Volkswagen will der führende Anbieter von Elektromobilität werden, neben der umfassenden Elektrifizierung der Modellpalette wird dazu die Produktion an mehreren Standorten auf Stromer umgestellt. Einen Umbau des Geschäfts wie ihn Europas größter Autohersteller vorantreibt kann auch den auf Benzin- und Diesel-Technik fokussierten Zulieferern der Branche gelingen, sagt Vorstandschef Herbert Diess.
„Die Transformation ist auch für Zulieferer möglich, die stark vom Verbrenner abhängig sind – so wie unsere Volkswagen Group Components. Wenn man früh genug anfängt!“, schrieb Diess in einem Betrag auf dem Online-Karrierenetzwerk LinkedIn. Die Volkswagen Group Components ist seit letztem Jahr eine unternehmerisch eigenständige Geschäftseinheit unter dem Dach der Volkswagen AG. Die für die Entwicklung und Fertigung von Fahrzeugkomponenten verantwortliche Sparte ist in die fünf Geschäftsfelder Motor und Gießerei, Getriebe und E-Antrieb, Fahrwerk und Batteriesystem, Batteriezelle sowie Sitze organisiert.
Mit rund 75.000 Mitarbeitern in über 60 Werken gehört die Volkswagen Group Components zu den größten Zulieferern der Welt. Der Umbau auf E-Mobilität sei eine Herausforderung, die man schon seit 2015 „mit Konsequenz“ vorantreibe, so der Konzernchef. „E-Antrieb, Batteriezellfertigung, Ladeinfrastruktur, Powerpacks – in solche Zukunfts-Themen wurde erfolgreich investiert.“ Der Wertschöpfungsanteil der Volkswagen Group Components bei VWs neuem Elektro-Kompaktwagen ID.3 liege mit rund 40 Prozent heute sogar höher als beim Verbrenner, wo es um die 30 Prozent seien.
Elektroautos sind simpler aufgebaut und erfordern daher in der Produktion unter anderem weniger Personal. „Ja, Jobs gehen in Bereichen verloren, etwa in der Kunststofftechnik – wo wir nie richtig wettbewerbsfähig waren. Es entstehen aber auch viele neue, z.B. bei den Batteriesystemen. Durch Umschulungen wird zudem dafür gesorgt, dass Mitarbeiter*innen zukunftssichere Jobs erhalten“, erklärte der Volkswagen-Chef. Abschließend betonte Diess, dass Transformation, höhere Produktivität und Aufbau von Arbeitsplätzen in der Branche möglich seien. Dafür brauche es „ein starkes Team, das sich nicht an Technologien der Vergangenheit klammert, sondern mutig in die Zukunft marschiert. Unsere Komponente ist eine Erfolgsstory & kann Vorbild für andere Zulieferer sein.“
Diess treibt bei Volkswagen die größte E-Mobilitäts-Offensive der Autobranche voran. Dabei kann er auf die enormen Ressourcen des Mehrmarkenkonzerns mit 252,6 Milliarden Euro Umsatz im Geschäftsjahr 2019 zurückgreifen. Neben Lob stieß seine LinkedIn-Nachricht daher auch auf Kritik. So hieß es etwa, dass man die Maßnahmen von Volkswagen nicht einfach auf andere Zulieferer übertragen könnte. Gerade mittleren und kleinen Unternehmen fehle es an dem erforderlichen Kapital für die Transformation. Statt die Preise zu drücken, müssten die Automobilhersteller ihre Zulieferer als strategische Partner sehen.
Railfriend meint
Lustig, dass VW selbst das Gegenteil realisiert, Zitat (PresseBox) (Wolfsburg, 21.10.20):
„Ab sofort wieder mit Erdgasantrieb: Vorverkauf des neuen Golf TGI1 gestartet“
Egon Meier meint
Eigentlich ist das an den Betriebsrat und andere Petrolheads gerichtet.
