Der Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) hat in der Studie „Antriebsportfolio der Zukunft“ untersucht, welche Erwartungen Meinungsführende aus Politik und Wirtschaft an die zukünftigen Antriebstechnologien stellen und wie Deutschland hier seinen Spitzenruf als Wirtschafts- und Technologienation halten kann. Die Hauptbotschaft: Nur mit einem intelligenten, technologieoffenen Mix aus allen verfügbaren klimaneutralen Antriebstechnologien können die ambitionierten Klimaziele der EU erfüllt werden.
Das Antriebsportfolio 2030+ für den Straßenverkehr setzt sich laut den vom VDE Befragten wie folgt zusammen: batterieelektrischer Antrieb im Pkw-Sektor, je nach Anwendungsfall Batterie- und Brennstoffzellen-Antrieb im gewerblichen Güter- und Schwerlastverkehr sowie synthetische Kraftstoffe, sogenannte E-Fuels, für Bestandsfahrzeuge und als Nischen-Technologie für Oldtimer und den Motorsport.
„Dieser Technologiemix unterstreicht die spezifischen Stärken der Antriebskonzepte für den jeweiligen Anwendungsfall und hebt die breite Aufstellung der deutschen Automobilindustrie hervor. Nur wenn es gelingt, die Transformation der Mobilität gemeinsam und entschlossen umzusetzen, kann das ‚Made in Germany‘ auch künftig behauptet und Arbeitsplätze in Deutschland gesichert werden“, sagt Ralf Petri, Leiter des Geschäftsbereichs Mobility im VDE. Den Befragten aus Politik und Wirtschaft sei klar: Um die Klimaziele zu erreichen, muss Mobilität 2030+ sich vor allem an den Bedürfnissen der Bevölkerung ausrichten. „Der Individual- und Personennahverkehr muss komfortabel und bezahlbar sein und bleiben“, so Petri. Wichtig sei es, die Bevölkerung abzuholen und für Bestandsfahrzeuge auch die Entwicklung von E-Fuels als klimaneutralen Kraftstoff voranzutreiben.
Konsens herrscht bei den Meinungsführenden aus Politik und Wirtschaft darüber, dass für Pkw der Batterie-Antrieb die künftige Alternative zum Fahrzeug mit Verbrennungsmotor ist. Als Gründe nennen sie eine weite Verbreitung der Fahrzeuge, den guten energetischen Wirkungsgrad sowie die vorhandene flächendeckende Stromnetz-Infrastruktur. Allerdings liege die größte Herausforderung im Auf- und Ausbau einer bedarfsgerechten Ladeinfrastruktur. Die Befragten erwarten bei steigender Anzahl von E-Autos Kapazitätsengpässe. Hierfür müsse es Lösungen wie den Netzausbau und intelligentes Lastmanagement geben. „Vor allem die Anzahl und Verteilung der Ladepunkte im öffentlichen und privaten Raum muss zügig nutzerorientiert ausgebaut werden. Nur mit einer optimalen Ladeinfrastrukturdichte schafft man eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung“, sagt Petri.
Brennstoffzelle für den Güterverkehr, E-Fuels für Nischen
Die Brennstoffzelle spielt nach Meinung der Befragten ihre Stärken besonders im Schwerlast- und Langstreckengüterverkehr sowie in den Bereichen Schienenverkehr, Schiff- und Luftfahrt aus, wo maßgeblich Gewicht sowie Reichweite eine Rolle spielen. Die Brennstoffzelle könne aber nur ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu lokaler CO2-neutraler Mobilität sein, wenn sie mit „grünem“ Wasserstoff aus erneuerbaren Energien arbeitet. Auch hier liegen die Herausforderungen im Infrastruktur-Ausbau.
Der Vorteil von E-Fuels besteht darin, dass sie in die bestehende Infrastruktur von Leitungen, Transportwagen, Tankstellen, Zapfsäulen und herkömmliche Verbrennungsmotoren eingespeist und genutzt werden können. Allerdings ist für die Erzeugung verglichen mit dem batterieelektrischen Antrieb viel mehr Primärenergie nötig. Entsprechend hoch sind auch die zu erwartenden Preise. „Es ist daher denkbar, dass E-Fuels später für einen Nischenmarkt von Bestandsfahrzeugen mit Verbrennungsmotor im Markt relevant bleiben – und zwar dort, wo auch eine hohe Zahlungsbereitschaft vorhanden ist, beispielsweise aus Liebhaberzwecken, um Oldtimer oder Motorsportwagen zu fahren“, so Petri.
