In Serie produzierte elektrische Wohnmobile lassen noch auf sich warten, Camping mit Batterie-Fahrzeugen ist trotzdem bereits möglich – unter anderem mit VWs Batterie-Version des Kleintransporters Crafter. Der auf der dänischen Insel Samsø lebende deutsche E-Mobilitäts-Fan Frank Eusterholz fuhr mit einem e-Crafter von Hannover bis an den nördlichsten auf der Straße erreichbaren Punkt Europas.
„Mit einem Diesel kann es ja jeder“, so Eusterholz nach der Tour in einem von Volkswagen Nutzfahrzeuge veröffentlichten Beitrag. „Und ich bin nun wohl der Erste, der mit einem elektrisch angetriebenen Transporter bzw. Reisemobil am Nordkap war.“ Um in dem Kastenwagen für mehr Wohnlichkeit auf der Tour zu sorgen, wurde der e-Crafter mit einer „Wohnbox“ von der Berliner Firma PlugVan bestückt.
Der nachträglich von Verbrenner- auf E-Antrieb umgerüstete e-Crafter schafft gemäß NEFZ-Norm nur 173 E-Kilometer mit einer Ladung. Reichweite sei auf der 7500 Kilometer langen Strecke dennoch „gar kein Thema“ gewesen, sagte Eusterholz – „man muss sich halt nur darauf einstellen“. Die insgesamt 95 Ladestopps auf der gesamten Strecke habe er nicht als anstrengend empfunden, sondern eher als Bereicherung: „Man entschleunigt, fährt bewusster und ist am Ende des Tages sogar ausgeruhter am Ziel.“ Das geräuschlose Gleiten lade zum Cruisen ein. Und wenn man möchte, könne man mit dem Gas- beziehungsweise „Spaßpedal“ auch mal flink unterwegs sein.
Die Ankunft am Nordkap sei für ihn der emotionalste Moment seiner Tour gewesen, berichtet Eusterholz. Den größten Spaßmoment habe der Trollstigen in Norwegen geboten: Die teilweise einspurige Strecke ist mit circa 12 Prozent Steigung verteilt auf 11 Haarnadelkurven sehr anspruchsvoll und bietet kaum Punkte zum Halten. Am Startpunkt des Trollstigen mit einer Reichweite von 100 Kilometer gestartet, erreichte Eusterholz die Kuppe mit einer Restreichweite von 50 Kilometer. Nach einer „schwungvollen“ Abfahrt betrug die Restreichweite dank Energierückgewinnung durch Rekuperation beim Bremsen und Verzögern wieder 90 Kilometer. „Dafür entwickelt man als E-Autofahrer schnell ein Gefühl. Kombiniert mit etwas Kopfrechnen lernt man unterwegs, sich immer mehr auf die Anzeigen im Fahrzeug zu verlassen. Und man bekommt ein Gefühl dafür, wie weit man wirklich kommt“, so Eusterholz.
Bei der Reise zum Nordkap mit dem VW e-Crafter gab es auch weniger schöne Momente. So erreichte Eusterholz einmal mit nur noch wenigen Kilometern Restreichweite die einzige Ladesäule weit und breit – diese war dann aber defekt. Hilfe kam von einem Altenpflegeheim, bei dem er die Wallbox des Chefarztes nutzen durfte. Das frustrierendste Erlebnis war eine Ladesäule an einer Tankstelle, bei der die Gebühr für das Laden das Fünffache des üblichen Tarifes betrug. Die größte Herausforderung bei der im Voraus kaum geplanten Route war die Strecke im Norden hinter Alta: Dort beginnt eine „schnellladerfreie“ Zone. Auf den letzten paar hundert Kilometern gibt es wenige AC-Ladesäulen und man kann nur noch sehr langsam laden. Der Ladevorgang dauert circa fünfmal so lange wie an einem Schnelllader mit DC-Technik.
