Die Volvo-Tochter Polestar liefert mit der Limousine Polestar 2 seit 2020 ihr erstes Elektroauto aus. Im Jahr zuvor war das in Kleinserie gebaute Hybrid-Coupé Polestar 1 gestartet, die weiteren geplanten Modelle werden alle vollelektrisch. Deutschland-Chef Alexander Lutz hat in einem Interview das vergangene Jahr Revue passieren lassen und über die Kunden sowie die Ausrichtung der Marke gesprochen.
Polestar sei „sehr zufrieden“ mit den Zulassungen im zurückliegenden Jahr. Die Vorgabe von einem vierstelligen Wert in Deutschland habe man trotz Pandemie in nur knapp über vier Monaten erreicht. „Mit unserem Polestar 2 liefern wir das richtige Produkt zu der absolut richtigen Zeit“, sagte Lutz im Gespräch mit autohaus.de. Die Zahl der bisher insgesamt in allen Märkten verkauften Fahrzeuge wollte er nicht nennen, auch auf europäischer Ebene habe der Anbieter aber seine fünfstelligen Ziele realisiert.
Auf den typischen Polestar-Kunden angesprochen sagte Lutz, dass man davon kein Bild habe. Die Marke baue ihre Autos nicht für eine bestimmte Marketingzielgruppe, sondern ein Modell für viele Leute mit dem derzeit besten Gesamtpaket auf dem Markt. Unter den Kunden seien Autoliebhaber, Fans sportlicher Fahrweise, Technologie-Enthusiasten und auch Familien sowie Senioren. Einige davon hätten Erfahrung mit E-Mobilität, für andere sei die Antriebstechnik dagegen Neuland. Den Anteil der Privatkunden bezifferte der Polestar-Manager mit etwa 70 Prozent, 30 Prozent der Bestellungen stammen demnach von Firmen. Mittel- und langfristig gehe man von einer 60:40-Verteilung aus.

Lutz bewirbt den Polestar 2 als Auto, „das sofort Begeisterung weckt, weil es in so vielen Bereichen komplett durchdacht ist und Spaß beim Fahren macht“. Ein solches, von Beginn an als Elektroauto konzipiertes „erwachsenes Fahrzeug im Premiumsegment“ habe bisher noch auf dem Markt gefehlt. Der deutsche Polestar-Chef kündigte an, in diesem Jahr mit weiteren Ausführungen des Polestar 2 neue Preissegmente zu eröffnen. Aktuell kostet die Baureihe mit 300 kW (408 PS) Leistung und 470 Kilometer Reichweite mindestens 57.900 Euro.
Polestar vertreibt seine Fahrzeuge exklusiv online, das wird laut Lutz auch so bleiben: „Der direkte, preistransparente Online-Vertrieb ist die moderne, zeitgemäße Art des Autohandels“, sagte er. Die Pandemie habe die Vorteile einer digitalen Marke deutlich gemacht. Zwar können die angebotenen Produkte auch vor Ort in von erfahrenen Partnern betriebenen, sogenannten Polestar Spaces begutachtet und Probefahrten vereinbart werden, der Kauf erfolgt jedoch stets digital.
In Deutschland setzt Polestar in Kooperation mit Volvo-Händlern zunächst auf sieben physische Standorte in großen Städten. Flankierend werden Roadshows und weitere Events durchgeführt. Zukünftig sollen Fahrzeuge für Probefahrten zudem direkt zu den Kunden nach Hause geliefert werden. Auch im Service-Bereich arbeitet das Unternehmen mit Partnern des Mutterkonzerns zusammen. Planmäßiger Service wird auf Wunsch mit einem Hol- und Bringservice organisiert. Das in einem ersten Schritt auf über 60 Standorte ausgelegte Servicenetzwerk soll mit steigendem Absatz kontinuierlich erweitert werden. Durch den direkten Kontakt mit den Kunden wisse man, wo diese leben und könne die Abdeckung der jeweiligen Märkte entsprechend planen, erklärte Lutz.
