Daimler-Truck-Chef Martin Daum hat in einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung über den Weg der Branche zum emissionsfreien Transport gesprochen. Er bekräftigt darin den Fokus des Konzerns auf Batterie-Antriebe, aber auch die mittelfristig geplante Einführung von Wasserstoff-Brennstoffzellen-Stromern. Andere Antriebsformen hält er nicht für zielführend.
Die großen europäischen Truck- und Bushersteller stünden voll hinter den immer ehrgeizigeren Zielen der EU im Kampf gegen den Klimawandel. Bei Daimler Truck sei man entschlossen, seinen Beitrag zu leisten und den Transport emissionsfrei zu machen. Dazu müssten alle Beteiligten mehr Tempo machen. Dabei müssten sich die Politik und Wirtschaft auf die Technologien konzentrieren, die wirklich zukunftsweisend sind, so Daum. „Denn nur dann können wir unsere Ressourcen und Budgets so wirksam einsetzen, wie dies notwendig ist“.
Man dürfe sich im Transportbereich nicht verzetteln und weiter alle möglichen Entwicklungspfade verfolgen, fordert der Daimler-Truck-Chef. Erdgas-Antriebe etwa seien nicht CO2-frei und damit nur eine teure Brückentechnologie. Und Oberleitungen bräuchten eine flächendeckende, europaweite Infrastruktur über Tausende Kilometer. Die damit verbundenen Planungsverfahren wären hochkomplex, langwierig und mit großer Unsicherheit behaftet. Damit sei diese Technologie praktisch nicht realisierbar. Starre Oberleitungen würden Spediteuren zudem die Flexibilität nehmen.
Batterie & Brennstoffzelle ergänzen sich
Die beiden Technologien, die für den emissionsfreien Transport tatsächlich zielführend seien, seien die Batterie und Brennstoffzelle. Die Batterie-Technologie sei inzwischen serienreif und batterieelektrische Lastwagen und Busse auf den Straßen schon regelmäßig im Einsatz. Die wasserstoffbasierte Brennstoffzelle werde die Serienreife in den nächsten Jahren erreichen. Beide Technologien seien lokal komplett CO2-neutral und ergänzten sich bestens. „Erstens wegen der unterschiedlichen Einsatzzwecke von Nutzfahrzeugen, denn hier lautet die Faustformel: Die Batterie ist für geringere Lasten und kürzere Distanzen besser geeignet und die Brennstoffzelle für größere Lasten und längere Distanzen“, erklärt Daum.
Als zweiten Punkt führt der Manager die Infrastruktur auf: Wenn sich die Zahl der elektrischen Autos, Lastwagen und Busse wie erhofft rasant entwickele, würden Batterien hier schon bald nicht mehr ausreichen. Das würde die Strom-Infrastruktur überfordern. Es brauche deshalb für den Transportsektor, aber auch für andere wichtige Branchen einen Energieträger, mit dem sich grüne Sonnen- oder Windenergie speichern, transportieren und importieren lässt. Genau das ermögliche Wasserstoff. „Wasserstoff hat das Potential, Erdöl als international handelbaren, grünen Energiespeicher abzulösen. Europa braucht eine Wasserstoffwirtschaft“, glaubt Daum.
Der Daimler-Truck-Boss ist sich sicher, dass sich Batterie und Brennstoffzelle auch bei Technologieoffenheit am Ende durchsetzen würden. Das Problem sei, dass diese Vorgehensweise Zeit und Geld koste, beides sei jedoch knapp. „Mit Blick auf die ehrgeizigen Klimaziele müssen wir uns für den Transportsektor deshalb von nun an auf Batterie und Brennstoffzelle konzentrieren“, fordert Daun. Die große Mehrheit der europäischen Truck- und Bushersteller sei hier schon gut unterwegs, nun müsse sich auch die Politik festlegen. Nur dann könnten beide Technologien möglichst schnell in den Massenmarkt vorstoßen. Technisch ausgereifte Fahrzeuge allein reichten dafür nicht, es brauche auch einen regulatorischen Rahmen, der die Wettbewerbsfähigkeit von CO2-neutralen Lastwagen und Bussen mit herkömmlichen Fahrzeugen gewährleistet. Und es sei vor allem auch eine umfassende, europaweite Infrastruktur nötig.
