Analysten der Deutschen Bank haben kürzlich dargelegt, dass die umfangreiche Förderung von Elektroautos den Staat viel Geld kostet. Die „Vorfahrt der E-Mobilität“ sei von der Politik teuer erkauft und sowohl ökonomisch als auch sozial bedenklich. Aus Berlin heißt es als Reaktion, dass man die internationale Marktführerschaft der deutschen Autoindustrie erhalten wolle. Von der Forcierung der alternativen Antriebsart profitiere die Gesellschaft als Ganzes.
Die E-Mobilität sei nicht nur der Schlüssel für klimafreundlichen Verkehr, sondern auch zentral für ein nachhaltiges Wachstum des Wirtschaftsstandorts, erklärte das Bundeswirtschaftsministerium auf Anfrage des Portals heise.de. Wenn der Autostandort Deutschland leide, würden viele Menschen und Familien durch Arbeitsplatzverluste getroffen. Eine nachlassende Wettbewerbsfähigkeit würde außerdem zu hohen gesamtwirtschaftlichen Einbußen und Kosten für die Gesellschaft führen, zum Beispiel durch sinkende Steuereinnahmen.
Zu den direkten Kaufprämien, die der deutsche Staat für Elektroautos gewährt, kommen weitere fiskalische Effekte während der Nutzung. Sie resultieren aus geringeren Steuereinnahmen. Werden Elektroautos als Firmenwagen genutzt, sinken die Steuereinnahmen noch mehr. Über die gesamte Nutzungsdauer kommen laut der Deutschen Bank fiskalische Effekte von mehr als EUR 20.000 zusammen, wenn in der gehobenen Mittelklasse ein Batterie-Auto statt eines Modells mit Verbrennungsmotor genutzt wird. Aktuell würden zudem Besserverdiener am meisten von den Fördermaßnahmen profitieren. Außerdem zementiere die Bundesregierung einen Technologiepfad, indem es die E-Mobilität anderen Antriebssystemen vorzieht.
Grundlage für künftige Wettbewerbsfähigkeit
Das Wirtschaftsministerium betonte gegenüber heise.de, dass die Bundesregierung für die klimafreundliche Transformation des Verkehrssektors grundsätzlich einen technologieoffenen Ansatz verfolge. So sei auch die E-Auto-Kaufprämie „Umweltbonus“ ausgelegt, die für Elektroautos, Plug-in-Hybride und Wasserstoff-Stromer beantragt werden kann. Die Regierung unterstütze den Hochlauf der Elektromobilität, die dafür eingesetzten Steuerungshebel würden aber kontinuierlich angepasst und optimiert, heißt es in der Stellungnahme. Dazu gehörten Kaufanreize und steuerliche Vorteile für die Besitzer von E-Fahrzeugen. Kern der staatlichen Förderung sei aber, Forschung und Entwicklung zu unterstützen. Damit lege man die Grundlage für zukünftige Innovationen, für Wettbewerbsfähigkeit und damit auch für Arbeitsplätze.
Das Wirtschaftsministerium erklärte weiter, dass die Bundesregierung Elektromobilität für alle Bevölkerungsschichten zugänglich machen wolle. Käufer von E-Modellen mit einem Listenpreis von unter 40.000 Euro würden über den Umweltbonus umfangreicher gefördert als jene, die sich ein teureres Auto zulegten. Zudem wirkten sich die heutigen Kaufanreize positiv auf einen späteren Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge aus, was insbesondere sozial schwächeren Bevölkerungsgruppen zugute kommen werde.
Abschließend unterstrich das Ministerium dass die E-Mobilität nicht nur für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland eine maßgebliche Rolle spiele. Der Wechsel zu der alternativen Antriebsart bringe auch positive gesamtgesellschaftliche Effekten wie eine verbesserte Luftqualität. Die E-Mobilität sei „ein wesentlicher Baustein bei der angestrebten Verbindung von Ökonomie und Ökologie, um die ambitionierten Klimaziele zu erreichen“.
