Die Bundesregierung will mit einem im März auf den Weg gebrachten Gesetz die Voraussetzungen für das Laden von Elektroautos zu Hause, am Arbeitsplatz oder bei alltäglichen Besorgungen verbessern. Aktuell wird über die neuen Regeln im Bundestag verhandelt. Den Grünen geht das geplante Gesetz nicht weit genug.
Eine umfassende Ladeinfrastruktur gilt als wesentlich für den Durchbruch der E-Mobilität in den Massenmarkt, an vielen Wohn- und gewerblich genutzten Gebäuden fehlt es aber noch an Lademöglichkeiten. Das neue Gesetz der Bundesregierung soll hier Abhilfe schaffen. Der aktuelle Entwurf sieht vor, dass es bei einem Neubau oder einer größeren Renovierung von Nichtwohngebäuden mit mehr als zehn Parkplätzen auf jedem fünften Stellplatz einen Ladepunkt geben muss. Bei Wohngebäuden sollen dagegen nur Leitungs-Leerrohre für eine spätere Nachrüstung vorgeschrieben werden.
Die Grünen im Bundestag fordern laut einem Bericht Nachbesserungen: In einem Änderungsantrag spreche sich die Fraktion für „deutlich mehr Ladesäulen“ als bisher geplant aus, so die Berliner Morgenpost. Bei neuen oder renovierten Wohn- wie Nichtwohngebäuden mit mindestens fünf Stellplätzen solle jeder zweite Stellplatz mit einem Ladepunkt versehen werden. Alle anderen Stellplätze müssten mit Leerrohren ausgestattet werden, heiße es in dem der Redaktion vorliegenden Antrag.
„Um den Aufbau privater Ladestationen anzukurbeln, reicht es überhaupt nicht aus, nur die Mindestvorgaben der EU-Richtlinie umzusetzen, sagte der verkehrspolitische Sprecher der Grünen Stephan Kühn der Morgenpost. Der aktuelle Stand des Gesetzes sei eine „Schmalspurlösung der Bundesregierung“, die den Markthochlauf der Elektromobilität „völlig ausbremsen“ würde. Dies wäre vor allem während der Coronavirus-Krise „ein fatales Signal“.
Die Grünen wollen laut dem Bericht durchsetzen, dass die angestrebten Änderungen auch für selbst genutzte Gebäude kleinerer und mittlerer Unternehmen gelten. Diese sind nach dem bisherigen Gesetzentwurf von den Regelungen ausgenommen. Die Partei setze sich zudem dafür ein, dass die neuen Vorgaben früher wirksam werden: Statt ab März 2021 sollen sie bereits ab Januar nächsten Jahres gelten.
Bei nicht zum Wohnen genutzte Gebäuden mit mehr als 20 Stellplätzen sieht der derzeitige Gesetzesentwurf vor, dass ab 2025 mindestens ein Ladepunkt vorhanden sein muss. Auch hier wollen die Grünen der Morgenpost zufolge mehr: Die Regelung soll bereits 2023 und ab zehn Stellplätzen greifen, jeder vierte Stellplatz soll mit einem Ladepunkt ausgestattet werden, heiße es in dem Antrag.
Rolf Reinhart meint
@Futureman Das mit der schlechten Verfügbarkeit von Elektroautos kann ich so nicht nachvollziehen. Sowohl Tesla als auch Hyundai sind nahezu sofort lieferbereit. Warum also auf Fahrzeuge warten, die ihre Zuverlässigkeit noch nicht bewiesen haben?
hu.ms meint
Ist ja nett, dass ihr euch soviele gedanken zu lademöglichkeiten macht.
Aber die meisten BEV stehen nachts auf dem wohnungsnahen parkplatz und nachts gibts keinen PV-strom. Der ausbau von nachtunabhängiger windenergie und tag/nacht-kurzfristspeichern (z.b. pumpspeicherkraftwerke im stillgelegten bergwerken) ist genauso wichtig wie die installtation von lademöglichkeiten. Sonst wird doch weiterhin mit „dreckstrom“ geladen!
Leser meint
Absolute Zustimmung! Gute Idee mit den Pump-Speicherkraftwerken, gerade bei starken Energieüberschüssen kann das Wasser wieder mit Wind- oder Solarstrom „hochgepumpt“ werden um dann z.B. abends bei Windstille und vielen eingeschalteten Verbrauchern für einige Stunden Strom generieren zu können.. Finde auch sonstige Talsperren oder Stauseen zur Elektrizitätserzeugung immer recht interessant. Wenn auch die mögliche Leistung vielleicht recht begrenzt ist, aber vielleicht besser als die Energie des fließenden Wasser gar nicht zu Nutzen. Nebenbei wird auch noch Wasser als wichtige „Lebensenergie“ für trockenere Phasen bevorratet. Außerdem können derartige Gewässer als nette Erholungsorte und Entwicklungsräume für die Natur dienen.