alupo meint
„Dabei müssten sich die Politik und Wirtschaft auf die Technologien konzentrieren, die wirklich zukunftsweisend sind, so Daum. „Denn nur dann können wir unsere Ressourcen und Budgets so wirksam einsetzen, wie dies notwendig ist“.“
@Martin
Dann konzentrier Dich doch endlich auf das Wesentliche. Am besten auf die Technologie, die effizient ist, denn das bedeutet weniger Investment, weniger Kosten, weniger Eingriff in die Natur (z.B. sehr teures Platin bei der Brennstoffzelle) und damit günstigere Preise. Du hast es in der Hand.
Und dass ein Wettbewerber laut T&E einen deutlich geringeren CO2 Ausstoß hat als Daimler muss für Dich als der Branchengrößte doch peinlich sein. Und das nur mit Aerodynamik.
Also, verzettel Dich nicht mit H2. Während des BWL-Studiums warst Du doch extrem zielorientiert und entsprechend erfolgreich (Militärausgaben als Wachstumsfaktor oder Audi Quattro als Deine Belohnung von Audi, beeindruckende Fahrt damals ;-)). Aber alles technische war nun mal schon damals nicht Dein Ding. Das hat sich irgendwie nicht geändert. Oder bewerte dann eben den höheren CO2 Ausstoß und die Gifte Deiner LKWs anhand Deines christlichen Wertesystems und tue etwas dagegen.
Wasserstoff ist eben keine Lösung sondern nur eine sehr geniale Verzögerungstaktik der Transformation durch Verunsicherung der Verbraucher über den von Dir präferierten Antrieb. Schade. Wenn alles nichts hilft, nimm Dir ein Beispiel an Diess.
Jakob Sperling meint
Wer zwei Dreisätze miteinander verknüpfen kann, weiss, dass es bei den LKW mit Batterien alleine nicht geht.
David meint
Ja, das mit dem Wasserstoff ist Quatsch. Ich denke auch nicht, dass das von den eigenen Ingenieuren kommt, sondern eher von Investoren, denen es lieber ist, dass man diese Position im Wettbewerb für die nächsten 2-3 Jahre absichert.
Thomas meint
„Als zweiten Punkt führt der Manager die Infrastruktur auf: Wenn sich die Zahl der elektrischen Autos, Lastwagen und Busse wie erhofft rasant entwickele, würden Batterien hier schon bald nicht mehr ausreichen. Das würde die Strom-Infrastruktur überfordern.“
Ich bin erschüttert. Der Herr hat immer noch keine Ahnung von größeren energiewirtschaftlichen Zusammenhängen. Der Transportsektor erhöht den Stromverbrauch in DE um etwa 20-25% – inklusive LKW & Bussen. Das geht selbstverständlich viel kostengünstiger mit einer Erweiterung des nationalen Stromnetzes als durch eine H2-Infrastruktur.
Daniel meint
Der Wasserstoff kann zudem nur klimaneutral aus Strom erzeugt werden. Dann braucht man rund dreimal soviel Strom.
Es wird Zeit, dass die Öffentlichkeit über blauen Wasserstoff aufgeklärt wird!
Marco meint
Wasserstoff müsste allerdings nicht zwingend von Strom aus dem Deutschen Stromnetz erzeugt werden. Man könnte ihn direkt bei Solar-Kraftwerken in sonnigen Ländern erzeugen oder bei Windkraftwerken oder so, ohne es überhaupt in ein Stromnetz einspeisen zu müssen.
Ich will nicht sagen, dass ich das für absolut sinnvoll halte, nur dass es eben schon verwendet werden kann, um die Stromnetze zu entlasten. Ansonsten gebe ich Dir aber durchaus Recht, dass das nicht immer bis zu Ende gedacht ist, wenn Wasserstoff als die Lösung gebracht wird.