Das Fazit von Eusterholz: Die Reise würde er „sofort und jederzeit“ noch einmal machen. Aus seiner Sicht eignet sich die E-Mobilität perfekt für Reisemobile. Man gleite geräuschlos durch die Natur, rase nicht, mache ausreichende Pausen und die Reichweite sei kein Problem, wenn man die Sache entspannt angeht. Denn man könne ja auch immer schlafen, wenn man müde wird. Mit dem 100 kW (136 PS) starken VW e-Crafter war er zufrieden, dieser sei schallisoliert und biete großzügiges Raumangebot gepaart mit Fahrkomfort.
Mit dem von Eusterholz verwendeten Wohnmodul lässt sich ein Kastenwagen wie der Crafter laut dem Anbieter PlugVan in fünf Minuten in einen vollwertigen Camper verwandeln. Das Modul wird dafür in das leere Fahrzeug geschoben, ohne dass an diesem Änderungen nötig sind. Über die serienmäßigen Verzurrösen wird die Box fest mit dem Fahrzeug verzurrt. Die Ausstattung an Bord umfasst ein Bett im Format 200 cm x 165 cm sowie Küchenblock mit Spülbecken, Gaskartuschenkocher und Kühlbox.
Jürgen Baumann meint
By the way Frank – ich will in den nächsten Jahren auch mal ans Nordkapp. Mit welchen Apps / Ladekarten hast du in Skandinavien gute Erfahrungen gemacht?
Selnim meint
Bald wird es ja bereits die Trillinge Ducato/Boxer/Jumper mit Elektroantrieb geben. Das sind ja die beliebtesten Trägerfahrzeuge für Camperaufbauten und Umbauten. deshalb wird es nicht mehr lange gehen und man wird bei vielen Herstellern von Campingfahrzeugen eine Elektroversion kaufen können.
Duesendaniel meint
„In Serie produzierte elektrische Wohnmobile lassen noch auf sich warten“
Nein, tun sie nicht. Den Iridium von WOF mit gibt es seit Anfang 2019 und seit Mitte dieses Jahres in der 2.Generation mit 400km Reichweite. Kostet allerdings auch 170-200k€.
Soeri # CH meint
Super Sache. Mit dem E Crafter als Camper.
So kann man auf alles verzichten, Diesel und Gas. Das Reisen der Zukunkft ist elktrisch. Super.
Peer Haupt meint
Lieber Frank bis zum 10.10.2020/10:10 Uhr kannst Du Dich noch anmelden und die Strecke entspannt mit einem reichweitenstärkeren Fahrzeug hinlegen…
Wir freuen uns über jedes eFahrzeug mehr auf unseren Strassen und in den Städten.
Wenn es mal noch etwas cooler sein darf, dann hätten wir dieses Jahr etwas ganz besonderes im eAngebot…
eAuszeit nach Weihnachten gefällig?
https://www.porsche-zug.ch/de/news-events/events/id_4422/page_1/eNordkappChallenge.html
Peipman meint
Respekt .
Ich persönlich warte auch auf eine Möglichkeit vom Verbrenner Wohnmobil auf E- Wohnmobil umzusteigen. Wird aber leider noch ein paar Jahre dauern. Reell müsste der Akku wahrscheinlich ca. 120kW groß und eine CCS min. Ladeleistung von 130-150 kW/h haben. Ich hoffe deshalb auf Tesla‘s Cyber-Truck als Grundgestell worauf eine Wohnkabine montiert wird. Durch das Ladenetz gepaart mit super Schnellladung und 100kW Akkus müsste es TOP sein … theoretisch. LG
Jörg2 meint
Da warten wir gemeinsam!
Schöne Absetzkabine und als einzigen Energieträger -> Strom.
Ich würde auch nochmal nen Kastenausbau machen. Allein es fehlt halt auch am Kasten mit schmerzfreiem Ladenetz.
simon meint
Ein echter Pionier. Mehr als 200km Reichweite brauchen wir auf unseren Campingausflügen meist eh nicht. Der neue EQV hat ja schon 100kW DC und einen 90kWh Akku. Laufend verbessert sich da die Technik.