Um die klimapolitischen Ziele durch die Transformation der Mobilität zu erreichen, muss laut dem VDE der Dialog zwischen Politik und Wirtschaft intensiviert und kontinuierlich fortgesetzt werden. Die Aufgabe der Politik sei dabei vor allem der Ausbau einer bedarfsgerechten Lade- und Verteilinfrastruktur, die Wirtschaft müsse das Angebot klimafreundlicher Fahrzeuge ausbauen. „Die einspurige Fokussierung auf eine innovative Antriebsart wäre genauso eine Sackgasse, wie ein separates Vorgehen einzelner Akteure oder das Ausblenden von Nutzeransichten und -verhalten“, erklärt der Technologie-Verband. Die angepeilte Reduktion des Energieverbrauchs um rund 40 Prozent im Verkehrssektor bis 2050 könne man nur auf den Weg bringen, „wenn alle Zahnräder reibungslos ineinandergreifen“.
Ernesto 2 meint
Typische Rückzugsgefechte verzweifelter Dinos die sehen daß es zu Ende geht. Wir werden mehr als Mühe haben um so einzusparen daß mit EE genug Strom fürs heizen und leben zur Verfügung steht, als daß dann noch Wasserstoff für LKW „übrig“ bleiben könnte. Da werden die BEV LKWs mit nur einem viertel an „Rohenergie-Bedarf“ schon längst alle diese Träumer verdrängt haben. Realitäts-sinn ist das nicht!
Raphael meint
Die Studie stammt vom VDE (Elektrotechnik, IT), nicht vom VDA (Automobile) oder VDMA (Maschinenbau, Apparate). Insofern sind sie nicht von der Erdöl/-gasindustrie oder Automobilindustrie abhängig, daher also auch kein Rückzugsgefecht. Da sie als Branche die grössten Profiteure einer Elektrifizierung sind, ist die Aussage doch recht beachtlich, dass sie e-Fuels für fördernswert halten.
Michael meint
Ihr gutgläubigen Deutschen…
Mit den ganzen Lobbyisten und Flüsterern schaffen wir es n den nächste 10 Jahren nie, eine ausreichend umfangreiche und für den Endverbraucher bezahlbare Ladeifrastruktur hinzukekommen.
Vergleicht das Mal mit dem verhunzten Schienennetz der Bahn und dem ach so schnellen Internet der Telekom am Land.
Grüße aus den Bergen
Markus Wolter meint
Bis nennenswerte Mengen von grünen (!) e-Fuels zur Verfügung stehen werden, dürfte der Grossteil der Bestandsfahrzeuge verschrottet oder exportiert sein. Daher erschließt sich mir das Konzept nicht. Zudem glaube ich nicht, dass es einen größeren Kundenkreis gibt, der für 5 EUR/Liter grüne e-Fuels kauft. Aber vielleicht planen die „Meinungsfuehrenden“ ja einen riesigen Fake wie bei den Hybriden?
eHannes meint
E-Fuels “ für Bestandsfahrzeuge und als Nischen-Technologie für Oldtimer und den Motorsport.“ Warum nicht? Das wäre doch eine Lösung, wenn diese Verbraucher bereit sind, für ihr Hobby die stark erhöhten Spritpreise zu berappen. Als Fahrer eines vernünftigen, effizienten Elektroautos finde ich, dass diese Verbrenner mit ihren E-Fuels wohl weniger CO2 beitragen werden, als viele übergewichtige und übermotorisierte BEV-SUVs und BEV-Renner das heute schon via Kohlestromanteil tun.
Christian Baumgarten meint
Es gibt doch genug Studien u.a. vom Fraunhofer die Ihrer Vermutung definitiv widersprechen. Selbst bei großen BEV-SUVs und mit Kohlestrom ist es immernoch besser nicht Verbrenner zu fahren alleine aufgrund des Energiebedarfs (und das wird durch SynFuels sogar noch schlimmer, auch wenn man EE-Strom verwendet). Außen vor ist da sogar noch der Ölwechsel, spezifische Reperaturzeile für den Verbrenner (Motorteile, Kupplung, Auspuff usw.). Somit weniger auf große BEV schimpfen sondern eher dafür sorgen, dass die Verbrenner verschwinden. Autos sind teils immernoch Statussymbole und somit wird es auch immer Prestigeautos geben. Besser es gibt sie ohne Auspuff als mit.
