Das Münchner Elektroauto-Start-up Sono Motors treibt den Start seiner Erstlingswerks Sion voran. Die Produktion des Elektro-Vans mit Solartechnik in der Karosserie soll beim Auftragsfertiger NEVS in Schweden erfolgen. Dessen chinesischer Mutterkonzern Evergrande hat nun scheinbar Geldprobleme und denkt über den Verkauf seiner Autosparte nach. Die Pläne von Sono Motors soll das aber nicht beeinflussen.
Eigentlich sollte der Sion nach mehreren Verzögerungen ab 2020 an Kunden übergeben werden, er verspätet sich aber weiter. Der zuletzt geäußerte Zeitplan für den Start in etwa zwei Jahren ist nach aktuellem Stand auf Kurs. „Good News: Die Produktion des Sono Motors Sion ist von der Restrukturierung unseres Partners NEVS nicht betroffen“, erklärte Unternehmenssprecher Christian Scheckenbach auf Twitter. Die Vorbereitungen der Produktionsanlagen für die Vorserienproduktion im kommenden Jahr und die Serienproduktion des Sion „im ersten Halbjahr 2023“ liefen planmäßig.
Was genau mit „Restrukturierung“ bei NEVS gemeint ist, sagte Scheckenbach nicht. Der Mutterkonzern Evergrande hat erklärt, mit Milliardeninvestitionen zu einem führenden Hersteller von Elektroautos werden zu wollen. Gründer und Milliardär Xu Jiayin und sein Unternehmen haben bislang vor allem mit Immobiliengeschäften Erfolge gefeiert. Im August berichtete unter anderem die Nachrichtenagentur Reuters, dass Evergrande Gespräche mit dem chinesischen Smartphoneherstellers Xiaomi und Investmentfirmen über den Verkauf von Anteilen seines E-Auto-Geschäfts verhandelt.
Hintergrund soll sein, dass Evergrande wegen Problemen in seinem Kerngeschäft mit Immobilien derzeit schwer an frisches Kapital kommt. Über ein Tochterunternehmen hat der Mischkonzern in Firmen aus der Autoindustrie investiert, die sich mit der E-Mobilität beschäftigen. Darunter sind bekannte Namen wie Faraday Future und NEVS (National Electric Vehicle Sweden). Xiaomi ist eigenen Angaben nach für den angestrebten Einstieg in die Automobilbranche mit mehreren Herstellern im Gespräch. Im März hatte das Unternehmen bekannt gegeben, in den nächsten zehn Jahren zehn Milliarden Dollar in ein neues Geschäft mit smarten Elektrofahrzeugen investieren zu wollen.
Sono Motors ist trotz Verzögerungen schon weiter als Xiaomi und andere Unternehmen, die in die Automobilbranche einsteigen wollen. Aktuell findet eine Deutschland-Tour mit dem jüngsten Prototyp des Sion statt. Kurz vor dem Start hatte Sono Motors mitgeteilt, in das Serienfahrzeug eine leistungsstärkere Batterie mit 54 kWh Speicherkapazität einzubauen. Das Akkupaket soll die Reichweite gemäß WLTP-Norm auf 305 Kilometer erhöhen, zuvor waren 255 Kilometer pro Ladung vorgesehen. Die Ladeleistung steigt mit bis zu 75 kW ebenfalls. Die neue Batterie soll zudem sicherer sein, auf kritische Rohstoffe wie Kobalt verzichten und eine erhöhte Lebensdauer von bis zu 3000 Zyklen oder 900.000 Kilometer haben.
Im Mittelpunkt des ab 25.500 Euro kostenden Sion steht die Integration von Solarzellen in die Karosserie. Die dadurch mögliche zusätzliche Reichweite soll durchschnittlich 112 Kilometer, in der Spitze 245 Kilometer pro Woche betragen. Daneben gibt es die technischen Möglichkeiten für Mobilitätsdienste wie Carsharing und Ridepooling. „Powersharing“ soll den Sion zu einer mobilen Ladestation für Elektrogeräte und andere E-Fahrzeuge machen. Das hat Unternehmensangaben nach bisher für 13.000 Reservierungen gesorgt. Bisher hat sich Sono Motor insbesondere durch Crowdfunding finanziert. Für den Serienstart werden noch mindestens 200 Millionen Euro benötigt, die laut Medienberichten an der US-Börse eingesammelt werden sollen.
