Anders als das Mutterunternehmen Volvo verzichtet die Marke Polestar künftig auf neue eigene klassische Verbrenner oder Hybride, nur noch reine Elektroautos sind geplant. Die Schweden rufen die Branche nun dazu auf, besser über ihre Umweltauswirkungen zu informieren. Polestar strebe „höchstmögliche Transparenz in der Automobilindustrie“ an.
Das Unternehmen teilte mit, ab sofort eine Zusammenfassung der Auswirkungen der Produktion seiner Elektrofahrzeuge auf das Klima zu veröffentlichen. Die vollständige Ökobilanz von Polestar gehe noch einen Schritt weiter und zeige die Umweltauswirkungen des Fahrzeugs während seines gesamten Lebenszyklus. Dieser Schritt stelle „eine bedeutende Veränderung“ für eine Branche dar, die sich in den letzten Jahren vergeblich darum bemüht habe, die Verbraucher von ihren Nachhaltigkeits-Bestrebungen zu überzeugen. Die Initiative setze neue Standards, denen andere Autohersteller folgen sollten.
„Die Autohersteller waren in der Vergangenheit gegenüber ihren Konsumenten nicht transparent genug, um über die Umweltauswirkungen ihrer Produkte aufzuklären“, sagt Polestar-CEO Thomas Ingenlath. „Die Bemühungen sind nicht ausreichend. Wir müssen absolut ehrlich sein, so unangenehm es sein mag.“
Anhand einer eigenen Analyse habe Polestar festgestellt, dass sein neues Elektroauto Polestar 2 (abgebildet) die Fabrik mit einer CO2-Bilanz von 26 Tonnen verlässt. Im Vergleich zum Kompakt-SUV Volvo XC40 mit Verbrennungsmotor habe der Polestar 2 in der Herstellungsphase einen größeren CO2-Fußabdruck, was hauptsächlich auf die energieintensive Produktion der Batterie zurückzuführen sei. Sobald das Fahrzeug beim Kunden eintrifft, seien weitere CO2e-Emissionen (Kohlendioxid-Äquivalent) jedoch unerheblich, wenn es mit grüner Energie aufgeladen wird. Bereits nach einer Fahrleistung von 50.000 Kilometer erzeuge der mit fossilen Brennstoffen betriebene Wagen insgesamt mehr Treibhausgas-Emissionen als ein Elektroauto.
„Die Botschaft ist klar“
„Die Botschaft ist klar: Elektrofahrzeuge ebnen einen Weg zur Klimaneutralität, und wir werden die Erkenntnisse aus den Berichten nutzen, um dieses Ziel zu erreichen“, so Ingenlath. Polestar wies auf einen „beunruhigenden Mangel an Transparenz“ in der gesamten Branche hin: Für einen Verbraucher sei es heute unmöglich, die Klimaauswirkungen verschiedener Fahrzeuge zu vergleichen. Ein wesentliches Problem sei, dass es eine Reihe von unterschiedlichen Berechnungsmethoden gibt, die von den Autoherstellern für Ökobilanzen verwendet werden. Polestar stelle seine Methodik frei zur Verfügung und fordere andere Autobauer auf, sich anzuschließen und für mehr Transparenz zu sorgen.
„Fragmentierung führt nur zu Verwirrung. Die Autohersteller müssen sich zusammenschließen und transparenter werden“, unterstreicht Fredrika Klarén, Leiterin des Bereichs Nachhaltigkeit bei Polestar. „Wir von Polestar fordern die Industrie dazu auf, den Verbrauchern zu helfen, die richtige Wahl zu treffen.“
Die vollständige Methodik der Ökobilanz von Polestar und die Analyse des CO2-Fußabdrucks des Polestar 2 veröffentlicht das Unternehmen auf Englisch hier.
Daniel meint
Finde das super. Der durchschnittliche Break-Even ist so nach etwa 2, 3 Jahren erreicht. Theoretisch könnte man als Kunde die Differenz auch noch mit einer Ausgleichszahlung bzw Spende reduzieren.
THeRacer meint
Ja, sehr guter Ansatz. Das kann für zunehmend umweltbewusste Konsumenten ein Entscheidungskriterium sein und somit für die Autokonzerne weitere Motivation für CO2-Reduktion bei der Herstellung.
