflegepersonal, medizinische Fachangestellte und Rettungskräfte zu oder vom Dienst zu fahren. Der Fokus liege dabei auf der Nacht und dem Schichtwechsel morgens und abends. In der Zeit von 21 bis 5:30 Uhr seien die BerlKönig-Fahrzeuge im Einsatz, um dem Personal den Krisen-Alltag zu erleichtern.
In Kürze sollen sich Beschäftigte berechtigter Berufsgruppen über die reguläre BerlKönig-App für den Service registrieren können. Wie in den vergangenen Wochen würden nicht mehr als drei Fahrgäste in den BerlKönig-Vans befördert, um für genügend Abstand zu sorgen.
Der Elektro-Fahrdienst CleverShuttle, verfügbar in Berlin, München, Leipzig, Dresden und Kiel, will sein Kerngeschäft vorerst weiterbetreiben, allerdings mit Anpassungen. Man habe entsprechend den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts Vorkehrungen getroffen, gab das mehrheitlich im Besitz der Deutschen Bahn befindliche Startup bekannt. Das Ziel sei, die Gesundheit der Mitfahrenden zu schützen und buchbar zu bleiben.
Das Angebot werde an die Nachfrage angepasst und die Zahl der Shuttles auf der Straße reduziert, erklärte CleverShuttle. Ab dem 03.04 finde in einigen Städten zudem Kurzarbeit statt. Auch bei den eingesetzten Fahrzeugen gibt es Änderungen: Das „London Cab“ vom britischen Hersteller LEVC (abgebildet) komme jetzt verstärkt in der Flotte zum Einsatz. Der Teilzeit-Stromer biete großzügig Platz und verfüge über eine Glas-Trennscheibe zwischen Fahrer und Fahrgast. Das bringe zusätzlichen Schutz. Da sich nicht in allen Modellen Trennscheiben verbauen ließen, installiere man in entsprechenden Fahrzeugen transparente Plastikplanen.
Darüber hinaus will auch CleverShuttle im Gesundheitswesen sowie bei der Polizei oder Feuerwehr tätige Personen unterstützen: Alle in diesen Berufen erhalten für den Service ein 50-Euro-Guthaben.
Roland meint
Das Covid-19 Virus, obwohl im wesentlichen nur in Risikogruppen gefährlich, zeigt dem öffentlichen Personenverkehr nunmehr deutlich seine Grenzen auf.
Auch Influenza A, einer der Hauptbeteiligten jeder Grippewelle, mit seinen järlich tausenden von Toten alleine in Deuttschland, an die wir uns zu leichtfertig gewöhnt hatten, verbreitet sich sehr gerne in U-Bahnen, Zügen, Sammeltaxis ….usw/usf.
Der Individualverkehr hat in solchen Zeiten enorme Vorteile, insbesonders dann, wenn er E-mobil geleitet wird.
Wir brauchen jetzt intelligente Lösungen, denn die Politiker und ihr Chef-Virologe können nicht jährlich einen „Shutdown“ veranstalten.
Jörg2 meint
Ich kann keine Zunahme des Individualverkehrs in Berlin feststellen (sprich: es sind aktuell eher weniger Autos auf der Strasse).
Der ÖPNV ist auch nicht an seiner Grenze. Die Bahnen sind eher leer und die Taktung wird verlängert.
Es sind halt viel viel mehr Leute tagsüber zuhause (Firma zu, Kinderbetreuung notwendig da Kita/Schule zu).
Vielleicht wäre ein Beibehalten eines Teils der HomeOffice-Lösungen in der Zeit nach der Welle auch ein guter Beitrag zum Mobilitätswechsel.
Roland meint
Home Office führt zur Vereinzelung und ist als Strategie dem „Herdentier“ Mensch abträglich.
Der Öffentliche Verkehr -in normalen Grippewellen der Viren- und Bakterienbrutkasten Nr. 1- ist hingegen kritisch zu überprüfen.
Die Gleichung: Ö = gut gilt nicht mehr uneingeschränkt.
Jörg2 meint
Seit wann geht der Mensch zum Arbeiten weg von seiner Scholle? Seit 150…200 Jahren?
Wie haben wir das vorher nur überlebt?
1 Tag Firma, 4 Tage HomeOffice. An dem Firmentag 2 Stunden Fahrzeit gespart und der Familie gewidmet…
Nicht für alles und Jeden eine Lösung. Aber für einen Teil?
Dazu flexible Bürozeiten und schon entzerrt sich das beim ÖPNV.
Roland meint
In der Geschichte der Anthropologie ist der Mensch immer gemeinsamer Jäger / Sammlerin gewesen. Er hat auch nie „alleine“ auf seiner Scholle gearbeitet, sondern immer in größeren Gruppen. Selbst die Familienverbünde mit den vielen Kindern waren mindestens 10 Leute, mit Knechten/Mägden noch mehr.
Die Vereinzelung heute im privaten Arbeitszimmer und Kleinfamilie ist nur für wenige wirklich geeignet.