Sebastian meint
Subventionsmusterland… traurig das ganze. Deutschland muss sich mal entscheiden was es möchte. Es passt nicht zusammen wie irre an der Kohle festzuhalten, gleichzeitig E Autos mit 10.000 Euro zu fördern, aber im gleichen Zug die EEG Umlage beizubehalten oder PV Betreiber zu gängeln. Der nächste Schock kommt dann wenn man öffentlich für AC Strom 50 cents bezahlen soll. Zu was das? In Ländern mit dreifachen Wohlstand kostet Strom keine 14 cents. Deutschland subventioniert sich zu Tode…
Andi meint
@ Sebastian
Volle Zustimmung!
Nur eine Frage: Welches Land hat den dreifachen Wohlstand?
Hans Meier meint
Hehe die Luftverschmutzung & dahingehende Erkrankung der Leute und deren Folgen hat brav die Allgemeinheit bezahlt. Die jetzigen Wirtschafsförderungen bezahlt wieder die Allgemeinheit. Spannend wie Deutschland „Marktwirtschaft“ interpretiert. Der Markt wird von der Allgemeinheit bezahlt, weil der Markt wohl selber nicht ganz so überlebensfähig ist wie er es sollte. Spannend wo Deutschland in 30 Jahren stehen wird. Mein Beileid. :)
derJim meint
Immer diese sozial schwächeren! Eigentlich sind sie nur wirtschaftlich schwach, aber Abwertung anhand des geringen Gehalts ist irgendwie weiterhin en Vogue…
Peter meint
Spitzfindig. Wirtschaftliche Schwäche führt mit erhöhter Wahrscheinlichkeit auch zu geschwächter sozialer Teilhabe. Grüße an den Elfenbeinturm.
derJim meint
Was soll der Hinweis bezüglich Elfenbeinturm? Bitte erläutern.
Es stimmt was sie sagen, aber die Bezeichnung „sozial schwache“ ist trotzdem falsch und impliziert eben absichtlich etwas anderes (Stichwort „Framing“).
Falls sie dwr Argumdntation nicht folgen können noch zwei tiefergreifende Links dazu:
https://www.piqd.de/medien-gesellschaft/die-bezeichnung-sozial-schwach-wertet-menschen-ab-und-halt-sich-hartnackig-schluss-damit
https://www.deutschlandfunk.de/sagen-meinen-wer-ist-wirklich-sozial-schwach.2907.de.html?dram:article_id=481767
David meint
Das Problem ist nur, die Menschen, die für den Blödsinn hinter diesen beiden Links verantwortlich sind, mögen politisch korrekt arbeiten, aber nicht sprachwissenschaftlich korrekt. Der Terminus wird heute völlig falsch verstanden.
„Sozial schwach“, bezieht sich nicht auf soziales Verhalten, der Begriff dafür war früher „asozial“, sondern setzt die Schwäche in Relation zur Gesellschaft. Wer in unserer Gesellschaft finanziell schwach ist, mag in einer anderen Gesellschaft finanziell stark sein.
Der Begriff trifft es also genau, kommt nur leider -wie die gesamte Sprache- gerade unter die Dampfwalze der „dummen Gerechten“.
derJim meint
Und trotzdem sind sie erstmal nur wirtschaftlich schwach und das ist vermutlich auch gemeint. Was daraus folgt ist ja nochmal etwas komplett anderes. Mit sozial oder unsozial hat das, wie sie ja auch schreiben, absolut nichts zu tun, ja. Aber trotzdem verteidigen sie die Bezeichnung auch noch. Warum kann man sie nicht auch einfach so beschreiben? Warum muss eine Abwertung ggü der Gesellschaft dabei sein? Diese Gruppe ist m.E. doch so schon genug geplagt mir ihren Lebensumständen…