Der weltgrößte Autohersteller Toyota gehört bei Elektroautos zu den Nachzüglern. Die Japaner haben früh auf effiziente Hybridautos gesetzt und wollen die Teilzeit-Stromer vorerst weiter in den Mittelpunkt ihrer Strategie für klimafreundlichere Autos stellen. Einige Aktionäre des Konzerns halten dies für das falsche Vorgehen.
Toyota-Präsident Akio Toyoda hat kürzlich die Pläne Japans für ein Verbot von Verbrenner-Neuwagen im Jahr 2035 infrage gestellt. Das Heimatland des Autounternehmens müsse mehr Optionen im Bereich der Antriebe verfolgen, forderte er. Toyoda setzt sich also wie auch einige Branchenvertreter hierzulande weiter für Technologieoffenheit ein. Der Toyota-Chef glaubt, dass ein Verbot von Pkw mit Verbrennungsmotoren Japan schwächen würde.
Immer mehr Länder haben vor, Benziner und Diesel auslaufen zu lassen. Das hat bereits einige Marken veranlasst, ein Enddatum für Verbrennungsmotoren festzulegen – zuletzt kündigten dies Volvo und MINI für 2030 an. Da sich mittlerweile immer mehr Autofahrer für elektrische Modelle entscheiden, haben zudem viele Autohersteller ihre Elektroauto-Pläne beschleunigt. Auch Toyota treibt rein batteriebetriebene Fahrzeuge voran, betont aber den anhaltenden Fokus auf die Expansion mit Hybriden sowie wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Stromern.
Gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters kritisierten gewichtige Investoren, dass Toyota ihrer Meinung nach Gefahr laufe, hinter Wettbewerbern mit umfangreicherem Elektroauto-Engagement zurückzufallen. Sie wiesen auch darauf hin, dass Toyotas Zurückhaltung anderen Unternehmen als Argument diene, nicht mehr für das Erreichen von Klimazielen zu tun.
„Wir sind sehr besorgt, dass Herr Toyoda scheinbar nicht realisiert, was auf dem Spiel steht“, sagte der Chef des dänischen Fonds AkademikerPension Jens Munch Holst. Er denke darüber nach, eine Aktionärsabstimmung zu organisieren oder seine Anteile an Toyota abzustoßen, wenn Toyoda seinen Kurs nicht ändert. Reuters nennt weitere Investoren, die mit der aktuellen Strategie von Toyota nicht zufrieden sind, drei davon sind wie AkademikerPension in Skandinavien angesiedelt, einer in England.
Noch scheint Toyota nicht vor einem Großaufstand seiner Aktionäre zu stehen, die E-Mobilitäts-Strategie des Konzerns sorgt aber offensichtlich zunehmend für Unruhe am Kapitalmarkt. Ein Toyota-Sprecher erklärte auf Anfrage von Reuters, dass sich das Unternehmen zunächst nicht zu der Kritik der Investoren äußern könne. Man werde jedoch später diese Woche im Rahmen der Vorstellung aktueller Geschäftszahlen auch Klimathemen adressieren.
Was von Toyota in Sachen reiner Elektromobilität nach aktuellem Stand zu erwarten ist, wurde kürzlich mit dem ersten Elektroauto der Kernmarke – dem bZ4X Concept (Titelbild) – gezeigt. Bei dem SUV handelt es sich um das erste von mehreren geplanten Elektroautos. Der Zeitplan für die Markteinführung der weiteren Baureihen ist allerdings noch offen, zudem steht zu Beginn Asien im Fokus – Europa soll vorerst vor allem weiter mit Hybriden bedient werden.
Bernd meint
Ich sehe Toyota ganz weit vorne. Volkswagen hat man früher immer belächelt wenn sie verspätet auf den Markt reagiert haben. Dann aber kamen sie mit voller Wucht und haben in Europa immer vorne gelegen. Das gleiche traue ich Toyota zu. Die Japaner allgemein halten nicht viel von Europa. Verständlich. Ich persönlich sehe die E-Mobilität als falschen Weg für die Umwelt an. Schauen wir wie es wirklich in 10-15 Jahren in der Welt aussieht.
