Der Fahrzeugabsatz ist in vielen Ländern durch die Einschränkungen der Produktion und des öffentlichen Lebens infolge der Coronavirus-Pandemie nahezu vollständig zum Erliegen gekommen. Marktanalyst Ferdinand Dudenhöffer von der Universität St. Gallen sagt der Branche schwere Zeiten voraus. Abhilfe könnte mehr staatliche Unterstützung der Elektromobilität bringen.
Der Fahrzeugabsatz im internationalen Automobilmarkt könnte 2020 als Folge der Pandemie um 18 Prozent unter dem Niveau des Vorjahres liegen, erklärte Dudenhöffer im Gespräch mit der Welt. Seiner Prognose nach erwarten alle wichtigen Automobilmärkte Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich, in Deutschland werde es ein Minus von 20 Prozent geben.
Ein besonderes Problem sieht Dudenhöffer für den europäischen Automobilmarkt. „Nach unserer Einschätzung sind bei Autobauern und Zulieferern zwei Millionen Fahrzeuge Überkapazität im Automarkt in Europa vorhanden“, sagte er. Die Überkapazitäten könnten die Branche und das Land auf Jahre hin belasten. „Hohe Verschuldung, hohe ausstehende Zentralbankkredite, wenig Wachstumspotential beschreiben die Situation der EU in den kommenden zehn Jahren – wenn man so, will die ‚Nach-Corona-Krise'“, so der Autoexperte.
Um die Überkapazitäten in Deutschland und Europa abzubauen, müsse man „pauschale Staatshilfen und Liquiditätspakete“ diskutieren. Aktuell werde mit der „Gießkannenmethode“ vorgegangen, wodurch die Verschuldung steige und der Aufholprozess der Wirtschaft länger werde. Es gehe nun darum, die Nachfrage anzukurbeln und gleichzeitig den Strukturwandel in der Branche voranzutreiben. Das könne in Form stärkerer staatlicher Unterstützung der E-Mobilität, insbesondere bei der Ladeinfrastruktur, geschehen. Die Hersteller könnten zudem mit neuen Geschäftsmodellen wie Auto-Abos mit geringen Laufzeiten ihr Geschäft stimulieren.
Die staatliche Förderung von Elektroautos wurde in Deutschland erst kürzlich ausgebaut: Die von der Regierung und den Herstellern jeweils zur Hälfte finanzierte „Umweltbonus“-Kaufprämie beträgt nun bis zu 6000 Euro. Als konkreten Vorschlag für eine weitere Erhöhung der Förderung hat Dudenhöffer vor wenigen Tagen den Erlass der Mehrwertsteuer für Neuwagen vorgeschlagen.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hält sich mit dem Ruf nach finanzieller Unterstützung noch zurück. „Wir brauchen ein ganzes Bündel an Maßnahmen, um diese Krise in den Griff zu bekommen und die Konjunktur wieder in Gang zu setzen“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller Ende März. „Die entsprechenden Maßnahmen werde ich fordern, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.“
Railfriend meint
„Dudenhöffer: Mehr E-Mobilitäts-Förderung wäre gut für Nachfrage und Strukturwandel“
Prof. Dudenhöfer, ich hatte glatt das Gegenteil erwartet. Da sieht man doch, dass gesunder Menschenverstand in die Irre führt und man auf solche Fachleute wie Sie angewiesen ist.
Jörg2 meint
@Railfriend
Sie zitieren die, von @ecomento verfasste, Überschrift und legen dies dem Prof. in den Mund.
Mit DER Zitierweise wird das nix mit dem nachhaltigen Dr.-Titel.
Railfriend meint
nicht ich, sondern ecomento legt die Überschrift Dudenhöfer in den Mund…
Und was Dudenhöfer sonst noch so vorschlägt, um den Verkauf anzukurbeln, deckt sich dummerweise exakt mit der Überschrift.
Aber wo Lobbyismus, da wird fleißig verdreht und angekurbelt, nicht wahr ?
Jörg2 meint
@Railfriend
Das verschärft die Situation. SO wird die Diss nicht mal mehr angenommen.
Sie machen gerade aus dem von mir Ihnen unterstellten Schusselfehler eine wissentliche Falschaussage von Ihnen. Tssss….
