Die deutsche Automobilindustrie und die Energie- und Wohnungswirtschaft weisen in einem gemeinsamen Brief an Verkehrsminister Andreas Scheuer, Wirtschaftsminister Peter Altmaier und Finanzminister Olaf Scholz auf den notwendigen Ausbau der Elektroauto-Ladeinfrastruktur in und an Mehrfamilienhäusern mit vermieteten Wohnungen hin.
„Wir wollen, dass auch diese Gebäude für die Anforderungen von morgen fit gemacht werden, um die Potenziale für die Elektromobilität zu heben“, heißt es in dem Schreiben. Angesichts der „enormen Investitionen“ sprechen sich die Branchenverbände für ein eigenständiges Förderprogramm für leistungsfähige Elektro-Infrastrukturen im Mehrfamilienhausbereich aus. Eine weitere Option sei die Einbindung in ein Förderprogramm für gewerbliches Laden.
Hildegard Müller, Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Kerstin Andreae, Vorsitzende der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und Axel Gedaschko, Präsident des Bundesverbandes deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) betonen in dem Schreiben, dass die Verbände die Ziele der Bundesregierung hinsichtlich der elektromobilen Zukunft des Verkehrssektors unterstützen. Allerdings gebe es – neben rechtlichen und steuerlichen Hemmnissen beim Betrieb von Ladeinfrastrukturen und -einrichtungen durch Wohnungsunternehmen – vor allem auch technische Herausforderungen, die bisher in der Öffentlichkeit kaum diskutiert worden seien. VDA, BDEW und GdW nennen drei Problemfelder für die Wohnungswirtschaft.
Erstens würden Bestandsgebäude eine elektrische Infrastruktur aufweisen, die zwar sicher und normgerecht instandgehalten werde, die meisten Anlagen seien allerdings für Anforderungen gebaut worden, die denen der 1980er-Jahren entsprachen. Bei zukünftigen Anforderungen im Zusammenhang mit dem Laden von Elektro-Pkw, dem Betrieb von Photovoltaik-Anlagen sowie der künftigen Wärmeversorgung mit Wärmepumpen werden laut VDA, BDEW und GdW die Anlagen regelmäßig an ihre Grenzen kommen.
Zweitens weisen die Verbände darauf hin, dass – anders als im Ein- und Zweifamilienhaus-Bereich – in einem Mehrfamilienhaus eine gleichzeitige Versorgung von verschiedenen Haushalten stattfinde. Bisher würden die Hausanschlüsse effizient genutzt, es gebe aber wenig Reserven, wenn sehr viel Strom gleichzeitig benötigt wird. Wenn immer mehr Pkw-Stellflächen mit einer Ladeinfrastruktur ausgestattet werden, könne dies schnell zu einem hohen Strombedarf führen.
Drittens seien erhebliche Investitionen in die elektrische Gebäudeinfrastruktur notwendig, um die Energiewende insgesamt umzusetzen und die Ladeinfrastruktur in Mehrfamilienhäusern zu schaffen. Hinzu kämen hohe Investitionen in die Effizienzsteigerung der Gebäude, in die „Wärmewende“, den altersgerechten Umbau und in die Digitalisierung. Diese Investitionen könnten weder von den Immobilieneigentümern noch von den Mietern vollständig geleistet werden.
Die Verbände schlagen vor, diese Zukunftsmaßnahmen, von denen allein in Deutschland Millionen von Immobilien betroffen seien, durch ein spezielles Förderprogramm für Ladeinfrastrukturen zu flankieren. Diese Förderung müsse deutlich über die Anschaffung einer Ladeinrichtung hinausgehen. VDA, BDEW und GdW haben einen konzeptionellen Vorschlag für ein eigenständiges Förderprogramm erarbeitet und den Bundesministern vorgelegt. Die Politik solle diesen Vorschlag unterstützen, „damit die Verkehrswende auch im breiten Maße in den vermieteten Mehrfamilienhäusern stattfinden kann“. Auf dieser Grundlage wolle man rasch Gespräche führen.
Daniel S meint
Ich erwarte nun von den Ministern Schulze und Scheuer eine Bestellung!
Bernhard meint
Was soll blos diese dauernde Forderung von Steuergelder. Es geht doch so einfach. Zumindest im Neubau. 150 m von meinem Haus weg wurde ein Mehrfamilienhaus mit TG gebaut. An jedem Stellplatz hängt eine einfache 220 V-Steckdose. Die sind sicher mit dem Stromzähler für die dazugehörige Wohnung verbunden. Das reicht doch völlig. Wer ein BEV hat kann seinen Ladeziegel dranhängen, und wer noch einen Verbrenner hat kann immerhin seinen Staubsauger anschliessen, um das Auto zu reinigen.
Daniel meint
Sorry, aber das ist Unfug. Bei 10 Parteien, und das ist eine kleine Anlage wären das 10 Steckdosen. Bei Ampere, die da jeder zieht, wären das 100 Ampere, wenn dann noch ein paar Leute kochen oder fernsehen, schmeißt das die Sicherung. Ohne Lastmanagement und damit auch Wallboxen, die das können, geht da gar nichts.
