Die vor etwa sieben Monaten von der staatlichen Förderbank KfW eingeführte Bezuschussung von privaten Elektroauto-Ladestationen ist stark nachgefragt. Im Juni musste der Fördertopf zum dritten Mal nachgefüllt werden, doch die Mittel gehen nun erneut zur Neige. Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat deshalb Finanzminister Olaf Scholz (SPD) dazu aufgefordert, ein weiteres Mal mehr Geld zur Verfügung zu stellen.
Aufgrund der ungebrochen hohen Nachfrage reichten die Mittel des Förderprogramms in Höhe von 500 Millionen Euro nur noch bis zu diesem Donnerstag, schrieb Scheuer in einem Brief an Scholz. Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Scheuer bat den Finanzminister demnach, das Programm aus vorhandenen Mitteln des Energie- und Klimafonds um weitere 200 Millionen Euro aufzustocken. Denn „ein Stopp zum jetzigen Zeitpunkt wäre ein schlechtes Signal mitten in der Phase des Hochlaufs der Elektromobilität in Deutschland“.
Das Programm stelle einen großen Anreiz für die beschleunigte Anschaffung eines Elektroautos dar, hieß es in dem Schreiben. Das Laden an privaten Stellplätzen sei von zentraler Bedeutung für den Aufbau eines leistungsstarken und zuverlässigen Ladeinfrastrukturnetzes.
Mit dem KfW-Programm fördert der Bund den Erwerb und die Installation sogenannter Wallboxen an privat genutzten Stellplätzen von Wohngebäuden mit pauschal 900 Euro. Voraussetzung ist unter anderem, dass die angeschaffte Ladestation über eine Normalladeleistung von 11 kW verfügt, der Strom aus erneuerbaren Energien kommt und die Ladestation intelligent und steuerbar ist. Ursprünglich waren für das Förderprogramm 200 Millionen Euro vorgesehen gewesen, aufgrund der großen Nachfrage wurden dreimal 100 Millionen Euro nachgeschossen.
Die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie VDA Hildegard Müller sagte, die Bundesregierung sollte das Programm zur Förderung der privaten Ladeinfrastruktur weiterführen. „Wir begrüßen daher ausdrücklich den Vorschlag von Bundesminister Scheuer. Deutschland fällt bereits jetzt beim Ausbau der Ladeinfrastruktur zurück.“ Das habe jüngst auch Scholz kritisiert. „Der Finanzminister sollte nun rasch handeln, damit die Verbraucherinnen und Verbraucher Planungssicherheit haben.“
Dagegen sagte der Linke-Verkehrspolitiker Jörg Cezanne: „Mit der Förderung öffentlich zugänglicher Ladestationen wäre der Elektromobilität mehr gedient, als mit E-Zapfsäulen im Vorgarten.“ Zudem leide das Programm „an einer sozialen Schieflage“, da die Steuermillionen ausschließlich bei Menschen ankämen, die sich ein teures Elektroauto leisten können.
Berliner-Ansichtskarte meint
Fahre seit 4 Jahren elektrisch und nein, ich habe keine „Wallbox“ – weil so ziemlich keiner sowas braucht. Wozu auch? Von 20:00 bis 07:00 lädt der Karren bei 2,3kW (10/16A Ladeziegel) ca 20/30kWh also Strom für 100/150 km – für längere Strecken gibt es unterwegs Schnellader.
Sorry aber die 11kW Wallbox ist für 90% der Fälle absoluter Tünneff und verschleuderte Milliarden. Eine „blaue“ 230V-Steckdose für den Ladeziegel kostet 10…20 € zuzügl. Installation. Allerdings ist eine zusätzliche 16A Steckdose mit Sicherung sicherlich deutlich einfacher und ohne Genehmigung des Netzbetreibers zu bewerkstellligen, als eine Wallbox, mit der man den heimischen Anschlusswert schnell mal überschreitet, sprich eine Genehmigung des Netzbetreibers braucht.
Rudolf D. meint
Hätte unser werter Minister das Geld nicht mit der blöden Maut ver…. – dam´nn wäre Geld da ohne Ende!
Klug daherreden kann ich auch – nur bekomme ich dafür kein Steuergeld in dieser Höhe… :-)
Tom meint
Eine weitere Förderung sollte UNBEDINGT an den Kauf oder den Besitz eines BEV gebunden werden. Es ist doch total ungerecht, sich eine Wallbox in die Garage zu hängen und in nächster Zeit noch kein BEV anzuschaffen. Hier schlägt wieder einmal die deutsche Mentalität „Haben ist besser als Brauchen (weil ja umsonst)“ zu!
All diejenigen, die sich in den nächsten Monaten ein BEV kaufen wollen, sind doch gekniffen weil der Topf leer ist.
Zudem denkt keiner an die Energieversorger, die tausende Wallboxen im Stromnetz planen müssen ohne das dort je eine KWh Strom zusätzlich genutzt wird.
stueberw meint
Fördergelder nur noch für Antragsteller die schon ein E-Auto haben oder die ein E-Auto verbindlich bestellt haben. Dann reicht das Geld noch viel länger.
In meinem näheren Bekanntenkreis sind aktuell 5 Wallboxen installiert bzw. kurz vor der Installation.
1x E-Auto seit 3 Wochen, Installation Wallbox nächste Woche.
1x E-Auto seit heute, Installation Wallbox am Donnerstag.
