Daimler-Vorstandschef Ola Källenius hat bekräftigt, die selbst gesteckten Klimaziele des Autokonzerns früher erreichen zu wollen. Das Ziel, bis 2039 CO2-neutral zu sein, sei inzwischen das konservativste Szenario, sagte der Manager in einem aktuellen Interview der Stuttgarter Zeitung. Im Fokus steht dabei die sukzessive Umstellung des Pkw-Angebots auf Elektroautos.
„Wir schauen uns verschiedene Szenarien an, die noch progressiver sind“, so Källenius. Der Konzern werde in diesem Jahr ein Strategie-Update geben, in dem die Umsetzungsgeschwindigkeit und die nächsten Schritte erläutert würden. Man habe da „sehr ambitionierte Pläne“.
Laut dem Daimler-Boss wird es Autos mit Verbrennungsmotoren geben, solange die Märkte oder die Ladeinfrastruktur noch nicht den Punkt erreicht haben, komplett auf elektrische Fahrzeuge umzusteigen. Entscheidend sei, wie man die Technik mit einem vernünftigen Preis-Leistungs-Verhältnis auf die Straße bekommt. Die Arbeit dafür müsse in diesem Jahrzehnt erledigt werden, sagte der schwedische Manager. „Das heißt: Wir werden bis 2030 bereit sein, alle Marktsegmente von der A-Klasse bis zur S-Klasse mit Elektrofahrzeugen abdecken zu können. Wir brauchen aber schnelle Fortschritte bei der Ladeinfrastruktur.“
Daimler hat sich bisher vorgenommen, dass spätestens 2039 die gesamte Neuwagenflotte von Mercedes-Benz CO2-neutral ist. Für die Produktion soll das schon ab 2022 gelten. Unbestätigten Medienberichten aus dem Juni zufolge will Källenius die Elektrifizierung der Modellpalette der Kernmarke Mercedes-Benz weiter beschleunigen. Demnach sollen etliche Elektroautos der ab 2024/2025 geplanten nächsten Generation ein Jahr früher auf den Markt kommen als ursprünglich geplant. Mehr als die Hälfte der aktuellen Modelle bekämen in der Neuauflage nur noch E-Antriebe, die Verbrenner-Varianten mit Benzin- und Dieselmotoren würden so zügig auslaufen, hieß es.
Källenius habe vor, seinen beschleunigten Elektro-Plan möglichst noch vor der Sommerpause vorzustellen. Er wolle Mercedes-Benz Pkw vorbereiten auf ein extremes Szenario wie das von den Grünen geforderte Aus für Verbrenner-Antriebe ab 2030. Auch Konkurrent Audi forciert laut Medien den Umstieg auf E-Mobilität: Die Marke habe vor, Mitte des Jahrzehnts den letzten Verbrenner auf den Markt zu bringen. Ab 2032 oder 2033 wolle der Ingolstädter Autobauer dann weltweit nur noch Fahrzeuge mit E-Antrieb verkaufen. BMW sieht dagegen in einem verfrühten Auslaufen von Verbrennern ein großes unternehmerisches Risiko und will sich deshalb nicht auf eine Antriebsart festlegen.
Daniel S meint
„ ein extremes Szenario wie das von den Grünen geforderte Aus für Verbrenner-Antriebe ab 2030.“
Extrem halte ich für eine Übertreibung. Eher Marktrealität in Eiropa.
Mäx meint
Ich finde das schon extrem, wenn man sich das nüchtern vor Augen hält.
Bis 2020 hat der Verbrenner einen Anteil von quasi 100% inne gehabt und nun soll innerhalb von 10 Jahren diese Antriebsform komplett verschwinden.
Das halte ich schon für einen extremen Wandel, ganz unabhängig ob man Pro oder Contra BEV ist.
Kona64 meint
Es geht ja nur um Neuzulassungen. Und das wird auch so kommen. Die Nachfrage ist zu gross. Ab etwa 2026 sollen Verbrenner teurer sein als BEVs. Dann stellt sich die Frage wer sich noch einen Verbrenner leisten kann, will oder muss.
Herbs meint
Heute leisten sich ja auch einige ein Elektroauto statt einem Dacia.
Warum sollten nicht auch noch Leute verbrenner fahren wollen, selbst wenn eAutos dann ggf günstiger sind. Sprit dürfte ja auch eher günstiger werden wenn die Masse eAutos kauft. Die restlichen Produkte der Raffinerie wollen ja trotzdem produziert werden.
Und nur als Klarstellung: ich fahre auch heute rein elektrisch, denke nur nicht, dass das alle relativ kurzfristig tun werden.
Herbs meint
Wenn das Realität ist – warum braucht es dann Gesetze, die Verbrenner regulieren sollten…?
Kona64 meint
Eine klare Ansage hilft allen. Hersteller, Zulieferer und Verbraucher. In den Nachbarländern gibt es das ja schon. Insofern brechen dann sowieso viele Märkte weg.
Herbs meint
Hier gibt es um 2030.
Da gibt es aktuell nicht viele wichtige europäische Märkte, die da ein Verbrennerverbot einplanen, oder?
Michael S. meint
Verbrenner haben einen größeren ökologischen Fußabdruck als Elektro-Fahrzeuge. Insofern sollte sich das auch im Preis (z.B. mittels CO2-Abgabe) als Ausgleich widerspiegeln. Von den gesundheitlichen Problemen durch mehr Luftschadstoffe, Lärmemissionen und co mal ganz abgesehen.