Albert Deutschmann meint
Toyota hat seine BEVs schon lange geplant. Nur weil jetzt einige Hersteller wie Weltmeister BEVs ankündigen und letztendlich nur soviel produzieren damit der EU CO2 Flottenziel erreicht werden kann, soll Toyota seine long term Strategien kpl. von Bord werfen? Investoren jammern immer wenn sie keine hohen Renditen erhalten. Dann sollen doch diese „schwergewichtigen“ Investoren Ihr Geld in risikoreichere Unternehmen investieren. Hier geht es nur um Kohle und nicht um Umweltgedanke. Toyota schafft z.B. seine EU Flottenziele auch ohne zero Emission Fahrzeuge. Die ein paar FCEV fallen noch nicht mal ins Gewicht bei 1 Million Fahrzeug im Jahr in der EU. Die BEVs von denen kommen. Der BZ4X ist doch schon ein Anfang. FCEV ist ein weiterer Pfad zu Zero Emission.
Thomas meint
Flottenziele sind doch Schnee von gestern. VW z.B. hat Investitionen in Verbrenner schon seit einiger Zeit minimiert, ab diesem Jahr werden die verkaufen was geht. Flottenziele spielen nun keine Rolle mehr, sondern nur noch beschränkte Produktionskapazitäten.
Wer probiert nur noch anhand irgendwelcher Flottenziele ein wenig mit Hybriden rumzuschrauben, wird gnadenlos auf die Nase fallen. Und Toyota läuft hier tatsächlich Gefahr dies zu tun. Hybride ohne Stecker haben null Zukunft, da 100% fossil betrieben. Und FCEVs sind auch absehbare Rohrkrepierer.
randomhuman meint
Ich glaube kaum dass der Herr von „AkademikerPension“ auf schnelles Geld aus ist. Der verwaltet vermutlich eher die Altersvorsorge seiner Kund:innen. Da ist eher sicheres und beständigeres Wachstum angesagt. Von daher ist die Kritik an Toyota durchaus berechtigt. Sie laufen Gefahr hinten runter zu fallen.
Albert Deutschmann meint
@randomhuman: Das Toyota hinten runterfällt glaube ich nicht. Dafür haben Sie eine zu hohe Expertise mit Elektromotoren, Batterien und Leistungselektronik seit 1997. Das ist eher die Wahrnehmung in einigen EU Ländern die einen bestimmten BEV-Anteil haben. Toyota verkauft ca. 10% von seinem jährlichen Produktionsvolumen in der EU. Wenn dann keine (oder so gut wie) BEVs dabei ist, dann könnten man sich zu solch einer Annahme verleiten lassen. Toyota hielt sich schon immer zurück mit Ankündigungen von neuen Modellen. Die Ankündigung kommen immer relativ kurz vor den Einführungen. Der BZ4X steht doch in den Startlöchern. Auch wenn es als Konzept tituliert wird. Die BEV Reihe wird weiter ausgebaut werden. Das lässt auch der Schutz von verschiedenen Namen mit BZ vermuten. Ich bin mir sicher in 2022 gibt es einen Toyota BZ (BEV) auf EU Straßen.
simon meint
Gut so, ich würde meinen Toyota Anteil auch sofort verkaufen. Wer noch nicht mal die Vorteile des BEVs gegenüber dem Wasserstoffauto erkennt, der kann auch keine guten BEVs bauen, siehe Lexus. Lieber in VW, Tesla, Nio, BYD, Geely und vielleicht GM investieren.
Jakob Sperling meint
In Japan kann man leicht ausrechnen, dass man netto (über alles gesehen) Energie einführen muss. Insbesondere dann, wenn man auch noch die Kernenergie abschalten will. Darum plant Toyota mittelfristig den Umstieg von importierten fossilen Brennstoffen auf importierten Wasserstoff (z.B. aus Chile und Australien). Viele andere Lösungen für ihr Energie-Manko gibt es nicht. Bis vor Kurzem haben sie gehofft, dass sie direkt vom einen auf das andere umsteigen können. Nachdem die BEV nun schneller kommen als sie dachten, sind sie in der Zwickmühle.
hu.ms meint
In japan scheint auch die sonne und der wind weht…
Sebastian meint
Versuch mal in Tokio Solar oder Wind zu machen.. für 10 Mio. Einwohner. Melde Dich wenn Dein Konzept steht.
Thomas meint
@Sebastian: selbstverständlich lässt sich auch Japan 100% regenerativ ohne Importe versorgen. Siehe auch energyrichjapan.
Das wird natürlich sehr schwierig wenn man auf viel Wasserstoff setzt, aber das wird ja vermutlich auch in Japan nicht kommen.
