Der Verband der Automobilindustrie (VDA) hat kürzlich gemahnt, dass für die ehrgeizigen Klimaziele der EU in Europa dringend ein flächendeckendes Ladenetz für Elektroautos errichtet werden müsse. Dass man davon sehr weit entfernt ist, soll eine nun veröffentlichte aktuelle Auswertung zeigen.
Der VDA hat den Ausbau der Ladeinfrastruktur in 31 europäischen Staaten untersucht und daraus ein Ladenetz-Ranking für Europa erstellt. Die Auswertung zeigt, wie viele öffentlich zugängliche Ladepunkte in einem Land in Relation zum Gesamtbestand an Pkw (Benzin, Diesel, Elektro u. a.) vorhanden sind. Je mehr öffentliche Ladepunkte es gibt, desto attraktiver sei es für den Verbraucher, auf Elektroantrieb umzusteigen, so der Verband.
Den Spitzenplatz im VDA-Ranking nehmen die Niederlande ein, gefolgt von Norwegen und Schweden. Deutschland rangiert zwar knapp vor Frankreich an zweiter Stelle bei der absoluten Anzahl der Ladepunkte, liegt aber bei Berücksichtigung des Pkw-Gesamtbestands noch unter dem Durchschnitt aller europäischen Staaten. Auch das Verhältnis von E-Automobilen zu Ladepunkten ergibt in vielen Ländern der EU einen Nachholbedarf.
„Eine europaweite Ladeinfrastruktur ist derzeit nicht vorhanden, der flächendeckende Ausbau liegt leider in weiter Ferne“, so VDA-Präsidentin Hildegard Müller. „Wenn die EU-Kommission überlegt, Neuwagen künftig nur noch mit Elektroantrieb zuzulassen, muss sie für ein flächendeckendes Ladenetz überall in Europa sorgen. Hierzu muss die EU-Kommission jetzt für alle Staaten verbindliche Ausbauziele festlegen. Dazu gehören Ladepunkte am Wohnort, am Arbeitsplatz, im Handel und auf öffentlichen Straßen, die alle mit 100 Prozent Ökostrom versorgt sein müssen.“
Wenn weder genug Ladepunkte noch ausreichend Ökostrom für den Individualverkehr zur Verfügung stehen, werde die Transformation zur Klimaneutralität nicht gelingen, sagte Müller . „Eine solche Fehlplanung seitens der EU-Kommission würde sehr viele Arbeitsplätze in vielen Ländern Europas kosten und die Freiheit der Mobilität für die Bürger erheblich einschränken.“
Im europäischen Mittel kommt laut der Auswertung des VDA ein Ladepunkt auf 887 Pkw. Platz eins des europäischen Ladenetz-Rankings belegen derzeit die Niederlande mit 109 Pkw auf einen Ladepunkt (82.263 Ladepunkte auf 8.938.572 zugelassene Pkw). Auf Platz 2 liegt Norwegen mit 147 Pkw pro Ladepunkt. Insgesamt sind in Norwegen 19.119 Ladepunkte registriert und 2.816.038 Pkw zugelassen. Platz drei geht an Schweden mit 353 Pkw pro Ladepunkt. Deutschland liegt mit 1014 Pkw pro Ladepunkt noch unterhalb des Durchschnitts und belegt nur den zwölften Platz im Länder-Ranking.
Das VDA-Ranking der E-Ladeinfrastruktur in Europa ist online hier verfügbar.
Alupo meint
Der VDA „kümmert“ sich in letzter Zeit erstaunlich oft um eine Verbesserung der Ladeinfrastruktur.
Kommt nur mir das seltsam vor für einen verbrennerorientierten Lobbyverein?
Ich glaube fast, dass er damit nur die Ladeprobleme der nicht-teslafahrenden Autofahrer thematisieren will um interessierte BEV Käufer von einem Kauf abzuhalten. Das war ja jahrzehntelang die erfolgreiche Strategie.
Aber wie auch immer. Die bessere Technologie setzt sich meistens durch.
MichaelEV meint
Gibt ja nur zwei Optionen: Entweder ist es der Ruf, dass der Staat es mit Subventionen richten soll. Oder die Botschaft an die Kunden wegen der Ladeinfrastruktur bitte doch weiter Verbrenner zu kaufen.