Außerdem würde es den potentiellen Kunden deutliche Signale geben, sodass wir nicht 2030 wieder da stehen, wo wir heute sind: Die Autos werden größer, die Verbräuche höher, und wenn dann (was abzusehen ist) der Spritpreis steigt geht auf einmal das große Gejammer los, dass man sich das Auto fahren nicht mehr leisten kann. Man könnte sich das sparen, wenn Autos nicht mit so einer kurzsichtigen Perspektive gekauft würden.
Klugscheißer meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Michael meint
Jetzt treibt die Industrie die Grünen vor sich her. Hätte man vor ein paar Jahren auch nicht gedacht.
Sebastian meint
Die Grünen haben mit Natur überschaubar wenig zu tun. Aber egal… sollen die sich darüber freuen.
Andreas meint
Die Worte sind „Managementfehler“ und „Verlierer“. in den 1990igern hatte Mercedes die A-Klasse als BEV geplant. Das wäre der Moment gewesen, um der Welt und auch Mercedes zu helfen. Aber die ängstlichen Besitzstandswahrer hatten gesiegt und sind jetzt in der vergoldeten Rente. Der Fokus lag auf „nach mir die Sinflut“.
150kW meint
Eine elektrische A-Klasse wäre grandios gescheitert. Mit der Verbrenner A-Klasse hat Daimler gut was retten können.
Florian meint
In den 90er wäre der Versuch gnadenlos gescheitert, da weder die Ladeinfrastruktur noch das passende Mindset der Kunden vorhanden war.
ExExperte meint
Die nichtvorhandene Ladeinfrastruktur wurde auch dem Golf CityStromer von 1993 zum Verhängnis, obwohl der Wagen überzeugte. Deshalb wurde er ausschließlich an Energieversorger verteilt und kam erst als Gebrauchter in den regulären Markt.
Skodafahrer meint
In den 90er Jahren wurde der Hotzenblitz im Ländle gebaut und ist gescheitert.
Tesla begann mit dem Roaster für über 100000$ als erstes Seriienfahrzeug mit teuren Li-Ionen Akkus.
Roland Wolf meint
Als die A-Klasse vorgestellt wurde, gab es keine leistungsfähigen Batterien zu einem Preis der eine auskömmliche Produktion gestattet hätte. Das ist erst seit etwa 10 Jahren der Fall.
Dazu kommt, das alle Autohersteller mit den Investitionen in den Zero-Emission-Car Geld verloren haben. Das wollte man nicht wiederholen.
Daimler Fan meint
Die A Klasse in den 90ern wäre ein Risiko gewesen, aber nicht unmöglich.
Besser als der Hotzenblitz allemal und wer hätte bei Apple damals gedacht, dass das so ein Knaller wird.
Immerhin hätte Mercedes damals sehr wertvolle Erfahrungen sammeln können, die nun mit noch viel mehr Investitionen nachgeholt werden müssen.
Man wäre dem E Golf und dem I3 damals zuvor gekommen und hätte vermutlich Anfang der 2000er dann bereits eine richtig gute A Klasse Elektrik gehabt.
Auch wenn der normale Kunde das Ding ggf zunächst nicht angenommen hätte, wären jede Menge im öffentlichen Dienst, in Orten wo Verbrenner schon ewig verboten sind (Zermatt, Saas Fee) usw verkauft worden und man hätte Norwegen viel besser und viel früher bedienen können.
Naja, nun muss man ordentlich ranklotzen.
Olli meint
Nein hätte man nicht! Wenn etwas zur falschen Zeit kommt, dann kommt es am Markt eben nicht an. Außerdem konnte in den 90er kein Konzern so Unmengen an Geld verbrennen, wie es bei Tesla durchgegangen ist.
Wenn Heute noch 60% jammern, dass die Reichweite eines E-Autos ihnen nicht reicht, was hätten diese dann in den 90ern gesagt, ohne Ladeinfrastruktur??
Mäx meint
Und vor allem ohne passende Akkutechnologie.
Die hätte ja auch vorher schon da sein müssen.
Da hat sich die letzten Jahre ja allerhand getan und das nicht nur wegen der Automobilbranche. Smartphone usw. haben da auch Ihren Anteil dran.
Das hätte alles dann schon 10-20 Jahre früher passieren müssen.
Herbs meint
Ich glaube nicht, dass man ernsthaft relativ günstige Autos für Zermatt, Norwegen und andere kleine Nischen entwickeln kann und das Projekt nicht defizitär wird.
caber meint
die Gewinnmaximierer zusammen mit den Besitzstandswahrern haben die E- „Elch“ A-Klasse verhindert.
Zerrer meint
Das kann nur Einer von sich geben der noch nie Fabriken und deren Arbeiter aus allerlei Nationen von innen gesehen hat. Dort stehen Investitionen die gerechnet werden mussten und die Leute auch die der Zulieferer und alle die indirekt davon auch sehr gut profitiert haben bis heute…bitte erst mal das große Ganze betrachten. Bei der Ladekapa der damaligen Batterie…kann nur lachen über solche Aussagen.
Dankeschön
SEDE meint
Deswegen ist doch auch Kuwait bei Daimler eingestiegen, damit die Batterie und Wasserstofftechnik nicht mehr weiter foran getrieben wird.