Andy meint
Ein sehr gutes SEV (Solar Electric Vehicle) !
Ein E-Auto als Mini-Van gibt es bisher nirgends, an dieser nicht zu unterschätzenden Fan- und Zielgruppe baut die etablierte Industrie bisher leider konsequent vorbei. Der Markt wird entweder mit Luxuslimousinen, Kleinst- und Kleinwagen, oder frech überteuerten SUV und Kompakt-SUV geflutet. Praktische, bezahlbare, unprätentiöse Alltagsautos mit gut nutzbaren Innenräumen in E-Version tendieren angebotsmässig aktuell gegen Null. Der Sion stößt auf perfekte Weise in diese Lücke, zu einem mehr als fairen Preis: 900.000 Kilometer Haltbarkeit oder 3000 Ladezyklen mit der neuen Batterie erscheinen mir nachhaltig und in wirtschaftlicher Hinsicht sehr lukrativ. Die integrierten Solarzellen und die selbst generierte zusätzliche Energie (im Stehen und im Fahrbetrieb, nach Aussage von Sono Motors), sind ebenfalls nicht zu unterschätzen. Es gibt kein anderes Auto in dieser Preisklasse, das über die gesamte Karosserie mit Solarzellen versehen ist.
Andy meint
Wie sagte die Zeitung ‚Die Welt‘:
„Der Sion ist das einzige ernstzunehmende deutsche Autoprojekt, das sich außerhalb etablierter Autokonzerne abspielt.“
150 Experten sind mittlerweile versammelt bei diesem Auto-Start-up. Darunter eben auch alte Hasen, die begeistert sind von der Zähigkeit der Gründer, das hört man immer wieder, und die wissen, dass nun die besonders schwierigen Monate bevorstehen: Letzte Fehler abstellen, Verträge mit Zulieferern schliessen, eine behördliche Zulassung beantragen und dann den millionenteuren Start der Serienfabrikation finanzieren.
Kooperationen mit MAN oder dem Fraunhofer-Institut sollen unterdessen helfen, die Solartechnik zu perfektionieren, in anderen Fahrzeugen zu verbauen und weitere Erlöse zu erzielen.
Andy meint
+++ GENIALER AKKU +++
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Lithium-Eisenphosphat-Batterien sind besonders langlebig. Auch bei einer hohen Anzahl an Ladezyklen besticht diese Batterietechnologie vor allem durch nur geringe Leistungsverluste. Als Speicher findet sie häufig in der Photovoltaik-Industrie Verwendung. Dort spielen Langlebigkeit und eine hohe Anzahl an Zyklen eine wichtige Rolle.
Eine Verwendung auch nach dem Gebrauch im Fahrzeug, z.B. als Heimspeicher, ist für diese Art der Batterie somit gut möglich. In puncto Nachhaltigkeit ist der möglichst lange Einsatz des Akkus ein wichtiges Argument.
LFP-Batterien sind nur schwer brennbar. Die Zellchemie der Zellen verhindert das thermische durchgehen. Sogar beim Nail Penetration Test brennen die Zellen nicht. NMC- oder NCA-Zellen weisen hier ein deutlich höheres Risiko auf. Bei der Zusammensetzung der Batterie wird außerdem auf Kobalt, Nickel und Mangan verzichtet. Das schließt den unsachgemässen Abbau dieser Rohstoffe entlang der Lieferkette direkt von Anfang aus.
Wolf meint
Mit 54 kWh nur 305 km WLTP-Reichweite? Die Effizienz ist ja nicht gerade berauschend.
Franz Mueller meint
Das wird ja auch noch weniger Reichweite werden, ist ja immer noch eine Simulation. In Realität auf der Rolle verbraucht die Karre dann wieder mehr.
Opi59 meint
moin,
der Rausch beginnt meistens dort, wo hohe Reichweiten ausgelobt werden und
in der Praxis keinen Bestand haben.