Futureman meint
Zur Zeit sehe ich, das der Zubau von Ladesäulen mindestens in Anzahl auch der Zulassungszahlen bei E-Autos entspricht. Jeder EFH-Besitzer kauft sich beim E-Auto auch gleich eine Lademöglichkeit dazu. Zusätzlich stellen immer mehr Firmenwagenfuhrparks aufgrund des Drucks der Mitarbeiter (0,25%-Regelung :-)) auf E-Autos um und viele Firmen spendieren den Mitarbeitern gleich noch eine Heimladesäule dazu.
Dann noch immer mehr Anbieter von Schnellladern auf Fernstrecken…
Wenn jetzt noch die Abrechnung einfacher gestaltet wird sehe ich das Problem weiterhin in der Verfügbarkeit von E-Autos. (Denn trotz massiven Einbruchs bei den Zulassungszahlen bleiben die Wartezeiten bei E-Autos immer noch hoch. Beschweren dürfen sich die Hersteller also nicht)
Reiter meint
…und bitte macht die potentiell solar beschienene Dachflächen von Häusern zu einem handelbaren Gut! Wenn die Bewohner es nicht hinbekommen 70% ihrer Energie selbst herzustellen, dann können es evtl. gegen X Ct./m2 andere? Ggf. auch die Nachbar-WEG mit Tiefgarage?
Ge meint
Eigentlich würden doch recht einfache CEE – Campaingsteckdosen reichen die 3.6 bzw. 7.2 Kw laden ermöglichen. Bei 8 Std. Standzeit auf der Arbeit bzw. 12 Std zu Hause. Sollten sich für den Großteil der Pendler ausreichen Energie für den Alltag laden lassen. Campaingplätze bekommen das doch auch hin.
EdgarW meint
Die kann man nur leider nicht dem Nutzer zugeordnet abrechnen, wenn es nicht feste Plätze mit abschließbaren Dosen gibt. Obendrein wird ein Lastmanagement nötig sein, schon allein um Schieflast (Phasendifferenzen > 20A) zu vermeiden, ganz so simpel ist es also nicht. Aber ja, 3,7kW reichen für die üblichen Nachlade-Szenarien.
Thomas Claus meint
Und wer bezahlt am Ende die Rechnung?
Muss der Vermieter die Kosten tragen? Kann er die Kosten umlegen? Muss der Mieter alle Kosten tragen? Wenn der Vermieter eine Wallbox für mehrere Nutzer aufstellt, wie wird dann abgerechnet und was darf der Vermieter dann für den Strom verlangen?
hu.ms meint
Am ende zahlt immer der mieter. Entweder indem er bei installation die kosten selbst übernimmt oder – wenn diese der eigentümer trägt – über eine höhere miete.
Ist doch bei modernisierungen/verbesserungen aller art in wohnungen auch nicht anders.
Ernesto 2 meint
Dieses Gesetz hat hauptsächlich eine Alibi Funktion; mir fehlt der Zwang eine Solarheizung für jede Wohnung mit 2 m² pro Zimmer auf dem Dach zu haben, das spart im Jahr tausende von Litern Öl oder viele m³ Gas für jede Wohnung und reduziert den CO2 Ausstoss wesentlich effektiver als „nur“ ein E-Auto. Solange da auch noch mit Strom geheizt werden kann ist das wirklich ein Witz. Altbauten müssten bei einer Heizungsrenovierung ZWINGEND mit Solar-Zusatzheizungen ausgerüstet werden und entsprechenden Speichern. Sonst ist das wirklich nur ein Witz. Neubauten dürften ohne Solarheizung nicht mehr genehmigt werden!
Christian meint
Was ist denn eine Solarheizung?
Futureman meint
Warum sollen in Zeiten von Solarstromgestehtungskosten von unter 10 Cent noch extra Wasserleitungen auf´s Dach? Das Thema Solarthermie taugt eigentlich nur noch bei Schwimmbädern etwas. Ansonsten ist es eher Platzverschwendung auf dem Dach, denn es gibt immer noch kein Auto welches mit warmes Wasser fährt falls es mal Überschuss gibt…
Christian meint
Nicht nur das. Ich das seit 9 Jahren auf dem Dach. Im Sommer hab ich für die ganze Straße warmes Wasser, in der Übergangszeit kann es den Energieaufwand senken, allerdings höchstens für einen schlechten Tag, im Winter kannst du es vergessen. PV scheint wirklich die bessere Wahl zu sein.
hu.ms meint
Wohl noch nicht tiefer in die materie eingestiegen?
