Die Marke Volkswagen geht davon aus, das strengere europäische CO2-Flottenziel für 2020 erreicht zu haben. Die offizielle Bestätigung der Behörden steht zwar noch aus, nach eigenen Berechnungen der Wolfsburger wurden die gesetzlich Vorgaben aber deutlich übererfüllt. Die Neuwagenflotte von Volkswagen Pkw erreichte demnach in der Europäischen Union einen Durchschnittswert der CO2-Emissionen von 92 g/km, das gesetzliche CO2-Ziel lag für die Marke bei 97 g/km.
Dem Konzern Volkswagen mit seinen diversen Töchtern gelang es anders als der Kernmarke nicht, das Flottenziel der EU zu erfüllen: Nach vorläufigen Zahlen lag der Durchschnittswert der CO2-Emissionen der Pkw-Neuwagenflotte in der EU im vergangenen Jahr bei 99,8 g/km. Gegenüber 2019 entspricht das immerhin einem Rückgang um rund 20 Prozent. Bentley und Lamborghini wurden dabei einzeln bewertet und daher nicht berücksichtigt. In dem mit kleineren Herstellern gebildeten, maßgeblichen Pool zur CO2-Abrechnung lag der Volkswagen-Konzern insgesamt noch 0,5 Gramm über dem nötigen Zielwert von etwa 98,8 Gramm. Zu dem Pool gehören unter anderem das Aachener E-Auto-Startup Next.e.GO und der chinesische Joint-Venture-Partner SAIC.
„Das Flottenziel für 2020 haben wir knapp verfehlt. Die Covid-19-Pandemie hat uns hier einen Strich durch die Rechnung gemacht“, sagte Konzernchef Herbert Diess. Dennoch komme Volkswagen auf dem Weg zum CO2-neutralen Unternehmen gut voran, die Emissionen der Neuwagenflotte in der EU habe man deutlich gesenkt. Dazu hätten vor allem die Marken Volkswagen und Audi mit ihrer E-Offensive einen großen Beitrag geleistet. „Nun kommen neben Volkswagen Pkw und Audi auch Cupra und Škoda mit weiteren attraktiven E-Modellen. Damit werden wir in diesem Jahr das Flottenziel erreichen“, kündigte Diess an.
Damit der Volkswagen-Konzern seine CO2-Ziele in der EU künftig schafft und so Strafzahlungen vermeidet, setzt der weltweit größte Automobilhersteller in den kommenden Jahren verstärkt auf Elektromobilität. Herkömmliche Antriebe stehen auf dem Abstellgleis. Die Auslieferungen elektrifizierter Modelle in der EU inklusive Großbritannien, Norwegen und Island wurden im abgelaufenen Jahr Unternehmensangaben nach mehr als vervierfacht auf 315.400 E-Fahrzeuge. Der Anteil batterieelektrischer und Plug-in-Hybridfahrzeuge an den Gesamtauslieferungen stieg auf 9,7 Prozent (2019: 1,7 %).
„Trotz sehr ehrgeiziger Anstrengungen bei der Elektrifizierung ist es noch nicht ganz gelungen, das gesetzte Flottenziel zu erreichen“, erklärte Rebecca Harms, Mitglied des unabhängigen Volkswagen Nachhaltigkeitsbeirats. „Dennoch ist deutlich, dass Volkswagen auf einem sehr guten Weg ist. Das Unternehmen muss konsequent weiter an der Antriebswende und den Klima- und Nachhaltigkeitszielen arbeiten. Von großer Bedeutung für den Erfolg wird auch sein, dass kleinere, effiziente und erschwingliche Modelle bei der Elektrifizierung eine größere Rolle spielen.“
Die in diesem Jahr aufgrund des verfehlten CO2-Flottenziels fälligen Strafzahlungen bezifferte ein Sprecher gegenüber der Frankfurter Allgemeine Zeitung auf „einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag“. Dafür habe man frühzeitig Rückstellungen gebildet, teilte Volkswagen mit. Der Gewinn des Schlussquartals sei dadurch nicht belastet worden.
Gasbremse meint
Die Vorgaben samt „Bestrafung“ sind ein Paradebeispiel für perfekt gemanagtes Greenwashing.
Letztlich bedeutet die Erfüllung der jährlich abgesenkten CO2 – Durchschnittswerte keine Entlastung für die Atmosphäre, sondern eine für die Strafzahlungskassen der Hersteller.
Das Strafen-Konstrukt wird durch Anrechnung unrealistischer PHEV-Normverbrauchswerte
zum zahnlosen Tiger. Notfalls werden halt noch ein paar hybrisierte Monster-SUV in die Statistik gepackt, die bringen mit ihren Märchenverbräuchen die Bilanz dann dorthin, wo man sie haben will. Und das sogar, wenn das Ladekabel originalverpackt im Laderaum glänzt. Die Industrie hat durch Einflussnahme auf die CO2-Berechnungsparameter dafür gesorgt, dass ihr nicht ernsthaft wehgetan wird.
one.second meint
Hätte in dem Artikel gerne erfahren, wie viel Strafe der VW-Konzern jetzt voraussichtlich zahlen muss.
