Hyundai hat Ende 2020 die neue Elektroauto-Architektur E-GMP (Electric Global Modular Platform) vorgestellt, die auch von der Konzernschwester Kia genutzt wird. Seit April ist mit dem Hyundai Ioniq 5 (Titelbild) das erste Modell auf der Plattform konfigurierbar. Die Auslieferung soll im Frühsommer 2021 beginnen, das Interesse ist laut dem Hersteller bereits groß. Im Vorfeld des offiziellen Starts werben die Südkoreaner für ihre neue Plattform, auf der mehrere Stromer aufbauen werden.
Mit der E-GMP beginne eine neue Ära in der Unternehmensgeschichte, unterstreicht Hyundai. Auf ihr fahrende Elektroautos könnten flexibler für unterschiedliche Kundenansprüche gestaltet und konstruiert werden. Zudem profitierten die Kunden von einer verbesserten Reichweite und dank 800-Volt-Technologie von einer sehr schnellen Ladeleistung. Die Hyundai-Designer müssten zudem keine Kompromisse beim Platzangebot im Innenraum eingehen, wie es bei Architekturen für mehrere Antriebsarten der Fall ist. Einer der größten Vorteile der E-GMP sei die Schnellladefähigkeit. An einer 350-Kilowatt-Ladestation könne die Batterie mithilfe der 800-Volt-Technik in nur 18 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden.

Mit der Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) verfügt jedes Hyundai-Elektroauto auf der E-GMP über die Möglichkeit des bidirektionalen Ladens. Die Hochvoltbatterie kann dadurch als sogenannte Powerbank fungieren und externe Elektrogeräte wie E-Bikes, E-Scooter oder Notebooks mit einer Leistung von 3,68 Kilowatt während der Fahrt oder im Stand mit 230-Volt-Wechselstrom versorgen. Im Innenraum ist hierfür eine Haushaltssteckdose an der Rücksitzbank angebracht. Um die Funktion an der Außenseite zu nutzen, wird ein Adapter mitgeliefert. Damit können auch Pannenhilfe geleistet und andere Elektrofahrzeuge aufgeladen werden.
Das Herz der E-GMP ist ein großes, flach im Fahrzeugboden untergebrachtes Akkupaket, das beim Ioniq 5 Reichweiten von bis zu 485 Kilometern nach WLTP-Norm ermöglicht. Die Fahrbatterie liegt zwischen den weit auseinander liegenden Achsen und tief in der Mitte der Plattform, woraus sich ein niedriger Schwerpunkt ergibt. Diese Konstruktion wirkt sich laut Hyundai nicht nur positiv auf die Kurvenlage, Beschleunigung und Fahrstabilität aus, sondern verbessert dank einer optimalen Achslastverteilung auch das Handling. Und durch die Verwendung standardisierter Batteriezellen und Module innerhalb einer großen Einheit sei es bei der E-GMP möglich, im Reparaturfall lediglich einzelne Module zu ersetzen oder zu überarbeiten. Das senke die Reparaturkosten und das finanzielle Risiko beim Fahrzeugkauf.

Die neue Plattform definiere die Proportionen elektrisch angetriebener Fahrzeuge neu, so Hyundai weiter. Das flache Akkupaket sorge dabei für einen durchgängig ebenen Boden im Innenraum. Für die Fahrzeuginsassen würden ein langer Radstand und ein flacher Fahrzeugboden mehr Beinfreiheit bedeuten, und damit mehr Komfort auf langen Strecken und zugleich mehr Bewegungsfreiheit im Fahrzeug. Vorder- und Rücksitze seien genauso wie die verschiebbare Mittelkonsole flexibel einstellbar. Durch die großzügigen Maße des Innenraums könne der Fahrzeuginnenraum geräumiger gestaltet und in einen „Lebens- bzw. Wohnraum“ verwandelt werden.
Die E-GMP ist flexibel und modular ausgelegt und kann daher als Basis für verschiedene Fahrzeugsegmente eingesetzt werden. Bereiche wie Seitenschweller, Heckträger oder die Radhäuser sind variabel modifizierbar, sodass sie für unterschiedliche Fahrzeugklassen angepasst werden können. Zentrale Bereiche wie schockabsorbierende Elemente, die Radaufhängungen und das Batteriegehäuse sind in der Plattform fest vorgegeben. „Dies garantiert eine sichere, komfortable Anwendung und optimalen Schutz für Passagiere und Batterie“, verspricht Hyundai.

