Bei einem Spitzentreffen im Mai konnten sich Automanager und Politiker nicht auf Maßnahmen zum Ankurbeln des wegen dem Coronavirus eingebrochenen Geschäfts der Branche einigen. Im Juni werden Entscheidungen erwartet. Befürworter drängen im Vorfeld auf ein Anreizprogramm für die Autoindustrie, insbesondere Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).
In einem Interview mit der Welt sagte Söder, dass zur Belebung der Wirtschaft Steuersenkungen und etwa auch „degressive Abschreibungen, bessere Möglichkeiten der Verlustverrechnung, die Senkung der Energiekosten und ein Investitionsprogramm für Kommunen“ nötig seien. „Darüber hinaus muss es Kaufanreize geben. Dazu gehört zentral eine Technologieprämie im Bereich Automobil.“ Die Automobilindustrie als „Herzstück unserer Wirtschaft“ nicht zu unterstützen, wäre ein industriepolitischer Fehler. Deutschland brauche zudem „eine Hightech-Agenda im Bereich künstliche Intelligenz, moderne Energie wie Wasserstoff und Quanten-Computing“.
Der CSU-Politiker betonte, dass vom Automobil und den vielen Zulieferern der Branche viele Arbeitsplätze abhängen. „Wir haben die besten Autos der Welt. Das soll so bleiben“, mahnte Söder. Er verwies auf eine unter anderem von Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen vorgeschlagene „kluge Innovationsprämie“, die dem Klimaschutz und der Wirtschaft helfen würde.
Mit der Innovationsprämie würden moderne Autos mit geringerem CO2-Ausstoß gefördert, die die Luft sauberer machen, erklärte Söder – also neben Stromern auch Verbrenner. Außerdem könnte die Ladeinfrastruktur für die Elektromobilität gefördert werden, indem der Staat 50 Prozent der Kosten für private Ladepunkte übernimmt. Mit Blick auf das Urteil zum VW-Dieselskandal im Mai meinte Bayerns Ministerpräsident, dass man wegen den Verfehlungen einiger nicht Hunderttausende Arbeitsplätze riskieren könne.
BDI für, Maschinenbauer gegen Autoprämie
Auch der Bundesverband der deutschen Industrie (BDI) macht sich für eine Autoprämie stark, diese solle für Elektroautos und Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor gelten. Das sei für mindestens zwölf Monate sinnvoll, „sofern diese Prämie Bestandteil eines branchenübergreifenden Ansatzes ist“, sagte BDI-Präsident Dieter Kempf der Welt am Sonntag. Die Förderung von Fahrzeugen mit modernen und effizienten Verbrennungsmotoren dürfte aber nicht die bestehenden Anreize für E-Mobilität verwässern.
Der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA Carl Martin Welcker lehnt eine Kaufprämie für Autos dagegen ab, er setzt stattdessen auf steuerliche Entlastungen und Investitionen in die Zukunft. „Kaufprämien für Autos und vergleichbare Einzelsubventionen wirken selektiv, diskriminieren andere Produkte und erzeugen Mitnahmeeffekte“, sagte Welcker der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Sinnvoller wären laut dem VDMA-Präsidenten eine Förderung von Forschung und Entwicklung sowie steuerliche Entlastungen, um die Nachfrage anzukurbeln.
Sollte die Autoprämie kommen, wäre sie „ein Paradebeispiel dafür, wie sich eine Lobby in Deutschland durchsetzt“, sagte der Chef der Mittelstands- und Wirtschaftsunion von CDU und CSU, Carsten Linnemann, der Welt. Unionsfraktionschef Ralph Brinkhaus wandte sich ebenfalls dagegen – der Druck von Unternehmen, Gewerkschaften und Ministerpräsidenten sei aber sehr groß, sagte er.