Das Problem ist nicht der einzelne Zähler und dessen Absicherung, sondern die Absicherung des gesamten Hauses, die in der Regel darauf ausgelegt ist, dass da ein paar Leute kochen, ein paar waschen und ein paar fernsehen. Wenn dann noch ein paar Autos dazukommen, auch nur mit Schuko, ist da schnell Ende Gelände.
Daniel S meint
Es geht um einen Neubau. Da kann man den Hausanschlus entsprechend dimensionieren.
Peter meint
Erweiterung der HausAnschlussLeistung sind ExtraKosten, die der gewinnorientierte Bauträger nicht tragen will. Und wenn er die auf die Käufer umlegen will, steht er im Markt schlechter da, weil der Preis steigt und manche potentielle Kunden Angst vor brennenden Batterien in Tiefgaragen haben.
Stefan meint
Im Artikel geht es hauptsächlich um die Bestandsgebäude. Viele davon sollten umgebaut werden, hauptsächlich mit Lastmanagement. Nachts ist der Stromverbrauch sehr niedrig, tagsüber schwankend.
Die Hausbesitzer müssen nicht auf Förderung warten, sollten dann aber offensiv E-Autofahrern als Mieter werben, um die Zusatzkosten wieder reinzubekommen.
Und bitte nicht auf Auslegung mit Nachtspeicher verweisen. Ein Großteil der Bestandsgebäude ist auf Heizung mit Kohle, Gas oder Heizöl ausgelegt.
badsoden meint
Ein mehrfamilienhaus lässt sich kaum sinnvoll met Solarpanele beglücken. Mann kann nämlich nicht den Eigenverbauch feststellen. Wann man ein gemeinsamer Anschluss und Zähler nimmt wird man zum Stromlieferant benannt und das ist nicht erlaubt. Deswegen findet man auch mehrfamilienhäuser fast niet Solarpanele auf dem sonnst häufig ideal geeignete Flachdach. Dass könnte die Politik regeln aber tut Sie nicht weil die Stromkonzerne daran kein Interesse haben.
Was Ladesäule angeht, ist die Technik noch nicht wirklich ausgereift. Bis zu 3 bis 5 KW würde bestens geeignet sein für nachliches laden aber die Abrechnung ist halt etwas komplizierter und noch nicht in den Hausverwaltung integriert. Würde man das als Kommerzielle Partei anbieten, dann hat man wieder mit Eichanforderungen zu tun und wird es alles schon schnell wieder relativ teuer.
Ludwig Kastor meint
Die ewigen Subventionen sind verrückt.
Ich habe ohne Gelder zu erhalten 8 Stellplätze mit Zuleitungen versorgt.
Auf 10 Jahre umgelegt zahlt nun jeder Mieter statt 62€, 85€ + Stromgebühren.
Ganz ohne Staat…
Artur meint
Ist die Frage, ob die Mieter dazu bereit sind. Wer ein E-Auto hat, der wird es machen, aber die anderen sind doch nicht dafür bereit mehr zu zahlen, nur weil da ein paar Lademöglichkeiten gebaut werden.
Sebastian meint
e-bike aufladen
Staubsauger betreiben
kurzzeitig einen Kompressor zu benützen
es gibt viele Anwendungen, was man mit Strom in der Garage anstellen könnte…
eine Grundversorgung von 3,7kW würde allen helfen.. ohne dieses Geschwätz von Ladesäule, das sorgt bei den meisten direkt für Pickel im Gesicht.. weisst ja, E-Autos ziehen im Block den ganzen Strom weg…
badsoden meint
Genau, kein 10 KW und mehr. 3,7 KW reicht in 95% der Fälle und ist für 30% der Kosten zu haben. Ein 50 Euro Zähler aus dem Internet und fertig.
Daniel S meint
Eine Steckdose mit 3.7kW, mit Verbindung zum Wohnungszähler reicht fast immer. Das kann doch nicht so schwer sein!
Aber man schreit immer erst nach Fördergeldern…
Sebastian meint
Das liegt daran, weil in Deutschland betreutes denken Überhand genommen hat…
Alupo meint
@MS85
Bei dieser Aussage muss ich Dir (ausnahmsweise) mal recht geben.
Peter meint
Gleichzeitig kann es bei kleineren WEGs bestehend aus Privatleuten die Motivation zur Erweiterung der bestehenden Infrastruktur steigern.
Andreas meint
Der große Rundumschlag für „auch mal eine Milliarde haben wollen“. Es wird wohl akzeptiert, dass Immobilienbesitzer immer möglichst billig bauen und Mieter möglichst billig wohnen, sodass die Kosten für eine vernünftige Korrektur über Steuergelder bezahlt werden muss. Gekniffen bei dieser Logik sind diejenigen, die auch ohne steuerliche Förderung aus der Erkenntnis der Notwendigkeit heraus selbst in die Tasche greifen.
So wird Eigeninitiative behindert und alles dauert länger.