Beim jüngsten Autogipfel im November hat die Bundesregierung weitere Milliardenhilfen für die Automobilbranche beschlossen. Dazu gehört, dass die vor wenigen Monaten erhöhte Elektroauto-Kaufprämie „Umweltbonus“ deutlich länger verfügbar sein wird. Für den Gebrauchtwagenmarkt hat das laut einem Experten schwerwiegende Folgen.
Mit dem Umweltbus werden Elektroautos sowie Plug-in-Hybride gefördert. Der 2016 eingeführte Zuschuss betrug zunächst 4000 Euro, dann bis zu 6000 Euro und wurde jeweils zur Hälfte von Bund und Industrie getragen. Im Juni verdoppelte der Staat mit der sogenannten Innovationsprämie seinen Anteil im Rahmen des Coronavirus-Konjunkturpakets, die Höchstsumme stieg dadurch auf 9000 Euro. Beim Autogipfel wurde festgelegt, dass die Innovationsprämie erst Ende 2025 statt schon Ende 2021 ausläuft.
„Der Handel tut sich heute schon schwer, gebrauchte E-Autos zu vertreiben, nun spitzt sich die Lage weiter zu“, sagte Martin Weiss vom Marktbeobachter Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) der Automobilwoche. Schon mit der zunächst vorgesehenen kürzeren Laufzeit der aufgestockten E-Auto-Prämie hätte es lange gedauert, bis sich das Preisniveau der gebrauchten Fahrzeuge wieder erholt. Durch die Verlängerung des höheren Zuschusses bis 2025 werde daraus „ein Dauerzustand“ und das niedrigere Niveau für den Gebrauchtwagenmarkt zum „new Normal“.
Wer sich in Deutschland ein Elektroauto zulegen will weiß, dass er noch bis Mitte des Jahrzehnts auf einen Neuwagen einen Rabatt bekommt. Am meisten gibt es bei reinen Stromern zum Nettolistenpreis unter 40.000 Euro: 6000 Euro vom Staat sowie 3000 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer als Rabatt vom Hersteller. Plug-in-Hybride werden mit bis zu 6750 Euro bezuschusst. Auch für junge Gebrauchte erhalten Kunden eine Subvention. Dadurch sinkt das gesamte Wertniveau von gebrauchten Elektroautos und Plug-in-Hybriden.
Erschwerend hinzu beim zukünftigen Verkauf gebrauchter E-Mobile kommt, dass bei der Technologie hohe Dynamik herrscht. Sowohl bei Elektroautos wie Plug-in-Hybriden werden weiter steigende elektrische Reichweiten erwartet, Gebrauchtwagen werden also auch mit Blick auf die Praxistauglichkeit immer uninteressanter. Zudem sinken perspektivisch aufgrund der technologischen Fortschritte und höheren Produktionsmengen die Preise unabhängig der Förderung.
Um künftig gebrauchte Stromer verkaufen zu können, müssen sich die Händler etwas einfallen lassen. „Erweiterte Garantieleistungen auf die Batterie und auch auf das gebrauchte E-Auto an sich wären Optionen, da gerade bei Elektrofahrzeugen das Vertrauen in die Technik eine große Rolle spielt“, schlägt etwa DAT-Fachmann Weiss vor.
Jensen meint
Der Fachmann von der DAT bewertet da ein noch nicht absehbares Szenario in Bezug auf gebrauchte Elektroautos (incl. PHEV’s). Ein deutlich größeres Problem werden die Händler mit den unendlichen Mengen an gebrauchten Verbrennern haben, die die Verkaufs- und Lagerplätze füllen und ständig Nachschub erfahren. Die Probleme sind bereits jetzt gut zu beobachten und werden automatisch zunehmen. Der Autohändler hat ja an sich Probleme mit Fahrzeugen, die nach dem Verkauf (neu oder gebraucht) nicht regelmäßig zu umsatzsichernden, weil margenträchtigen Wartungsarbeiten in die Werkstatt rollen. Zunehmende Elektroautoverkaufszahlen werden diese Probleme massiv verstärken. Die PHEV’s mit der verbauten Doppeltechnik kommen sicher regelmäßiger ins‘ Haus. Wie sich der Verkauf von gebrauchten PHEV’s entwickelt steht ohnehin auf einem ganz anderen Blatt. Das wird spannend, wie die Verbraucher auf große Mengen gebrauchter PHEV’s reagieren werden.