Autobauer warten ab
Die Hersteller selbst geben sich laut einer Rabattstudie des Center Automotive Research der Universität Duisburg-Essen für den Monat Mai trotz des Markteinbruchs abwartend. Audi habe es der Konzernmutter VW gleich getan und sogar noch kurzfristig die Preise erhöht, sagte Studienleiter Ferdinand Dudenhöffer der Deutschen Presse-Agentur.
Die Rabatte für Neuwagen seien in diesem Jahr auf breiter Front gesunken, heiße es in der Studie. Das gelte sowohl für die Preisnachlässe bei Händlern im Internet, offen beworbene Sonderaktionen oder die Zulassung von Autos auf eigene Rechnung zur späteren Vermarktung mit Preisnachlässen. „Kundenschnäppchen in der Corona-Krise sind Fehlanzeige“, so Dudenhöffer. „Das Motto lautet Abwarten.“
Frank Fox meint
Wenn es Prämien bedarf, damit die deutsche Automobilindustrie anreize zur Innovation hat, dann gute Nacht Deutschland. Und bitte erzähle mir jetzt niemand, dass Unternehmen die immer brav hohe Dividenden und Boni ausgeschüttet haben Innovationen nicht alleine stemmen können! Fakt ist, es wurde verpennt und der Steuerzahler soll dafür gerade stehen. Wie wäre es denn mal die wirklich Verantwortlichen zur Verantwortung zu ziehen? Das müssten dann wohl in erster Linie die Aktionäre, aber die schweigen wie die Lämmer so lange die Ausschüttungen stimmen.
Volker meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.
Leser meint
Ich habe den Eindruck, dass bei diesem Paket irgendwie der „Faden“ fehlt bzw. frage ich mich wie man nun gerade auf diese Punkte kommt.
„degressive Abschreibungen“
-> Absicht war wohl nicht, dass man versteht, was das ist? Nein, ich will es nicht wissen.
„die Senkung der Energiekosten“
-> Welche Energiekosten sind denn genau gemeint?
„ein Investitionsprogramm für Kommunen“
-> In welchen Bereichen?
„Darüber hinaus muss es Kaufanreize geben. Dazu gehört zentral eine Technologieprämie im Bereich Automobil.“
-> Eine Technologieprämie für möglichst saubere Autos wäre nicht schlecht. Nicht eine wo pro KM immer noch Schokoladentafelweise der Ruß aus dem Auspuff kommt und der Ruß dann in der Atmosphäre zur Erwärmung beiträgt.
„Deutschland brauche zudem eine Hightech-Agenda im Bereich künstliche Intelligenz“
-> ??
„moderne Energie wie Wasserstoff“
-> Das finde ich OK, da es ein vielseitiger, sauberer Energieträger und Speichermöglichkeit ist, mit vielen interessanten Einsatzmöglichkeiten und mit hoffentlich auch noch richtig viel Entwicklungspotential.
„Quanten-Computing“
-> ??
Leser meint
Ein Faden wäre für mich da, wenn stark in saubere, umweltfreundliche, effiziente Technologien investiert und die unterstützt werden würde. Unterstützung von sauberer, effizienter Energieproduktion und Kraftwerken (Photovoltaik, Wind, Wasser, Gas, Wasserstoff) und saubere Antriebe wie z.B. Elektro und Gas sowie natürlich Investitionen in saubere Energiespeichertechnologien.
Genauso zum Beispiel beim Infrastrukturausbau für moderne Kommunikationstechnik (Glasfaser- und Mobilfunknetzausbau). Auch Unterstützung und Investitionen im Bildungsbereich (Schulen, Weiterbildungsprogramme etc. für Berufe und Qualifikationen, die besonders für einen Umbau in eine umwelt-verträgliche Wirtschaft erforderlich sind, was vor allem naturwissenschaftlich-technische Berufe, Elektro, Chemie, Physik, Handwerk, Medizin/Pharma/Pflege, Produzenten von Lebensmitteln (Bauern etc.) und Bekleidung sind..)
