Das Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi) hatte in einen Gesetzentwurf zum Schutz des Stromnetzes die Möglichkeit von Zwangs-Ladepausen für Elektroautos aufgenommen. Später wurde die sogenannte Spitzenglättung wieder aus dem Entwurf entfernt, vom Verhandlungstisch ist das Thema damit aber noch nicht. Die endgültige Entscheidung darüber wird wohl erst in einigen Monaten fallen.
Das BMWi werde die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD vorgesehene Spitzenglättung nicht mehr vor der Bundestagswahl vorantreiben. Eine Einigung der Vertreter von Netzbetreibern, Industrie und Autoherstellern sei vorerst noch nicht gelungen, berichtete kürzlich das Portal Erneuerbare Energien.
Die Spitzenglättung in Gestalt einer Reform des Paragrafen 14 a im Energiewirtschaftsgesetz soll die Überlastung der Netze durch den Ausbau der E-Mobilität und der Häuserklimatisierung durch Wärmepumpen verhindern, dabei aber den schnellen Ausbau beider Technologien für die Energiewende ermöglichen. In dem vom BMWi im Januar zurückgezogenen Entwurf für einen entsprechenden Gesetzentwurf war eine bis zu zweistündige Abschaltung oder Leistungsreduzierung der E-Auto-Ladestellen während Spitzenverbrauchszeiten vorgesehen. Dass man davon zunächst wieder auf Abstand ging, dürfte auf Proteste aus der Autoindustrie zurückzuführen sein.
Das Thema Spitzenglättung wird auf oberster Ebene von Vertretern verschiedener Branchen wie Automobilindustrie, Stromwirtschaft, Netzbetreibern, Industrie und Kommunen unter der Regie des BMWi behandelt, bislang konnten sich die Akteure offenbar nicht auf einen tragfähigen Kompromiss einigen. Eine Kompromisslinie hätte laut Erneuerbare Energien vorgesehen, dass die Elektroauto-Ladestationen in Phasen der Spitzenlastglättung mit verminderter Restladung weiter funktioniert hätten und der Batterieladeprozess in den betroffenen Zeiten damit nur verlangsamt würde.
Die Autoindustrie fürchtet, dass eine erzwungene Ladepause für Elektroautos dem Vertrauen in die Alltagstauglichkeit der Antriebsart schaden würde. Aus der Energiebranche heißt es dagegen, dass ohne die Möglichkeit einer kurzzeitigen Anpassung der Ladeleistung das Stromverteilnetz in Deutschland flächendeckend für die „sehr seltenen“ Fälle extremer Stromnachfragespitzen ausgebaut werden müsste. Das würde über den ohnehin notwendigen Ausbau hinaus zusätzliche Milliarden-Investitionen erfordern. Bezahlen müssten dies alle Verbraucher in Deutschland, ob sie ein E-Auto fahren oder nicht.
Andreas meint
Spitzenlasten durch BEV oder Wärmepumpen gehören für mich ins Reich der politisch motivierten Mythen zum Schutz des Status Quo.
Das Methoden wie Zwangsabschaltungen in einem Entwurf standen, ist für mich ein Indiz, wie auch öffentlich zugängliche Aussagen von Energieversorgern und Forschungsinstituten, die sich mit der Materie technisch auseinandersetzen.
Frank meint
Wenn man es intelligent macht, dann führen die Elektroautos nicht zu Schwankungen im Netz sondern gleichen Schwankungen aus, die es ohne E-Autos gab:
Das Kernproblem ist zur Zeit: Egal ob der Strom gerade knapp und eigentlich wertvoll – oder im Überschuss vorhanden und billig bis wertlos – wir zahlen als E-Autofahrer immer den gleichen Strompreis pro kWh.
Wenn jeder E-Autofahrer den billigen Überschussstrom nutzen würde, dann wäre der immer regenerativ (weil es ja Sonnen und Windstrom ist, der zu Spitzen auf der Angebotsseite führt)
und der E-Autofahrer hätte einen Anreiz das Netz durch sein Ladeverhalten zu glätten.
Technisch brauchen wir nicht mal Smartmeter, die sensible Daten vom Verbraucher zum Versorger schicken.