Standardmäßig ist die neue Elektroauto-Plattform auf Heckantrieb ausgelegt. Sie kann durch einen zusätzlichen Motor wie beim Ioniq 5 auch auf Allradantrieb aufgerüstet werden. Die Platzverhältnisse im Innenraum sind unabhängig von der Antriebsvariante. Durch den Wegfall des Verbrennungsmotors konnte beim Ioniq 5 der vordere Überhang verkürzt werden. Die Motorhaube fällt schräger ab und Teile des Klimatisierungs- und Heizungssystems liegen nun da, wo sonst der Benzin- oder Dieselmotor zu finden ist. Dadurch entsteht mehr Raum, was den Designmöglichkeiten im Cockpit zugutekommt.
Die Karosseriestruktur der E-GMP erhöht laut Hyundai die Sicherheit für die Insassen: Im Fall einer Kollision absorbierten vorne und hinten spezielle Kollisionsrahmen die Aufprallenergie und leiten sie nach außen um das Akkupaket herum ab. Der vordere Kollisionsrahmen erfülle diese Aufgabe dank einer „multiskelettartigen Struktur“ besonders effektiv. Die Batterie werde in der neuen Plattform durch eine spezielle Karosseriestruktur im Bodenbereich „aus ultrahochfestem Stahl“ besonders geschützt. Hier absorbierten bei einem potenziellen Seitenaufprall stranggepresste Aluminiumverstärkungen einen Großteil der eingeleiteten Energie.
„Mit der neuen E-GMP-Architektur verfügt Hyundai über ein enormes Potenzial für die erfolgreiche Entwicklung und Vermarktung künftiger Fahrzeuge“, heißt es abschließend. Die Plattform ist Teil der Strategie der südkoreanischen Marke, einer der führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen zu werden. In den nächsten fünf Jahren plant die Hyundai Motor Group, insgesamt 23 elektrifizierte Modelle auf den Markt zu bringen. 11 davon sollen reine Elektrofahrzeuge sein.
Priusfahrer meint
Der Radstand von 3000 mm läßt bestimmt höhere Kapazitäten als die angebotene
72,6-kWh-Batterie zu.
Der variabel anpassbare Heckträger ermöglicht sicher auch eine Korosserie in Form
einer Limousine mit geräumigem Kofferraum.
Bis auf die gespaltene Front, sehr schönes Fzg.
LM aus B meint
Moin. Interessant, dass es noch keinen einzigen Kommentar hier gibt, während ich diesschreibe. Sonst gab es doch auch immer einige Hyundai Follower …
Der Artikel beschreibt im Großen und Ganzen eigentlich auch die Plattform (Strategie/Logoik) des VW Konzerns. Nur dass hier das Batteriepaket flacher zu sein scheint? Der #5 gefällt (mir!) und wenn Garantie, Preis und (Langzeit-)Qualität im richtigen Verhältnis zueinander stehen, wird er sicher einige (Neu-)Kunden finden. Die gefühlte Qualität bei den IDs war ja zu beginn leider etwas zu simple.
Allen ein schönes WE!
Andi EE meint
Ja wirklich erstaunlich wenig Echo, stimmt.
Bei mir hat sich der positive Designeindruck leider schon ins Negative gewandelt. Die Studie hat mir noch sehr gut gefallen. Die Serie ist für mich bezüglich Edge-Design eher enttäuschend, vieles wurde entschärft und verwässert. Sehr viel Detaildesign (Schischi) hinzugefügt, aber als Gesamtes vermutlich nicht über mehrere Jahre attraktiv. Innen hat es es sehr gute Dinge drin, die mich beeindruckt haben.
Die Technik ist top, da gibt es gar nichts zu mäckeln. Der Verbrauch soll nicht so doll sein, was halt der verschlechterten Aerodynamik gegenüber dem Ioniq geschuldet ist. Da bleibt ein zwiespältiger Eindruck, der halt auch dem Umstand geschuldet ist, dass zu viel teure Autos auf den Markt kommen, statt dass man konsequent das bessere P/L anstrebt.
Wenn ich das mit dem Model 3 vergleiche, sehe ich nicht das Bestreben, konstruktiv Lösungen zu suchen, wie man die Produktion vereinfachen und somit vergünstigen könnte. Ich glaube Hyundai ist da mit den Preisen schon am Anschlag.
Generell sehe ich nicht die explodierenden SUV-Verkäufe bei den BEVs. Auch ist nicht klar, dass das Model Y das Model 3 überholen wird, wie immer behauptet wird. Konstruktiobsbedingt kann man ein BEV wie das Model 3 extrem geräumig bauen, viel geräumiger als den Verbrenner. Ich glaube da könnte sich eine gegenläufige Bewegung abzeichnen.
Falscher_Hase meint
Man könnte, aber beim M3 hat Tesla das leider versäumt. Das Package ist nicht optimal für diese Fahrzeugklasse, ein Ford Mondeo zb. hat wesentlich mehr Platz im Innenraum bei gleicher Länge. Vor allem hinten geht es sehr beengt zu, da ist sogar ein Golf einiges bequemer. Über die unglückliche Kofferraumlösung muss man nicht mehr diskutieren. Das MY soll genau diese Nachteile des M3 ausbügeln, bin gespannt ob es klappt.
Andi EE meint
Sorry, wie alt sind Kinder einer Familie im Durchschnitt, die hinten sitzen? 8-9 Jahre mit Körpergrössen, die optimal vom Model 3 abgedeckt werden. Das Suggerieren eines Platzbedarfs von Erwachsenen im Fond, hat nichts mit durchschnittlicher Praxis zu tun. So doof sind die Leute auch nicht, SUVs werden in den meisten Fällen wegen der Aussendarstellung gekauft, nicht weil jetzt hinten grosse Kinder nicht genügend Beinfreiheit hätten. Man muss was darstellen und das gelingt mit mehr Blech (SUV) zu einem günstigeren Preis, deshalb kaufen die Leute diese Fahrzeuge.
Sportliche Limousinen waren viel teurer, du musst viel mehr Geld ausgeben, damit du ähnlich auffallen kannst. Das ist das Tolle am Model 3, die Leute bekommen mehr Renommee ohne dass die Umwelt überproportional unter diesem Wunsch leidet.
Falscher_Hase meint
Das optimale Alter um in einem M3 hinten bequem sitzen zu können ist also bis 9 Jahre?
Diese Aussage wird dem Tesla Marketing nicht gefallen.
Andi EE meint
Die Beinfreiheit ist grosszügig, was Kritik hervorruft ist die fehlende Beinauflage bei grösseren Personen. Aber mir ist das egal und den Kunden ofensichtlich auch. Kinder bis 12 Jahren brauchen ganz bestimmt keine Beinauflage eines SUVs (Erwachsene), im Gegenteil, das ist eher ein Nachteil weil die Füsse dann in der Luft baumeln. Für mich gehört das wieder in das depperte Nachplappern von vermeintlichen Kriterien die erfüllt werden müssen, aber null Mehrwert für die allermeisten User bringt.