Der zum chinesischen Geely-Konzern und Volvo gehörende schwedische Elektroautobauer Polestar will bis 2030 ein klimaneutrales Fahrzeug bauen. Nachhaltigkeitschefin Fredrika Klarén hat in einem Interview mit dem Magazin Electrified erklärt, wie das „Polestar 0 Projekt“ gelingen soll.
„Wir sprechen von Klimaneutralität, wenn es uns gelingt, alle Emissionen zu vermeiden, die einen Einfluss auf das Klima haben können“, so Klarén. Dabei rechne das Unternehmen nicht nur Kohlendioxid mit ein, sondern auch alle anderen Gase, die das Potenzial haben, die Erderwärmung zu beeinflussen. „Wir beziehen alles in die Rechnung mit ein“, betonte die Managerin – auch die Lieferströme, die das Unternehmen erreichen, die Prozesse innerhalb des Unternehmens sowie die Faktoren, die mit der Benutzung der verkauften Produkte einhergehen.
Kompensationsgeschäfte wie etwa den Kauf von Wäldern, sogenannte Offsets, haben sich nach Meinung von Klarén „in eine Art Monster verwandelt“, das es Menschen erlaube, weiterhin zu verschmutzen. Sie kauften sich praktisch frei von der Verpflichtung, Emissionen zu reduzieren. Bei Polestar habe man nicht erkennen können, dass die Offset-Praxis einen tatsächlichen Einfluss im Sinne der Verringerung von Emissionen hat. Das Polestar 0 Projekt ziele daher für die Reduktion von Kohlenstoffemissionen auf neue Produktionsmethoden ab, anstatt auf traditionelle Verfahren zu setzen und dann durch Offsetting Emissionen zu kompensieren.
Klarén räumte ein, dass ein klimaneutrales Auto eine große Herausforderung sei. Gegenwärtig könne sie „praktisch nichts garantieren“. Polestar wisse noch nicht genau, wie das Ziel realisiert werden kann, sei aber entschlossen, es zu erreichen. „Nur, wenn wir es uns vornehmen, können wir dies auch erreichen. Aber jetzt geht die Arbeit richtig los, vor allem, in dem wir die Transparenz auf allen Gebieten erhöhen und in der Zulieferkette glaubwürdige Prozesse schaffen“, erklärte die Nachhaltigkeitsverantwortliche von Polestar.
Polestar hat im letzten Jahr für sein Elektroauto Polestar 2 als einer der ersten Hersteller eine Ökobilanz präsentiert. Damals habe es in Schweden eine große öffentliche Debatte um den Nutzen von E-Autos gegeben und diese Diskussion halte noch an. Inzwischen sei aber vielfach nachgewiesen, dass ein batteriebetriebenes Modell wie der Polestar 2 Fahrzeuge wie etwa die der XC-Reihe von Volvo in der Umweltbilanz schlägt – und zwar unabhängig der geladenen Art von Strom, so Klarén. Polestar wolle die Vergleichsdiskussionen beenden und den Blick darauf richten, wie die Produktion der Autos nachhaltiger gestaltet werden kann. Dafür sei größtmögliche Transparenz erforderlich.
„Wir wollen ein Vorbild in der Autoindustrie sein“
Polestar fertigt seine Elektroautos in China und damit in einem Land, das beim Klimaschutz in vielen Bereichen kein Vorreiter ist. Darauf angesprochen sagte Klarén, dass sich in der Volksrepublik viele Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil interessieren würden. China investiere zwar noch immer in Kohlegewinnung, parallel gebe es jedoch einen Trend zur Nachhaltigkeit. Das sei auch in vielen anderen Ländern der Fall. Polestar wolle auf der richtigen Seite stehen und verlange daher bei Geschäften in China erneuerbare Energie.
„Wir wollen ein Vorbild in der Autoindustrie sein“, sagte die Managerin. „Wir denken, dass Design, Technik und Nachhaltigkeit zusammengehören.“ Es sei keine Frage nach entweder oder. Wenn man ein schönes Auto präsentiere, das außerdem eine gute Leistung bietet und auch noch nachhaltig produziert ist, dann könne man damit das Interesse nach dem Modell fördern. Bislang sei es oft so gewesen, dass Kunden Opfer bringen mussten, wenn sie ein nachhaltiges Auto fahren wollen. Heute müsse man keine Kompromisse mehr eingehen und könne alles zusammen in einem Paket anbieten.
Schnäppchenpreise lassen sich mit nachhaltig hergestellten Elektroautos nicht erzielen. Man müsse den Kunden ein attraktives Angebot machen, sagte Klarén dazu. Das umfasse, dass man erkläre, was gut an Nachhaltigkeit ist. „Ich glaube, wir können ein Unternehmen sein, dass Menschen inspiriert und in ihnen den Wunsch weckt, einen mehr auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Lebensstil zu entwickeln. Selbst wenn es bedeutet, etwas mehr für dieses oder jenes Produkt zu zahlen“, so die Polestar-Managerin. Sie habe früher bei Ikea gearbeitet und denke deshalb, dass Nachhaltigkeit auch demokratisch sein muss.
Polestar sehe Nachhaltigkeit nicht als Mehrwert für wohlhabende Menschen. Das Unternehmen wolle vermitteln, dass dieser Aspekt nicht zwangsläufig steigende Kosten bedeutet, sondern auch hilft, Kosten zu sparen. Als Premiummarke habe Polestar die Möglichkeit, nach Wegen zu suchen, ein Auto auf bessere Weise als bisher üblich herzustellen, innovative Fertigungsmethoden anzuwenden, neue Materialien zu verarbeiten und damit letztlich einen Nutzen für die ganze Industrie zu schaffen.