Man könnte durch die Nutzung der Frequenz den Strompreis wichten. (bei übermäßiger Last werden die Generatoren gebremst – die Frequenz wird niedriger – bei zu wenig Last werden sie zu wenig gebremst – die Frequenz wird höher) ( bei der durchschnittlichen Frequenz von 50Hz zahlt man zB 30 cent pro 0,1Hz mehr 2cent weniger und umgekehrt)
Volkswirtschaftlich (für Umwelt und Klima) auf jeden Fall sinnvoll (E-Autos fahren mit regenerativem Strom, der sonst abgeregelt worden wäre) – betriebswirtschaftlich für Entaga und Co wahrscheinlich sogar auch, da eine Verschiebung der Ladung in Überschusszeiten den Versorger teure Regelenergie sparen läßt (zwar weniger Umsatz aber trotzdem mehr Gewinn)
Die Wallboxen sollten so eingestellt werden, dass man bei 50 Herz 10 % Ladeleistung hätte und bei 50,5Herz 100% der Ladeleistung (dazwischen linear gesteigert – und individuell justierbar). Für eine dringend anstehende Fahrt muss es einen Notknopf geben (auch wenns da deutlich teurer wird gibt es die Volle Leistung – da der eher selten genutzt wird kein Problem für die Netzstabilität)
Eine solche Schaltung brächte zur Netzstabilisierung deutlich mehr als die Möglichkeit dass der Ladevorgang von der Ferne unterbrochen werden kann – wenn Gefahr für die Netzstabilität in Verzug. Die Frequenzbasierte Preiswichtung und Wallboxleistungssteuerung macht das E-Autofahren attraktiver (weil billiger) und nicht unatrraktiver (weil die mir ja den Strom abstellen können)
Die nötige Hardware ist überschaubar: zusätzliche Platine in Wallbox (zur frequenzabhingigen Ladestromeinstellung) und zusätzlicher Zähler (seriell), der frequenzabhängig wichten kann also nicht kWh zählt sondern Stromwerteinheiten.
Die Hardware gilt es zu entwickeln – im Feldtest zu erproben – geeignete Verträge für die Abrechnung zu erstellen – und den E-Autofahrern anzubieten.
SoundOfLithium meint
Man könnte Lastspitzen natürlich durch regional verteilte Puffer-Systeme glätten. Ein Teil der Kosten bekommt man dafür zurück da man nicht noch mehr Super-Starkstromtrassen quer und längs und diagonal durch Deutschland ziehen muss.
Puffer-Systeme sind in meinen Augen einige hundert kWh Akkupacks bzw. Power-to-H2/H2-to-Power Systeme. Baut man so etwas z.B. neben dem Ladesäulenstandort dürfte eine Lastspitze von dort kein Thema sein und man kann auch das lokale bis regionale Netz stabilisieren in dem man in Zeiten von Stromüberschuss diesen dann an solchen Anlagen in Form von H2 speichert.
Wo sind denn all die H2-Befürworter nun hin? Wie sonst will man eine H2-Infrastruktur aufbauen wenn nicht so?!?
Stefan meint
Beim Ausbau der PV musste ab einer gewissen Anzahl von Anlagen auch eine Anpassung an die Netzsituation vorgesehen werden. Manche Autos vertragen aber möglicherweise eine externe Abschaltung oder Leistungsbegrenzung nicht und schalten wegen „Fehler“ ganz ab. Die Lernkurve bei den Herstellern ist ziemlich steil und es wäre gut hier mehr Systemkompetenz zu entwickeln.
Skodafahrer meint
Unterbrechbarer Ladestrom müsste dann auch billiger sein als der normale nichtunterbrechbare Haushaltsstrom. Sonst macht das keinen Sinn und man lädt über eine CEE-Drehstromdose mit einer mobilen Ladestation wie dem Juicebooster. Denn eine Steckdose wohl ein Ladepunkt im Sinne der Ladeverordnung.
E.Korsar meint
„Die Spitzenglättung in Gestalt einer Reform des Paragrafen 14 a […]“
Dieser Strom nach Paragraf 14 a ist schon jetzt rund 7 Cent billiger. Da muss aber eine fest installierte Wallbox dran. Man hat aber auch die Kosten für einen zusätzlichen Zähler wie beim normalen Hausstrom. Rechnet sich also nur, wenn man eh schon 14 a hat oder überdurchschnittlich viel lädt.
Laden an einer CEE16-Dose muss angezeigt werden beim Energieversorger, wenn dies regelmäßig geschieht, aber nicht angezeigt werden, wenn es gelegentlich geschieht. Weil mein Energieversorger auch keine Ahnung hatte wie „regelmäßig“ definiert ist, habe ich den Vordruck ausgefüllt und abgeschickt. Hat aber da niemanden interessiert…
Sebastian meint
ich lade meine 8 BEVs unregelmässig an CEE… Fragen würde ich nur im absoluten Notfall. meine Devise: wer fragt bekommt meistens nur dumme Antworten.
Dagobert meint
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.
EdgarW meint
In einer gegenwärtigen Welt würde man nicht einfach abschalten, sondern Ladeleistungen reduzieren (und evtl. Priorisierungen berücksichtigen, zu denen natürlich alle Teilnehmer gleichberechtiten Zugriff haben sollten – oder man steuert’s über Preise, aber ich will hier keine Detail-Diskussion vom Zaun brechen), bis das Netz wieder im stabilen Bereich ist (bzw sodass es ihn garnicht erst verlässt). Die Wallboxen können ja Ladeleistungen reduzieren und mussten für die Förderung ja auch fernsteuerbar ausgelegt sein.
In der Republik der Faxe und Rundsteuer-Signaltechnik aus den 50er(?) Jahren ist das aber wohl etwas schwierig. Oh my.
Julius meint
Wenn man die gesparten Milliarden dafür nutzt zusätzliche Landesäulen zu fördern, wäre ich mit einer kurzen zeitweiligen Begrenzung der Ladeleistung einverstanden um das Netz zu schonen.