Im neuen „E-Mobility-Carré“ in Tamm untersucht die EnBW-Tochter Netze BW wie im ähnlich ausgerichteten, 2019 abgeschlossenen Projekt „E-Mobility-Allee“ bei Stuttgart die Auswirkungen unterschiedlichen Nutzerverhaltens von Elektroauto-Fahrern auf das Stromnetz. Da die Auftaktveranstaltung im März aufgrund des Coronavirus ausfiel, informieren die Verantwortlichen nun digital über das Projekt.
In Tamm kann die Netze BW auf einen Teilnehmerkreis von 48 Haushalten zurückgreifen. In Ostfildern waren es nur zehn Haushalte in Einfamilienhäusern, die jeweils über einen eigenen Stromanschluss verfügen. Die dort geltenden Rahmenbedingungen lassen sich nicht 1:1 auf eine aus Mehrfamilienhäusern bestehende Wohnanlage übertragen, bei der die gesamte Anlage über eine einzelne Zuleitung ihren Strom bezieht. Darum folgt nun das E-Mobility-Carré.
Die Netze BW GmbH will herausfinden, wie die Netzintegration von Elektromobilität in Mehrfamilienhäusern am besten gelingen kann. Im E-Mobility-Carré im Landkreis Ludwigsburg testet das Stuttgarter Unternehmen dazu ein Jahr lang unter Praxisbedingungen, welche Hausanschlussleistung für das Laden zuhause mindestens benötigt wird. Beziehungsweise welche Leistung ausreichend ist, ohne Komforteinbußen befürchten zu müssen. Das Ziel: Neben dem störungsfreien Betrieb aller Stromverbraucher im Haushalt soll gesichert sein, dass die Batterien von Elektroautos morgens vollgeladen sind.
Im Rahmen des Tammer Projektes unterziehen 48 Haushalte der Wohnanlage „Pura Vida“ das lokale Stromnetz einem Stresstest. Dafür hat ihnen die Netze BW insgesamt 45 e-Golfs und BMW i3 zur Verfügung gestellt und die Tiefgarage mit einem Ladesystem ausgestattet. Bis Ende 2020 wird untersucht, was die Nutzung einer so großen Anzahl an Elektrofahrzeugen in einem Mehrfamilienhaus für das Stromnetz bedeutet.
„Uns treibt die Frage an, wie wir die Infrastruktur unserer Stromverteilung optimal gestalten können, damit eine zunehmende Zahl an Elektrofahrzeugen – auch zeitgleich – geladen werden können“, erklärt Netze-BW-Geschäftsführer Martin Konermann die Beweggründe für das Projekt. „Insbesondere bestehende Mehrfamilienhäuser sind dabei eine Herausforderung.“ Darum prüfe der Netzbetreiber exemplarisch vor Ort im E-Mobility-Carré, wie dort die Stromversorgung an die neuen Anforderungen angepasst werden muss. „Im Netzbetrieb von heute erproben wir hier in Tamm bereits das Netz von morgen“, so Konermann.
Der Präsident des Fachverbandes Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg Thomas Bürkle begrüßt das Projekt. „Wann benutzen die Kunden das Auto, wann und wo werden diese Fahrzeuge wieder aufgeladen und welche Besonderheiten gibt es beim Nutzerverhalten in Mehrfamilienhäusern. All diese Erkenntnisse geben uns wichtige Impulse für die individuelle Auslegung und Installation künftiger Ladeeinrichtungen für E-Mobile“, so Bürkle. „Damit werden wir die Schnittstelle zu den Netzbetreibern weiter optimieren können.“
Vanellus meint
Ein Problem wird möglicherweise sein, dass hier 48 E-Mobilitäts-Neulinge gleichzeitig (Achtung: Gleichzeitigkeitsfaktor mal anders) in einer Wohnanlage auf das Netz losgelassen werden. Es kann gut sein, dass diese zunächst mal skeptisch bis ängstlich an die Sache herangehen und meinen, auch Autos mit 30-40 kWh-Akkus müsse man besser immer sofort nach der Fahrt wieder vollladen, sei die Fahrt auch noch so kurz gewesen. Also täglich zwischen 18-20 Uhr ist Ladebeginn für mindestens 40 e-Golf oder i3. Bei vielen erfahrenen E-Mobilisten ändert sich dieses Muster später. Aber da ist der Test schon vorbei und das registrierte Anfänger-Ladeverhalten wird verallgemeinert auf alle übertragen. Das sollte man im Kopf haben, wenn man die Studie Ende des Jahres dann lesen kann.
wambo13 meint
Deswegen läuft der test ja nicht nur 2 Wochen. ;-)
EV1 meint
Zumindest wird so der „Worst Case“ simuliert.
randomhuman meint
Eine intelligente Ladesteuerung, die es hoffentlich gibt, sollte das vermeiden.