3x kein E-Auto, kein E-Auto bestellt und auch in Zukunft ist ein Kauf nicht geplant.
Aber in allen 3 Garagen hängt die Wallbox schon seit Wochen. Hab ich mir geholt, Kostet ja nix.
So sollte es nicht laufen.
MichaelEV meint
So ist es, unsinnigste Förderung ever. Die Mindestsumme zur Förderberechtigung ist der blanke Wahnsinn und die Höhe der Förderung führt zu „lieber haben statt brauchen“. Steuergelder zu großen Anteilen ohne zählbares Ergebnis verschwendet. Die deutsche Regierung wollte wohl wieder allen vormachen, welche Fehler man alle machen kann.
Olli meint
Stimmt so eben nicht. Die Lademöglichkeit in der eigenen Garage ist der Türöffner eben doch ein BEV zu kaufen, weil ich es ja über Nacht laden kann. Auch die Theorie „kostet ja nichts“ ist falsch. Eine geförderte Wallbox incl. Installation kostet mehr als 900€. Meiner MEinung nach ist das eine ausgezeichnete Förderung. Denn jeder der eine Wallbox in der Garage/Carport hat wird früher oder später auf den BEV Geschmack kommen. Hier kann man mit vergleichbar kleinem Einsatz viel Erreichen!
Christian meint
Früher oder später.. also möglicherweise in 10 Jahren, Klasse.
Private KFW Förderprogramme sind immer unsinnig und Anzeichen von purem Aktivismus der Regierung, weil gerade wieder eine andere Sau durchs Dorf gejagt wird. Wenn man Glück hat, sich rechtlich auskennt (am besten also zum oberen Drittel der Gesellschaft gehört) und genau zum richtigen Zeitpunkt die Förderung braucht, nimmt man viele Tausend Euro mit. 1 Monat zu spät und man geht leer aus, hop oder top. Bestes Beispiel ist das Baukindergeld, durch das kein einziges Haus mehr gebaut wurde. Denn Planen konnte man damit nicht, keine Bank akzeptiert das als Sicherheit.
Wieso nicht einfach die Mineralölsteuer erhöhen?
Freddy K meint
Kostet nix? Baut sich jeder selbst hin? Jeder is Elektriker mit Netzmeldeberechtigung?
Soso…
Man bekommt 900€. Über den.Kauf der WB, Installation, MwSt, Umstellung auf Ökostrom kommt wieviel zurück?
Für den Staat wird sichs kostentechnisch auf 0 ausgehen….
Andreas meint
„Mit der Förderung öffentlich zugänglicher Ladestationen wäre der Elektromobilität mehr gedient, als mit E-Zapfsäulen im Vorgarten.“ Zudem leide das Programm „an einer sozialen Schieflage“, da die Steuermillionen ausschließlich bei Menschen ankämen, die sich ein teures Elektroauto leisten können.
Der Linke hat leider keine Ahnung und die Logik ist auch verloren gegangen.
Wenn BEVs teuer sind, dann sind Wallboxen für Ein/Zweifamilienwohnungen dass, was man JETZT braucht, da diese Leute ja den Bedarf haben und sich auf dieser Basis eine teures BEV kaufen.
in wenigen Jahren sind die Elektroautos auch als Neuwagen deutlich günstiger. Das man erstmal mit Wallboxen anfängt, ist wichtig für Huhn-Ei und entlastet die Ladeparks.
Übrigens ist es immer so. Am Anfang hatten auch nur die wirklich gutsituierten ein Auto, die anderen hatten eine Kutsche oder gingen zu Fuß.
Aber wahrscheinlich geht es hier nicht um Logik, sondern um Stimmen.
Chris Tian meint
Ich hoffe, dass der Fördertopf gemessen wird an der Zahl der Anträge.
Erst dann kann ich ja eigentlich loslegen, mir die Wallbox kaufen und einen Elektriker suchen, der das Ding an die Wand nagelt. Das sind ja die beiden Faktoren, die unheimlich zeitintensiv sind.
Günstige Wallboxen sind schwer zu bekommen und einige Elektriker haben für die Montagearbeiten ihre persönliche Goldgrube entdeckt.
Olli meint
Wenn man den Antrag stellt, wird einem der Betrag reserviert bis Datum xy.
Man hat ausreichend Zeit und ich die Erstattung geht relativ fix.
Spielverderber meint
Angesichts des Ansturms wäre nur logisch die Höhe des Zuschusses zu reduzieren.
McGybrush meint
Weiss einer ob das Geld alle ist weil es tatsächlich schon ausgezahlt wurde oder nur weil entsprechen viele Anträge eingegangen und genehmigt wurden?
Ich hab mein im Dezember eingereicht und genehmigt bekommen. Aber sie wird erst diesen Monat mit der PV Anlage installiert.
Dabei wurde der Vertrag für die Installation schon im Januar abgeschlossen. Ist halt nur noch nicht fertig.
Mike meint
Mit Sicherheit nur die Anzahl der Anträge. Sonst würden ja alle späteren leer ausgehen.
McGybrush meint
Das würde aber unfairerweise bedeuten das heute Abgelehnt wird aber nach einigen Fehlanträgen (kein Ökostrom, keine PV, Bar bezahlt, keine Steuerbare Wallbox…) werden ja wieder einige frei.
Damit wären dann neue Antragssteller die glücklichen während andere die früher schon angefragt haben, leer ausgehen.