Die Idee eines Familienbonus in Form eines einmaligen Bonus pro Kind finde ich auch nicht verkehrt (vielleicht auch gerade wo das Geld nicht so locker sitzt) -> dient auch zum Ankurbeln der Wirtschaft.
Auch ein Umbau der Landwirtschaft zu stärkerer Regionalversorgung, weniger unnötigen Transporten und bessere naturverträglicher Öko-Landwirdschaft mit weniger Pestiziden/Insektiziden, weniger riesigen Monokulturen, sondern pflanzlicher Abwechslung, weniger Massentierhaltung, sondern auch Auslaufmöglichkeiten für die Tiere sowie ein deutlich höherer Wald- und Baumanteil generell auch als Naturwiesen, Hecken- und Baumreihen entlang von monokulturellen Feldern zur Schaffung von Artenreichtum und auch um Regenwasser besser im Boden speichern zu können und vor zu schneller Verdunstung auf den Äckern zu schützen..
Leser meint
„Auch Unterstützung und Investitionen im Bildungsbereich (Schulen, Weiterbildungsprogramme etc. für Berufe und Qualifikationen, die besonders für einen Umbau in eine umwelt-verträgliche Wirtschaft erforderlich sind, was vor allem naturwissenschaftlich-technische Berufe, Elektro, Chemie, Physik, Handwerk, Medizin/Pharma/Pflege, Produzenten von Lebensmitteln (Bauern etc.) und Bekleidung sind..)“
-> achja auch Maschinenbau, Fahrzeugbau, Anlagenbau, Gerätebau sind sehr wichtig ;) und am besten möglichst sauber, effizient und energiesparend
Jörg2 meint
Das Wahlalter muss dringend gesenkt werden!!
Jetzt den jungen die Gelder für solche Dinge wie Digitalisierung der Schulen, verbesserte Personalschlüssel auf allen Bildungsebenen (Kita, Schule, Lehre…), Anhebung des Ausbildung der Kita-Erzieher auf Grundschullehrerniveau mit entsprechender Bezahlung… durch solche Verbrennerförderprogramme vorenthalten und ihne dann noch den Dreck für die Zukunft hinterlassen – ein starkes Stück!
Also nochmal: das Wahlalter muss dringend runter!!
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Also nochmal: das Wahlalter muss dringend runter!!“
Und was erwartest du dir davon?
Jörg2 meint
Die Alterszusammensetzung der Wahlberechtigten verschiebt sich immer mehr in Richtung „Wahlberechtigte älter 60 Jahre“. Diese Gruppe stellt mehr als 1/3.
Die Wählergruppe unter 30 stellt so um die 15%.
Mit einer Senkung der Altersgrenze wäre die Altersgruppe, die gute Bildungs- und Arbeitsrahmenbedingungen benötigt und die die Suppe langfristig auslöffeln muss, besser repräsentiert.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
Ich hatte eigentlich nicht nach der Mathematik dahinter gefragt, sondern was du dir davon erhoffst.
Jörg2 meint
Oh, ich dachte das wäre deutlich geworden.
Also:
Eine deutlichere Gewichtung der Wählergruppe, die noch sehr viel Leben vor sich hat.
Wir Alten sollten uns nicht anmaße besser zu wissen, wie die Weichen zu stellen sind.
Tesla-Fan meint
Der Söder leidet doch unter völligem Realitätsverlust, wenn er meint die deutsche Automobilindustrie hätte „eine Hightech-Agenda im Bereich künstliche Intelligenz, moderne Energie wie Wasserstoff und Quanten-Computing“
Alles, was irgendwie ansatzweise mit Software zu tun hat funktioniert in der Automobilindustrie (und ganz Deutschland) nicht wirklich, siehe iD.3 usw.
LiPo meint
Im Bereich Quantentechnologie hat Söder sogar recht, da ist Deutschland tatsächlich unangefochten Weltspitze.
Freddy K meint
Und deswegen soll man da ja nichts aufbauen? Soll alles brav bei Gockel und Co. bleiben. Wieso?
