Knapp ein Jahr nach der ersten Konzeptidee hat Audi Sport mit der Erprobung des neuen RS Q e-tron begonnen. Mit dem „elektrifizierenden Hightech-Testlabor“ will Audi Anfang 2022 als erster Automobilhersteller mit einem E-Antrieb in Kombination mit einem effizienten Energiewandler gegen konventionell angetriebene Wettbewerber um den Gesamtsieg bei der Rallye Dakar kämpfen.
„Der quattro war ein Gamechanger für die Rallye-Weltmeisterschaft. Audi war die erste Marke, die bei den 24 Stunden von Le Mans mit einem elektrifizierten Antrieb gewonnen hat. Nun wollen wir bei der Rallye Dakar eine neue Ära einläuten und unsere e-tron-Technologie unter extremen Bedingungen testen und weiterentwickeln“, so Julius Seebach, verantwortlich für den Motorsport bei Audi. „Unser RS Q e-tron ist auf einem weißen Blatt Papier in Rekordzeit entstanden und steht für Vorsprung durch Technik.“
Die Charakteristik der Rallye Dakar stelle die Ingenieure vor besondere Herausforderungen. Der Marathonevent dauere zwei Wochen, die Tagesetappen seien bis zu 800 Kilometer lang. „Das ist eine sehr lange Distanz“, betont Andreas Roos, bei Audi Sport für das Dakar-Projekt verantwortlich. „Was wir versuchen, hat noch niemand probiert. Für einen Elektroantrieb ist das die ultimative Challenge.“
Weil es in der Wüste keine Ladesäulen gibt, hat Audi ein spezielles Ladekonzept erarbeitet: An Bord des RS Q e-tron befindet sich der TFSI-Motor aus der DTM. Er ist Teil eines Energiewandlers, der die Hochvoltbatterie während der Fahrt auflädt. Da der Verbrennungsmotor im besonders effizienten Drehzahlbereich zwischen 4500 und 6000 Umdrehungen pro Minute betrieben werde, liege der spezifische Verbrauch deutlich unter 200 Gramm pro kWh, heißt es.
Der Antriebsstrang des RS Q e-tron ist elektrisch. An der Vorderachse und der Hinterachse sitzt jeweils eine Motor-Generator-Einheit (MGU) aus dem aktuellen Formel-E-Rennwagen e-tron FE07, die von Audi Sport für die Saison 2021 entwickelt wurde. Für den Einsatz bei der Rallye Dakar wurden kleinere Modifikationen vorgenommen. Eine baugleiche dritte MGU ist Teil des Energiewandlers und dient dazu, die Hochvoltbatterie während der Fahrt wieder aufzuladen. Zusätzlich wird Energie beim Bremsen rekuperiert. Die Batterie wiegt etwa 370 Kilogramm und hat eine Kapazität von rund 50 kWh.
„Auch die Batterie ist eine Eigenentwicklung, die wir gemeinsam mit einem Partner realisiert haben“, erläutert Stefan Dreyer, Entwicklungschef von Audi Sport für die Motorsport-Projekte. „Als Ingenieure sehen wir prinzipiell in jeder Komponente Entwicklungspotenzial. Aber beim Antrieb haben wir in der Formel E bereits eine Systemeffizienz von über 97 Prozent erreicht. Da gibt es nicht mehr viel Spielraum. Ganz anders sieht es bei der Batterie und dem Energiemanagement aus. Dort liegt in der Elektromobilität generell das größte Entwicklungspotenzial. Was wir bei dem überaus herausfordernden Dakar-Projekt lernen, wird in zukünftige Serienmodelle einfließen. Wie immer arbeiten wir auch bei diesem Projekt eng mit unseren Kollegen aus der Serienentwicklung zusammen.“
Die maximale Systemleistung des E-Antriebs liegt bei 500 kW (680 PS). Wie viel davon bei der Rallye Dakar abgerufen werden darf, wird seitens der Veranstalter noch final definiert. Der Elektroantrieb bietet laut den Audi-Entwicklern viele Vorteile: Die Elektromotoren ließen sich „extrem präzise ansteuern“ und sorgten so für eine gute Fahrbarkeit. Zudem lasse sich Bremsenergie zurückgewinnen. Der RS Q e-tron kommt mit einem Vorwärtsgang aus. Vorder- und Hinterachse sind wie auch bei E-Pkw üblich nicht mechanisch miteinander verbunden. Die von Audi entwickelte Software übernimmt die Drehmomentverteilung zwischen den Achsen und erzeugt ein virtuelles, frei konfigurierbares Mitteldifferential – „mit dem positiven Nebeneffekt, das Gewicht und den Platzbedarf von Karadanwellen und einem mechanischen Differential einsparen zu können“, so die Entwickler.
Optisch unterscheidet sich der RS Q e-tron ebenfalls deutlich von konventionell angetriebenen Dakar-Prototypen. „Das Fahrzeug sieht futuristisch aus und hat viele für Audi typische Designelemente“, sagt Juan Manuel Diaz, Teamleiter Motorsport Design bei Audi. „Unser Ziel war es, Vorsprung durch Technik und die Zukunft unserer Marke zu symbolisieren.“ Der Einsatz bei der Rallye Dakar erfolgt gemeinsam mit Q Motorsport. „Audi hat im Rennsport schon immer neue, mutige Wege gewählt, aber ich glaube, das ist eines der komplexesten Autos, das ich je gesehen habe“, so Teamchef Sven Quandt. „Durch den E-Antrieb müssen sehr viele unterschiedliche Systeme miteinander kommunizieren. Neben der Zuverlässigkeit, die bei der Rallye Dakar an erster Stelle steht, ist das in den nächsten Monaten unsere größte Herausforderung.“
Ernesto 2 meint
Audi betrügt hier, das ist kein E-Auto das ist ein Strom-Generator mit Benzinmotor auf 4 Rädern mit e-motoren. Die Überschrift gehört korrigiert und der ganze Artikel hat hier nichts verloren. Wer mit 200 gr Sprit 1 kWh produziert und die dann verheizt ist einfach KEIN E-Auto!
Mäx meint
In vielen Artikeln wird er auch als Hybrid vorgestellt (auch in der Überschrift).
Das sollte auch meiner Meinung nach geändert werden.
„Audi zeigt Hybrid Prototyp für die Rallye Dakar 2022“ klingt zwar nicht mehr so spektakulär, aber vom Prinzip her ist es das ja auch nicht, wenn man einfach einen seriellen Hybrid für Rallye umbaut. Die Technik ist ja schon älter…
Olli meint
Es ist aber eben kein Hybrid Fahrzeug. Es ist ein rein elektrisch angetriebener Sportwagen für die Dakar, welcher den Strom den er benötigt mit einem Benzinmotor (der Motor aus der DTM 2020) im Fahrzeug selbst erzeugt!
Über Sinn oder Unsinn kann man sicherlich Seitenweise diskutieren.
SantoDomingo meint
„Serieller Hybrid“ nennt man das Konzept.
Mäx meint
@SantoDomingo
Völlig richtig; Opel Ampera und BMW i3 aus frühen Jahren lässt grüßen.