Jürgen Baumann meint
Die deutsche Autoindustrie In einem perfekten Sturm ist angekommen. Der Absatz bricht ein, die Margen leiden, der elektrische Antrieb wird nicht gut beherrscht, die Eigenschaften für autonomes Fahren sind juvenil, die Zulieferketten passen nicht mehr und die IT für Updates „over the air“ OTA ist nicht vorhanden.
Aber in den vergangenen Jahren haben die Herren Zetsche, Krüger, Winterkorn und Stadler die Nase so hoch getragen, dass es bequem rein regnen konnte.
So werden die heutigen Premium Hersteller einfach nur Blechbieger bleiben. Angeblich sind diese Fähigkeiten ja besonders gut bei den Spaltmassen zu besichtigen.
Raphael R meint
Die ganze Autoindustrie ist in einem Sturm angekommen, falls Sie es noch nicht realisiert haben.
Ich weiss nicht, woher Sie Ihren Groll gegen die Deutsche Autoindustrie hernehmen. Langsam reicht es, dass Sie in Ihrer hetzerischen Art alle Arten von Foren und Kommentarbereichen mit Ihren Untergangsmeldungen zumüllen und die Leser damit reihenweise nerven. Anscheinend ist es für Sie erstrebenswert, dass eine ganze Schlüsselindustrie wegfällt … ziemlich sadistisch. Ziemlich armselig, ihre Denkweise.
Wenn Europa dann mal ganz verarmt ist, können Sie sich dann vielleicht noch maximal ein verrostetes Fahrrad leisten und die Chinesen fahren mit grossen, teuren BEVs rum. Schöne neue Welt!
Wenn die Deutschen BEVs so schlecht wären, würden sie sich sicher nicht so gut verkaufen lassen, siehe Norwegen. Ob jetzt OTA und autonomes Fahren diejenigen Dinge sind, auf die meisten Leute sehnlichst warten … zumindest von dem, was man liest, bewegen sich die Deutschen Autohersteller bei den Fahrassistenten im vorderen Feld. Oh nein, bei Tesla ist ja alles perfekt!
Jürgen Baumann meint
Hoi Raphael
Ich wäre froh, wenn unsere selbsternannten Premiumhersteller einfach ihre Hausaufgaben gemacht hätten. Dann hätten wir heute nicht diesen Salat.
BMW hatte mit dem i3 einen super Start. Den habe ich gerne 3 Jahre lang gefahren. Aber dann kam nichts mehr.
Darum habe ich mich verabschiedet und fahre jetzt Hyundai Kona electric.
Keine Ahnung ob bei Tesla alles super ist. Habe weder einen noch Aktien der Firma. Der Sadismus liegt bei den Leuten, die meinten mit cleveren Defeat Devices die Physik zu überlisten. Um weiter in aller Ruhe die Technik des letzten Jahrtausends anzupreisen. Wieso sterben wohl ausgerechnet dort viel Leute an Corona, wo die Luft schlecht ist?
Werdet mal erwachsen in Germanien.
Raphael R meint
Hoi Jürgen
Vielen Dank für Deine Antwort.
Ich kann Deine Empörung über den Dieselskandal ganz gut verstehen, er hat mich damals auch stocksauer gemacht. Nebst VW haben auch andere teilweise nicht Deutsche Automobilhersteller solche Defeat Devices verbaut, andererseits war BMW sauber. Bei Real Driving Emission Messungen hat sich gezeigt, dass bei den meisten nach NEFZ homologierten Dieselfahrzeugen die Emissionen noch viel höher als bei VW waren. Dies teilweise legal, da der NEFZ nur einen kleinen Teil des Motorkennfelds abfährt. Es war damit ein Skandal, der die ganze in Europa präsente Autoindustrie, inkl. Importfabrikate, und die mit ihr verstrickte Politik betroffen hat. VW steht natürlich durch die Trickserei in den USA nun sicher berechtigt als Hauptschuldiger da, die anderen konnten sich dadurch aber schön unfair dahinter verstecken. Es ist daher ein Problem der ganzen Industrie, nicht nur der Deutschen.
