Wegen finanziellen Problemen konnte das US-Startup Faraday Future seine Elektroauto-Pläne 2019 und 2020 nicht wie erhofft vorantreiben. Zu Beginn des neuen Jahres kündigte das mit chinesischem Geld gegründete Unternehmen den Gang an die Börse an und gab eine Kooperation mit dem chinesischen Fahrzeugkonzern Geely bekannt.
Faraday Future hat eine Vereinbarung zur Fusion mit der bereits börsennotierten Firma Property Solutions Acquisition Corp. getroffen und spart sich damit den eigentlich für einen Börsengang erforderlichen langwierigen Prozess. Zu den Geldgebern gehören einer Mitteilung zufolge institutionelle Investoren aus den USA, Europa und China. Durch den Börsengang in den USA soll eine Milliarde Dollar erlöst werden.
Unter den neuen Investoren seien Partner, die die Produktion, Entwicklung und Auslieferung der geplanten Elektroautos unterstützen sollen, erklärte Faraday Future. Darunter befänden sich drei der führenden chinesischen Fahrzeughersteller, einer davon ist laut einer Meldung der hierzulande als Eigner der Marke Volvo sowie größter Einzelaktionär der Daimler AG bekannte Geely-Konzern.
Als erstes in Serie produziertes Elektroauto von Faraday Future ist weiter der 2017 präsentierte FF 91 (Titelbild) vorgesehen. Das Hochleistungs-SUV soll in unter 2,4 Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen und gemäß US-Norm EPA mehr als 600 Kilometer pro Ladung fahren. Neben dem potenten, alltagstauglichen Elektroantrieb stehen beim FF 91 der als „Internet-Wohnraum“ beworbene hohe Grad an Digitalisierung und Vernetzung im Mittelpunkt.
Mit der für den FF 91 entwickelten Plattform will Faraday Future ein Mobilitäts-Ökosystem aufbauen. Ein zweites Elektroauto für 2023 mit dem Namen FF 81 wird derzeit entwickelt, weitere Pkw sowie ein kleines Lieferfahrzeug sind angedacht, heißt es. Seit der Gründung wurden Unternehmensangaben nach über zwei Milliarden Dollar in Faraday Future investiert. Als zusätzliches Standbein will das Startup flankierend zu eigenen Produkten anderen Unternehmen Technologie und Services für Elektroautos zur Verfügung stellen.
„Das ist ein wichtiger Meilenstein für die Transformation unseres Unternehmens“, sagte der deutsche Firmenchef Carsten Breitfeld zu der angedachten Börsennotierung. Die Kapitalspritze ermögliche den Start des FF 91, einen konkreten Termin dafür gibt es noch nicht – eigentlich sollte das E-SUV schon von 2018 an in Kundenhand übergehen. Breitfeld war bis 2019 Chef des chinesischen E-Auto-Startups Byton, verließ die Firma aber nach zu starker Einflussnahme der Politik. Auch bei Byton gab es zuletzt neue Entwicklungen, anders als bei Faraday Future jedoch negative.
Byton vor dem Aus?
Den Chefsessel bei Byton hatte nach dem Abgang von Breitfeld der deutsche Manager Daniel Kirchert übernommen, die beiden hatten das Startup 2016 gegründet und waren früher jeweils bei BMW tätig. Anfang dieses Jahres hatte Byton angekündigt, nach einer Umstrukturierung mit dem Apple-Auftragsfertiger Foxconn Elektroautos zu bauen. Zusammen wolle man die Serienproduktion des 2019 vorgestellten SUV M-Byte beschleunigen, damit das Erstlingswerk der Marke im ersten Quartal 2022 starten kann.
Wie Faraday Future verspricht Byton mit seinen Elektroautos viel Leistung und Reichweite sowie neueste Digitalfunktionen und Konnektivität, der mit diversen Bildschirmen im Inneren aufwartende M-Byte soll dabei trotz Premium-Anspruch zu einem erschwinglichen Preis angeboten werden. Allerdings mussten 2020 Berichten zufolge aufgrund der Coronavirus-Pandemie die Produktionsvorbereitungen gestoppt werden, zudem sei fast die Hälfte der Mitarbeiter in den USA beurlaubt worden.
Auch die rund 70 deutschen Mitarbeiter des Startups mit internationalen Plänen sind in Kurzarbeit – und erheben laut der Bild-Zeitung nun schwere Vorwürfe gegen Byton und Daniel Kirchert: Gehälter und Kurzarbeitergeld sollen seit Monaten nicht mehr gezahlt worden sein. Das Gebäude der Byton Deutschland GmbH, deren Geschäftsführer Kirchert gewesen sei, stehe leer, der Mietvertrag sei gekündigt. Die Staatsanwaltschaft in München soll einen Haftbefehl gegen Kirchert wegen Insolvenzverschleppung erlassen haben. Der wiederum habe sich mit seiner Familie nach Hongkong abgesetzt.
Gunnar meint
Tschüss Byton. Noch ein Start-Up weg vom Fenster.
lukasz meint
Ja, leider war das absehbar. Die „alten“ Automobilhersteller raffen sich so langsam doch noch auf und fluten den Markt mit Elektroautos. Da die Entwicklungs- und Produktionsanlaufkosten im Automobilbau sehr hoch sind, haben die traditionellen Hersteller an dieser Stelle einen klaren Vorteil.
Byton hatte m.M.n. immer das Problem, dass sie nie ein Alleinstellungsmerkmal gehabt haben. Bei Sono Motors sieht man ja jetzt auch, dass die sich immer mehr in die Richtung eines Automobilzulieferers bewegen, da deren Solarintegration im eigentlichen Sinne der USP ist.