Kasch meint
Im kleinen Deutschland glaubt man immer noch, man könnte einen relevanten Anteil an weltweiter Fahrzeuproduktion halten. Künftige Antriebtechnologien werden in ganz Europa bis 2050 kaum noch produziert und damit auch nicht mehr von uns definiert. Da sich ohne energieintensiver Produktion bis dahin nur noch Wenige hierzulande ein chinesisches Fz und sonstige Luxusgüter leisten können, werden wir zwangsläufig umweltfreundlicher – passt schon langfristig.
Cristian meint
Erstmal muss überhaupt insgesamt Klimaneutralität erreicht werden, danach muss man sich auch Gedanken machen zu viel CO2 aus der Atmosphäre wieder zu entziehen.
Die Bedürfnisse der Bevölkerung oder richtig gesagt der CO2 abhängigen Wirtschaft zu befriedigen ist für die Politik leicht. Aber wenn die Politik aktiv steuern soll, damit kollektiv in der Gesellschaft ein Klimabewusstsein entsteht, versagt sie weil es unangenehm wird.
Sebastian meint
Komplett falsch! CO2 muss als erstes aus der Atmosphäre entzogen werden! Technisch, wie biologisch, sprich über Bäume… Wenn wir über Reduktion das Thema CO2 in den Griff bekommen wollen, sind wir eh am Ende. Wobei…. CO2 eh nicht das Thema ist…
Flächenverbrauch, Methan, Anzahl Menschen, Konsumverhalten… sind viel wichtiger.
Klingt banal… aber wir brauchen mehr natürlichen Schatten auf der Erde….
das lernt man in der Grundschule.
Cristian meint
Die logische Rheinfolge ist das natürlich falsch! Aber nach unserm aktuellen Wirtschaftssystem gibt es wohl kaum eine andere Möglichkeit. Die wahren Probleme werden damit nicht gelöst.
H meint
“ für Bestandsfahrzeuge und als Nischen-Technologie für Oldtimer und den Motorsport.“
Never, dafür gibts nicht genügend grüne Energie sprich Strom um den Benötigten Wasserstoff herzustellen, die umzubauende Industrie, Schifffahrt und der Flugverkehr haben zu viel Bedarf daran.
Die feuchten Träume der Verbrennerlobby mögen zwar davon hoffen.
Verbrennerverbot inkl. Hybride ab 2030 für Neufahrzeuge in Europa wären der bessere Weg!
NiLa meint
Ihnen ist schon bekannt, dass Porsche zusammen mit Siemens, Enel usw. E-fuels genau für diese Nischen auf den Markt bringt? Und damit sind sie bei weitem nicht die einzigen.
In einer freien Gesellschaft darf eine Firma bzw. ein Firmenkonsortium wohl selbst entscheiden, wem sie ihre Produkte verkauft.
Flo meint
Genau, an Diejenigen“, die bis zur Marktreife schon verstorben sind.
Harro51 meint
Wenn die den E-Strom dafür bekommen warum nicht ;-)
Es sieht aber so aus, das noch nicht mal genug für den Wasserstoffbedarf der Industrie, Flug- und Schiffverkehr, auf absehbare Zeit, da sein wird, Ausserdem ist die Massenproduktion von E-Fuels immer noch nicht richtig fertig.
Die paar 100 Liter für Sportwagen dürften allerdings abfallen, aber niemals für Mill. von Verbrennern
Harro51 meint
Nachtrag, E-Fuel mag zwar „Klimaneutral“ sein es ist aber immer noch im Einsatz klimaschädlich.
derJim meint
+1 Genau!
Jeru meint
„Never, dafür gibts nicht genügend grüne Energie sprich Strom um den Benötigten Wasserstoff herzustellen, die umzubauende Industrie, Schifffahrt und der Flugverkehr haben zu viel Bedarf daran.“
Gut, dann schaffen wir es eben nicht im engen CO2-Budget der kommenden Jahre zu bleiben und können den Laden dicht machen. Über den Neuwagenverkauf mit BEV´s werden wir zu langsam sein, dass dauert 10+ Jahre.
Was schlagen Sie denn vor, um die CO2-Emissionen des Verkehrs jetzt (!) und kurzfristig zu senken?
MichaelEV meint
Wie wird denn mit H2 und eFuels jetzt! die CO2-Emission im Verkehr kurzfristig gesenkt?
Thrawn meint
Von mir aus können die gerne planen, Bestandsfahrzeuge gerne mit E-Fuels betrieben werden. Sofern dafür ein realistischer Preis verlangt wird, welcher halbwegs die Herstellungskosten widerspiegelt, hat sich das Thema in der Breite dann ganz schnell erledigt. Dann bleiben wirklich nur die Nischen übrig.