Der Volkswagen-Konzern will in Zukunft Elektroauto-Batteriezellen nicht mehr nur von Zulieferern beziehen, sondern auch selbst fertigen. Dazu werden derzeit zusammen mit dem Startup Northvolt Großfabriken für Lithium-Ionen-Akkus vorangetrieben, eine davon im niedersächsischen Salzgitter. Letzterer Standort könnte später auch die Produktion von Energiespeichern der nächsten Generation übernehmen.
Die heute eingesetzte Lithium-Ionen-Technik bietet noch Verbesserungspotenzial und dürfte noch viele Jahre den Elektroauto-Markt dominieren. Als nächster großer Technologiesprung gelten Batteriezellen mit festem statt dem aktuell üblichen flüssigen Elektrolyt, sogenannte Festkörperbatterien. Volkswagen setzt hier auf die Kompetenz des US-Spezialisten Quantumscape, an dem sich die Wolfsburger mit einer hohen Summe beteiligt haben. Volkswagen und Quantumscape erwägen den Bau einer weiteren Batteriefabrik in Salzgitter, berichtet nun die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Dabei soll es um die Herstellung von Batterien mit Festkörper-Technologie gehen.
Zunächst sehe das Vorhaben eine Pilotlinie zur Erprobung der Technologie mit einer jährlichen Produktionsleistung von einer Gigawattstunde (GWh) vor. Quantumscape und Volkswagen wollten danach die Kapazität um weitere 20 GWh am gleichen Standort ausbauen, heißt es laut der dpa in einer Mitteilung von Quantumscape zu einer am Freitag getroffenen Absichtserklärung mit der US-Tochter Volkswagen Group of America. Eine Entscheidung über den Standort solle bis Ende dieses Jahres fallen.
Ein Volkswagen-Sprecher sagte auf Anfrage der dpa, das es noch keinen finalen Beschluss zu einer Pilotanlage für Festkörperakkus in Salzgitter gebe. Dieser werde spätestens im vierten Quartal getroffen. Er schränkte jedoch ein, dass diese Zukunftstechnologie nur mit staatlicher Förderung in Deutschland aufgebaut werden könne. „Denn ohne eine solche Förderung hat Salzgitter im europäischen und internationalen Vergleich geringe Chancen“, sagte der Sprecher. Gegenwärtig gehe es auch nur um den ersten Schritt einer Pilotlinie.
Volkswagen forciert Akku-Fertigung
Volkswagen hat rund 300 Millionen Euro in Quantumscape investiert. Das Startup plant derzeit die Einrichtung einer Vor-Pilotlinie zur Früherprobung von Festkörper-Batteriezellen in San Jose in Testautos. Festkörperakkus sollen eine höhere Energiedichte erreichen und damit eine höhere Reichweite von Elektroautos möglich machen, zudem soll das Laden deutlich beschleunigt werden. Neben der Technologie ist die effiziente Produktion der neuen Akkus noch eine Herausforderung. Experten erwarten, dass mehrere Jahre bis zu einem großflächigen Serieneinsatz vergehen werden.
Volkswagen hat angekündigt, europaweit bis 2030 ein Netz von sechs Batteriezell-Fabriken hochzuziehen, vor allem um den steigenden Bedarf zwischen 2025 und 2030 zu decken. Davon stehen bislang zwei Standorte fest: In Skellefteå in Nordschweden entsteht mit Northvolt ein Werk für Hochleistungszellen. Ein Volkswagen-Batteriewerk in Salzgitter soll eine kostensparende Einheitszelle für die Massenmodelle des Konzerns fertigen. Beide Werke sind für je 40 Gigawattstunden Kapazität angelegt. Mit dem möglichen Festkörperbatterie-Werk in Partnerschaft mit Quantumscape könnten am Standort Salzgitter später also Akkus mit jährlich rund 60 Gigawattstunden Speicherkapazität entstehen.
Duesendaniel meint
Warum soll diese „Zukunftstechnologie nur mit staatlicher Hilfe‘ aufgebaut werden können? Eine Pilotanlage muss sich nicht rechnen, nur technologisch überzeugen. Wenn die Serie später nicht profitabel sein kann, müsste sie dauerhaft am staatlichen Tropf hängen, aber auch das kann ich nicht glauben, denn bei der Akkufertigung ist ein hoher Grad an Automatisierung möglich, da fallen die billigen Löhne aus China kaum ins Gewicht. Ich denke, VW will hier wieder nur die Entwicklungsrisiken auf den Steuerzahler umwälzen und die Politik wird dem auch großzügig nachgeben, weil sie froh ist, dass sich in Deutschland überhaupt etwas bewegt.
Sebastian meint
Eigentlich die wichtigste Nachricht…. mit Feststoffakkus holen wir uns alles nach Europa zurück, inkl. Rohstoffe.
Carsten Mühe meint
Den Tesla Fans steht noch der Mund offen vor Staunen, das dauert noch ne Weile bis die aus ihrer Schockstarre ob der obigen Meldung erwachen und gnadenlos runtervoten ;-)
Alupo meint
Wäre ja schön wenn die Feststoffakkus in der realen Welt angekommen sind. Ich sehe aber aktuell davon nichts, geschweige denn Daten.
Aber das ist noch nicht absehbar und es gibt sehr viele Skeptiker, die ganz nebenbei Natuwissenschaftler sind.
Was mich dann aber echt umgehauen hat ist dieser Artikel bei golem.de/news/scorpion-capital-quantumscape-zeigt-unter-druck-noch-mehr-schwaechen-2104-155912-3.html zu Quantum. Wenn da nur einige Punkte zuträfen wäre das mit Nikola Motors vergleichbar. Dann müsste VW seine investierten 300 Mio abschreiben. Naja, über 50% von VW davon gehören den Familien der Piechs und Porsches, die können das sicherlich verkraften.
Also, einfach mal abwarten und sich nicht zu früh freuen. Denn diesen Fehler hatte ich vor Jahren durch einen Artikel hier über einen Durchbruch bei Silizium Anode auch gemacht. Die Enttäuschung über den „Betrug“ ist hoch, das muss nicht sein.