Alupo meint
„Fluten“ ist wohl stark übertrieben nachdem Tesla seinen Weltmarktanteil entgegen allen Unkenrufen immer weiter ausbaut.
Und netterweise kommen dieses und auch nächstes Jahr bei Tesla noch sehr viele große Kapazitäten auf 3 Kontinenten neu (also sehr kostengünstig) hinzu.
Ich wollte als CEO nicht die alten Werke mit den alten Robotern am Bein haben. Auch für Manager sind die dadurch nötigen Entscheidungen wahrlich keine Freude.
MacGyver meint
Ich habe die Frage schon oft gestellt aber noch nie eine vernünftige Antwort bekommen. Worin besteht denn der grundsätzliche Vorteil der Solarintegration bei Sono Motors? Es gibt doch auch andere Hersteller wie z.B. Aptera oder Lightyear die ebenfalls planen, einen möglichst großen Teil der Fahrzeugoberfläche für die Energiegewinnung durch PV zu erzielen. Was ist das neue bzw. einzigartige an Ansatz von Sono Motors?
Tom 1 meint
Ja super, Du nennst schon 2 Hersteller, was kosten die, was bringen die? Frag mal beim Fraunhofer nach! Und Sono, was verfolgen die von Anfang an, einfach informieren!
Tom 1 meint
Sono und Automobilzulieferer, da hast Du was falsch gelesen bzw. verstanden, einfach mehr informieren!
MacGyver meint
Ja Tom, ich weiß das man die Konzepte nicht 1 zu 1 vergleichen kann. Aber eine echte Antwort ist dein schnippischer Hinweis auf das FI leider auch nicht.
Ohne echtes Alleinstellungsmerkmal ist Sono Motors einfach nur eine weitere Dummenfang Unternehmung. Da wird demnächst auch die Justiz tätig werden müssen. Ein zulassungsfähiges uns funktionierendes Fahrzeug, das die aktuell gültigen Anforderungen für Verkehrssicherheit erfüllt wird da sicher niemals bei herauskommen.
lukasz meint
Abwarten ;-)
Es ist auffallend, dass Sono Motors über ihre Marketingkanäle plötzlich fast nur noch über diese Solarintegration spricht. Da Sono Motors Geld für die Produktion des Sion eintreiben muss, scheint diese Technologie zu jetzigen Zeitpunkt also der einzige USP zu sein.
Wenn ich davon spreche, dass Sono Motors sich eher zum Automobilzulieferer entwickelt, dann meine ich damit, dass dies m.M.n. der einzige Ausweg aus einer möglichen Insolvenz wäre. Es fällt mir momentan einfach schwer zu glauben, dass Sono Motors die Konkurrenz vom VW-Konzern, BYD etc. überleben wird. Diese Hersteller werden früher oder später sicherlich auch Autos in vergleichbaren Preissegmenten auf den Markt bringen, die technisch besser sind.
Vor ein paar Jahren bin ich den ersten Sion-Prototypen probegefahren und war erstmal begeistert. Ich habe sogar ernsthaft überlegt, dieses Auto zu bestellen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob Sono Motors planmäßig wird liefern können und habe deshalb doch erstmal abgewartet. Leider haben sich meine Sorgen bewahrheitet und der Sion ist immer noch nicht auf den Straßen unterwegs. Als Ingenieur kann ich bisher auch kein Alleinstellungsmerkmal in den von Sono Motors angekündigten Diensten, wie z.B. Ride-Sharing etc., erkennen. Hat mal jemand von euch gesehen, dass diese Funktionalität wirklich bereits implementiert ist, bzw. dass diese Funktionalität in irgendeiner Form innovativ und damit schwer von der Konkurrenz zu implementieren ist? Ich glaube nicht…
Trotzdem hoffe ich, dass es Sono Motors schaffen wird… Ob als Automobilbauer oder als Zulieferer.
150kW meint
„Die Staatsanwaltschaft in München soll einen Haftbefehl gegen Kirchert wegen Insolvenzverschleppung erlassen haben. Der wiederum habe sich mit seiner Familie nach Hongkong abgesetzt.“
Man hätte ab der Stelle noch erwähnen können das Kirchert schon lange gekündigt hatte.
Tesla-Fan meint
Vermutlich hat er sich auch nicht abgesetzt sondern macht nur einem längeren Urlaub in Hongkong. Und von der finanziellen Schieflage als er als Chef natürlich auch keine Kenntnis gehabt. Klar.
Er könnte sich auch einfach stellen, wenn er sauber ist.
150kW meint
Laut dem Pressebericht den ich dazu gelesen haben, hat er genau wegen der finanziellen Schieflage gekündigt, weil der Mutterkonzern die deswegen notwendigen Schritte (Insolvenz) nicht einleiten wollte!
Zitat:
„Daniel Kirchert wohnt seit Jahren mit seiner Familie in Hong Kong, dort hält er sich auch seit seiner Kündigung im Juli 2020 auf.“
eMobilitätsberatung-Berlin K.D.Schmitz meint
Sehr schön das hier auch schon mal jemand kommentiert, der Ahnung und Fakten hat. Das meine ich genau so, nicht sarkastisch. Meist lese ich hier schon gar nicht mehr, weil die Kommentare unterste Schublade, und so was von voreingenommen sind.
Carsten Mühe meint
Erwähnen sollte man noch das er und seine Familie massiv bedroht wurde. Der Chinesische Staat hat die Kontrolle über Byton erlangt und eine Regierungssprecherin als CEO installiert.
Thomas meint
…und zudem, dass er mit seiner Familie wohl schon seit längerer Zeit in Hongkong lebt (mW).