Peter W meint
Das steht doch da: Einen niedrigen 3 stelligen Millionenbetrag.
one.second meint
Könnte schwören, dass der Absatz noch nicht da war, als ich meinen Kommentar geschrieben habe. Na, aber gut zu wissen.
ID.alist meint
VAG hat in Westeuropa ~ 2,9 Millionen Fahrzeuge verkauft. Dazu muss man die Nutzfahrzeuge, LKWs und Lamborghini/Bugatti raus nehmen.
Die haben ihren Ziel um 0,5g verfehlt, und jedes Gramm kostet 95€.
Ich komme auf 130-135 Millionen.
Mäx meint
Ich habe ähnlich überschlagen und bin dann dabei hängen geblieben, ob die restlichen Absätze des Pools mit zu den verkauften Fahrzeugen zählen.
Also zum Beispiel 5.000 e.Go die ausgeliefert wurden.
Die werden angerechnet auf den Verbrauch, also müsste sich das Bußgeld ja eigentlich auf die Menge aller im Pool befindlichen Verkäufe beziehen.
Ist dem so? Weiß das jemand?
toomi meint
Das hier ist auch interessant:
Volkswagen hat sich mit der britischen Marke MG des chinesischen Partners SAIC, der zum Geely-Konzern gehörenden London Electric Vehicle Company (LEVC), dem chinesischen Elektro-Newcomer Aiways Automobile Europe und Nextego, dem Nachfolger des Aachener Elektroauto-Herstellers Ego, zusammengetan. Volkswagen zahlt diesen Unternehmen Geld, um deren Elektroautos (die von der EU unabhängig von den tatsächlichen Emissionen mit null Gramm CO2 gewertet werden) in die eigene Konzernflotte einrechnen zu können. Volkswagen als Konzern lag den Angaben eines Sprechers zufolge mit den erreichten 99,8 Gramm rund ein Gramm über den Vorgaben für den Pool. Außerdem wurden die beiden Luxusmarken Bentley und Lamborghini einzeln bewertet, ihre hohen Abgaswerte fließen daher nicht in die Bilanz ein.
Quelle: https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/volkswagen-ag-bussgeld-an-europaeische-union-wird-faellig-co2-ziel-leicht-verfehlt-a-335e4409-83fd-4492-afd6-89fa88b5bec5?fbclid=IwAR3KkTmq7krQwgHlEiul74Ax2Kwcie20-KkY0K8uFgmzg588qqeAzMDuEt0
Egon Meier meint
ja und?
Gunnar meint
Was ja und? Was soll diese Frage?
Das sind interessante Punkte.
Ich wusste nicht, mit welchen anderen Marken VW einen Pool bildet. Und ich wusste auch nicht, dass Lamborghini und Bentley nicht mit reinzählen. Kennt einer den Grund?
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Sie wissen schon, welches Thema hier im Forum behandelt wird, oder? Bin mir nicht ganz sicher.
toomi meint
Interessant wäre um viel VW das Ziel verfehlt hätte ohne diese Zahlungen.
ID.alist meint
Es war nur 0,5 g. Bentley Lamborghini und Bugatti haben zusammen 18.700 Autos Weltweit verkauft, viel davon in China/Emiraten/USA.
Und das pooling ist nichts neues, FCA tut es seit Jahren mit Tesla.
Eigentlich, alles weniger interessant.
Andreas_Nün meint
Und was genau bedeutet das jetzt?
Tim Leiser meint
Das bedeutet, dass TESLA keine Chance mehr hat. ????
Andreas_Nün meint
Lieber Tim, bei deiner Kritik hätte Tesla nie eine Chance.
Vorurteile, Lügen und Verdrehungen sind bisher das einzige, was du zu Tesla zum Besten gegeben hast.
Tim Leiser meint
Das war jetzt zu offensichtlich getrollt. Probiere es noch mal etwas subtiler.
CaptainPicard meint
Nichts, außer dass sie über 100 Millionen Euro Strafe an die EU zahlen müssen.
Und nun haben sie 2021 die Chance die noch strengeren Ziele (jetzt zählen 100% der Fahrzeuge, 2020 zählten nur 95%, man durfte also die dicksten SUVs mit dem größten Verbrauch rausrechnen) zu erreichen sonst müssen sie erneut Strafe zahlen.
Peter W meint
Und die BEV zählen nicht mehr mit Faktor 2 sondern mit 1,67.
Andreas_Nün meint
Gut, 100 bis 150Mio ist für VW ja problemlos verkraftbar.
Flo meint
Die Mehrgewinne durch die Verbrennerverkäufe überwiegen diese 150 Mio locker. Der Break-Even wird vorr. 2022 erreicht. Es geht schlicht um Gewinnmaximierung das muß man immer wissen allen offiziellen Aussagen der Hersteller zum Trotz.
Egon Meier II meint
Wenn das alles immer so verkraftbar ist, dann frage ich mich warum dann bei Tarifverhandlungen so ein Theater gemacht wird. Denn 0,5 Prozent mehr ergibt nicht solche Millionensummen.
wiesmaim meint
Die 30 Diesel-Milliarden waren ja auch verkraftbar. Die Frage ist immer, wem wird es abgezogen.