Wenn die heizenergie gebraucht wird – im winter – ist der solarertrag viel zu gering um vom dach die wohnungen zu heizen. Da reicht es nicht einmal für den normalen stromverbrauch ohne elektroheizung.
JoSa meint
Schon mal was von Wärmepumpen gehört. Und selbst Luftwärmepumpen würden in Deutschland funktionieren. ( bei den ?Wintern? )
Vor allem, brauchen wir bald im Winter Klimaanlagen. Wozu dann einen Wärmekollektor auf dem Dach?
hu.ms meint
Wärmepumpen die der aussenluft als wärmequelle nutzen schafften im winter nur die beheizung von extrem gut gedämmten neubauten mit lüftungsanlagen (z.b. KFW 55-häusern). Alles was älter als 15 jahre ist braucht im winter zusatzheizung (öl, gas, pellets usw.).
Einzig die erdwäme mit meist mehreren bohrungen 40-100m würde in kombination mit größeren pufferspeichern im winter ausreichend wämeenergie auch für ältere häuser (mit neuen fenstern!) bieten. Aber diese ist extem teuer.
Beispiel für heizungsmodernisierung 25-jähriges EFH:
neuer Gas-Brennwertkessel: emissionseinsparung rd. 18 %, ca. 8.000 €
neue Luft-WP: emissionseinsparung rd. 55%, ca. 25.000 €.
neue Erd-WP + Speicher: emissionsfrei ! – aber ca. 45.000 € nach förderung.
Yoshi84 meint
Stop, Stop, Stop. Habe ich den Artikel richtig verstanden, dass im aktuellen Gesetzesentwurf bereits steht, dass es bei neugebauten Nicht-Wohngebäuden pro 5 Parkplätze eine Lädemöglichkeit geben muss? Heißt das also praktisch, dass wenn Aldi irgendwo einen neuen Supermarkt baut und davor einen Parkbereich mit 100 Stellplätzen, dass davon dann 20 mit Lädemöglichkeit versehen sein müssen? Das wäre ja ein gewaltiger (!) Anschub für die Elektromobilität. Oder übersehe ich etwas?
EdgarW meint
Ich meine, es sind nur jene Parkplätze gemeint, die für die Bewohner, Mieter und Pächter eines Hauses vorgesehen sind, nicht jene für deren Kunden.
MiguelS NL meint
Ich finde, Voraussetzungen nur im Neubau nötig, ins besondere die nächsten 5 Jahre. Denn in 5 Jahren ist es eh selbstverständlich.
Im bestehenden Bau, sollte es vor allem keine Hürden geben, d.h. keine Bürokratie…und am noch wichtiger: ein offener Markt. Denn der Markt (d.h. der Bedarf) wird riesig.
Chris meint
Warum nutzt man nicht einfach die ganzen Straßenlaternen?! Lösungen gibt es dafür und Laternen auch überall.
Broesel meint
Da gibt es bestimmt ganz tolle Lösungen.
Wenn ich mir allerdings die geringen Querschnitte der Straßenbeleuchtungskabel anschaue, frage ich mich, wie viel man da wohl abzapfen kann? Dann versorgt ein Käbelchen ja in der Regel nicht nur eine Straßenlampe, sondern eine ganze Anzahl. Bei modernen Systemen hat die LED-Lampe heute irgendwo zwischen 35 und 90 W. Da könnte ich schwerlich 11.000 W für eine 11 kW Lader abzapfen. Es sei denn, das Käbelchen ist hemmungslos überdimensioniert. Aber über die vergrabene Infrastruktur macht sich der traumtanzende Deutsche in der Regel ja gar keine Gedanken. Und so wird es ja ganzen Netzteilen in Wohngebieten am Ende des Netzes gehen, wo keine zusätzliche 20 kV Versorgung vorhanden ist. In dem Gebiet, in dem ich wohne z.B., ist es ganz schön weit zur nächsten Trafostation.
EdgarW meint
Es reichen für die üblichen nächtlichen Nachladungen ja auch 3,7 kW einphasig.