Die haben sich bisher mit Händen und Füßen gegen den Wandel gestemmt weil sie um ihre Pfründe und Sessel fürchten – und die Arbeitsplätze.
Diess möchte da Spannung und Ängste abbauen. Ich hoffe, dass es ihm gelingt und die Bremser allmählich ins Rutschen kommen.
leotronik meint
Flexible Menschen haben es im Leben immer leichter wenn sie sich an veränderte Bedingungen anpassen. Ewiggestrige kommen mit einem Wandel nicht zurecht und haben es im Leben verdammt schwer. Das gleiche gilt auch für die Zulieferer. Sie sind dafür da die geforderten Teile an die Autohersteller zu liefern. Aber manchhe Zulieferer denken die Hersteller müssen das abnehmen was sie bestimmen.
DerMond meint
Übergangsphasen sind notwendiges Übel. Man scheint vor lauter CO2 irgendwie verdrängt zu haben dass Millionen Verbrennerfahrzeuge in nächster Nähe zu Passanten schädliche Emissionen ausstoßen. Man stelle sich vor wir hätten ausschließlich Elektrofahrzeuge und jemand käme dann auf die Idee Pkws mit Auspuffen durch die Städte fahren zu lassen.
Peter W meint
Alleine der flüssige Treibstoff in einem Plastiktank wäre eine viel zu große Gefahrenquelle. Dazu noch die Gefahr für die Umwelt, wenn das giftige Zeug ausläuft. Eine Genehmigung für so ein Fahrzeug wäre undenkbar.
Anti-Brumm meint
Interessanter Gedanke.
Betrifft aber nicht nur Autos.
Wir haben ja auch kein Problem ungefilterte Rauchgase aus den Kaminen rauszublasen. Und da werden im Gegensatz zu Treibstoffen nicht einmal die Brennstoffe kontrolliert. Feuchtes oder lackiertes Holz, Papier, Plastik, …
Ich merke (und rieche) das in den Wintermonaten regelmäßig in meiner Wohngegend.
DerMond meint
„Betrifft aber nicht nur Autos.“ Richtig, dass man in Gebieten ab einer bestimmten Bevölkerungsdichte noch Neubauten mit Flüssig- oder Feststoffheizungen als problemlos ansieht ist genauso seltsam.
Tomas meint
Der Autoverkehr ist sowieso der allerkleinste Faktor in Sachen Luftverschmutzung und CO2 Ausstoß.
10 große Containerschiffe stoßen schließlich mehr Abgase aus als der gesamte Individualverkehr der Welt. Und keine Ahnung wie viel tausend davon unterwegs sind.
Aber das Problem traut sich keine Regierung anzugreifen. Lieber die wehrlosen Bürger einschränken und mit Strafen belegen als Erdölfirmen zur Rechenschaft zu ziehen.
Auch wenn es sich so anhört, ich bin keineswegs gegen Fortschritt – ich liebe Elektroautos und die Tatsache dass mit ihnen die Verschwendung von Energie eingedämmt wird. Aber wenn man wirklich etwas bewegen möchte, sollte man nicht Individuen angreifen, sondern große Firmen die Regeln schamlos ausnutzen.
Anders Thema, aber genauso verdient sich der Rewe dumm und dämlich mit dem Verkauf von nicht-mehr-Plastik-Säckchen in der Gemüse Abteilung. Im Hintergrund werden Paletten aber immer noch in kiloweise Plastikfolie gewickelt.
badsoden meint
Da soll er sich doch mal gleich mit dem Forschungschef Uwe Wagner von Schaeffler unterhalten. Der hat dieser Woche verkündet: „Bis 2030 wird der CO2-Ausstoß durch den Einsatz von Elektroautos ansteigen und nicht sinken“.
Ich denke der eine ließt der „Schwedenbericht“ aus 2017, der andere aus 2019.
EV1 meint
Richtig. Heise hat darüber berichtet. Komisch, dass man bei Ecomento nichts darüber liest.
Redaktion meint
Haben wir für einen Beitrag diese Woche vorgemerkt!
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