Sebastian meint
man könnte
man sollte
man wollte
man hätte
Kasch meint
Klar H2 aus Afrika, Gas aus Russland, Atomstrom aus Frankreich, Technisches aus Asien, die Welt bettelt ja auf Knieen, uns kostenlos dienen zu dürfen. Ich befürchte, die Zeiten sind vorbei.
Jakob Sperling meint
@ Kasch
Deutschland ist Export-Weltmeister. Wenn D nicht sehr viel exportieren kann, bricht es völlig zusammen.
Gleichzeitig will man nun künftig auch die Energie 100% lokal produzieren und Sie wollen offenbar auch sonst nichts aus dem Ausland einkaufen.
Haben Sie sich schon einmal überlegt, ob das funktionieren wird? Aus D fliessen Produkte in alle Welt und nach D fliesst nur Geld? Womit sollen alle diese Länder das Geld verdienen, das sie dann Deutschland für Autos, Maschinen und Pharmazeutika bezahlen sollen?
Wir Mitteleuropäer kommen sowieso nicht darum herum, mitzuhelfen, dass die nordafrikanischen Länder zu gleichberechtigten, wirtschaftlich florierenden und politisch stabilen Nachbarn heranwachsen. Das war schon mal so (-> Karthago) und es wird auch wieder gehen.
Energieerzeugung in Nordafrika kann ein wichtiger Teil dieser Entwicklung sein. Eine PV-Zelle in Algerien produziert zweimal soviel Energie wie die gleiche Zelle in D und statt Ackerland besetzt sie nur Wüste. Die Gas-Pipelines und Stromkabel von Nordafrika nach Europa existieren schon und sonst ist es wirklich einfach, ein paar zusätzliche zu verlegen. Das macht einfach Sinn und es wird auch kommen.
Kasch meint
Entfernt. Bitte verfassen Sie konstruktive Kommentare. Danke, die Redaktion.
Sean Wagner meint
Frankreich konnte landesweit optimale neue Trassen für die TGV Hochgeschwindigkeitszüge bauen. Da sollte es möglich sein, entlang einiger bestehender Autobahnabschnitte Oberleitungen zu errichten.
Es wird Zeit, bei Hindernisse bei Planungsverfahren und Umweltabklärungen gegen die überall garantierten Veränderungen durch ein schnell und teils unabsehbar sich veränderndes Klima abzuwägen.
Lasch meint
Wir schaffens ja nicht mal unsere Bahnstrecken zu elektrifizieren, um vereinbarte Transit-LKW-Verladung auf der Schiene nachzukommen ????
Ebi meint
Ein Oberleitungsnetz gibt es schon. Dürfte sinnvoller sein dieses weiter zu ertüchtigen als ein neues parallel aufzubauen.
Kasch meint
Wenn ich da an die drei Busdepotbrände alleine von heuer denke, sollte erstmal der Hersteller in die Gänge kommen. 50 Mio Schaden in Düsseldorf am 01.04. war kein Aprilscherz und sollte nicht, wie so Vieles bei uns, unter den Teppich gekehrt werde. Vom Marktführer BYD konnte ich keine Katasrophen dieser Größenordnung finden.
David meint
Klar, Tesla hat verpennt Busse zu bauen. Und es sieht ja nicht einmal so aus, als ob sie den Truck noch irgendwann auf die Straße bringen. Also musst du mit Dreck auf andere schmeißen. FUD im wahrsten Wortsinn. Schäm Dich!
Bisher konnte noch kein Depotbrand auf einen Elektrobus zurückgeführt werden. Wärst du schlauer, hättest du einen aktuelleren Brand genommen, wo man noch nichts genaues sagen kann. Es sogar ausgesprochen dämlich, Düsseldorf als Beispiel zu nehmen:
Denn hier konnten die Ermittler vor einer Woche explizit die Elektrobusse als Verursacher ausschließen, weil die Ladeprotokolle einen Stopp des Ladevorgangs durch die Hitze aufzeichneten, während das Depot minutenlang am anderen Flügel brannte, was durch Brandmelder zweifelsfrei aufgezeichnet wurde.