Ansonsten könnte man ja auch Kompensationspakete in Form von Aufforstungskontingenten für in Deutschland inzwischen abgestorbene Waldflächen, oder zu schützenden brasilianischen Urwald, in die Liste der Extras aufnehmen ;-|
Freddy K meint
Kann man doch mit Klimavignetten bereits schon länger. Da würde auch der Verbrenner CO2 neutral fahren.
Sepp meint
Diese Kompensation ist Unsinn und greenwashing. Erdöl, Erdgas, Kohle, Torf, die einmal verbrannt sind können nur kompensiert werden, wenn dafür Holz wieder verkohlt wird (z.B. unter Luftabschluss vergraben) Durch pflanzen von Bäumen hilfst du nur Forstwirten, beim Vermeiden von Investitionskosten, weil sie das sann halt selber machen müssen.
Ich bin Forstwirt und jeder ist eingeladen, in meinem Walt Bäume zu pflanzen. Wenn keiner kommt, muss ich selbst ran. Und wenn ich es nicht mache, wachsen sie von selbst – dann halt nicht als Fichten Monokultur.
Einzig Sinn hätte es, z.B. die Sahara zu begrünen.
leotronik meint
Mitte des 19. Jahrhunderts wurde mit dem Bau der Kanalisation und zentralen Klärwerke begonnen weil das freie Ableiten von Fäkalien auf die Strasse untragbar wurde. Heute sind wir mit den Autoabgasen zur gleichen Ansicht gekommen. Die versteckten Rohre unter der Stossstange leiten Abgase in die Luft die wir einatmen. Jawohl, Kanalisation ist teuer. Jawohl, Elektromobilität ist noch teuer. Wer würde heute die Fäkalien auf die Strasse giessen? Niemand. In einigen Jahren werden wir über die unerlaubte Abgaseinleitung in die Luft genauso denken. Abgas ist Abfall und sollte als Abfall betrachtet werden. Wer schwarze Müllkippen gut findet wird bestimmt auch die Autoabgase toll finden. Fäkalien werden zentral aufbereitet was effektiver ist. EV verbrauchen Energie die in zentralen Kraftwerken erzeugt wird und ist auch abgasmässig effektiver als der Verbrenner.
bensch meint
„Abgas ist Abfall“, völlige Zustimmung. Und dieser Abfall wird einfach in unsere Atmosphäre gekippt. Unsere Luft zum Atmen.
THeRacer meint
Sehr guter treffender Vergleich. Danke! Es ist mehr als an der Zeit auch diesen wahrlich und sprichwörtlich himmelschreienden Unfug zu lassen.
Peter W meint
Diese Aktion kann man nur befürworten. Leider versagt der Staat hier in vollem Umfang, denn die EU oder auch einzelne Länder hätten diese Berechnungen längst zur Pflicht machen können. Allen voran Deutschland mit der größten Autoindustrie versteckt sich hinter ein paar Windrädern, die die Politik nicht verhindern konnte.
Daniel meint
Eine unabhängige Stelle wäre mir da noch lieber. Ansonsten funkt wieder die Lobby dazwischen und weicht das System und die Maßstäbe auf…
Reiter meint
Punkt 4.1 Gesamtlebenszyklus XC40/P2:
– Best case 58t zu 27t CO2
– Worst case 58t zu 50t CO2
– end of life 0.6t zu 0.5t CO2, P2 besser?
….interressant.
dereuroasiate meint
???? Polestar
Michael meint
ein guter Schritt vorwärts: Transparenz in der Fahrzeugherstellung!
Natürlich dann auch für LKW und Busse. Mal schauen wie die Ökobilanz dann nach 30.000 km aussieht.
Und jetzt noch verschiedene Länder betrachten, Skandinavien oder Schottland mit extrem hohem Anteil an Natur-Energien. Deutschland mit 50 % Braunkohle und Frankreich mit 80 % Atomkraft.
wird ein großes Projekt das sich aber hoffentlich in dieser Form durchsetzen wird. Bravo!
Zumal der Polestar 2 ein tolles Auto ist!
eBiker meint
Braun und Steinkohle zusammen machen gerade noch etwas über 20 % aus.
Selbst im Januar haben die zwei zusammen gerade mal 27% ausgemacht.