Liebherr und das E-Mobilitäts-Unternehmen Designwerk haben vollelektrische Fahrmischer mit 10- und 12-m³-Trommel auf einem 5-Achs-Fahrgestell entwickelt. Ab Herbst dieses Jahres sollen drei Fahrzeuge als erste ihrer Art und Größe in der Schweiz von Kunden eingesetzt werden.
Die Mischwerke für die Herstellung von Betons in den Betonwerken werden bereits elektrisch betrieben. Beim Transport des Materials zur Baustelle kommen bisher noch starke Dieselmotoren mit entsprechendem Lärm und Abgasen zum Einsatz. Die neuen Fahrmischer Liebherr ETM 1005 und 1205 auf einem Chassis der Designwerk-Marke Futuricum sollen das ändern.
Vollelektrisch bedeutet, dass sowohl der Fahrzeugmotor wie auch die Nebenantriebe der Mischtrommeln elektrisch arbeiten. Die motorlosen Basis-Fahrgestelle von Volvo wurden dazu von Futuricum mit zwei separaten Elektromotoren ausgestattet: einer für den Fahrantrieb und einer für den Drehantrieb der Mischertrommel. Um mit dem Gewicht des Betons zurechtzukommen, steht eine Leistung von 500 kW (680 PS) zur Verfügung.
Da die Wege vom Betonwerk zur Baustelle im Vergleich zum Güterverkehr relativ kurz sind, sei die neue elektrische Lösung hierfür besonders gut geeignet, sagt Futuricum. Die Fahrzeuge würden zudem immer wieder ins Betonwerk zurückkehren, wo Lade-Infrastruktur für die Batterien vorhanden ist. Dank großer Speicherreserven sei das Aufladen der Batterien meist nur über Nacht nötig.
Sowohl der Lkw als auch der Fahrmischer-Aufbau werden von der Traktionsbatterie mit Energie versorgt, wodurch kostspielige Komponenten bei der Leistungselektronik entfallen können. Der kompakte Elektroantrieb für die Mischtrommel ist direkt an die Trommel angeflanscht und sorgt laut den Entwicklern mit seinem hohen Wirkungsgrad für einen niedrigen Stromverbrauch zur Entlastung der Traktionsbatterie. Hydraulik sei überflüssig – „keine Schlauchverbindungen, keine Pumpe, und damit auch kein Risiko von Leckagen“, heißt es.
Alle Baugruppen, Chassis und Mischeraufbau der Neuentwicklung seien optimal aufeinander abgestimmt, die Gewichtsverteilung auf die Achsen in einem idealen Level für sehr gute Fahreigenschaften. Für die notwendige Kühlung beziehungsweise Heizung der Komponenten sorgt ein Temperatur-Managementsystem. „Die ETM 1005 und 1205 auf Futuricum-Chassis sind ein Meilenstein, wenn es um den umweltfreundlichen Betontransport geht“, so Liebherr und Designwerk.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Sehr clever; Hydraulikantrieb ist störanfälliger als Elektroantrieb. Denn es ist schon blöd, wenn der Betonmischer voll mit Beton ist und aufgrund defekter Hydraulik nicht entleert werden kann.
In der Schweiz werden immer wieder Tunnel gebaut; da ist so ein lokal abgasfreier Antrieb auch bestens geeignet.
Mich würde mal ein Vergleich der Systemgewichte interessieren.
Jörg2 meint
So RICHTIG fein ist solche Hochdruckhydraulik, wenn sie auf der Baustelle in der Eigenheimsiedlung abreist und der Nachbar gerade fertig geworden war, seinen Neubau zu weißen….
(Schon erlebt. In dem Fall war es die Hydraulik des Ladebordkranes des Materialanlieferers. Nix mit übertünchen! Putz ab! Keine Ahnung, was aus dem frischen Nachbarschaftsverhältnis geworden ist.)
Der Statistiker meint
Sehr gut! Endlich rührt sich auch etwas in diesem Bereich!
Fahrmischer, Müllfahrzeuge, Bagger, Regionale Zustell-LKW, Kranfahrzeuge, etc., all diese Fahrzeuge sind für vollelektrischen Betrieb prädestiniert!
randomhuman meint
Bei Baggern und Kranfahrzeugen werden teilweise allerdings kräftige Energiemengen benötigt. Bagger bleiben häufig auch einfach auf der Baustelle stehen und haben keine Möglichkeit zum nachladen außer über den Dieselgenerator. Ich denke da wird sich in einiger Zeit noch nicht die Batterie durchsetzen.