Skodafahrer meint
Der Tesla Model S, ist das Fahrzeug mit der seit Jahren höchsten Reichweite auf dem Markt. Bei seinen Versionen mit der jeweils größten Reichweite Ihm wurde die EPA Reichweite von 430km auf 647km (Juni 2020) in 8 Jahren gesteigert.
Wettbewerber die früher nur ergänzende Elektroautos bauten stellen heute ebenfalls langstreckenfähige Fahrzeuge her.
Bei VW wurde die maximal mögliche Reichweite in der Kompaktklasse von 134km (EPA) auf 550km (Wltp) (in ca. 6 Jahren) gesteigert. Die Netto-Batteriekapazität wurde fast vervierfacht, dies ging nur mit ebenfalls einer reinen Batterie-Architektur (MEB).
Heute ist es schwierig solche alte Fahrzeuge mit einem Bruchteil heutiger Reichweiten gebraucht zu verkaufen.
Es gibt auch keine Förderung für den Einbau neuer Batterien mit mehr Kapazität in gebrauchte Elektroautos.
Der Diktator meint
Das ist aber jammerschade. Denn das Auto ansich ist ja nicht kaputt. Die Motore halten ewig und auch neue Modelle haben nicht unbeding stärkere oder massiv effizientere Motore.
Deshalb wäre es wünschenswert, wenn es für die alten Autos neue Batterien gäbe.
Ich bin froh einen Model S gekauft zu haben. Dieser ist jetzt und wird auch in 5 Jahren noch vernünftige Reicheweiten haben.
MiguelS NL meint
Gebrauchte BEV lassen sich sehr gut verkaufen, daher auch die hohen Preise.
Natürlich werden die Gebrauchten schnell günstiger wenn die Neuen schnell günstiger werden. Gefragt werden BEV aber deswegen eher noch mehr anstatt weniger. Und je günstiger BEV werden desto günstiger werden die (gebrauchten) Verbrenner.
„134km (EPA) auf 550km (Wltp) (in ca. 6 Jahren)“
Ja es gibt mehr heute mehr Angebot aber :
1. EPA in der Regel ungleich WLTP (Werte passen hier aber ausnahmsweise überein)
2. 550 km Version kostet mehr und „erst“ in 2021
Richtige Gegenüberstellung wäre m.E:
1. e-Golf 2014 : 190 km NEFZ, ca. 133 km WLTP ( 35.000 Euro )
2. e-Golf 2017 : 300 km NEFZ, 230 km WLTP
3. ID.3 2021 : 550 km WLTP ( 42.000 Euro 19%)
e-Golf 2014 : 269 Euro/km Reichweite
ID.3 550 km : 76 Euro/km Reichweite
Tesla Model S
2013 Performance ca. 115k : 274 Euro/km
2020 LR 80k (3,8 Sek, AWD, 652 WLTP…) : 123 Euro/km
2021 850+ km WLTP als Plaid
Chris meint
Gebraucht sund die E nur so teuer weil es neu zu wenig gibt und die Lieferzeit so hoch ist. Ist wie mit den Autos in der ddr dort waten gebrauchte auch teurer als neue, einfach weil sofort verfügbar. Sollten die Hersteller es endlich in den Griff bekommt (bzw. Endlich welche verkaufen wollen) mit den Stückzahlen dann gehen die Preise in den Keller, für E.
CaptainPicard meint
Wo sind denn diese ganzen billigen gebrauchten Elektroautos? Ich finde die meisten Preise auf den Gebrauchtwagenbörsen deutlich überzogen, da werden selbst bei E-Autos mit 50.000 km Preise verlangt die nicht viel niedriger sind als der Preis vom Neuwagen + Förderung.
Das ist für mich eher ein Zeichen dass sich gebrauchte Elektroautos sehr gut verkaufen und deshalb die Preise kaum fallen.
bensch meint
Angebot und Nachfrage. Aktuell Lieferzeiten von mehreren Monaten. Sobald sich das mal eingependelt hat könnte ich mir schon vorstellen, dass gebrauchte E-Autos aus den o.g. Gründen deutlich günstiger werden.