Andreas meint
Es wurden bislang hier bei Ecomento von mindestens 2 solcher Studien berichtet. Beide hatten letztlich das Ergebnis, dass die vorhandene Infrastruktur hiermit locker zurecht kommt.
Leider hält sich der Mythos, wie so häufig, hartnäckig. Wahrscheinlich, weil des den Sprecher als „strategischen Denker“ auszeichnet, wenn er im Kreise über „dann fällt das ganze Stromnetz in sich zusammen“ doziert.
Noticed meint
Es gibt jetzt schon Straßen, in denen sich die Tesla-Besitzer zum Laden absprechen müssen, um Stromausfälle zu vermeiden. Insofern ist es kein Mythos.
wambo13 meint
Wo hast du die Info her?
Das wäre doch schon xmal durchs Dorf getrieben worden von entsprechend stellen
eCar-Fan und TESLA-Fahrer meint
Vollkommen richtig!
Noticed bleibt auch die Quelle bzw. einen Link für seine Behauptung schuldig. Insofern aus dem Reich der Märchen & Fabeln ????
Daniel meint
Wohnanlagen, insbesondere Bestandsanlagen sind genau das Problem. In unserer Wohnanlage diskutieren wir seit über 3 Jahren an dem Problem herum. Jetzt hat endlich jemand den Antrag auf eine Lademöglichkeit gestellt, jetzt kommt Druck in den Kessel. Das Problem sind genau die zu erwartenden Spitzenlasten. Bei Tiefgaragen mit 80 Stellplätzen kommt da selbst mit Schukodosen ganz schön was zusammen. Auch wenn nicht jeder jeden Tag laden muss, es könnte aber sein, dass durch Zufall eine ganze Menge gleichzeitig laden wollen. Gleichzeitig laufen aber auch noch die ganzen anderen Verbraucher in den Wohnungen. Da kommt der Hausanschluss schnell an die Grenzen. Im Moment wollen nicht alle einen Anschluss, wollen sich somit auch nicht an Kosten beteiligen. Bei den ersten Ladeanschlüssen ist alles noch in Ordnung, aber irgendwann wird ein Lastmanagement nötig. Wer bezahlt die kosten dafür? Wie werden die verteilt? Wer zahlt die Kosten für einen notwendigen stärkeren Hausanschluss? Auch mit Lastmanagement wird es nicht möglich sein mit dem vorhandenen Hausanschluss alle Autos über Nacht voll zu laden. Da bleibt noch viel zu klären. Deshalb, gute und wichtige Aktion von EnBW.
Andreas meint
@Daniel.
Es wird ein potentielles Problem sehr vage formuliert:
Als Ursache wird „“ganz schön was zusammen“, „schnell an seine Grenzen“ und damit nur eine Befürchtung dargestellt.
Leider wird hieraus ein Ergebnis vorweggenommen, das durch nichts im Text untermauert wird „Auch mit Lastmanagement wird es nicht möglich sein mit dem vorhandenen Hausanschluss alle Autos über Nacht voll zu laden“.
Was bleibt ist eine vage Befürchtung. Sowas führt nicht weiter.
JayP meint
Wer will denn sein Auto über nacht vollladen?
Es reicht die tägliche Pendelstrecke + etwas Reserve nach zu laden.
Alles andere ist unnötige Netzbelastung.
Egon Meier meint
„Auch mit Lastmanagement wird es nicht möglich sein mit dem vorhandenen Hausanschluss alle Autos über Nacht voll zu laden“
Würde gehen denn die Stromanschlüsse sind dafür dimensioniert, dass Mittags in allen Wohnungen die Herdplatten angehen – die sind 3phasig angeschlossen.