Soll der VDA machen was er will, die Marktwirtschaft wird es richten (wenn es so weiter geht, bleibt von den VDA-Mitgliedern danach nicht mehr viel übrig).
David meint
Was heißt nicht-teslafahrenden Autofahrern? Hast du wirklich nicht durchschaut, dass diese von Musk angestoßene Debatte um eine Öffnung des Superchargernetzes nur aus dem Grund alle paar Wochen belebt wird, um die verbohrte Gemeinde an den Gedanken zu gewöhnen? Sie können und wollen sich das Netzwerk nicht mehr leisten, sondern wollen auslasten. Ich frage mich allerdings: Wem nutzen diese zusätzlichen 45 Standorte in Deutschland? Mir nicht. Tesla ist technisch so dermaßen abgehängt, dass mein 800V-Bolide an diesem Schwachstrom rumdödelt als ob ich auf dem Dorfplatz lade.
MichaelEV meint
Dieses Thema geistert regelmäßig durch die Medien, weil alle nicht-teslafahrenden Autofahrer sabbernd auf die Supercharger schielen. Echt erschreckend, wie die Wahrnehmung von euch Fanboys so weit fernab der Realität sein kann.
DerÄlbler meint
In Norwegen werden noch dieses Jahr die SuC für alle Marken freigegeben, spätestens 2022 dann, wie von Elon letzten Dezember versprochen, weltweit.
Mäx meint
Wie derÄlbler schon schreibt geistert es seit neuestem nicht nur durch die Medien, sondern passiert nun. Erschreckend diese Realitätswahrnehmung der Fanboys Tesla fremder Marken…wirklich erschreckend.
MichaelEV meint
Was passiert nun? Nichts davon ist ein Fakt und wenn scheint es nur um die Öffnung neuer geförderter Ladepunkte zu gehen.
Sebastian meint
An V3 kommen 250 kW aus dem Schlauch…. mehr als genug für Taycan oder EQS… wobei… der EQS laut ersten Berichten eh keine HPC braucht… in 95% aller Fälle fährt man mit einem Akku und lädt am Ziel an AC.
MichaelEV meint
Der EQS scheint da echt beeindruckend zu sein. Zeigt auch, dass diese Fixierung auf 800V heute noch Fehl am Platz ist. Effizienz ist erstmal deutlich wichtiger als 800V.
Sebastian meint
Michael
ich warte endlich auf die Preise vom EQS…. eigentlich ist der neue Tesla Model S longrange echt eine Sünde wert, aber der Einheitsbrei von Tesla ist nicht mehr meine Welt… Supercharger hin oder her…
Sollte der EQS wirklich so weit kommen, wie auf den ersten Videos zu sehen… dann ist das mit den laden eh hinfällig. Bei solchen Reichweite reicht mir selbst als Langstreckenfahrer ne schnöde 50 kW Säule.
Mäx meint
@Sebastian
V3 sind 250kW für Teslas, aber nur max. ca. 200kW für 400V Architektur, wie EQS zum Beispiel. Also genauso viel für diese Fahrzeuge wie bei Ionity/Enbw 350kW Chargern. Natürlich nicht wenig, aber keine 250kW.
Beim Taycan dürften eigentlich nur max. 150kW rauskommen wenn ich den max. Strom von den max. 270kW bei 800V zurück rechne.
@MichaelEV
Jetzt stell dir aber vor, es gäbe ein ebenso effizientes Fahrzeug mit 800V Technik. Das heißt reale Reichweite von 500km und 80% nachgeladen in 15-20Min für weitere 400km reale Reichweite. Da gäbe es quasi gar keine Argumente mehr, auch nicht auf der Langstrecke.
Aber dennoch sieht man an dem Beispiel, dass Effizienz sehr wichtig ist.
MichaelEV meint
@Mäx
Deswegen hab ich „noch“ geschrieben. Aber am Beispiel vom EQS: Braucht man wirklich noch mehr?
Landbewohner meint
Mir würde schon genügen, wenn hier auf dem Land mal ein paar Supermärkte (Netto, Lidl, Aldi, Edeka) jeweils zwei Ladepunkte anbieten würden.
