Der Volkswagen-Vorstandsvorsitzende Herbert Diess betont immer wieder, wo Elektroautobauer Tesla der Branche voran ist und den dadurch auf Europas größtem Autohersteller lastenden Druck, produktiver zu sein. Auch der Chef des US-Traditionskonzerns Ford Jim Farley erkennt die Erfolge von Tesla an. Wie Diess verwies er kürzlich bei einer internen Veranstaltung vor Mitarbeitern auf die Herausforderungen durch die neue Konkurrenz.
Während eines virtuellen Treffens, an dem rund 20.000 Mitarbeiter weltweit teilnahmen, erklärte Farley laut der Detroit Free Press, warum Ford Tesla als dominierenden Akteur auf dem Markt für vollelektrische Fahrzeuge ernst nehmen müsse. Er wies auf die Großbestellung von 100.000 Elektroautos vom Typ Model 3 durch den Vermieter Hertz hin, die den Marktwert von Tesla eine Billion Dollar überschreiten ließ.
„Denken Sie nur an die Wertschöpfung von Tesla im Moment. Und sie haben Ressourcen, kluge Leute, das Model 3 ist jetzt das meistverkaufte Fahrzeug in Europa. Nicht nur elektrisch, sondern insgesamt. Es war das meistverkaufte Fahrzeug in Großbritannien. Die meisten Monate ist es das meistverkaufte Fahrzeug in Kalifornien. Nicht nur elektrisch, sondern insgesamt. Wenn wir erfolgreich sein wollen, können wir die Konkurrenz nicht mehr ignorieren“, so Farley.
Der Ford-Chef forderte seine Mitarbeiter dazu auf, Tesla zu studieren und sich von dem Wettbewerber inspirieren zu lassen. Er lobte den in der Branche bisher unüblichen Ansatz, ohne Mittelsmann direkt an die Kunden zu verkaufen. Tesla mache den Prozess sehr leicht, nur wenige Klicks reichten, um ein Modell zu konfigurieren und es sich bequem liefern zu lassen. Die Preise seien einfach und nicht verhandelbar, hinzu komme ein umfassendes Reservierungssystem und digitale Servicedienstleistungen.
Auch die Technologie von Tesla beeindruckt Farley. Der Konkurrent nutze den Strom in seinen Autos so gut wie kein anderer. Auch nach dem Kauf bemühe sich das Unternehmen intensiv darum, die Nutzererfahrung besser zu machen. Neben laufenden Verbesserungen treibe Tesla die vertikale Integration voran und kümmere sich stärker selbst um Komponenten und schwierige Probleme. Teslas Angebot hebe sich deutlich von dem der etablierten Autohersteller ab und die Komplexität sei im Vergleich „winzig“.
„Tesla kann aufgrund dieser Komplexitätsreduzierung schnell skalieren. Sie können die Kosten senken, was sie auch getan haben. Sie können die Prozesse einfach halten“, erklärte Farley. Er forderte seine Mitarbeiter auf, anders zu denken, kreativ zu sein und nach Möglichkeiten zu suchen, Ford effizienter, wendiger und kostengünstiger zu machen.
„Unglaubliche“ Konkurrenz
Insgesamt entwickele sich der Markt sehr schnell in Richtung Elektrofahrzeuge, sagte Farley. Ford mache hier zwar Fortschritte, es gebe aber noch viel zu tun. Die Konkurrenz in diesem Bereich sei „unglaublich, so etwas haben wir noch nie gesehen“. Er nannte das Start-up Rivian, das im Ford-Kernsegment der Pick-ups ein Elektroauto sowie ein SUV auf den Markt bringe, außerdem in großer Stückzahl einen Transporter für Amazon. Ford hat in Rivia investiert, was sich laut Farley auszahlen dürfte, gleichzeitig sei der Neueinsteiger aber „ein starker Konkurrent“. Farley verwies auch auf Volkswagen als weltweit zweitgrößten Hersteller von Elektroautos hinter Tesla. „Wir müssen uns selbst gegenüber ehrlich sein, was den Markt, die Stärke unserer Konkurrenz und die Arbeit betrifft, die wir gemeinsam leisten müssen“, sagte Farley.
Ford hatte im Mai mitgeteilt, seine Investitionen in E-Mobilität abermals aufzustocken. Bis 2025 sollen über 30 Milliarden Dollar aufgewendet werden. In Europa will der Konzern ab 2030 nur noch Elektroautos anbieten. Schon in wenigen Jahren soll mehr Geld in Fahrzeuge mit E-Antrieb als in Verbrenner fließen. Ende September informierte das Unternehmen über eine große Produktionsoffensive in den USA für seine künftige E-Auto-Fertigung. Ford wird dort die Produktion mit Investitionen in Höhe von 11,4 Milliarden Dollar ausweiten. Bis 2025 sollen vier neue Werke – davon drei für Batterien – gebaut und 11.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.
In Europa arbeitet Ford eng mit Volkswagen zusammen. Der US-Hersteller darf als Erster außerhalb des Wolfsburger Konzerns dessen E-Auto-Baukasten MEB nutzen. Volkswagen hat mit Ford vereinbart, Plattform-Technik für 600.000 Elektroautos zu liefern. Über ein zweites, möglicherweise auch drittes Modell mit dem Baukasten wird verhandelt. Ford forciert flankierend eigene Elektroauto-Technik. Dazu sind zwei neue Plattformen geplant, die für weltweit vertriebene E-Autos genutzt werden sollen. Bereits auf dem Markt ist das von Ford selbst entwickelte Elektroauto-Flaggschiff der Marke Mustang Mach-E.
Tom meint
Tja dann würde ich mal sagen: „Nicht labern – MACHEN!“
Wo sind denn die Elektroautos von Ford? Wer aktuell ein Elektroauto von Ford kaufen möchte hat nur den Mustang Mach-e zur Wahl. Tolles Auto keine Frage, aber für die allermeisten unerschwinglich und für den Alltag mit viel unnötiger Power.
Klar haben die anderen Hersteller auch (noch) nicht die riesige Auswahl und auch die Preise lassen Platz nach unten. Aber im Alltag fahre ich zum Lidl, zum Friseur, in den Kindergarten, in die Arbeit, etc. heute schon mit ZOE, e-Twingo, e-up, Smart EQ, e-Golf, Kona, …
Teslas Vertrieb ist zweifelsfrei besser, aber nicht allein der goldene Schlüssel. Wer besser sein will als anderer Hersteller, der muss auch was anbieten können. Der mach-e ist einfach zu wenig….
Obraxis meint
Na, bekommt er jetzt auch Ärger mit dem Betriebsrat (der so oder so nur für sich selbst arbeitet) we Diess @ VW?
Karsten meint
???? Wir haben doch schon „Herbert“, dass wird ja bald inflationärer wie Virologen.