Der Verband der Automobilindustrie (VDA) und der Verbraucherzentrale-Bundesverband (VZBV) haben sich gemeinsam per Brief an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) gewandt. Die Chefs der Verbände Hildegard Müller und Klaus Müller fordern darin eine Reform der Stromnetzentgelte, die sich an den Bedürfnissen der Verbraucher orientiert. Dabei geht es laut der Welt am Sonntag vor allem um die Besitzer von Elektroautos und Wärmepumpen.
Die Autoindustrie und die Verbraucherzentralen sprechen sich bei der anstehenden Reform für zeitvariable Netzentgelte aus: Strom soll in Spitzenverbrauchszeiten teurer und außerhalb dieser Zeiten günstiger werden, laute der Vorschlag in dem Brief. Das Schreiben, das der Welt am Sonntag vorliegt, habe auch der Vorstand des Bundesverbands Wärmepumpe Paul Waning unterzeichnet.
„Der Vorschlag bietet eine hohe Wahlfreiheit bei den Tarifen. Wenn Verbraucher ihr Elektroauto nachts laden und somit das Netz entlasten, muss sich das auch positiv auf ihre Stromrechnung auswirken“, so VZBV-Vorstand Müller.
Das Alternativmodell, die sogenannte Spitzenglättung, lehnen die Verbände ab. Es sieht vor, dass Elektroautos oder Heimspeicher in Spitzenzeiten weniger Strom aus dem Netz beziehen können, für einen flexiblen, unbeschränkten Verbrauch sind höhere Entgelte fällig. VDA-Präsidentin Müller hält das für falsch – sie warnt: „Wenn Besitzer von Elektroautos eine gesicherte Leistung nur zu besonders hohen Tarifen erhalten, kann das den Hochlauf der Elektromobilität und damit das Ziel einer CO2-freien Mobilität gefährden.“
Jensen meint
Das ist eine sehr interessante Kombination, dass VDA und VZBV (nur in dieser Angelegenheit?) gemeinsame Interessen verfolgen. Welche das auch immer genau sein mögen? Ich habe die „Verbindung“ dieser beiden Verbände eigentlich nur so in Erinnerung, dass die Verbraucherzentrale -ganz im Sinne des Verbrauchers- der Automobilindustrie regelmäßig auf die Füße tritt.
Tom meint
Aha, man möchte der breiten Masse die E-Mobilität schmackhaft machen indem man mit variablen Preisen Unsicherheiten produziert? Also die Grundidee mag ja gut sein, aber man sollte bedenken, dass die Hemmschwelle zum E-Auto sowieso schon hoch ist.
Ein STABILER STROMPREIS (zumindest meist für ein Jahr) macht die KOSTEN wesentlich besser KALKULIERBAR und stellt bislang einen Vorteil gegenüber den „unberechenbaren“ Preisentwicklungen bei fossilen Energieträgern wie Benzin oder Diesel dar. Bei diesen genügt oft ein Tweet eines Staatsoberhauptes oder böse Agenturmeldungen aus Produktionsländern und das Karussell dreht sich…
Beim Strompreis reicht meiner Meinung nach schon das Chaos an den öffentlichen Ladesäulen vor dem mittlerweile auch Maingau kapitulieren muss…
Max meint
Hat sich da eigenlich schon mal jemand Gedanken über die entsprechenden Steuerungsvorgänge gemacht.
Das scheitert ja schon daran aus dem Elektroauto eine Rückmeldung zu bekommen welchen Ladestand denn die Batterie überhaupt hat.
Es gibt zwar die entsprechende ISO15118 die ist aber glaube ich in den wenigsten Elektroautos umgesetzt.
Das heißt die datenbasis für eine effiziente ausregelung ist bisher gar nicht gegeben. (Kurze Ergänzung: Bastellösungen über raspi und co würde ich damit jetzt mal ausschließen)
Ich bin auf offiziellem Weg mit meinem 2020er Zoe zumindest gescheitert und muss jetzt auch eine Bastellösung improvisieren.
Johann.P meint
Da gibts die My Renault app mit welcher man jederzeit und überall den Batteriestatus des Zoe einsehen kann.