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@Tesla-Fan: „Der Söder leidet doch unter völligem Realitätsverlust, wenn er meint die deutsche Automobilindustrie hätte „eine Hightech-Agenda im Bereich künstliche Intelligenz, moderne Energie wie Wasserstoff und Quanten-Computing“
Und du leidest unter Falschleseritis oder Falschversteheritis. Entweder du hast noch einen anderen Artikel zur Verfügung wo die obigen Fetzen nicht auseinander gerissen wurden, aber was dort steht lautet: „Deutschland brauche zudem „eine Hightech-Agenda im Bereich künstliche Intelligenz, moderne Energie wie Wasserstoff und Quanten-Computing“.“
Das heißt, dass die Themen KI, H2 und QC allgemein sein sollen und nicht allein für für die Automobilindustrie. Die 3 Themen benötigt man auch in anderen Bereichen.
Tesla-Fan meint
@OnlyAFoolUsesGoogleAndroid
Das liegt daran, dass ich GoogleAndroid nutze.
Die Agenda2010 war ja auch der Hit, wenn ich mich recht erinnere. Nur nicht für die, die es betrifft.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
@Tesla-Fan: „Das liegt daran, dass ich GoogleAndroid nutze.“
Siehst du. Wieder ein Grund es besser sein zu lassen.
alupo meint
Ich bin überzeugt, dass der Steuerzahler an die Autimobilherstelker zahlen wird.
Ich bin überzeugt, dass auch große Spritschlucker und Verbrenner, die außerhalb des geschönten Normbereiches viel Dreck, Gift und Lärm verursachen, gefördet werden.
Ich bin weiterhin überzeugt, dass es auch für das Geschäftsjahr 2020 in 2021 eine Dividende mit dem Geld der Steuerzahler geben wird.
Ich bin überzeugt, dass die Managergehälter nicht niedriger ausfallen werden, weil das in den ein oder zwei nachfolgenden Jahren ausgeglichen werden wird. Es wird eine rein optische und damit pressewirksame Gehaltsdelle im aktuellen Jahr geben, nur für das Wahlvolk.
Und ich bin überzeugt, dass die politischen Entscheider dafür gelobt werden, d.h wiedergewählt werden.
Aber die PV Industrie machte man kaputt. Und bei der Windradindustrie ist man diesbezüglich gerade sehr erfolgreich. Jeder kann im Netz den Neuzubau in Deutschland in GWh sehen und damit ablesen, wieviele 100.000 Arbritsplätze unsere Politiker in dieser Branche bereits durch aktives Handeln vernichtet haben.
Aber Luftverschmutzer brauchen wir in Deutschland, denn wenn wir alle zu alt werden geht ansonsten die Rentenversicherung Pleite ;-).
rCr meint
Große Unternehmen zahlen übrigens auch Steuern. Nicht, dass ich für eine Abwrackprämie bin, aber die Formulierung „gezahlt vom Steuerzahler“ finde ich immer grenzwertig
PK meint
Vielleicht ist dafür diese Information ganz interessant:
https://www.destatis.de/DE/Themen/Staat/Steuern/Steuereinnahmen/Tabellen/steuerhaushalt-kassenmaessige-steuereinnahmen-vor-steuerverteilung.html
IsoOktan meint
VW zb. hat 2019 über 78 Milliarden Euro an Steuern bezahlt.
Freddy K meint
Sollte man machen wie Tesla/Solarcity. Um die deutschen PV-Unternehmen auszustechen lässt man halt Gefängnisinsassen für sich günstig arbeiten.
Plus natürlich ein paar mehr Subventionen dazu und fertig.
Ja. Da sind wir hintendran bei sowas.
Freddy K meint
Och, Söder. „die Luft sauberer machen“ is a Gschmarre.
Wenn er gesagt hätte „weniger verschmutzen“ ok, aber sauberer machen klappt nicht ganz.