Volkswagens neue Elektroauto-Familie ID. soll in wenigen Jahren auch moderne, von Grund auf als Stromer entwickelte Kleinwagen zum erschwinglichen Preis umfassen. Von der dafür entwickelten Technik sollen mehrere Marken des Konzerns profitieren. Die geplante Architektur sollte eigentlich federführend die spanische Volkswagen-Tochter Seat konzipieren, das Projekt wird nun aber neu aufgestellt.
Automotive News Europe schreibt unter Berufung auf eine dem Unternehmen nahestehende Quelle, dass Seat doch nicht für die neuen Einsteiger-Elektroautos von Volkswagen verantwortlich sein wird. Die dafür nötige Plattform werde stattdessen direkt bei der Kernmarke VW entstehen. Der Grund dafür sei, dass das Top-Management in Wolfsburg sich davon mehr Synergien erhofft.
Seat hatte im März letzten Jahres verkündet, zum ersten Mal in der Firmengeschichte eine neue Fahrzeugplattform zusammen mit der Marke VW zu entwickeln. Dabei handele es sich um eine kleinere Version des neuen Modularen E-Antriebs-Baukastens (MEB), auf deren Basis konzernweit Autos mit etwa vier Metern Länge gefertigt werden können. Das Ziel der Plattform sei die Entwicklung von Elektroautos zu einem Einstiegspreis von unter 20.000 Euro.
Das erste ID.-Modell wird der für Sommer angekündigte Kompaktwagen ID.3, der den e-Golf ablöst. Anschließend sind weitere Elektroautos in höheren Segmenten geplant, darunter SUV, eine Limousine und ein Kombi sowie ein Kleinbus. Als Basis für unter dem ID.3 angesiedelte Baureihen soll weiter die bisher von Seat geplante modifizierte Variante der MEB-Architektur dienen, so Automotive News Europe.
Der Branchenzeitung zufolge haben die VW-Ingenieure noch damit zu kämpfen, den MEB für kleine Stadtautos anzupassen. Ein Drittel der Kosten müsse entfallen, dazu würden die Entwickler diverse Maßnahmen von kleineren Motoren bis neuen Batterie-Konfigurationen prüfen. Dabei gehe es auch um die hohen Ansprüche der Kunden bei der Sicherheit.
Seat teilte Automotive News Europe mit, dass innerhalb der Volkswagen-Gruppe die globale Strategie für die Marken, Produktionssysteme und Märkte angepasst werde. Dass die Spanier nicht mehr die Konzeption der Technik für kleine Elektroautos leiten, stehe mit dem vorerst verworfenen Einstieg in den chinesischen Markt in Verbindung. Die künftige Leitung des Projekts durch die Marke VW bestätigte Seat nicht, die Entscheidung diesbezüglich stehe noch aus.
Dr.-Ing Klaus D. Beccu meint
Der Schwachpunkt des BEV ist erklärtermassen die Batterie: zu teuer, zu CO2-lastig in der Herstellung (wenn auch weit weg in Asien) , Verwendung von Rohstoffen (Lithium, Cobalt), die umwelt-problematisch sind etc. Deshalb der grosse Erfolg der Hybridautos mit NiMH-Batterie. Die Verkaufszahlen sagen alles.
Peter W meint
Das ist dummes Geschwätz. Dem Käufer eines Hybriden ist es vollkommen egal ob da ein Lithium- oder NIMH-Akku drin steckt. Der NIMH ist billiger, und bei der geringen Kapazität ist es egal ob er 50 oder 60 kg wiegt.
Michael meint
Es gibt keine Einsteiger-Elektroautos. Nur auf Grund geringer Reichweite Einsteiger-Elektroautos?
Einsteiger wollen günstige Autos für den Alltag. Ja, geringe Reichweite aber auch geringer Verbrauch und gute Lademöglichkeiten zu akzeptablen Kosten. Und hier ist das Problem: die Regierung muss klar Grenzen für Strompreise bei Ladung von eAutos setzen. Das bekommen die nicht bzw. wie mir gesagt wurde, geht das vom Markt aus.
Diese Politik ist Schrott. Keine Stimme für CDU/CSU und SPD. Die verhindern die Zukunft.
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
NiLa meint
Ach Gottchen, jetzt ist die Regierung Schuld, dass Sie nicht für ’nen Appel und ’nen Ei laden können?
