Das US-Startup Lucid Motors will sein kommendes Elektroauto Air auch in Europa verkaufen. Hierzulande sollte die Limousine Ende 2021 starten, die Einführung dürfte sich jedoch etwas verschieben. Der Grund dafür könnte der kürzlich verkündete Gang an die Börse des Unternehmens sein.
Lucid Motors hat eine Vereinbarung zur Fusion mit der bereits börsennotierten Firma Churchill Capital Corp IV (CCIV) getroffen und spart sich damit den eigentlich für einen Börsengang nötigen langwierigen Prozess. Die Abmachung bewertet Lucid Motors mit etwa 24 Milliarden Dollar, knapp 20 Milliarden Euro. Durch den Gang an die Börse sollen dem Startup etwa 4,4 Milliarden Dollar (ca. 3,6 Mrd. Euro) an Barmitteln zufließen.
Der Börsengang werde das Wachstum von Lucid Motors beschleunigen, erklärte Firmenchef Peter Rawlinson. Als Erstes ist für dieses Jahr die Einführung des Air geplant, 2023 soll das SUV Gravity folgen. Produziert werden beide Fahrzeuge in einer neuen Fabrik im US-Bundesstaat Arizona, die mit der erwarteten Finanzspritze weiter ausgebaut werden soll. Später könnten an dem Standort 365.000 Elektroautos pro Jahr hergestellt werden.
Der Air sollte eigentlich schon ab Frühjahr in den USA an Kunden übergeben werden, wird nun aber erst Ende 2021 eingeführt. Der Start in Europa dürfte sich demnach auf nächstes Jahr verschieben. Warum sich der Air verspätet, hat der Hersteller nicht spezifiziert. Es ist anzunehmen, dass der Börsengang zum Einsammeln neuer Mittel zuletzt Priorität hatte.
Lucid-Motors-Chef Peter Rawlinson war zuvor bei Tesla für die Entwicklung der Batterie-Limousine Model S verantwortlich, sieht sich mit seiner neuen Firma aber vor allem als Wettbewerber für Premium-Hersteller wie Mercedes-Benz, Audi oder BMW. Der Neueinsteiger positioniert sich als Technologieführer bei hochwertigen, modernen Elektroautos. Der Air ist laut Rawlinson das effizienteste, leistungsstärkste und am schnellsten ladende Modell auf dem Markt.
Der Air wird in mehreren Ausführungen mit unterschiedlicher Ausstattung, Reichweite und Leistung verkauft. Zuerst werden hochpreisige Fahrzeuge für deutlich über 100.000 Dollar vor Steuern angeboten, darunter das reichweitenstärkste Modell für gemäß US-Norm EPA über 830 Kilometer mit einer Ladung. Der potenteste Air mit 794 kW (1080 PS) soll in 2,5 Sekunden von 0 bis 60 mph (0-97 km/h) und weiter bis 270 km/h beschleunigen. Das Basismodell mit 353 kW (480 PS) Leistung und 654 Kilometer Reichweite soll 2022 kommen. Anschließend steht das SUV Gravity auf dem Programm, Rawlinson will später zudem ein Premium-Elektroauto für unter 30.000 Dollar (24.700 Euro) bauen.
In der Mitteilung zu der Fusion mit CCIV erklärte Lucid Motors, mithilfe des frischen Kapitals seine Technologien auch anderen Autoherstellern anbieten zu wollen. Darüber hinaus sollen Energiespeicherlösungen für private und gewerbliche Kunden vertrieben werden.
Nikolai meint
Gefällt mir optisch und vom Konzept in jedem Fall erstmal sehrsehr gut soweit, der Air! Die Optik mit den kurzen Hauben fand ich anfangs erstmal gewöhnungsbedürftig, aber nun finde ich das super-ruhige Design sehr wohltuend im Kontext der aggressiven Schiessbuden-Las-Vegas-Designs der Konkurrenz. Und: Klingt zumindest auch erstmal sehr interessant von den Specs. Am Ende erstmal einen Björn Nyland-Test abwarten, was er dann wirklich kann verbrauchsmässig. – Der Marktstart in den USA findet ja wie geplant statt offenbar. Dass es in Europa nun etwas länger dauert, nunja. Es ist nachvollziehbar, dass man zunächst ordentlich Geld braucht um hier einigermaßen eine Werkstatt- und Händlerinfrastruktur aufzubauen, gerade in Corona-Zeiten. Von daher ist das Geldeinsammeln am Kapitalmarkt doch nachvollziehbar.
Thomas meint
„In der Mitteilung zu der Fusion mit CCIV erklärte Lucid Motors, mithilfe des frischen Kapitals seine Technologien auch anderen Autoherstellern anbieten zu wollen. Darüber hinaus sollen Energiespeicherlösungen für private und gewerbliche Kunden vertrieben werden.“
Noch kein Produkt am Markt, Marktstart des ersten Produktes verschoben, aber schonmal neue Geschäftsfelder ankündigen. Eieiei – sowas kennt man doch aus der Vergangenheit. Mein Tipp: In zwei Jahren ist der Laden Geschichte. Schade eigentlich.