Chris meint
Den finde ich auch richtig spannend. Leider noch weit außerhalb der finanziellen Reichweite meinerseits.
Aber den hätte ich auch gern, aber lieber den eVito.
Und den dann als Camper umbauen.
simon meint
Es gibt ja noch die PSA/Toyota Modelle mit 77kWh Akku. Aber deutlich billiger sind die auch nicht. Immerhin geht es in die richtige Richtung. Bin auf den ID.Buzz bespannt, den soll es ja als „normale“ Variante und Nutzfahrzeug geben.
Vielleicht wird er, dank MEB Plattform, nochmal etwas billiger.
Peer Haupt meint
Ich fahre im Alltag den SAIC Maxus EV80 mit 56 kWh Akku und bin absolut zufrieden mit den 200 km/Ladung.
badsoden meint
7500 km mit 95 Ladestops. Ein umgebauter Verbrenner. Toll das einer es probiert hat aber eine Werbung für das E-Mobil ist es wirklich nicht. Schade, weil gerade Wohnmobilen sind prädestiniert für E-Antrieb. Sie werden häufig schon mit großen Akkus, Solarpanele etc. ausgestattet und sind damit schon halb Hybrid. Man könnte durch vollelektrifizierung vieles einsparen und an Komfort gewinnen. Es munn nur ein Bus-Hersteller geben, der mal ein vernünftiger Basis für den Wohnmobilnachrüster baut.
Peer Haupt meint
Ja leider wurde hier nur die alte Golf Technik eingebaut aber auch das reicht im Alltag den allermeisten. Mir reicht es leider auch nicht aber deshalb fahre ich seit 2 Jahren schon einen kleinen Chinesen den Maxus EV80.
Jörg2 meint
Offenbar wollte niemand das Erlebnis mit ihm teilen (?)…..
Frank Eusterholz meint
Doch aber eventuell konnte derjenige ja nicht wegen Krankheit und kurzfristig findet man ja keinen der mal eben Zeit fuer ca.3 Wochen hat. LG Frank
Jörg2 meint
War doch kein Platz auf dem Beifahrersitz! Da ruhte doch der PC-gestützte Bierkühler mit Lüftungsfremdanschluss und tierischer Überwachung!
;-))
Frank Eusterholz meint
Stimmt auch wieder… ;-) PS die Tour ist komplett auf Youtube
Jörg2 meint
Habsch jesehen (in Ausschnitten)! Fein!
(Wozu der Lüftungsschlauch?)
Frank Eusterholz meint
Fuer die Kabiene hinten da dort ja keine Heizung ist und in der Nacht wurde es schon etwas zu kalt. -1,5grad
Jörg2 meint
Ah! Das hat Sinn!
Ich dachte schon an irgendeine Zauberei mit der Kompressorkühlbox und hab mir das Hirn zermattert….
ID.alist meint
Nicht schlecht für einen E-Golf XXL!!
Alta -Nordkapp sind 236 km einfache Strecke. Wenn man dann nur mit 7,2 kW laden kann und man nur ~150 km mit eine volle Ladung weit kommt, klingt eher nach „der Weg ist das Ziel“.
leotronik meint
Es gibt Leute die haben das Nordcap als Trophäe ausgewählt und wollen schnellstens hin und zurück. Die Strecke dahin ist Ballast. Und es gibt Leute die die Strecke geniessen und überall Pause machen. Nordcap ist nur ein krönender Höhepunkt. Wer hat einen schöneren Urlaub? Für mich ganz klar der „Trödler“. Die Polarregion ist wirklich mehr als nur der Nordcap. Ich war schon mal dort. Uns sie?
ID.alist meint
Leider noch nicht und ich habe nichts dagegen den Weg zu genesen, aber 5h Ladepause nach 2,5h fahrt ist schon etwas mehr als „trödeln“ m. M. n. .