Björn meint
Man darf aber nicht vergessen, dass diese Autos häufig noch ohne diese hohe Förderung und meistens zu einem höheren Preis als heute gekauft wurden. Da ist es ja verständlich, wenn man im Vergleich zu den jetzigen Preisen irgendwie teuer erscheint.
Geht mir bei meinem 5 Jahre alten eUP ja ähnlich. Deshalb finde ich persönlich diese Förderung auch nicht uneingeschränkt gut. Ich hätte mir eine deutliche Senkung des Strompreises für eAutos gewünscht, dadurch wären Bestandsfahrzeuge auch belohnt worden …
hu.ms meint
Strompreissenkung geht ganz einfach: PV-anlage aufs dach.
Egon Meier meint
1*
GE meint
Nicht jeder hat ein eigenes Haus.m auch wenn die erstmal prädestiniert für E-Autos sind.
Wäre aber ansich ne schöne Idee zur finazierung. Jeder kann sich irgendwo einkaufen (Solaranlagen) ggf. über den Hersteller des Autos und bekommt dann so und so viel Strom zu dem Preis. VW hat doch sicher genug Dachflächen und mit dem WeCharge Karten wäre das dann umsetzbar….
Uwe meint
Richtig!
Jedenfalls ist der gebrauchte Vollelektrische dem gebrauchten Verbrenner heute schon deutlich überlegen.
Dort wird der Gebrauchtwagenmarkt zusammenbrechen. Bei den Verbrennern.
Und nach 2025 gibts die zum Ramschpreis, denn 2035 endet jede Zulassungsmöglichkeit für das Alteisen. (es sei denn es schafft die Einstufung als Historiker, was auch drastisch erschwert werden wird)
Und ich habe dazu in die Glaskugel geschaut, meinen Tintenfisch gefragt und war bei Tante Tillys Tarot-Seminar.
Frakrei meint
Aber Bewustseinserweiternde Mittel sind vielleicht im Spiel. Vorsicht damit. Sonst wird es nix mit 2035
Egon Meier meint
Du stellst ziemlich steile Thesen auf ..
Bei den Vorschlägen zum Zulassungsschluss für Verbrenner geht es um NEUFAHRZEUGE.
Die alten Kisten werden noch mindestens 25 Jahre ihre Runde drehen und aus verschiedenen – auch sinnvollen Gründen – gibt es keinen Grund, das groß zu beschleunigen.
Aus monetären Gründe wird man eher die Steuerlast für bev wieder erhöhen – so soll denn unser lieber Staat sonst das Geld herkriegen.
eBiker meint
Hast du gut erkannt – nur verlangen und bekommen sind zwei paar Stiefel.
Geh einfach mal in eine Gebrauchtwagenportal deiner Wahl – und sortiere die Anzeigen nach Alter der Anzeigen – da sieht man sehr schnell, dass sich eben überteuerte Gebrauchte nicht gut verkaufen.
Ich habe einfach gesucht: Antrieb Elektro und ab 34 kW (um die Kleinfahrzeuge auszusortieren) .
Mehr als die Hälfte der Inserate ist älter aus 1 Jahr.
Eugen P. meint
Oder die Anbieter haben überzogene Preisvorstellungen und bekommen die Autos zu diesen Preisen nicht verkauft. Einfach mal beobachten wie lange Fahrzeuge inseriert sind.
Peter W meint
Ich glaube, dass die Überschrift lügt. Nicht der Verkauf gebrauchter E-Fzge ist schwierig, sondern die Gewinnaussichten sind begrenzt. Die Förderung drückt den Gebrauchtwagenpreis, und das ist für potentielle Kunden doch ein Vorteil, und fördert das Interesse an gebrauchten BEV.
Durch die hohen Förderungen fallen die Gebrauchtwagenpreise und so können sich auch mehr Leute ein BEV leisten.
Ziel erreicht.
xordinary meint
Es gibt aber nicht nur gewerbliche GebrauchtwagenVERkäufer, sondern eben auch private. Und wer sich vor ein par Jahren ein E-Auto gekauft hat, aus Überzeugung, der wird es kaum mehr los, ohne Riesenverluste. Das ist nicht wirklich förderlich für die Annahme der Technik.
