Hyundai hat ehrgeizige Ziele für die elektrische Zukunft der Automobilindustrie verkündet, laut einem Bericht werden die Südkoreaner ihre Bemühungen nun noch einmal intensivieren. Demnach soll die Zahl der Modelle mit Verbrennungsmotoren deutlich reduziert und stattdessen weitere Ressourcen in Elektroautos investiert werden. Das schreibt die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei mit den Plänen vertraute Personen.
Das Angebot an mit fossilen Kraftstoffen angetriebenen Fahrzeugen soll dem Bericht zufolge um 50 Prozent kleiner werden. Die Entscheidung hierfür sei bereits im März gefallen. „Es ist eine wichtige Geschäftsentscheidung, die in erster Linie Mittel für Forschung und Entwicklung in den verbleibenden Bereichen freigibt: Elektromotoren, Batterien, Brennstoffzellen“, zitiert Reuters eine Quelle. Einen konkreten Zeitplan nannte der Insider nicht.
Auf Anfrage der Nachrichtenagentur wollte sich Hyundai nicht konkret zu den mutmaßlichen Plänen für weniger Verbrenner-Modelle äußern. Der Konzern erklärte, die Aufnahme von umweltfreundlichen Fahrzeugen wie Wasserstoff-Brennstoffzellen-Modellen und Batterie-Elektroautos zu beschleunigen. Die Südkoreaner merkten an, die Effizienz der in Schwellenländern vertriebenen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren verbessern zu wollen. In wichtigen Märkten wie den USA, Europa und China werde das Portfolio an Batterie-Fahrzeugen schrittweise mit dem Ziel der Komplett-Elektrifzierung bis 2040 erweitert.
Zur Hyundai Motor Group gehören neben Hyundai auch dessen Edelmarke Genesis sowie Kia. Alle drei Anbieter haben angekündigt, in den kommenden Jahren mehrere neue Elektroautos auf den Markt zu bringen. Im Mittelpunkt steht dabei die modulare Architektur E-GMP, die exklusiv für moderne, rein batteriebetriebene Autos ausgelegt ist. Die Strategie für die Transformation zu vollelektrischen Modellen solle in den nächsten sechs Monaten finalisiert werden, heißt es.
Neue Gesetze, steigende E-Auto-Nachfrage
Im Jahr 2025 wollen Hyundai, Genesis und Kia zusammen um die eine Million Elektroautos pro Jahr verkaufen und bei der alternativen Antriebsart einen Marktanteil von weltweit zehn Prozent erreichen. Hintergrund sind die in Europa und China sowie dem wichtigen US-Automarkt Kalifornien immer strengeren Vorgaben für CO2-Emissionen im Verkehrssektor. Immer mehr Kunden wollen zudem auf Elektroautos umsteigen, dazu tragen insbesondere teils hohe staatliche Förderungen in vielen Ländern bei.
Die Entwicklung neuer Antriebskonzepte für Verbrennungsmotoren hat Hyundai nach den Informationen von Reuters eingestellt. Andere große Autokonzerne wie der in diesem Jahr aus PSA und Fiat-Chrysler hervorgegangene Stellantis-Konzern oder Daimler wollen ebenfalls kein Geld mehr in die Entwicklung neuer Benzin- oder Dieselmotoren investieren. Auch Volkswagen und BMW setzen künftig verstärkt auf E-Autos, die großen Hersteller wollen allerdings bis auf unbestimmte Zeit weiter auch Benzin- und Dieselautos bauen. Kleinere Marken wie Volvo, MINI sowie Ford in Europa wollen dagegen in wenigen Jahren nur noch reine Stromer anbieten.
Fritzchen meint
Eigentlich ist das gar keine Meldung wert.
Sondern eine logische Konsequenz. 50 Prozent weniger bedeutet einfach nur 50 Prozent weniger Entwicklungskosten.
Wichtig wäre eine solides eAuto vom i20 zu einem Preis von 15.000 Euro.
Priusfahrer meint
Als Hyundai den neuen Tucson vorstellte war ich mir sicher, daß es zumindest eine
elektrische Variante geben wird. Nix wars. Naja bin gespannt, welche Modelle dann
bei der 50% Umstellung, dem Rotstift zum Opfer fallen.
War schon beim Hyundai Händler und informierte mich über den Ioniq 5.
Der war erstaunt, daß die Kunden bei ihm ein Fzg. bestellen, das man noch nicht mal
im Schauraum besichtigen kann.
Raphael meint
Vielleicht eine schöne Begründung, um eine ohnehin notwendige Bereinigung des Produktprogramms ohne den gefürchteten Gesichtsverlust durchzuführen. Sowohl Hyundai, als auch Kia haben in Korea zu viele Limousinen-Baureihen (Kia 4, Hyundai 3, Genesis 3), die sich durch den SUV-Boom laufend schlechter verkaufen und in einigen Märkten wie China noch weitere lokale davon.
Peter W meint
Das hört sich gut an. Hyundai und Kia sind da schon weiter wie die meisten Konkurrenten.
Auch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur CO2-Reduzierung wird die Einführung des BEV beschleunigen.
EVrules meint
Leider hat der PKW-Sektor nicht den großen Anteil am CO2.Ausstoß wie man denken mag. Umgerechnet sind des ca. 12%, die Energieerzeugung liegt um Faktor 3 darüber und zusammen mit der Industrie, erreichen wir in DE etwa 55% der nationalen CO2-Emissionen. Die Größenordnungen dürfen wir nicht ganz unter den Tisch fallen lassen.
Ich stimm gern zu, dass wir das eine machen, ohne das andere zu lassen, aber wir müssen uns bewusst sein, dass nur durch BEVs kaum etwas erreicht wird.
Flo meint
Stimmt nur teilweise, letztendlich geht es doch um eine Well-to-Whell-Betrachtung (Tanker, Raffinerien, Tanklastzüge …), d.h. es wird positive Folgeeffekte haben