Der Diktator meint
„dass sich in der Volksrepublik viele Menschen für einen nachhaltigen Lebensstil interessieren würden“
Das ist schön. Wahrscheinlich interessieren sie viele Menschen in der VRC auch für viele andere schöne Sachen. Z.B. für Freiheitsrechte, unabhängige Presse, keine Totalüberwachung, etc.
So lasset uns Containerweise die Ware nach Europa verschiffen.
Peter W meint
Das hört sich alles sehr gut an. Da wünsche ich Polstar viel Erfolg auf diesem steinigen Weg.
Dieser Satz hat mich schon etwas beeindruckt:
Kompensationsgeschäfte wie etwa den Kauf von Wäldern, sogenannte Offsets, haben sich nach Meinung von Klarén „in eine Art Monster verwandelt“
Hier werden nur Zahlen gereriert, die die Atmosphäre aber in keinster Weise beeindrucken. Um bei dem Beispiel Wälder zu bleiben, muss doch jedem klar sein, dass es nicht funktionieren kann CO2 durch Aufforstung zu kompensieren, wenn erstens dieser Wald 50 Jahre lang wachsen muss um das CO2 aufzunehmen, und dann das Holz wieder „CO2-neutral“ verbrannt wird.
ExExperte meint
In Grünheide wurden genau diese 50 Jahre alten Bäume gefällt um sie durch kleine Setzlinge an anderer Stelle zu ersetzen. Ich habe schon länger auf diese unmoralische und naturzerstörerische Praxis hingewiesen und wurde dafür kritisiert. Bis die Aufforstung wieder eine ähnliche Qualität erreicht, vergehen Jahrzehnte. Verlorene Jahre im Kampf gegen den Klimawandel.
Andi EE meint
Es ist ein Nutzwald für die Kartonherstellung. Das geschlagene Holz wurde ja entsprechend der Planung verwertet. Das ändert ja nix, oder werden bei dir die Pakete ohne Paket geliefert?
Aber das positive Delta bezüglich CO2 entsteht in der Tesla-Fabrik dadurch, dass man mit jedem produzierten Fahrzeug eines von deinen Marken / Lieblingen die zu über 90% Verbrenner in den Verkehr bringen, ersetzen kann.
Also die simple Rechnung, von Tesla gibt es 100% BEV, bei der Konkurrenz sind es 10% im Schnitt. Hier kann man real von einer ca. 70% Verbesserung sprechen, wenn Tesla-Produkte gekauft werden.
ExExperte meint
Du kannst dir die Naturzerstörung in Grünheide auch weiterhin schönreden und auch gerne weiter Werbung für deinen Liebling machen und mit dem Finger auf andere zeigen. Ist ja sehr bequem für dich, so aus der Entfernung, stimmts?
Andi EE meint
@ExExperte
Wenn du eine Solarmodul-Fabrik dort in Grünheide baust, zerstörst du die Natur unweigerlich in dieser Fläche, insgesamt machst du trotzdem für die Menschheit sehr viel mehr Positives, als wenn du gar nichts machen würdest. Und so ist es auch mit Tesla bei dieser BEV-Fabrik. Wenn du das nicht kapierst, tuts mir Leid, dann ist das dein, vor allem ideologisches Problem.
„Ist ja sehr bequem für dich, so aus der Entfernung, stimmts?“
Ich weiss nicht was du damit meinst, aber diese Fabrik würde ganz Europa mit Handkuss nehmen. Aber bei dir zu Hause scheint es ein gröberes Mindset-Problem zu geben. Wirklich armselig wie Leute wie du auf einer Firma rumhaken die 100% BEV liefert. Fast alles wird an dem Standpunkt produziert, wo dann auch verkauft wird. Was bitte ist daran falsch?
Es ist einfach dumm gegen etwas zu argumentieren, was fast zu 100% das erfüllt was wir in Zukunft brauchen. Du kannst argumentativ gar nicht bestehen, wenn du den vertrittst, der nach wie vor 90% Verbrenner verkauft.
Ich habe in meinem Leben nie ein Apple-Produkt gekauft, aber du kommst mir vor, wie die Typen die damals gegen das iPhone geschrieben haben. Das ist einfach blöd, du kannst nicht gegen ein derart gelungenes Produkt / Firma schreiben. Das macht keinen Sinn, Apple hat damals die Standards wie Tesla gesetzt. Diese ganze Kiddie-Argumentation gegen Tesla ist einfach lächerlich.
Der Diktator meint
Welche Natur? Dieser Wald ist Kulturlandschaft.
Eine Holzmonokultur auf Sandboden.
Aber wahrscheinlich machen sich Leute wie du Sorgen um das Aussterben des Borkenkäfers in der Region.
Peter W. meint
Das hat mit dem Problem CO2 Kompensation absolut nichts zu tun. Vor 20 Jahren wollte dort BMW bauen. Wäre das besser gewesen?
ExExperte meint
@Andi EE
Du redest wie Bolsonaro, der in Brasilien den Regenwald abholzen lässt um „mehr Lebensqualität für alle“ zu schaffen.
Sepp meint
Finde ich auch – endlich spricht einmal jemand aus, wie sinnlos dieses Kompensations – Feigenblatt ist (Sono Motors mach den Unsinn ja auch)
Dagobert meint
Im Grunde wurde genau auf diese Art über Jahrmillionen CO2 aus der Atmosphäre gebunden. Dafür muss man die Bäume aber natürlich auch irgendwann umfallen und verrotten lassen.
Blöd nur, dass der Mensch die Wälder später wieder ausgegraben und angefangen hat zu verbrennen.