Lenny.L meint
Bin ich froh das die fehlenden 200.Millionen Euro die angeblich über die US Börse eingesammelt werden sollen, quasi wie Pilze beim Pilze sammeln .
Na ja, jedenfalls bin ich mir zu 99 Prozent sicher , falls Sono Motors überraschenderweise Insolvenz anmeldet, bzw. der Sion überraschend nicht fertiggestellt werden kann, das die Vorbesteller bzw. „Crowdies “ ihr Geld erstattet bekommen, oder so…..????
Jörg2 meint
Natürlich nicht ;-))
Ich vermute: SION hat gesellschaftsrechtlich sauber getrennt, wo das Geld ist (und wer da haftet) und, was SION im Kern ist (und an verwertbaren Werten hat).
MacGyver meint
Lies Dir mal die Vertragsbedingungen für den Sion durch. Vorbesteller sind Invenstoren in ein Hochrisikoinvestment. Klartext heißt das: Das Geld ist sicher weg! Entweder bekommst Du gar nichts. Oder Du bekommst eventuell vielleicht in X Jahren, wenn Ostern und Weihnachten auf einen Tag fallen, möglicherweise mal ein Fahrzeug. Ich persönlich glaube nicht, dass diese beiden Waldorfschüler ohne vernünftige Ausbildung auch nur ansatzweise in der Lage sind ein solch, zugegebenermaßen recht komplexes Projekt, wie die Serienfertigung eines in der EU zulassungsfähigen Fahrzeugs auch nur ansatzweise zu überblicken.
Jörg2 meint
MacGyver,
ich wollte darauf hinaus, dass, wenn SION MOTORS Insolvenz anmelden sollte, dort nichtmal die Reste der eingesammelten Gelder liegen könnten (verwertbar als Masse).
Im (deutlichen) Vorfeld die Gelder und die Rechte auszulagern, wäre nicht unüblich.
Jörg2 meint
Meine Unterstellung:
Gestartet mit dem Willen, dieses Auto tatsächlich zu produzieren.
Dann festgestellt, es wird nichts, das Zeitfenster geht zu.
Dann die Hoffnung entwickelt, irgendein Großer, der was braucht, wird einsteigen/übernehmen/abkaufen (und solange laufen die persönlichen Bezüge weiter).
Nun ist alle Hoffnung dahin. Pfeifen im Wald. Durchhalteparolen. Rückzugssiege…
Meine Vermutung: Demnächst (mit viel „leider“) Ende der Geschichte.
Torsten meint
+1, ist auch meine Vermutung.
Andy meint
…. ja klar und Tesla ist auch pleite. Was für negative Kommentare immer.
Martin meint
Der Vorteil an keiner eigenen Produktion bzw. Fabrik ist doch, dass der Auftragsfertiger auch gewechselt werden kann.
Nvidia oder Apple betreiben ja auch keine Produktionsstätten und arbeiten ausschließlich mit Auftragsfertigern zusammen.
Franz Mueller meint
Das war ein guter Witz, sie haben sehr guten Humor.
Genau das Beispiel bzgl. Halbleiter Hersteller zeigt ja deutlich, dass ein Wechsel des Auftragsfertiger nahezu unmöglich ist. Beim Auto vielleicht noch einfacher, aber beim Sion ebenfalls unmöglich. Sono muss ja zum Beispiel alle Anlagen selbst kaufen und in die Produktion einpassen. Wer daheim schon mal eine Küche eingebaut hat, der weiß das ein Umzug nur schwer möglich ist, bei Industrieelektronik gilt das noch viel mehr.
Andi EE meint
Natürlich eine Katastrophe, aber so kann das Sono Motors nicht kommunizieren / niemand in der Geschäftswelt kommuniziert ehrlich wenn’s bergab geht. Es sieht leider gar nicht gut aus.
Für mich ist diese elend lange Planungsphase das wahre übel. Auch dass man zwanghaft die Solarzellen beim Design zu verstecken versucht, finde ich nicht logisch. Es ist doch das Markenzeichen, wieso nicht hübsch einrahmen und ein frisches, freches Design draus machen. Dann könnte man beim Design noch punkten, aber das Fahrzeug kommt so langweilig und bieder daher, so schad für ein Startup dass doch frech und neu auftreten müsste.
