Hon Hai Precision Industry Co., hierzulande vor allem als für Apple tätiger Elektronik-Auftragsfertiger Foxconn Technology Group bekannt, hat Ende vergangenen Jahres angekündigt, sein Geschäft in der Automobilindustrie deutlich auszubauen. Das Unternehmen stellt sich damit als Wettbewerber für etablierte Zuliefer-Konzerne auf. Nun gab Foxconn Pläne bekannt, 2022 Elektroauto-Fabriken in den USA und Thailand zu bauen. Europa könnte folgen.
„Unsere Pläne sehen vor, im Jahr 2023 mit der Massenproduktion in den USA bzw. Thailand zu beginnen“, sagte der Foxconn-Vorsitzende Young Liu Investoren in einer Telefonkonferenz. „Neben den USA und Thailand befinden wir uns auch in Gesprächen mit möglichen Standorten in Europa als Teil unserer globalen Elektroauto-Strategie.“
Laut dem Portal Nikkei Asia will Foxconn seine Präsenz in der E-Auto-Industrie ausbauen, indem es Halbleiter, Schlüsselkomponenten und weitere Bauteile sowie fortschrittliche Fahr-Software und die Montage von Fahrzeugen in Angriff nimmt. Bereits 2020 hatte das Unternehmen mit der MIH-Plattform eine aus Fahrgestell und dazugehöriger Software bestehende Architektur vorgestellt, mit der Hersteller von Elektroautos Modelle verschiedenster Bauart schneller auf den Markt bringen können sollen.
Die MIH werde als „das Android-System für die Elektroauto-Industrie“ positioniert, so Foxconn. Zusammen mit Partnern wolle man ein von Software bestimmtes offenes Ökosystem für die Elektroauto-Branche etablieren. Mit der neuen Plattform will Foxconn in den Jahren 2025 bis 2027 weltweit in jedem zehnten Elektroauto mit Bauteilen oder Dienstleistungen vertreten sein. Der Konzern hat zudem erklärt, 2024 eine Festkörper-Batterie einzuführen. Zu den weiteren Projekten im Automobilbereich gehört Selbstfahr-Technologie, die in Japan bereits in Flughafen-Shuttles zum Einsatz kommt.
Das in Thailand geplante Werk soll langfristig Länder im Süden Asiens bedienen. Als Kapazität sind 150.000 bis 200.000 Elektroautos pro Jahr vorgesehen. Die US-Fabrik werde für Kunden wie das amerikanische Start-up Fisker Inc. tätig, für das das Unternehmen bis Ende 2023 mit dem Bau von Elektroautos beginnen soll, sagte Liu. Geplant ist laut Fisker-Inc.-Gründer Henrik Fisker ein „bahnbrechendes“ Elektroauto mit hohem Innovationsgrad zum günstigen Preis.
Was und in welcher Größenordnung in der möglichen Europa-Fabrik von Foxconn produziert werden könnte, verriet Liu nicht.
hghildeb meint
Da steht wohl dann in den Fahrzeugpapieren „designed by *irgendjemand* in California“
nilsbär meint
Viele branchenfremden Newcomer übersehen, dass ein E-Auto mit moderner Software und großem Display immer noch ein Auto ist und kein rollendes Smartphone mit Elektromotor.
Je weniger Neuheitswert E-Antrieb, Display und OTA-Updates haben, desto mehr werden die Kunden wieder auf die klassischen Qualitätsmerkmale von Autos achten. Das ist auch die Chance für die europäischen Hersteller, zu überleben (zumindest bis die Robotaxis kommen). Der Erfolg von Tesla wird von Neueinsteigern nicht mehr zu wiederholen sein, auch nicht mit den Milliarden von Foxconn, Evergrande, Katar u.a.