Ich nehme den Bonus zwar auch gerne mit, muss aber sagen, dass ich mir jederzeit auch ohne ein EV gekauft hätte. Die richtige Variante wäre gewesen, die Dreckschleudern teurer zu machen, dann hätte sich die Sache ganz von selbst geregelt und wäre auch vom Verursacherprinzip her gerechter gewesen.
MAik Müller meint
Selber Schuld es war vor Jahren schon von vornherein Klar das man enorme Verluste bei den ersten Eauto“Krücken“ hinnehmen muss.
Vanellus meint
Nein, keineswegs. Ich habe meine Zoe von Mitte 2013 mit 22 kWh-Akku und 108.000 km privat gut verkauft. Schnell und zu einem guten Preis. Ich habe auch nichts anderes erwartet.
Für jemanden, der täglich 20 km zur Arbeit und sonst auch nur kurze Strecken fährt, ein preisgünstiger Einstieg in die Emobilität. Ein eventuelles Akkurisiko trägt die Renault Bank.
GE meint
Oder man behält es jetzt so lange bis der Restwert entsprechen gering ist. So pauschal und ohne einen Vergleich zu Verbrennern ist es schwer abzuschätzen wie hoch der Effekt wirklich ist.
Zumal early adopter den finanziellen Verlust in der Regel besser wegstecken und günstiger Gebraucht die Verbreitung besser fördern als günstige Neuwagen.
2/3 der privaten kauft ja gebraucht
Mike meint
Wer jetzt ein Gebraucht-BEV verkaufen will, kauft doch fast immer ein neues BEV. Er bekommt zwar weniger fuer seinen Gebrauchten, aber zahlt auch weniger fuer den neuen. Nullsummenspiel.
Jürgen V meint
Das War doch abzusehen. Die einzigen wirklichen Profiteure sind die Produzenten. Sowohl die staatliche als auch die Hersteller Zugabe bei der Förderung wurden doch zuvor eingepreist. Klar, die Batterie ist das teuerste Teil am BEV, aber alle anderen Komponenten, wie Verbrennungsmotor, Getriebe, Abgasreinigung und Auspuffanlage und die dazu gehörige Regelung fallen weg. Und das waren und sind sicher keine kleinen Beträge. Ich behaupte mal ganz frech, man könnte zwei vergleichbare Fahrzeuge schon heute zum gleichen Preis auch ohne Förderung herstellen. Und zwar ohne das die Hersteller draufzahlen.
Futureman meint
Wieso ist es so schwierig ein gebrauchtes Auto günstiger zu machen, damit es gekauft wird? Oder gehen die Gebrauchthändler von den Neupreisen ohne Förderung aus? Ziel sollte es sein, auch beim Gebrauchtmarkt die Förderung ankommen zu lassen.
MiguelS NL meint
Unsinn. EVs gebraucht sind sehr sehr gefragt.
J. Kiesgen meint
Die Reichweite ist ein Strohmannargument, wenn man nicht gerade jeden Tag 100 km pendelt (und selbst da geht es, zumindest mit Eigenheim und 2. Auto), reichen 300-350 km Reichweite vollkommen aus.
Der Rest ist natürlich richtig.
MiguelS NL meint
“wenn man nicht gerade jeden Tag 100 km pendelt“
100 km täglich ist eher ein Problem bei EVs unter 8.000 Euro
150 km täglich eher unter 12.000 Euro.
d.h. für min. 90% der Verbraucher spielt es eh keine Rolle, wel sie nicht 100+ km pro Tag fahren.
Herbs meint
Die Autos werden doch aktuell gerne ins Ausland verkauft… Blöd für die lokalen Händler, außer die beteiligen sich an dem Geschäft.
Nicht vor 2025 meint
Inwieweit diese Praxis allerdings den CO2 Ausstoß in DE mindern soll kann ich nicht nachvollziehen.
Teilweise groteske Leasingraten ( Opel Mokka e 39.- netto für Gewerbetreibende )
fördern natürlich auch völlig marktferne Restwerte.
Wahrscheinlich soll der Steuerzahler 2025 dann die Prämie für gebrauchte E-Autos bereitstellen.
Egon Meier meint
Solche Preise sind nicht aussagekräftig denn sie betreffen ein winziges Marktsegement und zeigen auf Fahrzeuge, deren Verkauf nicht läuft bzw es handelt sich um zeitlich und zahlenmäßig begrenzte Lockvogelangebote.