Ich weiß auch nicht, ob Straßenlaternen überhaupt dreiphasig verkabelt sind, bzw. was da im Boden liegt – andererseits verlaufen dort auch sämtliche Hausanschlüsse, die hoffentlich größer dimensioniert sind. So etwas wie ein straßenweites Lastmanagement sollte mit „intelligenten“ Stromzählern demnächst ja möglich sein, richtig klug wäre es, wenn Anwohner dann gleich über den Hausstromtarif abrechnen könnten – aber das wäre definitiv zu praktisch ;-/ Dieses Lastmanagement ließe sich bis zum nächsten Mittelspannungshäuschen ausbauen und schon bräuchte man wahrscheinlich auf sehr viel längere Sicht keine Kapazitätserweiterung.
Leser meint
Vielleicht würde sich an Laternen auch ein „Zwischenakku“ (Wallbox mit Akku) anbieten, der sich bei den verlegten dünnen Leitungen eben langsam auflädt, wenn kein Auto dranhängt und die Energie zwischenspeichert um dann das Auto zumindest zu einem gewissen Anteil schneller per DC laden zu können. Noch schöner wäre eine Installation mit tauschbaren Akkumodulen, die man geladen von der Laterne nimmt und am Auto anstecken kann… (auch wenn das zugegeben bisher eher ein bisschen weit her fantasiert ist)
Peter W meint
Steckdosen überall wären ein sehr deutliches Zeichen für die E-Mobilität. Stattdessen wird derzeit über eine Förderung von Verbrennern nachgedacht.
Bei uns wird derzeit viel Geld für 350 kW-Schnellader ausgegeben die niemand wirklich nutzen kann. Gebraucht werden aber hunderttausende einfache 11 kW Typ 2 Steckdosen damit man jederzeit und überall nachladen kann. An der Straße im Wohnviertel, am Supermarkt, am Restarant, im Parkhaus – einfach überall wo man das Auto abstellt. Und dann fehlt da noch eine einfache, sichere Bezahlmöglichkeit und faire Preise. Derzeit ist es kaum möglich an einer öffentlichen Säule über Nacht zu laden. Die „Standgebühren“ sind teilweise unverschämt hoch, wegen der geringen Anzahl leider aber auch notwendig. Das könnte sich erledigen, wenn man die 11kW Steckdose in großer Anzahl verbaut.
EdgarW meint
+1
allerdings ist es ja nicht nur eine Steckdose, sondern muss nicht nur die Logik einer Wallbox, sondern auch ein eichrechtskonformes Abrechnungsmodul enthalten – und Bezahllogik, wobei relativ simple Wallboxen bereits den RFID-Reader mitbringen. 11 kW muss auch nicht unbedingt sein, an Orten, wo Pkw wirklich gepart werden, würde eine Phase völlig genügen, mit dem Effekt, dass eine simple 32A 3-phasige Leitung für 6 „Dosen“ reicht, eine 63er gar für deren 12. Ohne irgendwelche (oder mit nur simpler, Stichwort Schieflast) Lastverteilungs-Hardware. Wo kürzer gestanden und geladen wird, kommt’s halt drauf an.
Problem dabei: Gefördert wird meines Halbwissens nach erst ab 22 kW. Autsch.
Futureman meint
Einfacher wäre es wenn die Abrechnung über das Auto geht. Ähnlich wie bei Handys, da wird sich ja auch automatisch in andere Netze eingebucht und die Abrechnung ist kein Problem. Jedes Auto eine Sim-Karte und fertig (können einige Autohersteller bereits…)
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Also wenn ein Bauherr heutzutabe so unclever ist, jede Menge Leerrohre zu verlegen, dann ist er selbst dran schuld, wenn er in den nächsten 10 Jahren Strom und Glasfaser mit der Hilti teuer nachrüsten muss. Die Qualität und der Wert einer Immobilie wird sich zukünftig viel mehr als heute daraus bestimmen, wie gut sie in Netzen eingebunden ist.
Peter W meint
Für viele Bauherren ist nur der Gewinn ausschlaggebend. Billig, billig billig und hohe Mieten kassieren ist derzeit angesagt. Wer ein Eigenheim baut verzichtete derzeit oft auf den Keller und die Solaranlage hat Alibifunktion.
Ich schaue mir gerne Baustellen an. Die Wände werden immer dünner, Zwischenwände werden aus billigsten Gipssteinen im Großformat erstellt, Elektroinstallationen werden an die Wand genagelt und ein bisschen Verputz drüber, dann ein bisschen Stropoor drum herum und fesddisch!
Da sind die Kabel für ein E-Auto nicht im Plan; viel zu teuer!
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Aus billig wird dann halt teuer; aber dafür habe ich kein Bedauern übrig.
Die e-Mobilität kommt jedenfalls.