Jakob Sperling meint
Theoretisch könnte Japan autark werden. Praktisch dürfte das fast unmöglich sein.
Was ist falsch daran, wenn ein Teil der Windräder und PV in Westaustralien aufgestellt werden, wo sie mit dem gleichen CO2-Fussabdruck etwa 2.5 mal mehr Energie erzeugen als in Japan? Daraus wird Wasserstoff zum Preis von ca. 1.5 US$ pro kg produziert. Dieser Wasserstoff wird mit Wasserstoff-betriebenen Schiffen nach Japan transportiert, was ihn so etwa 0.3 $ pro kg verteuert.
Die Australier müssen ja das Geld auch irgendwie verdienen, mit dem sie dann Japan die Maschinen und Autos abkaufen. Dito für Chile, etc.
So oder so läuft das mit Hochtouren in diese Richtung, ob wir das begrüssen oder nicht. Ich persönlich finde das vernünftig, denn es ist fast vollständig CO2-frei und in wenigen Jahren machbar.
Sebastian meint
Hier:
https://www.electricitymap.org/zone/DE?solar=false&remote=true&wind=false
kann man gut sehen…. wie „sauber“ Australien ist… dort wo an 365 Tagen im Jahr die Sonne senkrecht steht…
randomhuman meint
Die werden Atomkraft sicher nicht abschaffen in Japan. Dafür ist diese Form der Energieversorgung viel zu wichtig für die Erreichung der Klimaziele. Atomkraftaus ist eher ein deutsches Phänomen. In vielen anderen Ländern werden auch neue Meiler gebaut. Und ich bin ehrlich, die sind mir tausendmal lieber als Kohlekraftwerke.
Peter W meint
In Europa wird jetzt schon Toyota nach und nach von Hyundai und Kia ersetzt. Die nächsten Kandidaten, die den Japanern den Europäischen Markt streitig machen werden, sind die Cinesen.
Uns kanns doch egal sein!
Bertram Friedrichsdorfer meint
Cineasten?
Christian Klan meint
Wobei auch Hyundai und Kia weltweit keinen schnellen Umstieg „rein“ auf BEV machen. Die schauen ebenfalls auf ihre Märkte weltweit und bieten mehrgleisig an. Finde ich klasse, wenn man sich’s als Unternehmen so leisten kann bzw. eigentlich muss und sollte man es sich eben leisten.
Eugen P. meint
Toyota will den Feststoff Akku bald serienreif haben, wenn nicht ließe sich der Stand der Technik auch so adaptieren wenn es nötig wird, auch Honda und die übrigen Japaner agieren beim E-Auto sehr verhalten. Ein Verbrennerverbot in den USA kann ich mir schwer vorstellen und auch ein Biden ist nicht ewig Präsident, vermutlich werden sich Demokraten und Republikaner im Amt abwechseln. Was die Japaner angeht, den eigenen Heimatmarkt wird man nicht ruinieren, da werden Politik und Industrie einen gemeinsamen Weg finden, Japan ist nicht die BRD.
Steffen Wiefels meint
Japanische Autokäufer bevorzugen ganz stark die heimischen Produkte, das ist deutlicher als sonst wo auf der Welt. Also da muss man sich insofern keine Sorgen machen ;)
Und bei den Ländern, die Ausstieg aus ICE angekündigt haben, ist ebenfalls immer zu bedenken, dass Regierungen kommen und gehen. Das ist nicht nur in Italien bspw. der Fall ;) Ich weiß auch nicht, wie ein eventuell mehr von rechts regiertes Frankreich ab 2022 mit dem Thema und mit EU-Wünschen umgehen könnte?
Jürgen W. meint
Das Verbrennerverbot in Kalifornien soll 2035 kommen. Da Kalifornien eine der stärksten Wirtschaftsregionen der ganzen Welt ist, wird das definitiv nicht nur für die USA richtungsweisend sein. Ein paar Texaner werden das auch nicht verhindern können.
Eugen P. meint
Das entscheidet dann der regierende Gouverneur im Jahre 2035 nehme ich an?
NiLa meint
Und eben dieses kalifornische Verbrennerverbot wurde jüngst konkretisiert, äh aufgeweicht (PHEV) nach 2035.
Ok, die müssen 50 Meilen rein elektrisch fahren können, aber das sollte bis 2035 wohl problemlos möglich sein.