In Deutschland ist die Industrie extrem auf den Diesel fixiert, da dieser in der Summe seiner Eigenschaften (Wirkungsgrad, Reichweite, Fahreigenschaften, Betriebskosten) lange ideal aussah, wenn da nicht die Emissionen wären. Man hatte geglaubt, dass man mit Nachbehandlungssystemen alles in den Griff kriegen könnte, wobei dann aber der Spielraum der Gesetzgebung durch die Autohersteller voll ausgereizt wurde. Batteriefahrzeugen stand man aus innerer Überzeugung skeptisch gegenüber (wer will dies schon? zu teuer, zu wenig Reichweite, zu schwer, zu tiefe Energiedichte). Darum kamen dann die synthetischen Treibstoffe ins Spiel (wie z.B. OME, das fast russfrei verbrennt), nun noch im Hintergrund als Zukunftsoption weiterverfolgt werden. Da nun die Gesetzgebung BEV stark begünstigt, werden solche auf den Markt gebracht. Die Deutschen Hersteller sind aber hier am aktivsten beim Ausbau des Produktangebots, bei den anderen Herstellern vielleicht höchstens noch Hyundai und jetzt langsam auch GM. Die BEV sind in der Produktion derzeit massiv teurer, aber ohne, dass man diese Kosten direkt weitergeben kann. Daher werden diese Fahrzeuge teilweise zum Selbstkostenpreis oder darunter abgegeben, um die Preise in die akzeptable Region zu bringen, braucht es noch Subventionen (ohne solche hätte Tesla auch nie begonnen, die haben die Gunst der Stunde in Kalifornien genutzt). Ein Industrievertreter hat kürzlich erzählt, dass der e-Golf in Niedersachsen jetzt zu sehr attraktiven Preisen angeboten werde, aber trotzdem die Nachfrage gering sei. Eine solche Ausgangslage kosten- und nachfrageseitig ist ziemlich schwierig. Deshalb produziert man derzeit auch nur so viele BEV wie nötig um die Grenzwerte zu erfüllen.
Der Ausweg aus dieser Situation sehe ich einzig darin, dass man nicht die BEV bis zum Anschlag subventioniert, sondern die Emissionen besteuert, sei es über den Treibstoff oder über die Fahrzeugsteuern und dort zwar progressiv nach CO2 Ausstoss. Damit würden schwere SUVs und übermotorisierte Fahrzeuge unattraktiv. Das jetzige Modell ist einfach Giesskanne, d.h. aus allgemeinen Steuermitteln, eigentlich sehr unfair.
ich denke, man muss die Situation einigermassen fair anschauen. Schlussendlich macht es keinen Sinn, wenn Firmen zu grosse Risiken eingehen und sich aufs Spiel setzen. Gerade wenn Hunderttausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen. Die Politik braucht es, um die Regeln zu setzen, die Konsumenten sollen ihren Teil leisten und nicht nur fordern, die Industrie kann dann das bringen, was darin am besten Platz hat, sei es BEV, FCEV oder was auch immer, je nach dem, was am zweckmässigsten ist. Solange aber die Politik mauschelt, ist nichts geholfen.
Beste Grüsse!
DerMond meint
Staatshilfen um Überkapazitäten abzubauen hieße schlicht denen, die zu schlecht für den Markt sind, dafür auch noch Geld zu geben.
Absurdes Theater, als ob man nur überall Geld draufschütten müsste.
alpha meint
Im ersten Absatz ist wohl ein Schreibfehler unterlaufen, sollte wohl korrekterweise „Marktanalyst“ heissen.
ecomento.de meint
Danke für den Hinweis – aktualisiert!
VG | ecomento.de
Jörg2 meint
„Die entsprechenden Maßnahmen werde ich fordern, wenn der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist.“
Wäre es nicht angebrachter, wenn der Lobbyverband uns Steuerzahler BITTEN würde?
Was für ein Haufen!?
Welche selbstsichere Hybris!?
Ich wünsche mir, dass denen die Flügel gestutzt werden!
Peter W meint
Sehe ich auch so. Die Autoindustrie bekommt viel zu viel Staatshilfe. Jetzt haben sie die Möglichkeit ihre Produktionsstandorte auf EV umzurüsten, aber sie werden nach der Krise ihre Stinker mit Rabatten verscherbeln und nach Staatshilfe betteln.
BEV sind ausverkauft! Aber da tut sich nichts. Der Markt ist da.