Hinsichtlich der Verkaufsziele für 2021 nannte der Deutschland-Chef „eine Vervielfachung“ des Vorjahresvolumens. Es gehe vor allem darum zu zeigen, dass Polestar innerhalb von einem Jahr „ein etablierter, hochwertiger, ernst zu nehmender Autohersteller“ geworden ist. Im Fokus stehe, attraktive und exklusive Premiumfahrzeuge anzubieten. „Wir wollen als Marke nicht Alles für alle sein, sondern wir wollen für einige Alles sein“, so Lutz.
fritschi meint
Ich hätte mich dafür interessiert. Als ich den Kardantunnel gesehen hatte, war für mich die „Sache“ gelaufen, v.a. zusammen mit den Lügereien während der Präsentation. Das wurde angepriesen als Neuentwicklung auf neuer, reiner E-Platform, der Kardantunnel als statische Aussteifung (absoluter Blödsinn) verkauft.
In Realität ist es ein umgebauter, überteuerter XC40 (und schon der ist kein Schnäppchen).
Nun ja, wer’s will…
Thomas meint
Ich habe den Polestar als immer sehr interessant empfunden. Chic trotz optischer SUV-Anleihen, sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis.
ABER: Das Ding ist – wie viele Fahrzeuge von Volvo auch, siehe die ganzen XC-Modelle – ein unglaublich ineffizienter Sprit/Stromfresser! Spritmonitor zeigt 25 kWh/100km, und auch der Tester beim Spiegel hat ähnliche Regionen erwähnt. Also Obacht, so wirklich umweltfreundlich ist das Auto nicht…
Artur meint
Trifft auch auf andere EVs zu, z. B. Etron. Ich fahre meinem Polestar 2 im Winter mit ca. 23 kWh/100 km auf Langstrecke und im Sommer wird sich zeigen wie da der Verbrauch ist, aber vermutlich geringer. Verbrauch ist auch nicht alles. Wer sich einen Ferrari kauft, weiß, dass dieser mehr verbraucht. Da gab es diese Diskussion bisher auch nicht. Finde es eher müßig immer wieder darauf rumzureiten. Die Reichweite ist mit über 300 km absolut ausreichend und der Großteil fährt zwischen 20-40 km täglich.
Olli meint
Genau. Er fährt ausgezeichnet. Ich hatte auf meiner Probefahrt bei der Auffahrt auf die Schnellstraße einen Porsche Cayman vor mir. An seinem Lärm merkte man er gibt alles, aber ich musste im Polestar 2 vom Gas….
25kW/h auf 100km entsprechen 3 Liter Benzin auf 100km. Bei den Fahrleistungen mehr als genial.
Artur meint
Bin mit meinem Polestar 2 sehr zufrieden. Fährt sich einfach wunderbar! Beim Online-Vertrieb gibt es allerdings noch Verbesserungsbedarf, da läuft noch nicht alles ganz rund, insbesondere ist der ganze Prozess etwas intransparent. Auch ein persönlicher direkter Ansprechpartner sollte während dieser ersten Zeit vorhanden sein. Hier sollte sich Polestar ein Beispiel an Tesla nehmen.
Priusfahrer meint
Schönes Fahrzeug mit toller Ausstattung und relativ gutem Preis/Leistungsverhältnis.
Aber: Bei einer Marke mit ausschließlichem online-Vertrieb sehe ich ein gravierendes
Defizit im Vergleich zu niedergelassenen Händlern.
Bernhard meint
Falsche Interpretation. Bei ausgewählten Volvo-Händlern kann man das Fahrzeug selbstverständlich ansehen, zur Probe fahren und den Service in Anspruch nehmen. Also Service wie bei niedergelassenen Händlern.
Nur der Kauf des Fahrzeuges geht nicht über den Händler, sondern nur Online. Man kann keinen Kaufvertrag vor Ort machen. Vorteil für Polestar ist der nicht verhandelbare Festpreis. Also keine Rabattfeilscherei. VW macht das ähnlich mit den ID-Baureihen. Das wird wohl bei den BEV die Zukunft sein.