Anyway. Der Ö-Verkehr ist zu gewissen Zeiten sehr gefährlich, die Abwertung des Individualverkehrs damit ziemlich überzogen.
Michael S. meint
Spätestens wenn die Lebensweise der Steinzeitmenschen oder die der Menschen aus dem Mittelalter herangezogen wird für einen Vergleich, wird es höchst albern.
„Keimquelle ÖPNV“. Gibt es dazu tatsächlich Untersuchungen oder sind wir hier nur im Bereich gefühlter Fakten?
Für gesunde Menschen mit einem intakten Immunsystem sollte der ÖPNV wohl kaum ein Risiko während der üblichen Grippewellen darstellen. Eventuell haben häufige Öffi-Nutzer sogar Vorteile, weil deren Immunsystem durch die ständige „Alarmbereitschaft“ gestärkt ist?
Und dass gefährdete alte Menschen mit dem privaten PKW fahren kann’s auch nicht sein, diese sind dann eher ein Risiko für andere Verkehrsteilnehmer weil die kognitiven Fähigkeiten nicht mehr besonders gut sind und die Reaktionszeiten üblicherweise ziemlich miserabel.
Insofern, alles mit PKW kann also auch nicht die Lösung sein. Ich glaube, das dürften wir jetzt alle gelernt haben, dass die autogerechte Stadt nicht sehr lebenswert ist. In normalen als auch in Krisenzeiten.
Jörg2 meint
@Roland
Man kann sein persönliche HomeOffice auch gern mit dem besten Kumpel (wechselseitig?) in einer Bude machen.
Ich hoffe doch, dass keiner sozial verarmt, nur weil ihm die 8 Stunden im Großraumbüro fehlen.
Roland meint
Geht der Forist, der meint, die Benutzung des Ö-Verkehrs stärke das Immunsystem, soweit, man solle dies in Grippewellen oder in der Corona-Pandemie austesten ?
Nochmals: Auch in einer Influenza A – Welle heisst es; wer nicht grippekrank werden möchte mit allen möglichen, ggf. auch schwerwiegenden Folgen, sollte im Winter den ö-Verkehr tunlichst meiden.
Jörg2 meint
@Roland
Dann wäre das Argument „soziale Vereinsamung durch Firmenbüroabstinenz“ erledigt?
(Wer DIESES Problem hat, hat tatsächlich ein Problem!)
MichaelEV meint
Echt krude Ansichten von Roland. Die aktuelle Situation zeigt besonders die Gefahr für Ansteckungen durch andere soziale Kontakte (Après-Ski in Ischgl, Karneval, etc.), nicht beim ÖPNV. Sollen wir nun all das (Parties, Discos, Bars, Restaurants, Kinos, etc. etc.) in den Wintermonaten verbieten? Dann können wir auch vorsorglich jedes Jahr einen Shutdown durchführen und die „Vereinsamung“ durch Homeoffice ist unser kleinstes Problem!
Roland meint
Selbstverständlich sind Discos u.ä. in den Wintermonaten auch Infektions-Hotspots. Man sollte sie ebensowenig „verbieten“ wie den Ö-Verkehr.
Man sollte sich aber des Risikos bei laufenden Grippewellen bewusst sein und mit Vorsicht „genießen“.
Der Individualverkehr hat eben auch seine Vorteile gegenüber dem Massentransport.
MichaelEV meint
Und die unzähligen Nachteile des Individualverkehrs wiegen diesen Vorteil bei weitem auf. Städte müssen endlich von den PKW-Massen befreit werden statt das weitere dazukommen.
Jörg2 meint
„BerlKönig“ ist, wenn man sich die Finanzierung ansieht, am Tropf des Landes Berlin (zuletzt haben die Betreiber um weitere Landesgelder in Höhe von 43 Mio EUR gebeten).
Durch die Verringerung der Personenbewegungen im öffentlichen Raum, gibt es einen massiven Rückgang der Nutzung von öffentlichen Transportmitteln (bis zu 70% weniger Fahrgäste in Berlin).
BerlKönig ist bisher nicht in die erforderliche Auslastung gekommen. Nun wird die Auslastung sich gegen Null bewegt haben.
Vor dem Hintergrund, dass die BerlKönig-Testphase Ende April endet, der Fahrdienst mehr oder weniger sowieso öffentlich finanziert ist, ist die jetzige Nutzung (bis 19.04.) durch die öffentliche Hand nur konsequent.
(Und die Fahrer haben noch eine Weile Lohn und Brot.)
Ich vermute, der Auslastungsgrad der anderen Sammeltaxi-Systeme ist aktuell ähnlich mau.
Ich halte den Ansatz von BerlKönig (also den grundsätzlichen, nicht die jetzige Sondernutzung) für am Ziel vorbei.
BerlKönig fährt in der City Ost von Berlin, parallel zum 24/7 ÖPNV (Tram, S- und U-Bahn, Bus, Taxi). Den Bedarf für solche Sammeltaxis sehe ich eher im Speckgürtel und ländlichen Raum als Ersatz für den weggefallenen ÖPNV. Dort trägt sich das sicherlich nicht von selbst und muss öffentlich finanziert werden.