MacGyver meint
Klingt ähnlich wie bei Sono Motors. Auch so eine Totgeburt die die es nicht schaffen ein Auto auf die Straße zu bringen. Aber andere Geschäftsfelder sind natürlich bereits in Planung…
nilsbär meint
Und 20 Milliarden € Börsenwert ohne ein Produkt am Markt. Ca. die Hälfte von BMW oder Daimler oder Ferrari. Money for nothing and chicks for free.
Priusfahrer meint
Ob ein Unternehmen das weder ein vorzeigbares Produkt verkauft oder zumindest
präsentieren konnte, ausreichend Bonitäts-Vorschuß von den Bänkern und
Börsen-Brokern beim Börsengang bekommmt, bleibt abzuwarten. Als Tesla an die
Börse ging war schon der Roadster und das Model S auf der Straße.
Entweder explodiert der Kurs, wegen temporärer Überbewertung und/oder
Überverkäufen, oder der Aktienkurs ↓
WELT meint
Ich kann Sie beruhigen. In der heutigen Zeit wird denen das Geld, aufgrund Geldschwemme usw., hinterhergeworfen.
ExExperte meint
Warum dann an die Börse wenn das Geld quasi auf der Straße liegt? Müssten sich doch alle Venture Capital Geber drum reißen bei Lucid einzusteigen. Die schauen aber genau hin..
Vllt ist das Unternehmen doch nicht so gut wie vom Inhaber ständig behauptet aber noch nie bewiesen wurde. Mein Verdacht: Schnell noch an der Börse Geld einsammeln bevor der Laden dicht macht.
Franz Mueller meint
Mit den ganze SPAC Börsengänge geht es gar nicht um langfristigen Erfolg eines Unternehmens. Das ist nur der Versuch, ein Schneeballsystem als Erster zu starten und vor dem Zusammenbruch noch einen Cash-Out zu machen.
Sollte alles verboten werden.
Für die ganzen Start-Ups ist ja überhaupt kein Markt dar. Die Kunden großer OEMs kaufen ja jetzt nicht plötzlich unbekannten NoNames, die werden einfach in Zukunft die BEVs statt die Verbrenner ihrer Lieblingsmarke kaufen.
Andreas_Nün meint
Produktion erst Ende 2021 ist etwas schade. Hätte das Auto gerne so früh wie möglich auf der Straße gesehen. Enthusiasten gibts genug, die sich sowas zulegen. Zugegebenermaßen überschreitet es mein Budget ein bisschen;-)
Gunnar meint
„Der Air ist laut Rawlinson das effizienteste, leistungsstärkste und am schnellsten ladende Modell auf dem Markt.“
Irgendwie widersprüchlich. Das Auto ist doch noch gar nicht auf dem Markt, die Produktion soll doch erst Ende 2021 starten.
Thomas Claus meint
Dachte ich mir auch. Recht widersprüchlich der Artikel bzw. die Pressemitteilung.
OnlyAFoolUsesGoogleAndroid meint
„Hierzulande sollte die Limousine Ende 2021 starten, die Einführung dürfte sich jedoch etwas verschieben. Der Grund dafür ist der kürzlich verkündete Gang an die Börse des Unternehmens.“
Kann mir jemand verraten was der Börsengang eines Unternehmens mit der Verschiebung der Markteinführung zu tun hat? Hat das bilanztechnische Vorteile? Sind die Bandarbeiter in der Montage auch in die Organisation des Börsenganges eingebunden und haben keine Zeit für ihre eigentliche Arbeit? Braucht man erst mal frisches Geld, um die Produktion aufbauen zu können? Bei letzterem wäre aber der Börsengang eine Voraussetzung für die Lieferung und kein Grund diese zu verschieben.
Gunnar meint
Es ist wohl nur der offiziell genannte Grund. Irgendwas wohlwollendes wird halt vorgeschoben. Letztendlich wird Lucid wie viele andere Hersteller auch mit den üblichen Problemen kurz vor der Serienreife zu kämpfen haben. Beweise habe ich nicht, ist nur eine starke Vermutung. Aber ich habe schon bei diversen OEMs Serienentwicklungen und Serienanläufe mitgemacht, um das einigermaßen einschätzen zu können.
Andreas_Nün meint
„“ Letztendlich wird Lucid wie viele andere Hersteller auch mit den üblichen Problemen kurz vor der Serienreife zu kämpfen haben. „“
Das wird wahrscheinlich so sein, ist ja nicht nur ein paar Legos zusammenstecken.
ecomento.de meint
Dass der Air wegen des Börsengangs später kommt, ist unsere Vermutung. Wir haben den Text entsprechend aktualisiert.
VG | ecomento.de