Mit welchem Recht fordern Sie denn, dass (nicht selbst produzierter) Strom billig abgegeben wird?
simon meint
Ionity bis zu 50c und 120€ jährlich, teilweise funktionien geförderte Schnelllader (Allego) nicht, Tarifchaos, oder auch einfach zu wenige Ladesäulen. Neubauten ohne Ladeinfrastruktur und auch bei Kundenparkplätzen. Da muss die Regierung die Firmen zwingen Lader gleich hinzubauen. Öffentliche Parkplätze brauchen Ladesäulen. In anderen Ländern kann man eine Ladesäule bei einem öffentlichen Parkplatz beantragen.
Christian meint
Möglicherweise übernimmt Skoda die Entwicklung.
Es gehören ja alle zusammen.
simon meint
Warum nicht? Seat kommt nicht nach China und Skoda soll (Verbrenner) Autos für Indien bauen. Wenn man mit der „Billig“Plattfrom den größten Markt der Welt und den Markt der „Billig“Autos will nicht bedient braucht man die Plattform auch nicht entwickeln.
Ich glaube aber eher das VW das Wissen über die Entwicklung des MEB nutzen will und deswegen den „Billig“MEB bei VW entwickeln lässt.
wosch meint
Wenn ich richtig Informiert bin, dann hat Seat die Entwicklung mit dem Chinesischen Partner gemacht und dabei vor allem den Chinamarkt im Blick gehabt.
Der Chinastart von Seat ist aber nun abgesagt und VW will jetzt wieder einen abgespeckten MEB dafür nutzen, weil dieser auch viele Teile des MEBs nutzen kann, was eventuell bei der Seat/China-Plattform nicht so wäre.
Gut Möglich, dass sich Seat zu weit vom MEB entfernt hatte.
Lotex59 meint
VW sollte vielleicht erst mal zusehen, dass sie die Auslieferungssituation bei ihren bestehenden „Einstiegs E-Modellen“ gebacken kriegen. Da gibt es Kunden die im vergangenen Oktober bestellt haben und mittlerweile Liefertermine im 4.Quartal 20 haben.
Gunnar meint
Solche Kommentare zeugen immer von der Ahnungslosigkeit des Schreibers.
Wenn VW genau so handeln würde wie von dir verlangt, würde die Entwicklung des nächsten Fahrzeuges erst nach Marktstart des ID3 starten. D.h. dass das zweite Fahrzeug auf MEB-Basis nicht nur drei vier Monate nach dem ID3 startet, sondern drei vier JAHRE später.
Egon Meier meint
tsts .. wenn in der Branche nicht ‚überlagernd‘ gearbeitet würde würden wir heute noch mit VW Käfer und Opel Kadett fahren
hu.ms meint
Pandemie macht alles neu…
Peter W meint
VW behandelte bisher das BEV als notwendiges Nebenprodukt. Vielleicht hatte man jetzt in der Corona-Denkpause mal Luft um über die fernerer Zukunft nachzudenken. Die Kleinwagen-Elektro-Drillinge gehen weg wie warme Semmeln, kaum auf dem Markt, schon ausverkauft! Warum sollte man da Kompetenzen und Entwicklung abgeben. So bestünde ja die Gefahr, dass am Ende Seat das besserer BEV baut.
Peter meint
Man weiß außerhalb von VW nichts über die geplanten und die realisierten Stückzahlen der Drillinge. Man weiß außerhalb von VW nichts darüber, inwieweit die Corona-Ausfälle der Verbrenner zu einer Veränderung der geplanten Stückzahlen der Drillinge geführt haben. Und man weiß außerhalb von VW nichts darüber, wie die Stückzahlen der Drillinge aussehen müssen, um die Flotten-CO2-Vorgaben für 2021 so effektiv wie möglich zu gestalten.
Wenn ich nur zwei Autos produziere, aber dafür drei Kunden habe, sind meine zwei Produkte ruck-zuck ausverkauft.
Diess geht deutlich in Richtung BEV, aber trotzdem muss er auch VW als ganzes im Blick haben und das bedeutet (derzeit noch) 99% Verbrenner. Es gibt derzeit weder einen Markt noch die ProduktionsKapazität und auch nicht die zum Betrieb notwendige Infrastruktur für 11 Mio. VW-EMobile pro Jahr. Es dauert halt alles seine Zeit in einem Markt, wo Kunden Netto-JahresGehälter auf den Tisch legen sollen.