Aufgrund der großen Solaranlagen und des hohen Stromverbrauchs für Kühlung sind die sowieso alle direkt an den Hauptverteiler Trafo angeschlossen.
Dürfte also locker machbar sein.
Meiner Meinung nach würden 11 – 22KW Ladepunkte völlig ausreichen beim Einkaufen.
Frank meint
Auf dem Land haben die meisten die Möglichkeit zu Hause zu laden.
Wichtig ist, dass denen, die diese Möglichkeit nicht haben Ladesäulen jeweils unterschiedlicher Anbieter im Fußläufigem Umfeld zur Verfügung stehen. Sonst verschärft das E-Auto die Wohlstands-Schere:
Eigenheimbesitzer können den günstigen PV-Eigenstrom (unter 10 cent) nutzen (das ist ja auch gut so. Und die Armen müssen über 30Cent für den Ladesäulenmonopolstrom zahlen.
Cupra meint
Dem muss ich einfach widersprechen. Ich kenne genug Leute die in der Vorstadt oder auf dem Land wohnen und trotzdem keinen eigenen Stellplatz ihr eigenen nennen können, sodnern einfach auf der Strasse ihr Auto abstellen müssen. Wie sollen die denn zu einer Ladesäule kommen?
In meinem Wohnort wohnen rund 1600 Menschen und für diese werden jetzt 2 Ladesäulen im Ort aufgestellt…..2!!! Und diese sind schon über der Quote, die vom Staat vorgesehen ist. In welcher Welt leben denn diese Politiker? Es redet keiner davon, dass hier jetzt 1600 Ladesäulen stehen müssen, aber zumindest sollte es schon Richtung 50-100 gehen und wenns nur die Ladesäule an der Strassenlampe ist. Nur so werden wir hier eine Umstellung zum Elektroauto hinbekommen UND dies vor allem einigermaßen ohne Störung des Friedens im Lande. Denn einem kann man sich sicher sein, die Aufruhr ist jetzt schon nicht klein, dass der Umstieg so extrem angeschoben wird. Die Aufruhr wird aber enorm sein, wenn dem Bürger die Mobilität genommen wird. Dann Gnade Gott den Politikern, denn dann bricht die Wut vom Bürger aber richtig los….und das ZURECHT! Man kann hier nicht jemand zu etwas zwingen und dann funktioniert das nicht und sitzt fest!
Nebenbei, der PV-Strom ist zwar günstiger, als der aus der Leitung, aber minichten bei 10 cent. Immerhin muss die PV-Anlage bezahlt werden und auch der produzierte Strom muss versteuert werden (ja ja, seit neustem nur noch über 10kW/p-Anlage. Aber jeder vernünftige Mensch der jetzt eine Installiert, wird über diesem Wert liegen)
DerRob meint
Mit PV Anlage gibt es zwei Optionen: Einspeisen für aktuell um die 7ct Vegütung dank EEG oder selbst verbrauchen. Bei Eigennutzung kostet das also die entgangenen 7ct Einspeisevergütung zzgl. Umsatzsteuer, sofern man nicht der Kleinunternehmerregelung zugehörig ist. Das wären dann um die 10-11ct, die man für selbst produzierten und selbst verbrauchten Strom „zahlt“.
Da sich eine PV Anlage i.d.R. schon allein durch Einspeisung trägt, armotisieren sich die Kosten so quasi ebenfalls. Denn man bezahlt mit Eigennutzung die Installationskosten der eigenen PV Anlage statt das Kohlekraftwerk nebenan.
Jeder, der auch nur irgendwie die Möglichkeit zur Installation einer PV Anlage hat, sollte schnellstmöglich eine installieren.
Ernesto 2 meint
Der Rob hat recht, PV lohnt sich trotz aller Kosten auch Heute, denn den Strom den man selbst verbraucht muss nicht eine CO2-Schleuder oder ein 1 KG Plutonium pro Tag erzeugendes Atomkraftwerk mit unbekannten Abrisskosten erzeugen. Für E-Autofahrer die zufällig ein Eigenheim haben sollte das keine Diskussion sein.