Gruß
bensch meint
Hmm… Wo ist der Haken? Oder wird jetzt tatsächlich für Elektromobilität lobbyiert? Bei dem Verein bin ich grundsätzlich erstmal skeptisch.
Skodafahrer meint
Über den variable Strompreise könnte mindestens ein Teil der Ladung auf das Wochenende verschoben werden.
Da der Börsenstrom am Wochenende billiger ist sollte auch der Ladestom am Schnelllader am Wochenende billiger sein.
Dieter Buchholz meint
Gibts doch schon alles,
ich bekomme jeden Tag eine mail mit den Börsenstrompreisen des Folgetages und kann dementsprechend zum günstigsten Zeitpunkt laden. Eine komplette Automatisierung, dass das BEV nur dann lädt, wenn der Preis unter einen gewissen Betrag fällt, bin ich gerade am umsetzen. Voraussetzung ist ein Smart-Zähler, ein Abnahmevertrag bei einem Anbieter, der so was anbietet (will hier keine Werbung machen) und natürlich muss die Wallbox das zeitgesteuert können. Es wird natürlich nicht der gesamte Börsenpreis genommen, sondern man zahlt immer einen gewissen Sockelbetrag plus oder minus Börsenstrompreis. Ich mit meinen mittlerweile 2 BEV spare dadurch gegenüber einem normalen Tarif an die 100-200 Euro im Jahr. In Verbindung mit PV-Anlage kann man nicht mehr günstiger Auto fahren.
bensch meint
Haben sie ein paar Zahlen parat, was das für sie in cent / kWh bedeutet bei wieviel % Eigenladung mit wie großer PV? Rein aus Interesse für meine zukünftige Wohnsituation.
Dieter Buchholz meint
Eigentlich können sie die Zahlen nicht vergleichen, da jede Wohnsituation anders ist. Da kommt es noch auf die anderen Verbraucher an( z.B. Wärmepumpe, Home-office usw.). Ich bin immer froh, wenn ich über das ganze Jahr gesehen die BEV zu 60% mit Sonnenstrom laden kann, ich denke das ist schon ein hoher Wert. Ich habe eine Ost-West Anlage mit gesamt 12 kW. Bei den Kosten müssen sie eigentlich nur die zu erwartende Einspeisevergütung pro kWh gegenrechnen, die geht ihnen ja dann verloren und das Geld „kostet“ sie dann eine kWh. Ich habe aber ideale Bedingungen mit 2 BEV, mit einem fährt meine Frau, der andere kann immer geladen werden, da ich mein Büro zu Hause habe. Wenn dann eins leer ist wird getauscht.
Lennart meint
Dieter spricht sicherlich von Awattar. Die Idee und die Umsetzung ist prinzipiell super, aber das Preisniveau ist leider einfach zu hoch. Ich müsste z.B. für meine Wärmepumpe im Messkonzept 8 permanent negative Börsenstrompreise nutzen um preislich einen Vorteil gegenüber einem Standard-Wärmepumpentarif zu erzielen – das ist schlicht utopisch. Beim Normalstrom sieht es etwas besser aus, aber auch hier muss man viel Leistung zu negativen oder gering positiven Preisen abnehmen damit sich das rechnet. Hier bedarf es vielleicht noch einiger weiterer Anbieter und etwas Wettbewerb damit sich das wirklich lohnt.
Dieter Buchholz meint
Du vergleichst einen Wärmepumpentarif mit awattar und nennst dann deren Preise utopisch? Ich denke du vergleichst da Äpfel mit Birnen, oder besser gesagt Äpfel mit Tomaten ????
EV1 meint
Die OpenWB Wallboxsteuerung hat z.B. eine Schittstelle zu Awattar.
Frank meint
Strom ist wertvoller, wenn er knapp ist und umgekehrt.
Im Winter ist er (in einer Welt in der PV eine große Rolle spielt) wertvoller als im Sommer.
Ich empfinde es als „künstlich“ wenn ich unabhängig davon immer den gleichen Preis zahle – egal ob wertvoll oder billig.
Elektroautos können durch eine Veränderung der Bezahlung das Netz glätten – für die Netzbetreiber und für die Umwelt ist es von Vorteil, wenn nicht nochmal extra Batterien zum Glätten aufgestellt werden.