KritGeist meint
„E-Auto mit moderner Software und großem Display immer noch ein Auto ist und kein rollendes Smartphone mit Elektromotor.“
Genau das hat ja Tesla gezeigt, der Weg wird auch weiter in dieser Richtung sehen. Das sieht man ja bereits bei allen Autobauern mit einer separaten E-Plattform & das wird sich in dieser Richtung weiter entwickeln.
Gerade Zulieferer haben, wie das Foxconn beschreibt, nur quasi damit eine Chance zu überleben. Und gerade Finanz-schwächere Hersteller werden auf solche Plattformen aufsetzen, um überhaupt noch Autos verkaufen zu können. Das könnte vielleicht dann wieder für kreatives Aussendesign sorgen, quasi back to classics ????????
Ambiboss meint
Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Fahrzeughersteller Foxconn gerne sehen werden. Die Einkaufsmacht im Bereich der Elektronikbauteile plus die geplanten Investitionen im Bereich von Fabs für z.B. Leistungshalbleitern sind massiv hoch.
Ich würde Foxconn nicht unterschätzen und auch die Markteintrittsbarriere zu den OEM als nicht zu hoch ansehen. Qualität können sie, große Volumen auch, Investitionsfreude ist auch da.
Foxconn muss auch nicht als Brand auftreten, machen Sie heute auch nicht und haben trotzdem einen weltweiten Marktanteil von 40% bei Consumer Electronics.
Shullbit meint
Der Wechsel zu Elektroautos hat die Markteintrittshürden für neue Anbieter bereits massiv gesenkt, weshalb wir so eine Vielzahl neuer Anbieter sehen. Offene Plattformen und Produktionskapazitäten von Drittanbietern wie Foxconn werden die Hürden noch weiter senken. Allerdings wird es für neue Anbieter, die auf solche Plattformen setzen, auch zunehmend schwieriger, ihre Autos noch irgendwie vom Wettbewerb zu differenzieren. Es bleiben dafür nur Design, Software und Services.
Für uns Kunden ist das überwiegend gut. Man sieht, wie drastisch der „Newcomer“ Tesla sich auf die gesamte Branche ausgewirkt hat. NIO und Co. könnten in den nächsten Jahren auch noch signifikante Auswirkungen haben. Für Kunden bedeutet viel Wettbewerb einerseits üblicherweise attraktive Angebote. Andererseits wird sich der eine oder andere Käufer damit konfrontiert sehen, dass sein Hersteller nicht überlebt. Das kann dann ein gravierendes Problem sein, weil Software immer wichtiger bei Fahrzeugen wird und man zukünftig darauf angewiesen sein wird, dass es ein Fahrzeugleben lang (20 Jahre) Software-Support gibt.
Peter meint
Im Handymarkt hat No-Name-Ware auch nicht funktioniert. Und Handys kosten kein Jahreseinkommen, da wäre ein Totalverlust also viel tolerabler. Auf absehbare Zeit (25 Jahre) sehe ich keine Etablierung irgendwelcher No-Name-Marken im europäischen autoMarkt. Hyundai versucht das seit 30 Jahren. Sie haben zusammen mit Kia heute in D einen Marktanteil von unter 10%.
KritGeist meint
Hyundai/Kia sind inzwischen kein No-Name, sie haben sich als kleiner Hersteller Stück f. Stück auf dem Weltmarkt etabliert, in Hinsicht auch auf Menge, Qualität & Innovationen (E, H2,…) und das deutlich besser als große, träge Hersteller. Gutes Bsp. sind dafür Mietautos, zB auf Malle. Vor J. VW Standard, inzwischen asiat. & franz. Hersteller in der Breite!
PSA vorher mit Teilmarken klein, nun als Riesenkonzern übernimmt etablierte wie Opel. Man kann nicht den dt. Markt mit den anderen vergleichen, die sich viel stärker entwickeln.
VerpennerMotorenWerke meint
Fisker, sonst noch bekannte Kunden?
Achso ja die tollen Premiumhersteller, die es heute verschlafen und dann schnell eine Lösung einkaufen wollen.