Hans meint
Sono und der Sion sind reine Luft nummern, mittlerweile ist der Markt so stark aufgestellt, da werden sie mit ihrer Kiste nicht mal mehr ansatzweise ein Fuß rein bekommen.
Hätten sie nicht so lange gepennt (Geld gesammelt und verprasset) wäre das was geworden.
Tesla hat nur durch Extrem schnelles und Radikals Wachsen seine Existenz sichern können.
Draggy meint
Tesla würde 2003 gegründet, ihr erstes Fahrzeug, ein umgebauter 100.000€ Sportwagen kam mit ach und Krach und vielen Problemen 2008, erst 2012 kam das MS auch mit vielen Problemen. Die Massenproduktion des M3, gestartet 2017, nahm erst 2019 richtig Fahrt auf. Dagegen steht Sion nicht groß negativ da. Ob’s klappt wird sich zeigen aber schlimmer als Tesla lange stehen die sicher nicht da.
Franz Mueller meint
Der Produktionspartner schmeißt jeden zweiten Mitarbeiter raus, aber der Anlauf ist nicht gefährdet.. Na klar. Alles eine reine Luftnummer.
Pferd_Dampf_Explosion_E meint
Man muss sich wohl daran gewöhnen, dass es einen BEV-Hersteller gibt, der ausschließlich virtuelle Fahrzeuge produziert /produzieren lässt.
M2P_2023 meint
genau ;-) mein Gedanke auch: es kann ja keine Produktion gefährdet sein, wo nichts produziert wird…
Tom 1 meint
Ach echt jetzt, Sono Motors macht das Alles zum Spass, bist Du wirklich INFORMIERT.?
Tom 1 meint
Erstens kein BEV ein SEV, und besser richtig lesen da wird es was, ach ne lieber nicht.
Mäx meint
Lange hab ich überlegt was SEV heißen soll.
Und ich hoffe wirklich du meinst nicht Solar Electric Vehicle.
Bei optimaler Lichtausbeute (was auch immer das heißen mag), sind es 35km pro Tag. Ja das klingt erstmal ordentlich.
Aber wie so oft es ist eben eine bis zu Angabe. Mich würde ein Jahresdurchschnitt interessieren für zum Beispiel München, dem Firmensitz.
Muss ich dafür eigentlich täglich in die Waschanlage, damit die Effizienz nicht nach unten geht?
Nichtsdestotrotz hat das Fahrzeug immer noch eine Batterie und ist damit ein BEV. Sonst hätte Sie es wie beim PHEV bzw. FCEV machen können und eine kleine Pufferbatterie bauen können und den Rest machen die Solarzellen.
Dann hätte man über SEV reden können.
So ist es eben ein BEV mit Solarzellen.
Dirk, Sander meint
Der Jahresdurchschnitt liegt bei 16km! Was super ist und für den Durchschnitt der Fahrten reicht.
Gunnar meint
Was ist ein SEV?
DIYMicha meint
die Sonneneinstrahlung am Boden beträgt 1000W/m2, die Solarzellen haben einen Wirkungsgrad bis zu 22% also 220W allerdings nur bei. optimaler Ausrichtung zur Sonne, was auf einem Auto nie der Fall. sein wird. Also rechne lieber mit 100W. Da kann man sich anhand vom Verbrauch und ungefährer Fläche schnell selber ausrechnen ob die Zahlen von Sono stimmen können.
MacGyver meint
Meinst Du etwa, dass deine Wortklauberei irgendetwas ändert?
Shino meint
Oder man gewöhnt sich an so Kasper wie dich, die ständig irgendwas behaupten aber keine Ahnung haben. Die vier Prototypen sind alles andere als virtuell.
Oder wir gewöhnen uns daran, dass es Menschen gibt, die nicht wissen was virtuell heißt.
Fredrik meint
Zwei umgebaute BMW i3 und zwei neue handgebaute Autos?
Christian meint
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke, die Redaktion.