Jörg2 meint
Warum sollte die Steuerung auf Abnehmerseite erfolgen?
Eine Steuerung/Pufferung macht auf Erzeugerseite doch auch Sinn. Die unstetige Stromerzeugung durch Windkraftanlagen und PV-Anlagen kann durch großtechnische Stromspeicherung vor Ort geglättet werden. Erzeugung, Speicherung und Einspeisung wären dann in einer wirtschaftlichen Hand.
Eine kleinteilige Steuerung auf Abnehmerseite (zeitbasierte Stromzählerei etc.) wäre nicht oder nur begrenzt notwendig.
Meine Vermutung:
Die Betreiber unsteter Stromerzeugungsanlagen werden innerhalb ihres Geschäftsmodells eine gesteuerte Einspeisung (Ziel: Höchstverkaufspreis) vornehmen. Der Strom wird immer dann eingespeist werden, wenn der hohe Bedarf den hohen Preis rechtfertigt. An der Steckdose des Endverbrauchers wird daher ein geglätteter Preis ankommen. Steuerungsmechanismen an der Endverbrauchersteckdose laufen damit in´s Leere.
Gunarr meint
Klar kann und muss man auch auf Erzeugerseite puffern. Aber Puffertechnik ist extrem teuer und muss über den Strompreis finanziert werden. Es macht daher gesamtwirtschaftlich einfach Sinn, die sowieso vorhandenen Elektroautoakkus dafür zu nutzen, soweit möglich. Und natürlich müssen die Besitzer dieser Akkus dafür belohnt werden.
Jörg2 meint
@Gunarr
Ich versuche mir dann immer die Garantiebedingungen der Autohersteller vorzustellen, wenn solch unkalkulierbare Speichernutzung von Autoakkus angestrebt wird. Im Sinne des Autoherstellers ist es ja nicht (es sei denn, es findet alles unter einem Dach statt: Autoherstellung/-verkauf und Stromverkauf).
Was die Garantiebedingungen betrifft, komme ich da zu keiner sinnvollen Lösung.
SoundOfLithium meint
Ich glaube nicht daß langfristig die Strompreise Nachts billiger bleiben werden.
Dies ist doch nur dem geschuldet, daß wir immer noch viele Kohle und konventionelle Kraftwerke haben die „Dauerlast“ produzieren und daher Nachts nicht runtergefahren werden wenn die PV-Anlagen stillstehen.
Langfristig dürfte der Strom eigentlich zur Mittagszeit am billigsten sein.
Aber grundsätzlich finde ich das einen praktikablen Ansatz um die Ladelasten besser zu verteilen.
MichaelEV meint
Jetzt beginnt wohl die Lobbyarbeit für das Elektroauto. Der Strom soll aber für alle Abnehmer gleich teuer bzw. günstig (bei hohem Angebot), egal wofür er verwendet wird.
MichaelEV meint
„Wenn Verbraucher ihr Elektroauto nachts laden und somit das Netz entlasten, muss sich das auch positiv auf ihre Stromrechnung auswirken“
Da hat wohl jemand ganz klar die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Strompreise für den Verbraucher nach Angebot und Nachfrage auszurichten ist lange lange überfällig. Wer aber meint das zeitabhängig machen zu können, hat wohl nichts bzgl. der Energiewende verstanden.
Mike meint
Es geht vielleicht auch um die Transparenz der Abrechnung. Das wird mit gleichem Tagespreisrythmus erheblich einfacher zu machen sein als verschiedene Preise zu verschiedenen Zeiten. Ich sehe schon einen Pack Papier als Abrechnung des verbrauchten Stroms am Abrechnungsende auf die Verbraucher zukommen – muss ja alles haarklein abgerechnet werden.
MichaelEV meint
Wenn es transparent sein soll, muss man nichts verändern.
Wenn es netzdienlich sein soll, macht der „Tagespreisrythmus“ keinerlei Sinn. Im Gegenteil wird gerade die Nacht zukünftig der problematische Zeitraum. Wenn macht so eine Regel max. fürs Wochenende tagsüber Sinn, wo die Nachfrage deutlich reduziert ist.
So etwas läuft übrigens digital und ist für jeden beherrschbar.