Kasch meint
Kein Mensch sprach von Tesla, sondern vom aktuell absoluten Weltmarktführer BYD aus China. 8 brennende Akkupacks führten in Düsseldorf zum Ausmaß des Brandes, wodurch der Auslöser überhaupt nicht mehr feststellbar ist. Aber wie man sieht, sind die Meisten auf diesem Forum absolut Kommunikationsresistent.
Theo meint
Düsseldorf hatte soweit ich weiß keine Mercedesbusse.
Max meint
Auslöser ist aber ein völlig anderes Thema als „Ausmaß“, mit Letzterem hat nämlich der Hersteller, anders als so populistisch beschrieben, nichts zu tun.
Triviale Erkenntnis: Wenn es brennt, dann fangen halt irgendwann auch die Elektrobusse Feuer. Wie David hier schon sagt. Leider FUD.
Ebi meint
Nicht alles ist per se FUD. Nach meinem Kenntnisstand ist in Stuttgart klar, dass der Brand aus unmittelbarer Nähe eines Daimler Busses ausging. Das ist bei Neueinführung einer Technologie auch nicht ungewöhnlich, passiert und muss behoben werden.
Sebastian meint
In Kürze kommen solid Akkus, Feststoffakkus und Natrium Akkus…. dann hat es mit der Brennerei ein Ende.
DerÄlbler meint
Der Bus, der in Stuttgart den Brand ausgelöst hat war mit Feststoffakkus aus Frankreich bestückt.
Im Übrigen ist BYD nicht besser, schon letztes Jahr wurden in Lyon alle BYD Busse wegen technischer Defekte und Brandgefahr stillgelegt.
Torsten meint
Wobei die Bolloré-Batterien nicht wirklich Feststoffakkus sind…
Sebastian meint
Und Brandursache war der Akku? Am Tag brennen fast 50 Autos in Deutschland dennoch stellt keiner den Verbrenner in Zweifel
Jensen meint
@DerÄlbler: SInd die offiziellen Untersuchungen zum besagten Brand in Stuttgart bereits abgeschlossen und ist man zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Elektrobus brandursächlich war? Ich habe bisher keine Veröffentlichungen dazu finden können … Haben Sie eine entsprechende Quelle zur Hand ?
DerÄlbler meint
Laut Zeit und Stuttgarter Zeitung war ein Bus des Herstellers Evobus mit Festkörperbatterie die Ursache. Die Batterien sind bei diesem Typ im Dach verbaut, der Bus hing am Ladegerät. Unter dem Hallendach kam es zum Hitzestau und in Folge zum Brand der Halle.
Sebastian meint
Jensen
du musst wissen, auf der schwäbischen Alb (daher Älber) gibt es 6 Monate Winter, in den restlichen 6 Monaten ist es einfach nur kalt. Daher sind Informationen aus dieser Region nur von überschaubarer Qualität.
Verbraucherhinweis: Porsche, Daimler, Audi liegen unterhalb der Alb.
Tommi meint
Ja, Daimler sollte alle Busdepotbrände mit untersuchen, damit so etwas nicht wieder passiert. Ich arbeite zwar ncht bei Daimler, aber ich denke, die haben mehrere Mitarbeiter, so dass einige sich um die Brände kümmern können und andere wiederum die Fahrzeuge weiter entwickeln können. Das kann durchaus parallel passieren und nicht „erstmal…“.
Aus Fehlern sollte man lernen. Man sollte übrigens auch untersuchen, warum viele tausend Verbrennerfahrzeuge jährlich brennen. Aber meine Vermutung ist, dass auch das nicht unter den Teppich gekehrt wird.
Andi_XE meint
Nur das in Düsseldorf der Brand wohl nicht durch eine E-Bus (BEV) verursacht worden ist.
https://www.electrive.net/2021/10/14/duesseldorfer-depot-brand-wohl-nicht-von-e-bus-ausgeloest/
Tommi meint
Eigentlich ist es egal. Wenn eine defekte Kaffeemaschine den Brand auslöst und durch grosse Akkus das Löschen schwieriger wird, ist das ein Problem, was gelöst werden sollte. Wobei ich davon überzeugt bin, dass gute Lösungen sicher zukünftig vorhanden sein werden.