Daniel S meint
„Es gibt derzeit weder einen Markt noch die ProduktionsKapazität und auch nicht die zum Betrieb notwendige Infrastruktur für 11 Mio. VW-EMobile pro Jahr. “ (Zitat Peter)
Ich würde eher sagen:
„Man weiß außerhalb von VW nichts über die geplanten und die realisierten Stückzahlen der Drillinge.“ (auch Zitat Peter)
Der Erfolg der E-Drillinge lässt eher vermuten, es gebe einen sehr grossen Markt für E-Autos – warum sollte man den nicht möglichst schnell bedienen und damit Geld verdienen?
Gunnar meint
Weil VW mit den Drillingen kein Geld verdient.
Und weil es unseriös ist, von einer ausverkauften Produktion von circa 30.000 Fahrzeugen auf 11 BEV-Millionen mal so einfach per Dreisatz hochzurechnen.
Peter W meint
Lieber Namensvetter, Deine Antwort hat mit dem was ich gesagt habe nichts zu tun. Da geht es nicht um Produktions oder Verkaufszahlen, es geht darum ob VW eine Neuenrwicklung aus der Hand gibt oder nicht.
In Anbetracht der gut laufenden Verkäufe bei den Drillingen stellt man sich offensichtlich die Frage, ob es gut ist die Entwicklung eines zukunftsfähigen Produktes aus der Hand zu geben. Da will man dann doch eher selbst vom Markthochlauf profitieren, und dann die Lizensen verteilen, anstatt selbst Lizensnehmer zu werden.
Wobei ich aber nicht genau weiß, wie das in so einem Großkonzern gehandhabt wird.
Peter meint
Seat gehört doch zu VW. Da ist es doch egal, ob es von Seat, VW oder Bugatti entwickelt wird. Alle Lizenzen bleiben bei VAG. Oder meinst Du etwas anderes?
Peter W meint
Wie gesagt, ich weiß nicht, wie das innerhalb eines so großen Konzerns gehandhabt wird.
150kW meint
„Warum sollte man da Kompetenzen und Entwicklung abgeben. “
Was heißt „abgeben“? Seat gehört ja zu VW.
„So bestünde ja die Gefahr, dass am Ende Seat das besserer BEV baut.“
Seat sollte die Plattform entwickeln auf der die Schwestermarken ebenso Fahrzeuge aufbauen. Üblicherweise würde die Kernmarke davon die meisten absetzen.
Jörg2 meint
Mein Orakel:
Die Sparten-, Unter- und Abteilungshäuptlinge fürchten in der aktuellen Marktsituation um die Größe ihres ihnen nachgeordneten Machtbereiches mit den Folgen: Bedeutungsverlust, kleineres Büro, ausgedünnter Werkswagenkatalog, Bonischwund …
Alles, was unter die Fittiche genommen werden kann, wird rangezogen.
An den Ingenieursfähigkeiten in Spanien kann es nicht liegen. Auch dort gibt es top Leute.
Wir werden wohl diese „Verdichtung“ bei VW zukünftig noch stärker sehen.
Ebi meint
Dein Orakel halte ich nicht für abwegig. VW war überrascht durch die Nachfrage nach den e-Drillingen, sieht dort mehr als einen Nebenkriegsschauplatz und beackert das Thema dann lieber in D, so hält man die Fäden in der Hand. Man stelle sich vor, die SEAT Leute hätten selbst was Tolles auf die Beine gestellt. Dem Konzern würde mehr interner Wettbewerb vielleicht ganz gut tun.
Egon Meier meint
„An den Ingenieursfähigkeiten in Spanien kann es nicht liegen. Auch dort gibt es top Leute.“
Bei Seat gibt es überhaupt keine besondere Ingenieursfähigkeit. Die haben außer ein bisschen Blechteilen noch nix entwickelt. Die sind mit einem Plattformupdate und dann noch BEV-Technik total überfordert.
Es ist noch gar nicht lange her da war Seat der absolute Sanierungsfall im Konzern und kurz davor ausgeknipst zu werden.
Skoda kann ein bisschen mehr und baut trotzdem den enyaq auf dem ID.4 auf.
Wer was eigenständig auf die Kette kriegt ist Audi, Porsche, Bentley – da gibt es richtig Kompetenz. Da kann sogar die Mutter VW was lernen.
Dessen ist man sich jetzt in der Zentrale bewusst geworden und hat den Seat-Leuten wieder das übertragen, was sie können: Blech biegen und mediterranes Flair verbreiten.