Aber Müllfahrzeuge und LKW mit festen Strecken sind teilweise gut elektrifizierbar.
Peter meint
Fast alle Baustellen im urbanen Bereich haben Baustrom anliegen. Wenn da alles elektrisch läuft, ist schon mal eine ganze Menge erreicht, auch Lärm- und Stinkemäßig für die umliegenden Anwohner.
randomhuman meint
Aber es wird nicht nur im urbanen Bereich gebaut. Selbst bei uns in Dorf werden für Bauarbeiten Dieselgeneratoren aufgestellt, um bestimmte Werkzeuge benutzen zu können.
So leicht ist das nicht Starkstrom überall herzubekommen. Wo zapfst du es an.
Und dann gibt es auch noch Baustellen an Straßen und Autobahnen. Hier ist der Dieselgenerator und Motor die Energiequelle Nummer 1. Das ist alles nicht so einfach.
Sicher kann man hier und da schon ein paar Baumaschinen elektrifizierendste aber flächendeckend dauert es noch eine Weile.
Beim PKW geht es schneller und günstiger.
Christian meint
Wenn sich so ein Bagger räumlich kaum bewegt könnte man den sogar direkt an den Starkstrom anschließen und die Lastspitzen mit der Batterie abfangen.
Mit dem Denken nicht schon aufhören, bevor man anfängt.
Andreas_Nün meint
Bagger und Kranfahrzeuge sind überhaupt kein Problem. Kann man alles Elektrisch machen.
Bei Landwirtschaftlichen Fahrzeugen die oft pausenlos stundenlang fahren, ist das weitaus schwieriger.
Swissli meint
Super Sache.
Jörg2 meint
Das ist gegen die Physik!!!!
Der große schwere Akkupack lässt doch keine Transportmenge mehr zu!!!!
(Ironie)
Peter W meint
Deshalb ist es kein Mercedes (eventuell Ironie)
FahrereinesAutos meint
Naja, ein Kurzstreckenfahrzeug mit zwischenzeitlichen Lademöglichkeiten ist schlicht ein anderes Einsatzszenario als ein LKW für den Fernverkehr.
Peter W meint
Und deshalb ist der E-Antrieb hier eine sehr gute Lösung. Leider glauben aber viel zu viele Leute, dass ein LKW in der Regel tausend Kilometer am Stück fährt. Die allermeisten LKW transportieren aber auf Kurzstrecken.
Freddy K meint
So ist es. Leider glauben die meisten das ein LKW 800km fahren muss.
Gibt auch genügend Umlauf-Fahrten. Im Zustellverkehr innerhalb eines Bereiches machen grosse Akkus keinen Sinn wenn man nur 100 km braucht.
Peter meint
1000 oder 800km am Stück geben die gesetzlichen Lenkzeiten gar nicht her, egal ob Fernverkehr oder nicht.
Christian meint
Genau wie das Fliegen. Grins.
Uwe meint
Auch im Fernverkehr wird der LKW-Antrieb vollelektrisch! Und zwar ganz schnell! Und man braucht keinen Wasserstoff!
Akku-Packs werden weniger als 1,5 Tonnen wiegen und dadurch leichter als ein Dieseltank mit Zubehör (Leitungen, Pumpen etc.).
Dieseltanks dürfen maximal 1.500 Ltr. fassen und haben im Fernverkehr auch immer mindestens 1.200 Ltr. Gesamtvolumen. Das reicht meist für etwa 650 bis 700 km Reichweite.
In zwei Jahren hat jeder LKW mit Hänger mit 1500 kg Akku deutlich mehr als diese Reichweite und ist um 40 % günstiger im Betrieb.
Wenn Corona vorbei ist, ist auch Diesel Vergangenheit.
randomhuman meint
Ein 40 Tonner braucht doch keine 200l auf 100km
Oder wie rechnest du dir die Reichweite von 600km bei 1200l Diesel aus?
Ein moderner Diesel LKW braucht so um die 38l Diesel auf 100km. Mal mehr und mal weniger je nach Steigung und Wetterverhältnissen. Das ergibt dann eine Reichweite von 3100km bei einem 1200l Dieseltank.
Trotz dessen wird es auch in naher Zukunft immer mehr größere elektrische LKW geben. Aber der Diesel hat eben den Vorteil viel Energie auf kleinem Raum und bei geringem Gewicht zu speichern.
stoner meint
Schon mal einen 40tonner gefahren?