Alupo meint
Ein Zellchemikalienforscher eines großen deutschen Unternehmens hat erst dieses Jahr auf die Frage nach der Markteinführung der Feststoffzelle durch Toyota nur gelächelt und nach kurzer Pause Toyota als in der Branche bekannten Ankündigungsweltmeister betitelt.
Ich glaube ihm, ach dass er die Festkörperzelle erst nach 2030 sieht, und auch dann nur in der Luxusklasse mit Preisen von jenseits der 100.000 € pro Auto.
Mich erinnert auch diese, durchaus wünschenswerte Zelle an einen von einem Esel gezogenen Wagen, dem man mit einer Angel eine Karotte vor sein Maul hält um ihn zum ziehen des Wagens zu motivieren. Das ist wie die energieverschleudernde und knappes platinverbrauchende Brennstoffzelle nur eine Hinhaltetechnik um noch möglichst lange Auspuffautos verkaufen zu dürfen.
Schade für das Klima und die Luft auf der Welt und letztendlich mMn sehr dumm für Toyota, aber alle anderen BEV orientierten Unternehmen bekommen mehr Zeit, den strukturellen Wandel zu stemmen und ihre Kapazitäten umzubauen. Oder gänzlich neu aufzubauen wie Tesla, Lucid, Nio und viele weitere.
Anti-Brumm meint
Toyota hat eben noch keine schallende Ohrfeige bekommen, wie einst VW vor einigen Jahren. Da sitzt man noch auf einem hohen Ross.
Der Hauptmarkt für Toyota sind die USA. Wie sieht es dort mit Verbrennerverboten aus? Bis jetzt hört man ja nur von Kalifornien etwas in diese Richtung.
Der zweitgrößte Markt ist Japan, und dort wird sehr wohl über ein Verbrennerverbot diskutiert. Also entweder müssen sie ordentliche Lobbyarbeit in der Regierung leisten, oder sie verlieren ihren Heimatmarkt.
Harald Vassers meint
Ich halte nie viel von Verboten.
Aber ein mehrgleisiges Vorgehen von Toyota sollte ja in Anbetracht der Größe und Finanzkraft schon machbar sein und es zeichnet sich ja in der Tat zumindest ab (also BEV hoffentlich mehr und mehr, FCEV, ICE). Ein allzu rasantes Herumreißen am Ruder diesbezüglich verbietet sich für Toyota aufgrund der Marktgegebenheiten im weltweiten Rahmen. Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Tim Leiser meint
Es wird keine Verbote brauchen. EAutos werden sich aus Kostengründen durchsetzen. Verbote dienen höchstens dazu, die Arbeitsplätze im Land zu halten.
Jürgen Muller meint
Ja, das ist natürlich für jede Regierung eine Gradwanderung, jedenfalls in jenen Ländern mit bedeutender lokaler Autoproduktion oder bedeutenden Zulieferern.
R. Kunze meint
Es wird immer nur über Regierungen geredet. Leute es geht um Toyota. Keiner von den sogenannten Ministern und Aktionäre fahren Beruflich ein Elektroauto. Was ist den wenn die Batterie nicht mehr Funktioniert, wo und wie wird sie entsorgt. Wisst ihr eigentlich wie kompliziert es ist ein Elektroauto zu verschrotten. Schaffen wir dann auch die Kühe ab weil sie zu viel Abgase produzieren. Habt ihr einmal einen 2 Tonnen Anhänger mit mit einen Elektroauto gezogen. Ein Krankenwagen mit E Antrieb?. Super. Dann warten wir mal ne Stunde an der Ladestation. Der Herzinfarkt und der Autounfall mit einen Elektroauto kann warten. Toyota baut seit Jahren schon sogenannte Hybriden. Das sollte Weiter entwickelt werden und nicht irgendwelches Laden an der Steckdose. Das ganze Blech am Fahrzeug könnte mit Solarzellen überzogen sein. Nebelscheinwerfer braucht kein Mensch mehr. Dort könnten kleine Rotoren Strom erzeugen u.s.w.
MichaelEV meint
„Ein Krankenwagen mit E Antrieb?. Super. Dann warten wir mal ne Stunde an der Ladestation. Der Herzinfarkt und der Autounfall mit einen Elektroauto kann warten.“
Soll dieser Kommentar ein Witz sein? Oder wollen sie wirklich im Notfall Herzinfarkt ein Szenario konstruieren, wo die Fahrtstrecke die Reichweite heutiger Elektrofahrzeuge übersteigt?