1. da macht eine Schuko-dose über Nacht (da kocht keiner) nix aus
2. fast niemand muss über nacht vollladen. Du kennst die durchschnittliche Tagesfahrtstrecke in D?
3. Jede Menge Nutzer laden über Tag beim Arbeitgeber oder Lidl – ist billiger
4. bis alle Wohnungen ein BEV haben dauert es wahrscheinlich 100 Jahre
wambo13 meint
„Würde gehen denn die Stromanschlüsse sind dafür dimensioniert, dass Mittags in allen Wohnungen die Herdplatten angehen – die sind 3phasig angeschlossen.“
Da würde ich direkt 2 mal widersprechen. Weder bei Altanlagen noch bei Neuanlage ist der Stromanschluss dafür ausgelegt das alle ihre Herdplatten gleichzeitig anmachen zu können.
Und bei älteren Anlagen ist Nichtmal immer eine 3 Phasiger Anschluss vorhanden.
Egon Meier meint
Aber Altanlagen haben häufig bzw sehr häufig eine Auslegung für Nachtstromspeicherheizung. Und da ging viel mehr ab.
Und ich habe in meiner 35jährigen Immobilienpraxis noch nie einen e-Küchenherd erlebt, der nicht 3phasig betrieben wurde (Studentenbutzen ausgenommen)
Das soll nicht sagen, dass es mindere Auslegungen nicht gibt aber es ist schon etwas selten.
wambo13 meint
@ Egon
Als Elektriker kann ich sagen, es gibt sehr viele Wohnung mit nur einem Wechselstromzähler.
Das hat auch nichts mit minderer Auslegung zu tun. Ist halt oft einfach nicht notwendig. In Wohnungen braucht man doch Recht selten Drehstrom.
Jeden Herd kann man auch 1 phasig betreiben
Ebi meint
Das ist wohl tatsächlich so, dass nicht alle gleichzeitig mit Volllast kochen können. Grundsätzlich reicht für die e-Autos eine Schukosteckdose, macht locker 20 kWh über Nacht, ist natürlich nicht sehr komfortabel, ein 3P 11kW Anschluss ist schon schöner.
Daniel meint
Einfach mal das kleine 1*1 auspacken.
Ein Wohnblock mit 60 Tiefgaragenplätzen. Macht 20 pro Phase. Wenn nur jeder Vierte lädt sind das bei Schuko je 10A (2,3 kW) 5*10A=50A.
Wenn jetzt noch ein paar Leute ihren Herd, den Wasserkocher, die Waschmaschine oder Spülmaschine anwerfen, die auch alle mit je ca. 10A auflaufen, dann sollte man mal einen vorsichtigen Blick auf die Sicherung werfen.
Wer dann noch von 11 oder 22kW Wallboxen (16A bzw. 32A) träumt, der wird sehen, wie schnell er im Dunkeln steht.
Ja es gab bisher Studien in diesem Bereich, auch von der EnBW, die betrafen allerdings Straßen mit Einfamilienhäusern und das ist nicht vergleichbar.
Ebi meint
Letztendlich liegt die Lösung nicht in dicken Stromkabeln sondern im intelligenten Lademanagement und Fahrzeug. Wenn jemand täglich im Durchschnitt 20 KWH verfährt ist das schon viel gerechnet. Diese Leistung sollte man eigentlich über Nacht problemlos ins Fahrzeug bekommen. Bei größeren Wohnanlagen muss sicher die Anschlussleistung erhöht aber sonst….
Tesla-Fan meint
Für die Garage reichen 2-3kW Ladeleistung für die Meisten völlig aus. Das stellt auch den Stromversorger nicht vor Probleme.
11 oder 22kW über Nacht benötigen eigentlich nur Vertreter o.ä., die täglich 500- 1000km fahren.
TwizyundZoefahrer meint
Das stimmt nicht. Schlecht sind vor allem die deutschen Schieflastschnarchlader. Drehstrom lässt sich besser steuern. Und das Szenario mit dem über Nacht laden stimmt auch nur bedingt. Nicht jeder nutzt sein Auto so. Man denke nur an Notfälle um vielleicht 19Uhr und das Auto hat dann nur 20km geladen. Diese Langsamladestrategie ist nichts weiteres als eine Sparmaßnahmen der Hersteller um Aufpreise für Lader zu generieren.
Tesla-Fan meint
Wie konnte ich nur. Ich lade mein Model 3 so, obwohl das doch gar nicht geht. Unglaublich!
EsGeht meint
Fahre 2000 Km pro Monat mit meinem Model 3. Schuko reicht vollkommen aus.
TwizyundZoefahrer meint
@Teslafan, ja, du hast ja auch einen großen Akku. Habe ich jetzt auch bei meinem neuen Zoe. Habe aber trotzdem von Anfang an 22kw installiert,trotz Mietwohnung. Ladesteuerung macht ja das Auto oder jede moderne Wallbox. Ich meine hauptsächlich die 7,4er. Mir persönlich wäre es aber zu wenig, mein Auto fast leer 5 Stunden zu laden um dann 50km fahren zu können. Mann sollte die Ladeleistung selbst regeln können, da Langsamladen ja auch ineffizienter ist.
EV1 meint
So ist es, ich lade wegen der PV Anlage zwischen 1400 Watt (6A) und 3700 Watt (16A), je danch PV Leistung. Das reicht vollkommen. Natürlich auch, wenn ich aus dem Netz laden würde. Wer täglich 11kW benötigt ist wahrscheinlich auch mit einem BEV nicht wirklich richtig bedient.
Tesla-Fan meint
11 oder 22kW AC-Ladeleistung sind gut für die, die nicht Zuhause laden können, also auf öffentliche AC-Ladesäulen angewiesen sind.
Zuhause reicht viel weniger oft aus.
@TwizyundZoefahrer – Schieflast gibt es immer in einem 3-Phasen-Netz, an dem einphasige Verbraucher hängen. Je nachdem wie der Elektriker die Stomkreise im Haus zwischen den einzelnen Wohnungen und innerhalb von den Wohnungen aufgeteilt hat kommt es zu Schieflasten.
Schieflast ist bei einphasiger Ladung 4,5 (oder 4,7 ?) kW zulässig, d. h. einphasig mit 3 kW Laden ist kein Problem.
Skodafahrer meint
Zukünftige Elektroautos haben größere Batterien, stärkere AC-Lader und eine höhere Höchstgeschwindigkeit. Auf längeren Strecken wird ein größerer Teil der Ladung als heute auf dem eigenen Stellplatz erledigt werden.
Daher wird das lokale Stromnetz von der gleichen Anzahl Elektroautos in Zukunft stärker belastet werden, als dies heute der Fall ist.
Ein Lademanagementsystem kann dem nur teilweise entgegen wirken.
Denn die maximale Ladeenergie die für alle Fahrzeuge während ihrer Standzeit zur Verfügung steht, ist durch den Stromanschluß begrenzt.
Ebi meint
Es ist aber auch nicht so, dass alle gleichzeitig ihre leeren Batterien für die Langstrecke am nächsten Tag aufladen müssen. Die überwiegende Masse lädt im Schnitt einige kWh/Tag. Die Stromanschlüsse sind bei großen Wohnanlage allerdings vergleichsweise sparsam ausgelegt, dass Stimme ich zu.
Jürgen Baumann meint
Die zulässige Höchstgeschwindigkeit beträgt 120 bis 130 km/h in zivilisierten Ländern. Ausser in Somalia, Nordkorea und Afghanistan. Habe ich irgend ein Land übersehen?
Peter W meint
Das ist dringend notwendig, um den Märchen vom zusammenbrechenden Stromnetz den Nährboden zu entziehen. Vor 30 Jahren wurden noch sehr viele Wohnungen mit Nachtspeicheröfen beheizt, da kam keiner auf die Idee, dass das Stromnetz kollabieren könnte. Auch diese Nachtspeicher wurden oft nachgerüstet um Öl- und Kohleöfen zu ersetzen weil das billiger war als eine Wasserzentralheizung.
JayP meint
Genau! Und die Neubaugebiete mit tausenden Wärmepumpen zwischen 8 und 20 kW.
Wenn morgens das Duschwasser nachgefüllt wird brennen regelmäßig die Trafohäuschen bei uns im Ort…..NICHT!
Und die Staubsauger am Samstag morgen, die Haarföns….